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Neue Infoexponate für Sylt

Kampen auf Sylt, 23. März 2016

Videolink zum Event

Auf Sylt sind am Mittwoch (23.) neue interaktive Infoexponate eingeweiht worden. Sie

Wal-Infostele

Wal-Infostele

bieten Wissenswertes über Schweinswale und das Sylter Walschutzgebiet, über Trauerenten sowie über das für die Insel so wichtige Thema Küstenschutz, und sie sind Teil des Besucherinformationssystems (BIS) im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Aber ein besonderer Teil, handelt es sich doch um ein Kooperationsprojekt des Landesbetriebes Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), des Landschaftszweckverbandes Sylt und des Erlebniszentrums Naturgewalten Sylt samt seiner Partnerverbände, das als Teilkompensation für die Sandentnahmen für die jährlichen Sandvorspülungen finanziert wird. „Ein innovatives Modell und eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, so der Leiter des Geschäftsbereiches Küstenschutz und Häfen beim LKN Frank Barten bei der Feierstunde in Kampen.

Zehn von der Firma „NaturErleben“ aus Kiel konzipierte neue Elemente (acht Pulte und zwei Stelen) sind in den vergangenen Tagen an verschiedenen Standorten der Sylter Westküste installiert worden. Sie werden ergänzt durch zwei Prototypen, die bereits im vergangenen Jahr aufgebaut und seitdem erfolgreich auf Tauglichkeit getestet wurden.

Treibende Kräfte für das Vorhaben waren der Sylter Biologe Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer und Matthias Strasser vom Erlebniszentrum Naturgewalten – aus der Überzeugung heraus, dass das 1999 eingerichtete Walschutzgebiet vor der Küste Sylts ein wichtiges Vorranggebiet für Meeressäuger und Hochseevögel ist, dessen Bedeutung auf Sylt bis dahin zu wenig hervorgehoben wurde. „Wir danken Lothar und Matthias ganz herzlich für ihre Beharrlichkeit, deren Erfolg wir jetzt vor Augen haben“, sagte Matthias Kundy aus der Nationalparkverwaltung und ergänzte: „Gäste, die vorher noch nichts von Schweinswalen wussten, können jetzt ihre Sinne schärfen und eigene Beobachtungen direkt mit Fachinformationen verknüpfen.“

Lothar Koch dankte für die Schließung von Informationslücken „direkt in der Ballungszone zwischen Walschutzgebiet und Touristenstrand“. Die unterschiedliche Ausführung jeder einzelnen Infostele machten dieses Projekt zu einem einzigartigen „Kleinwal-Lehrpfad“ an Europas Küsten, so Koch, und: „Dieser wird in den Köpfen der Betrachter einen attraktiven und wichtigen Beitrag zum Meeresschutz im Welterbe Wattenmeer leisten.“

DAS SYLTER WALSCHUTZGEBIET

Schweinswale stehen in Europa unter Naturschutz. Zum Schutz der Wale wurde 1999 als Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ein Walschutzgebiet errichtet, denn hier ziehen viele Schweinswale ihre Kälber groß. Es umfasst eine Fläche von 1.240 Quadratkilometern und erstreckt sich vor den Inseln Sylt und Amrum nach Westen bis zur zwölf Seemeilen entfernten Landesgrenze.

Pressemitteilung des LKN/Nationalparkverwaltung/Heike Wells

Erster Schritt zum Sylter Nordsee-Wale-Erlebnispfad gelungen!

Kampen Hauptstrand

Ansprache zur Einweihung von interaktiven Info-Einheiten am Walschutzgebiet des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auf Sylt  von Lothar Koch

 

LKN-Küstenschutz-Leiter Frank Warten links, Lothar Koch/Schutzstation Wattenmeer rechts

LKN-Küstenschutz-Leiter Frank Barten links, Lothar Koch/Schutzstation Wattenmeer rechts

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nordseefreunde,

Stellen Sie sich vor, ein Investor arbeitet zehn Jahre darauf hin, ein einzigartiges Top-Restaurant in bester Lage auf der Promenade zu eröffnen. Dann kommt der Tag, an dem das Restaurant steht, aber 16 Jahre lang werden weder Speisekarten noch Werbeschilder gedruckt. Das wäre absurd, oder? Sicherlich würde das Restaurant nicht lange durchhalten.

So ähnlich erging es Sylt mit dem Walschutzgebiet. Ab 1989 arbeiteten zahlreiche Naturschutzverbände, Wissenschaftler und Ämter zehn Jahre lang auf den Schutz der Kleinwal-Kinderstube vor Sylt hin. Im Dezember 1999 war es geschafft: Das 1240 qkm große Seegebiet, vor dem wir stehen, wurde zum ersten europäischen Walschutzgebiet erklärt und der Nationalpark SH-Wattenmeer wuchs um etwa ein Drittel seiner Fläche und wurde schliesslich zum UNESCO-Weltnaturerbe gekürt.

Eine angemessene Bürger-Information am Schutzgebiet blieb jedoch bis heute aus.

Genau hier an dieser „Ballungszone Touristenstrand“ klaffte bislang für  Millionen von Sylt -Urlauber und die Sylter Insulaner eine eklatante Informationslücke für das größte Schutzgebiet Deutschlands. Deshalb bin ich allen  sehr dankbar, die nun dazu beigetragen haben, daß wir den ersten großen Schritt zum Schliessen dieser Lücke heute feiern können. Mögen die spielerischen Informationen zur Akzeptanz des Nationalparkes und dem Verständnis von Nordseeschutz beitragen!

 

Ausgewiesene Nordsee-Experten aus Ämtern, Wissenschaft und Naturschutzverbänden haben in einem kleinen Team unter der Leitung von Matthias Kundy aus der Nationalparkverwaltung mit viel, teils ehrenamtlichen Engagement an den Inhalten der nun aufgestellten 12 Walschutzgebiets-Einheiten gearbeitet. Jedes einzelne der zwölf Elemente ist ein Unikat und vermittelt in einfacher Sprache neuste, differenzierte Informationen über Kleinwale, Hochseevögel, Nordsee-Ökologie und Sylter Küstenschutz.

Aber was nützen die schönsten Texte wenn sie nicht gelesen werden? In einer permanent vernetzten Onlinewelt und Informationsflut via Smartphones und Tablets, wird es schwieriger mit 08/15 Wanderwegtafeln auf das Wesentliche am richtigen Ort und zur richtigen Zeit hinzuweisen.

Deshalb war unser Anspruch von vornherein, den Tafeln in der Ausführung das „gewisse, einmalige Etwas“ zu verleihen. Es gelang uns, die schönsten Fotographien der so schwer ins Bild zu setzenden Schweinswale und vieler anderer Nordseearten zusammenzuholen.

Der Firma Naturerleben ist es gelungen mit uns gemeinsam ein ganz besonderes Design von Stelen und Pulten zu schaffen, das auch alltagstauglich über Jahre dem Salz-Sandstrahlgebläse der Sylter Westküste trotzen kann.

Der besondere Clou ist jedoch die Interaktivität der Tafeln. Der erste Impuls, der von den Pulten und Stelen ausgeht, sollte sein:  „Oh-da gibt es etwas Tolles zu entdecken und zu spielen“, statt „Da gibt es wichtige Schutzgebiets-Informationen“. Der oft gehörte Ausspruch Sylter Vermieter: „Die Gäste drehen mal wieder am Rad“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung 🙂

Im Spannungsfeld eines amtlich seriösen Gestaltungsanspruches und der spielerischen Kreativität der Designer ist, so meine ich, hier ein sehr guter Kompromiss gelungen.

Mir persönlich war es sehr wichtig, daß sich die Tafeln auch angemessen harmonisch ins sylter Landschaftsbild einpassen. Deswegen sind die meisten Infopunkte auch in Pultform umgesetzt worden, um den freien Blick auf´s Meer nicht zu stören. An einigen ausgewählten Punkten wurden hohe, formschöne Metall-Stelen gewählt.

Die inhaltlich unterschiedliche Ausführung jedes einzelnen Infoelementes machen dieses Projekt in Zukunft zu einem einzigartigen „Kleinwal-Lehrpfad“ an Europas Küsten. Schon jetzt werden die Infoelemente in den Köpfen der Betrachter einen attraktiven und wichtigen Beitrag zum Meeresschutz im Welterbe Wattenmeer leisten.

Der wichtige Effekt von zwölf Tafeln entlang einer 40 Kilometer langen Westseite kann naturgemäß durch weitere Infostelen gesteigert werden. Viele wichtige Strandübergänge sind noch nicht versorg. Wir hoffen darauf, in Teil 2 unserer Planung auch abrufbare Audioeinheiten für Smartphones, Walskulpturen und anderes mehr einsetzen zu können.

Eine mehrsprachige Broschüre die das Projekt zu einem „Sylter Nordsee-Wale-Erlebnispfad“ zusammenfassen würde wäre eine „hitverdächtige“ Ergänzung für alle Radwanderer und naturbegeisterte Sylturlauber.

So könnten unsere Bemühungen zum Verständnis des Meeresschutzes insbesondere der Wale und Hochseevögel vor Sylt einen wirklich hohen Effiziensgrad erreichen und eine Win-Win Situation für Bürger, Nordsee-Arten,  den Tourismus und das Welterbe Wattenmeer wäre hergestellt. Das Land Schleswig-Holstein und die Insel Sylt könnte dann mit einem europaweit einzigartigen Wale-Lehrpfad als „Alleinstellungsmerkmal“ punkten.

Kann das Land sich diese Werbung für seine Meeres- und Küstenschutzbemühungen leisten? Ich meine ja! Es lohnt sich für alle!

Wie wichtig bürgernahe Informationen für die Schutzgebiete des offenen Meeres sind, zeigt die aktuelle öffentliche Diskussion um die Neuordnung der Befahrensregelung im Nationalpark, den Küstenschutz an der Hörnum Odde, die Diskussionen um Kiter, Angler, Robbenbestände, Plastikmüll und Möwenplagen und anderes mehr.

Da Natur- und Umweltschutz bekanntlich in den Köpfen der Menschen beginnt, sollte uns das allemal die erforderliche Investition wert sein.

 

Vielen Dank !

Lothar Koch

Diplombiologe Lothar Koch (www.natuerlichsylt.net)

hier für für die Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V

 

 

Endlich Infos direkt am Walschutzgebiet

Heute ist historischer Moment auf Sylt: Das Erlebniszentrum Naturgewalten und der

die neuen interaktiven Infopulte

die neuen interaktiven Infopulte

Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz laden zur Einweihung der neuen Infoe-Elemente für das Walschutzgebiet auf Sylt ein:

Heute, den 23. März 2016

um 10:00 Uhr

auf der Plattform am Kampener Kliff (beim großen Parkplatz bei der Sturmhaube).

Folgender Ablauf ist vorgesehen:

Begrüßung durch Frank Barten (Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz) und Matthias Kundy (Nationalparkverwaltung)

Informationen zum Nationalpark und Walschutzgebiet auf Sylt durch Dr. Matthias Strasser (Erlebniszentrum Naturgewalten)

Die Idee der interaktiven Stelen – Informationen von Mitinitiator Lothar Koch (Schutzstation Wattenmeer, Sylt)

Toter Schwertwal bei Rantum gestrandet

Hier zum TV-Interview mit Lothar Koch auf SyltTV1 (der zweite Teil der Antwort im Interview bezog sich auf die generelle Frage, weshalb soviel Wale (Pottwale-und andere Arten) derzeit in der Nordsee herumschwirren und stranden. Wurde leider geschnitten.

Naturfreunde und Whale Whatcher sollten jetzt nach dem Fund eines relativ frisch toten Schwertwalkalbes auf Sylt die Augen an der ganzen Küste offen halten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß weitere Orcas in der Nähe sind. Schwertwale ziehen meist in größeren Schulen. Strandungen dieser Walart sind recht selten. Das letzte Mal ist ein solcher Fund auf Sylt von 1964 belegt.

Ich selbst hatte 1994 im Rahmen der internationalen Walzählung SCANS die seltene Begegnung mit 50 Orcas im Skagerrak, nordöstlich von Jütland, also nur wenige 100 km nördlich von hier. Es war eine Mischung aus Weibchen, Männchen und Jungtieren. In nordnorwegischen Gewässern sind sie nicht selten. Vielleicht folgten sie heute wie damals den gleichen Nahrungsschwärmen wie die gestrandeten Pottwale?

Thunfische, Pottwale, Buckelwale, Delphine und Orcas…die Liste exotischer Sichtungen großer Meerestiere in der südlichen Nordsee und der Ostsee in den vergangenen sechs Monaten wird immer länger. Möglicherweise weil es ein „el Niño-Jahr“ ist (so nennt man das Auftreten ungewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Strömungen im ozeano-graphisch-meteorologischen System.) Diese Veränderung von Meeresströmungen geht einher mit starken Temperaturschwankungen und kommt alle paar Jahrzehnte vor. Im Dezember 2015 gab es durch einen Sturm einen kurzfristigen Temperaturanstieg in der Arktis um 30 Grad Celsius auf 3 Grad plus am Nordpol.

Pottwale und andere Räuber jagen Beutetieren nach, die Aufgrund von zeitweiliger Wassererwärmung in Richtung Nordsee driften, zum Beispiel der Tintenfischart Gontatus fabricii. Über die tiefe norwegischen Rinne, die fast bis Dänemark reicht, gelangen sie so in die flache Nordsee und geraten auf Abwege. Mehr Hintergrund zu dieser Theorie hier und hier.

 

LOTHAR KOCH

Was läßt die Wale stranden?

Aktenzeichen XY ungelöst….Pottwalstrandungen an der Nordseeküste

Nachtrag am 18.2.2016: Jetzt vertreten auch deutsche und britische Walexperten die Hypothese, die ich im Video schildere s. diesen shz-artikel und stern video vom 14.3.2016

Die enorme Zahl von 30 Pottwalstrandungen (Stand: 9.2.2016) innerhalb der vergangenen vier Wochen läßt viele über die Ursachen spekulieren. Hier eine kurze Zusammenfassung der möglichen Gründe, weshalb Pottwalschulen in die Nordsee ziehen und dann bei uns an der Wattenmeerküste verenden. Im Video berichtet der Biologe Lothar Koch über die wahrscheinlichste  Theorie.

TATORT : NORDMEER-NORWEGEN

Im Nordmeer bei Norwegen halten sich Pottwalbullen zur Jagd gern auf. Zur Paarungszeit reisen sie von dort einige Tausend Kilometer zu den Weibchen, die sich im Atlantik zwischen  Azoren und Karibik aufhalten. Immer wieder kommt es jedoch dazu, dass junge Pottwale“ falsch abbiegen“ und statt nördlich von Schottland vorbei zu schwimmen, in die Nordsee navigieren.

TATZEIT: 2016  passierten die letzten Pottwalstrandungen in unserer Region. Insgesamt  gab es seit 1990 fast 100 Pottwalstrandungen an den Nordseeküsten.

TÄTER GESUCHT: Die Frage, ob die Pottwalstrandungen natürliche Ursachen haben, oder auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, ist nach wie vor ungelöst.

Mögliche natürliche Ursachen:

-Navigationsfehler  unerfahrener, junger Pottwalbullen, eventuell verursacht weil es eine Informationslücke zwischen Pottwalgenerationen gibt, die bis ins 20.Jahrhundert abgeschlachtet wurden. Die tradierten Wanderrouten konnten daher möglicherweise nicht ausreichend an folgende Generationen weitergegeben werden. Mehr Hintergrund dazu hier.

– Pottwale jagen Beutetieren nach, die Aufgrund von zeitweiliger Wassererwärmung in Richtung Nordsee driften, zum Beispiel der Tintenfischart Gontatus fabricii. Über die tiefe norwegischen Rinne, die fast bis Dänemark reicht gelangen sie so in die flache Nordsee und geraten auf Abwege. Mehr Hintergrund zu dieser Theorie hier und hier.

– Sonnenflecken-Aktivitäten, die von Jahr zu Jahr schwanken, stören das Erdmagnetfeld, an dem sich Wale orientieren. Mehr Hintergrund zu dieser Theorie hier.

– Parasiten im Innenohr von Leitbullen stören deren Orientierungsfähigkeit

– es ist einfach Zufall

Mögliche unnatürliche Ursachen:

– Das Ölindustriegebiet (rund 400 Öl- und Gas-Plattformen) in der nördlichen Nordsee macht viel Unterwasserlärm und stört das Ortungssystem der Pottwale.

– Militärische Ursachen. Die NATO betreibt ein tieffrequentes Schallwellennetz unter Wasser, dass für die Navigation von U-Booten gebraucht wird. Pottwale kommunizieren ebenfalls mit tieffrequenten Schallwellen. Drastische Störungen der Walkommunikation sind wahrscheinlich.

– Zahllose Elektrokabel, die die Nordsee zunehmend durchziehen könnten das Magnetfeld stören

– Durch in die Weltmeere eingeleitete nicht abbaubare Schadstoffe leidet das Immunsystem der Wale. Krankheiten und Parasitenbefall sind die Folge. Das kann zu Fehlverhalten der Tiere führen.

SACHDIENLICHE HINWEISE die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Tatherganges führen nimmt der Autor, jede Schutzstation oder das Nationalparkamt entgegen