NSG Hörnum Odde bekommt schlussendlich einen Management Plan

Infoveranstaltung am 29.11.2019 in der Arche Wattenmeer/Hörnum

Das Land Schleswig-Holstein und die Schutzstation Wattenmeer als Gebietsbetreuerin haben noch Hoffnung und stecken Geld und Arbeit in das Naturschutzgebiet Hörnum Odde. Nicht ganz freiwilig: Die EU schreibt Managementpläne für Nature 2000 Gebiete vor. Der kommt für das NSG Hörnum Odde leider viel zu spät.

Die Hörnum Odde als Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ erhält einen eigenen Managementplan, der Natur- und Küstenschutz an der Sylter Südspitze verbinden soll. Der vom Land Schleswig-Holstein mit der Planung beauftragte Biologe Rainer Borcherding gibt bei einer Infoveranstaltung am 29.11.2019 um 16 Uhr in der „Arche Wattenmeer“ interessierten Hörnumer Bürgerinnen und Bürgern Einblick in die Planung und Gelegenheit zu Fragen und Anregungen.

„Die Hörnum-Odde ist ein touristischer Hotspot der Insel Sylt“, sagt Borcherding. Gleichzeitig ist diese einzigartige Dünen- und Heidelandschaft an der Südspitze starken Landverlusten durch Sturmfluten ausgesetzt.

Unter Berücksichtigung der komplexen Küstenschutzfragen beinhaltet der Managementplan Handlungsempfehlungen zu Jagd, Heidepflege und der Bekämpfung standortfremder Arten wie der Kartoffelrose. Wichtigstes Schutzziel im Gebiet ist der Erhalt von Brutplätzen des stark gefährdeten Sandregenpfeifers. „Wir müssen unsere letzten Sandregenpfeifer vermutlich mit Zäunen gegen Füchse und Hunde schützen“, sagt Borcherding.

Der Plan enthalte aber auch touristische Anregungen wie zusätzliche Sturmflut-Querwege durch die Odde oder einen Robben-Aussichtspunkt an der Südspitze. „Nach den guten Erfahrungen mit einem touristisch sehr beliebten Robben-Ruheplatz auf dem Lister Ellenbogen soll auch für die Odde geprüft werden, hier eine kleine Schutzzone und zusätzlich einen erhöhten Aussichtspunkt einzurichten“, berichtet der Biologe. Alle Hörnumer*innen, die ihre Vorstellungen in die gesetzlich vorgeschriebene Planung zum künftigen Management des Schutzgebietes einbringen wollen, sind herzlich zu der Veranstaltung willkommen.

Teils PM der Schutzstation Wattenmeer

Hohe Erwartungen an Sylts neue Klimamanagerin

Am 15.November wird die neue „Klima- und Nachhaltigkeitsmanagerin“ Catharina Beyerlein offiziell ihr Amt antreten. NaturReporterSylt wünscht Zielstrebigkeit, Durchsetzungskraft, gute Zusammenarbeit und gutes Gelingen! Setzen Sie bitte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hebel für Klimaschutz und Nachhaltigkeit auf dieser Insel in Bewegung!

Frau Beyerlein folgt nach einer fünfjährigen Pause, dem ehemaligen Klimamanager des Landschaftszweckverbandes, der vorzeitig seinen Job aufgekündigt hatte.(s. auch hier ). Damit wird eine Forderung der Grünen erfüllt , und auch der rund 1100 DemonstranInnen, die am 20.9. vor dem Rathaus in Westerland für mehr Klimaschutz protestierten .

Leider verstrichen nun etliche ungenutzte Jahre, in denen zum Thema Klimaschutz auf Sylt wieder alles stagnierte. Bereits 2011 attestierte ein insulares Gutachten zum Klimaschutz Sylt sehr schlechte Noten im Bundesvergleich.

Wird die Bronzefigur, die für Umweltschutz auf Sylt steht nun endlich lebendig?

Insofern lastet auf der hochdotierten neuen Stelle, die beim LZV angesiedelt ist ein hoher Erwartungsdruck.

Das sollten wir von der Klima-und Nachhaltigkeitsmanagerin erwarten:
Die Forderungen des breiten „Aktionsbündnis Reizklima“ der Demo vom 20.9.2019 fassen das schon gut zusammen:

  • Ab sofort: Ausrichten alle insularer Entscheidungen an den Klimazielen und Einrichten einer insularen Klima-Kommission, die unter Vorsitz der Nachhaltigkeitsmanager*In vierteljährlich Vorschläge an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung weiterleitet.
  • Ab 2020 eine Bilanz zum Treibhausgasverbrauch von Sylt in Tonnen CO2 Äquivalenz veröffentlichen und jährlich fortschreiben.
  • Maßnahmen ergreifen um den Treibhausgasverbrauch auf der Insel jährlich linear zu senken bis 2035 das Ziel 100% klimaneutrale Insel erreicht ist. 
  • Verwaltung, Eigenbetriebe und Betriebe an denen die Gemeinden beteiligt sind per Satzung strickt auf das Ziel 2035  100% klimaneutral ausrichten. 
  • Zurückdrängen des Individualverkehrs, Vorrang für ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger. Schnelle Umsetzung des Radwegekonzepts.
  • Konsequente Ausrichtung der Fremdenverkehrswerbung auf nachhaltige Anreise und nachhaltige Mobilität auf der Insel.

Ansonsten: Sichtung, Bündelung und Begleitung aktueller insularer Aktivitäten zum Thema Klimaschutz. Derzeit scheint es in unterschiedlichen „Lagern“ Arbeitsgruppen und Initiativen zu geben, die in der Thematik etwas bewegen wollen. Dazu gehören Umweltschutzverbände, Parteien, und andere Institutionen wie die Dehoga, SMG, SU, AWI etc. Das gälte es nun sinnvoll zu koordinieren, damit nicht doppelt parallel gearbeitet wird.

An erster Stelle sollte sicher eine saubere Bilanz der insularen Energie- und CO2 -Ströme stehen. Nur wenn das bekannt ist, kann zielgerichtet und effektiv gearbeitet werden und auch in kommenden Jahren der Erfolg der Klimamanagerin evaluiert werden.

Lothar Koch

Ruft den Ökosystem Notfall aus!

von Will Marshall – übersetzt von Lothar Koch

Statt „Klimanotstand“ wäre es angemessener von einem Ökosystem-Notfall zu sprechen.

  • Warum ich die Prinzipien und den Ansatz von Extinction Rebellion unterstütze –

Mea culpa, liebe Leute. Nachhaltigkeit liegt mir sehr am Herzen, aber ich muss ich ein Geständnis ablegen: Ich habe statt „Nachhaltigkeit“, „Umwelt“, „Natur“, Artenvielfal“,“Ökosystem“ und anderen Begriffen in meinen Texten am häufigsten das Wort „Klimawandel“ benutzt, um damit alle Themen auf einmal zu umschreiben. Mir war jedoch nicht genau klar, wo wir uns inzwischen mit unserem Planeten in Bezug auf Umwelt befinden.

Auch auf Sylt stark gefährdet: Uferschnepfe

Im Vorfeld des UN-Klimagipfels in New York vor ein paar Wochen habe ich einige Daten und Berichte gelesen und bin zu zwei verdammten Erkenntnissen gekommen, die ich wichtig finde zu teilen:

Der Verlust von Ökosystemen hat in so katastrophalem Ausmaß bereits stattgefunden, dass Reaktionen wie für Notfälle gerechtfertigt sind. Es ist keine Zukunftsfrage mehr: Es ist passiert und es passiert gerade JETZT!.
Ein weit verbreitetes Missverständnis verschleiert, dass der Verlust von Ökosystemen kein Zukunftsthema ist. Das ist teilweise durch die Fokussierung auf den Klimawandel geschehen, dessen Auswirkungen in der Regel erst in den kommenden Jahrzehnten erwartet werden. Wir hören Dinge wie: „bis 2050 werden extreme Wetterereignisse häufiger, dass es einmal im Jahrhundert zu Überschwemmungen kommt“ oder „im Jahr 2100 wird der Meeresspiegel so weit ansteigen, dass wir XX% aller Inseln verlieren“. Dies lenkt davon ab, dass in Bezug auf den Verlust von Ökosystemen bereits viel passiert ist und täglich passiert.

Homo Sapiens hat schon lange andere Arten auf der Erde heimgesucht und viele Arten der Megafauna ausgelöscht, zum Beispiel als wir neue Kontinente besiedelten. Aber die postindustriellen Zerstörungsraten sind wirklich drastisch und im Unterschied zu damals sind wir uns heute der zerstörerischen Auswirkungen bewusst, die wir anrichten. Dies ist der Grund, warum die Botschaft von Extinction Rebellion für mich zutreffend klingt.

Ursache weltweiten Artensterbens (WWF/The Guardian)

Lasst uns einige Fakten auf den Tisch bringen. Ich habe viele der Berichte aus dem Jahr 2019 gelesen: den IPCC-Bericht der Vereinten Nationen, in dem die Beschleunigung des Abschmelzens von Gletschern beschrieben wird; Der WMO-Bericht 2019 beschreibt den Anstieg des Meeresspiegels („seit 1993 steigt der Meeresspiegel… um 3,2 mm pro Jahr… von 2014 bis 2019 stieg er auf 5 mm pro Jahr“) und den Temperaturanstieg („seit 1850 stiegen die globalen Temperaturen um 1,1 ° C“) … aber zwischen 2011 und 2015 um 0,2 ° C ”); Der UNEP-Bericht bewertet die Fortschritte bei der Erreichung der globalen Umweltziele und stellt fest, dass wir nicht einmal 68% davon kontrollieren können. Der Vogelbericht zeigt, dass wir seit 1970 in Nordamerika 3 Milliarden Vögel verloren haben (30%). und viele andere Arten. Alles lesenswert.

Keiner war jedoch schädlicher als der im Mai veröffentlichte Bericht der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (IPBES). Schlagzeilen machte, dass ca. 1 Million Arten – ca. 25% aller Arten – vom Aussterben bedroht sind. Aber während diese Nachrichten in die Zukunft schauten, waren die Daten zur jüngsten Vergangenheit darin das, was mich weit mehr beunruhigte. Es wurde deutlich, dass wir seit 1980 Folgendes registrieren:

  • Die globale Biomasse wildlebender Säugetiere ist um 82% gesunken.
    – Die natürlichen Ökosysteme nahmen im Vergleich zu ihren frühesten Schätzungen im Durchschnitt um 47% ab
    – Die lebende Korallenbedeckung an Riffen hat sich fast halbiert (diesmal in den letzten 150 Jahren).
    – Einem entsprechenden Bericht des World Wildlife Fund aus dem Jahr 2014 zufolge ist die Zahl der auf dem Land lebenden Tiere um 40% zurückgegangen, ebenso wie die Zahl der Tiere in Meeresökosystemen. Tiere in Süßwasserökosystemen sind um 75% zurückgegangen.
  • Bei näherer Betrachtung einer Reihe von Arten wurde ähnlich wie im UN-Bericht festgestellt, dass die Hauptfaktoren nicht das Klima, sondern der Verlust und die Ausbeutung von Lebensräumen waren.


Was? Lassen Sie uns das noch einmal verdauen. 82% der Wildtier-Masse schon weg? 50% der lebenden Korallen sind bereits verschwunden? 75% der Süßwasserökosysteme verschwunden? Nicht in irgendeiner hypothetischen Zukunft, sondern schon weg? Heilige Scheiße.

Darüber hinaus tilgen wir heute täglich weitere 150–200 Arten von der weltweiten Liste. Dies ist das Zehn- bis Hundertfache des natürlichen Hintergrundaussterbens, sodass 90–99% davon direkt auf menschliches Handeln zurückzuführen ist. Das sind 13–18% aller Arten, die wir in modernen Zeiten jedes Jahrzehnt verloren haben. Es braucht kein Genie, um zu erkennen, dass wir nicht mehr all zu viel Zeit haben, bis die meisten Arten verloren sein werden.

Dies ist ein kolossaler planetarischer Notfall.

Wir müssen unseren Schwerpunkt vom Thema Klimawandel auf den Ökosystemnotstand verlagern.

Ein zweites Problem ist unser Fokus auf den Klimawandel. Der Großteil des öffentlichen Diskurses über Nachhaltigkeit konzentriert sich darauf als Hauptthema. Das ist aus drei Gründen schlampig. Erstens ist es nicht das Klima an sich, das uns am Herzen liegt, sondern die Auswirkungen, die es auf das Leben (uns Menschen und andere Arten) hat. Die Erde hat unzählige Klimaveränderungen durchlaufen, und die Mischung aus Gasen und Temperaturen an sich interessiert uns nicht. Klima ist uns nur insofern wichtig, als es sich negativ auf das Leben auswirkt. Obwohl diese Argumentation völlig offensichtlich ist, wird das Klima häufig verwirrend als Endpunkt eingesetzt, was Diskussionen verzerren und den Handlungsfokus verlagern kann.

Die ethische Katastrophe unserer Zeit ist der Verlust der biologischen Vielfalt und die Zerstörung des Ökosystems. In einfachen Worten ausgedrückt: Die Dezimierung oder das Aussterben der Anzahl von Tieren und der Anzahl der Arten. Menschen zerstören die Pflanzen, Tiere und Ökosysteme, die für das Leben auf der Erde notwendig sind.

Das größte Problem ist wohl das Letzte. Obwohl es heutzutage Routine ist, dass nicht-menschliches Leben in praktischen Überlegungen ein Gewicht von Null hat, ist es schwierig, so zu tun, als wäre dies nicht eine ethische Herausforderung von größtem Ausmaß.

Zweitens, und was noch wichtiger ist: das Klima ist einfach nicht der dominierende Faktor, der zum Verlust von Ökosystemen beiträgt. Es könnte mit der Zeit dominant werden und verdient daher mit Sicherheit unsere ernsthafte Aufmerksamkeit. Es ist kein Scherz, den die Chinesen erfunden haben, um den Westen dazu zu bringen, sein Wachstum einzudämmen. Es ist sehr ernst. Wie der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, letzte Woche sagte, wenn Sie nicht an den Klimawandel glauben, kommen Sie einfach und verbringen Sie eine Woche in Kalifornien – erleben Sie die Folgen: extreme Waldbrände mit 180 000 Evakuierten.

Klimawandel ist jedoch nicht der dominierende Faktor für die Dezimierung von Wildtieren. Aktuell ist es „nur“ der drittwichtigste Faktor. Die fünf Haupttreiber des Klimawandels laut IPBES-Bericht sind in der Reihenfolge:

(1) Änderungen der Land- und Seenutzung;
(2) direkte Ausbeutung von Organismen;
(3) Klimawandel;
(4) Verschmutzung und
(5) invasive gebietsfremde Arten.

Das Klima wird wahrscheinlich ein zunehmender Treiber für den Verlust der biologischen Vielfalt sein – daher ist es wichtig, dass wir daran arbeiten, ihn umzukehren -, aber die ersten beiden Faktoren verdienen noch größere Aufmerksamkeit.

Drittens ist der Verlust der Ökosysteme bereits eingetreten – keine Zukunftsfrage. Wenn man sich auf das Klima konzentriert, neigt man dazu zu glauben, dass Umweltbelange in Zukunft verbessert werden können. Wenn man sich auf den Verlust von Ökosystemen konzentriert, ist die Notwendigkeit sofortiger Maßnahmen viel offensichtlicher und zwingender.

Daher ist es entscheidend, vom Klimawandel auf einen ökosystemaren Diskurs überzugehen.

Sprechen wir über Ethik.

Es gibt drei große moralische Fehler unserer Zeit, die größtenteils unsichtbar und unausgesprochen sind:

  • Nationale Diskriminierung – wir halten es für in Ordnung, Menschen aufgrund ihres Geburtsortes zu diskriminieren.
  • zukünftige Generationen – in unserer gegenwärtigen ethischen Rechnung wird zukünftigen Generationen typischerweise ein Wert von Null zugeschrieben; und
  • andere Arten – in ähnlicher Weise wird in unserem gegenwärtigen ethischen Kalkül typischerweise anderen Arten ein Wert von Null zugeschrieben.

    Das Schlimmste ist wohl das Letzte. Obwohl es heutzutage Routine ist, dass nicht-menschliches Leben in praktischen Überlegungen kein Gewicht hat, ist es schwierig, dies nicht als ethische Herausforderung von größtem Ausmaß zu betrachten.

Warum Extinction Rebellion (XR) richtig ist

Aus diesen Gründen unterstütze ich von ganzem Herzen die Prinzipien und den Ansatz, die wir bisher bei den Bemühungen von XR gesehen haben. die einfache, ruhige, wahrheitsgemäße Sprache, die wir von Greta Thunberg gehört haben.

  • Sie haben das Recht, das Thema Aussterben umzubenennen – das ist das Wichtigste (obwohl ich die Dezimierung des Ökosystems als breitere Kategorie hinzufügen würde).
  • Sie sagen zu Recht, dass dies ein Notfall ist – wir haben ungefähr die Hälfte der Tiere auf der Erde vernichtet und töten 150–200 Arten / Tag; und
  • Sie haben Recht zu rebellieren, indem sie auf die Straße gehen und eine gandhi-artige, friedliche Nichtzusammenarbeit mit Unternehmen und dem Staat zu betreiben, bis wir Veränderungen sehen, denn das ist die moralische Sache, die zu tun ist.
    Stehen wir geschlossen hinter ihnen.

von Will Marshall, übersetzt von Lothar Koch

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Will Marshall is Co-founder & CEO of Planet — launching fleets of satellites to image the whole Earth daily. Worked on lunar missions at NASA; Ph.D. in quantum physics.