Sylt hat ein neues Vögel-Schutzgebiet

P1050754Seit dem 18.6. ist die neue Verordnung zum ausgewiesenen „Geschützten Landschaftsbestandteil Dünenlandschaft Djkjen-Deel“ in Kraft.“ Die nach Bundesnaturschutzgesetz in Zukunft besser protegierte Dünenlandschaft westlich der L24, zwischen Westerländer Biikeplatz und DJH Dikjendeel, ist ein weiterer Mosaikstein im bald durchgängig geschützen Sylter Nehrungshaken zwischen Westerland und Hörnum.

Hintergrund der erstaunlich und ungewohnt zügigen Ausweisung des Schutzgebietes, sind wahrscheinlich nicht ausschliesslich Naturschutzinteressen. Seit Jahrzehnten gilt dieser Dünenabschnitt als Geheimtip für homosexuelle Touristen, die dieses Gebiet über die Jahre als ihren paradiesischen Treffpunkt im heissen Sylter Sommersand machten.

Inzwischen hatte sich eine Art Gewohnheitsrecht eingestellt, was nicht selten dazu führte, dass Natur-und Küstenschützer, die gegenüber den Lagernden das Betretungsverbot der Dünen anmahnten, mit unflätigen Sprüchen oder gar mit der Latte bedroht wurden.

Nun ist es aus, mit dem Schwulen-Mekka bei der Oase zur Sonne. Nicht nur das Betreten, auch „störendes Verhalten“, unangeleinte Hunde und
das Ausbringen von Pflanzenteilen und Samen aller Art ist jetzt gesetzlich verboten und wird mit bis zu 50 000 Euro geahndet.

In weiser Voraussicht bleibt die Ausübung des Jagdrechtes erlaubt, rechnet das Amt doch mit erheblichem Widerstand in den kommenden Sommermonaten, wenn die Szene wieder Urlaub auf der schönen Partyinsel Sylt macht.

Und die Kindergruppen in der Jugendherberge fragen sich nun nicht mehr, weshalb sie sich an den Dünenschutz halten müssen, während in der Nachbarschaft überall Männerköpfe aus der so empfindlichen Botanik herausschauen und nicht nur über die Sylter Immobilienpreise stöhnen.

Allerdings könnte es nun zu einer Verlagerung, der nach wie vor auf Sylt herzlich willkommenen, Gästeklientel kommen.Möglicherweise an den Lister Strand nahe der legendären Bambus Bar. Dort plant die Gemeinde eine grössere Strandgastronomie mit dem Slogan „Meer Lust auf Sylt“. Im schlimmsten Fall meidet das lukrative Klientel Sylt in Zukunft und wandert mit dem Zitat  Götz v. Berlichingens auf den Lippen gen Kanaren ab.IMG_0825

Lothar Koch

Ent-täuschung am Horizont: Windpark ist sichtbar.

Nach weit über einem Jahrzehnt der Mutmassungen hat „Butendiek“ jetzt Fakten geschaffen. Von Westerland aus ist in 32 km Entfernung deutlich der schwimmende Baukran der Bremer Konstruktionsfirma am Horizont zu sehen. Und der ist „nur“ 82 Meter hoch. Das Endprodukt, der Windpark mit 80 Mühlen besteht aus Rotoren, die rund 200 m weit ins Firmament ragen werden, also noch knapp 50 m höher als der Kölner Dom (157 m). Dabei lieben doch Sylter und ihre Gäste so sehr den freien Blick der Friesen über das weite, weite Meer: „Rüm Hart, klar Kimmung“ ist der insulare Schlachtruf seit Alters her und bedeutet etwa: Weites Herz, klarer Horizont.

Damit ist es jetzt zumindest bei klaren Tagen und in Richtung Nordwesten vorbei. Doch wer jetzt enttäuscht ist sollte sich folgendes verdeutlichen. Die Naturlandschaft Nordsee ist schon längst zu einem Industriegebiet geworden. Hunderte von Ölplattformen stehen darin herum, Zig-Tausende von Kubikmetern Sand werden jährlich aus ihr für das Baugewerbe geschürft, die Fischerei durchpflügt statistisch pro Jahr drei Mal jeden Quadratmeter Nordseeboden mit Fanggeschirr, das Militär probt in und über ihr und aus unzähligen Quellen werden nach wie vor eine Menge Nähr-und Schadstoffe in sie hineingepumpt. Ganz zu Schweigen von der Schiffahrt, die dort immer noch Substanzen verklappen darf und mit schwer abbaubarem Bunker-C Öl ihre Schiffsdiesel betreibt. Da gehört die Erzeugung von Ökostrom zu den eher harmloseren Produkten auf See.

Die Idylle am Sylter Strand war also schon immer eine verklärte Sicht von Romantikern und Urlaubern, die viel für diesen freien Seeblick zahlen. Nun werden wir alle durch die Fakten in Stahlbeton ent-täuscht. Wie schön, denn wer will schon in Täuschung leben.

Die Urbanisierung findet eben nicht nur auf, sondern auch rund um die Insel statt, wie auch die Muschelzuchtanlagen im Industriestil vor dem Hörnumer Hafen zeigen.

Da der Windpark im Bau ist und nicht mehr verhindert werden kann, kann man sich nur weiter für die Naturverträglichkeit der Bau-und Betriebszeit einsetzen. Das ist wichtig für die Schweinswale, Seehunde, Kegelrobben und viele andere Tiere die hier im Walschutzgebiet zu Hause sind. Hoffentlich lassen sie sich durch den erheblichen Baulärm unter Wasser nicht aus der Region vertreiben!

Gottlob gelang es uns in 1999, gegen zahlreiche Stimmen auf der Insel, das Walschutzgebiet durchzusetzen. Sonst wäre die Butendiek-Baustelle jetzt wohl eher nahe der 3 Sm als  der 12 Seemeilenzone und damit voll im Blickfeld der Strandgänger.

Lothar Koch