Kampen im Klimawandel

Kampen diskutiert: „Klima und Meer: Eine neue Zukunft für die Küste“

Das Thema Klimawandel ist in aller Munde und nahezu täglich lesen oder hören wir neue Schreckensmeldungen in den nationalen und internationalen Medien. Kein Zweifel, es ist an der Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken und darauf zu schauen, welche Auswirkungen der Klimawandel für uns und die nachfolgenden Generationen mit sich bringen wird. Am 15./16. Februar 2019 lädt deshalb der Tourismus-Service Kampen in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut ins Kaamp-Hüs ein, um sich diesem wichtigen Thema zu widmen und friesisch-frische Denkanstöße zu geben.

Der Klimaforscher Professor Dr. Peter Lemke und die stellvertretende vielfach ausgezeichnete Leiterin der Küstenforschung des Alfred-Wegener-Instituts, Professorin Karen Helen Wiltshire, werden dazu am Sonnabend, 16.2.2018 ab 17 Uhr die Verbindung zwischen Klima und Meer vor unserer Haustür erläutern und im Anschluss mit uns diskutieren.  

Bereits am Vorabend der Podiumsdiskussion lassen wir Bilder sprechen. Am Freitag, 15.2.1019 zeigen wir um 18 Uhr im Saal des Kaamp-Hüs den preisgekrönten Dokumentarfilm „Chasing Ice“, in dem der Naturfotograf und Wissenschaftler James Balog vom Massensterben der Gletscher berichtet (Eintritt 10 Euro). In 80 Minuten macht Balog im Zeitraffer und auf dramatische Weise den Klimawandel sichtbar. Nie wurden die Konsequenzen der Erderwärmung so künstlerisch und verstörend zugleich in Szene gesetzt. Professor Lemke erläutert uns zu Beginn, wie der Film entstanden ist.

Bahn-Strecke 1210- Zeit für eine offizielle Taufe

Vor dem Hintergrund „2019- 80 Jahre nach Weltkriegsbeginn“, dem derzeit in den Medien mit zahlreichen Rückblicken und historischen TV-Sendungen gedacht wird, ist auch die Diskussion erneut aufgeflammt, den Eisenbahndamm nach Sylt, der üblicherweise als „Hindenburgdamm“ bekannt ist, umzutaufen. Insbesondere das „Bündnis gegen Rechts Nordfriesland“ setzt sich aktiv dafür ein. Die Bündnis90/Die Grünen im Kreis, allen voran MdL Andreas Tietze (Ex-Sylter), solidarisieren sich mit der Forderung des Bündnisses und unterstützen in Interviews deren Anliegen. Inzwischen wird das Thema in zahlreichen namhaften Zeitungen Norddeutschlands, teils auf der Frontseite gebracht. Der überwiegende Tenor der Berichterstattung klingt nach: „Muss das sein?“

auf dem Sölring Damm

Alle Medien und Experten zu dem Thema sind sich zwar einig, dass Hindenburg im Rückblick keine Person war, die einen besonderen Ehrenplatz in unserer Geschichte verdient hätte. Er habe weder in seiner Funktion als oberste Heeresleitung im 1. Weltkrieg, noch in seiner Funktion als Reichspräsident in der Weimarer Republik Entscheidungen getroffen, die besonders ehrenhafte Fortschritte für das Deutsche Volk gebracht hätten. Besonders negativ wird bewertet, dass er Hitler zum Reichskanzler ernannte. So wird er auch als „Steigbügelhalter Hitlers“ bezeichnet. Allerdings wird ins Feld geführt, dass er ja zur Geschichte Deutschlands nun mal dazu gehöre und eine Streichung der Bezeichnung Hindenburgdamm daher fast schon an Geschichtsfälschung grenze. Schliesslich wird noch erwähnt, dass die Strecke seitens der Bahn offiziell ohnehin lediglich mit der Nummer 1210 bezeichnet wäre und der Name Hindenburgdamm ganz inoffiziell von dem damaligen Eisenbahnchef Dorpmeister lediglich als „Hurra-Ruf“ anlässlich eines Frühstücksbanketts ausgerufen worden sei, der dann vom Volksmund aufgegriffen wurde. Deshalb könne man den Damm gar nicht umbenennen. Beide Persönlichkeiten, sowohl Hindenburg, als auch Dörpmüller werden heute in Bezug auf das Nazi-Regime als „Helfer“ gesehen. Der Erste, weil er Hitler frei gewähren liess und der Letztere, weil er später bereitwillig und wissentlich die Züge organisierte, die Millionen von Juden und anderer Minderheiten in die Gaskammern der Vernichtungslager im Osten brachten.

Sicher können wir davon ausgehen, dass bei der Mehrheit der Bevölkerung die Hurra-Stimmung für diese Zeit und ihre Akteure längst vorbei ist. Ausserdem haben die ja nun fast 100 Jahre ihre Ehrung gehabt. Da dürfte doch mal jemand anders dran sein. 

Da der Damm offiziell nie benannt wurde, ist dieses Bauwerk also noch frei für eine  ganz offizielle erste Taufe, sei es durch die Deutsche Bahn, das Land SH, oder die Sylter selbst! 

Da schlummert doch ein „Schatz“ für das Sylt Marketing, der unbedingt gehoben werden sollte. Meiner Meinung nach sollte man den Personenkult ganz bleiben lassen: „Sölring Damm“ fände ich eine sehr passende Alternative. Der Name würde das „Inselkulturelle“ unterstreichen, das mit 5000 Jahren Geschichte sicherlich zeitlos schützenswert und ehrwürdig ist.

Ein Großprojekt in der Diskussion: Autozug-Terminal-Verlegung auf Sylt

Quelle: NEG 2018

Die grauenvollen Zustände bei der Bahnanreise nach Sylt haben im vergangenen Jahr eine seit langem schlummernde Planung stärker ins Bewusstsein gerückt: die Verlegung des insularen Autoverladebereiches, raus aus der Innenstadt Westerlands, auf die „grüne Wiese“. 

Dieses logistische Großprojekt weckt nicht spontan allseits Begeisterung, da auf der Insel bekanntlich Platzmangel herrscht und die Versiegelung von Flächen für den Autoverkehr schon ein beträchtliches Ausmass angenommen hat. Im Zweifel wünscht sich niemand eine neue Bahnstrecke vor der Haustür. Und, die wichtigste Frage, die sich Sylter Grüne und Naturschützer stellen, ist die: Geht es hier nicht einmal mehr darum, die Zu- und Abreise von Automobilen reibungsloser zu organisieren und führt das nicht zu einer Attraktivitätssteigerung zu Gunsten des MIV (motorisierter Individualverkehr); also genau dazu, was Umwelt-, Natur-, Klima-Schützer und viele andere heute nicht mehr wollen?

Die Dinge liegen etwas verzwickt:

Als im vergangenen Jahr die SMG (Sylt Marketing) mit der viel beachteten und inzwischen sogar prämierten Protestaktion „Katapult nach Sylt“ Unterschriften für eine Zweigleisigkeit der Bahn von Niebüll nach Westerland sammelte, tat sie das, weil die Zuverlässigkeit der Bahn auf dieser Strecke in den vergangenen Jahren immer schlechter wurde und man den Grund hauptsächlich darin fand, dass sowohl zwischen Niebüll und Klanxbüll, als auch zwischen Morsum und Keitum nur eingleisig gefahren werden kann. Die besagte Strecke wird gleichermassen von Personenzügen, Autozügen und Güterzügen genutzt. Dabei hat der Autozug (nach Bundesgesetz) stets Vorrang vor den Personenzügen. Das Resultat: immer drastischere Verspätungen auf der Strecke führten in den vergangenen Jahren zu erheblichen Protesten unter den Pendlern und schliesslich sogar zu hohen Strafzahlungen der Bahn an das Land Schleswig -Holstein. 

Nun läge es bei einer klimabewussten Verkehrsplanung auf der Hand, es eher den Autofahrern schwerer zu machen und den Personenzügen Vorrang im Fahrplan zu geben. Das ginge jedoch nur, wenn der Autozug zu einem „Nahverkehrszug“ heruntergestuft würde. Dann, hätte jedoch das Land die Steuerungs-Hoheit und die lukrativen Tantiemen aus der Strecke zu bekommen. Daran hat weder die Bahn AG noch der Bund ein Interesse. Deshalb wurde ein Vorstoss der Grünen in diese Richtung vor einigen Jahren durch die CDU-Mehrheit im Bundesrat abgelehnt.

Die Proteste der Pendler, die Protestinitiativen, Strafzahlungen und die Landespolitik bewirkten nun schliesslich, dass den jahrelangen Forderungen nach einer Zweigleisigkeit seitens des Bundesverkehrsministerium stattgegeben wurde. Allerdings nur für die Strecke Niebüll-Klanxbüll. Auf der Insel, so heisst es, wird es wegen der Enge und komplexen Sachlage wohl nie eine Zweigleisigkeit geben.

Die Umsetzung der Gleisarbeiten am Festland soll bis zum Jahre 2028 dauern. Notwendige Modernisierungen von Stellwerken auf der Strecke wohl bis 2035. Das heißt, bis es zu einer spürbaren Verbesserung der Situation für Zugfahrende kommt, vergehen nochmal rund zehn Jahre, wahrscheinlich mehr.

Das wäre eventuell verkraftbar, wäre danach wirklich alles gut. Aber die Eingleisigkeit auf der Insel bliebe ja! Und damit ein „Flaschenhals“ der jenseits von 2030 weiter zu Verspätungen führen würde. Und die würden sich, wie heute, auf der gesamten Strecke bis Hamburg, also für zigtausend Fahrgäste, negativ auswirken.

Deshalb sieht die Jamaika Regierung, namentlich der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Andreas Tietze, eine Entzerrung von Autozug/ Güterverkehr und Personenzug auf der Insel derzeit als mögliche Lösung, das zu verhindern. Sprich: der „Flaschenhals am Königskamp“ kann nur aufgelöst werden, wenn Güter- und Autozüge bereits vorher vom Personenzug-Gleis kommen und abgelenkt werden, nämlich vermutlich am sinnvollsten auf ein Gelände des Flughafens Sylt. Dort sieht Tietze in seiner Vision einen hochmodernen „Logistik-Terminal“ entstehen, dessen Bewirtschaftung mit den neusten Technologien der Elektomobilität, Westerland und dem Rest der Insel eine Menge an Dreck, Lärm, CO2, Feinstaub und Stickoxide ersparen würde. Auch Staus in der Inselmitte könnten dann der Vergangenheit angehören.

Rund 100 000 LKW steuern Sylt jährlich mit Waren an. Post und Tausende Tonnen von Müll verlassen per LKW die Insel in der Gegenrichtung. Wäre es möglich, die Anlieferungen bereits mittels Containern in Klanxbüll auf die Bahn umzuladen, bez. gleich vom Ursprungsort per Bahn zu versenden, könnten E-LKW die Container am Terminal Sylt aufnehmen und an die Empfänger auf der Insel liefern. Die Autozüge wären so von LKW entlastet. Da es keinen „Flaschenhals“ mehr gäbe, könnten kürzere Autozüge für PKW in kürzeren Abständen fahren und so die Verladezeiten entzerren. Staus blieben aus.

Um das Terminal einzurichten wäre unter anderem die Umwandlung von Stellflächen für Privatflugzeuge, die derzeit auf der grünen Wiese am Airport Sylt liegen, zu einer ca 15 000 qm großen Parkfläche für KFZ nötig. Ausserdem müsste natürlich eine neue Gleisstrecke vom Ortsausgang Keitum nach Norden eingerichtet werden, die entlang der Kreisstrasse in Richtung Westen durch das Gewerbegebiet bis zur Feuerwehr am Flughafen führt und es müssten weitere Flächen für Verladung und Rangierung eingeplant werden.

Der Ortsverband der Sylter Grünen und viele andere sind von dieser Idee noch nicht überzeugt. Bliebe letztendlich nicht die Gefahr, dass vielmehr Autos auf der reibungsloseren Zug-Strecke nach Sylt kämen als heute (es sind bereits rund 1 Million Verladungen)?Und würden wir akuelle Probleme nicht nur verlagern? Riskieren wir nicht leichtfertig eine Versiegelung von Inselfläche, ohne genau zu wissen, ob die Pluspunkte für die Umwelt tatsächlich realisiert werden können? Und was würde mit den Flächen passieren, die heute für die Autoverladung im Innenstadtbereich genutzt werden. Würden dort weitere Bettenburgen entstehen?

Die Sylter Grünen erhoffen sich von einem seitens der Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten, das ergebnisoffen verschiedene Varianten prüfen soll, mehr Fakten und realistische Darstellungen, welche Vorteile eine Terminalverlegung für die Insel und ihre Bewohner letztendlich haben könnte. Eines sollte klar sein: Wenn im Zuge dieser Großplanung nicht gleichzeitig die Verkehrslogistik auf der Insel neu geplant würde, hin zu mehr E-Mobilität, besseren ÖPNV-Angeboten, autofreien Bereichen, optimalem Radverkehr und eventuell sogar einer Inselstrassenbahn etc., also letztendlich mit dem Ziel den MIV zu senken, sollte die Insel skeptisch gegenüber dem Großprojekt bleiben.

Lothar Koch