Sind die Grenzen der Wasserversorgung auf Sylt bald erreicht?

Laichgebiet von seltenen Kreuzkröten: Nasses Dünental bei Rantum

Laichgebiet von seltenen Kreuzkröten: Nasses Dünental bei Rantum

Die für die Wasserversorgung zuständige Firma EVS hat auf eine Anfrage von Bündnis90/Die Grünen & SPD im Juli 2017 geantwortet: EVS Trinkwasser

Darin heisst es, dass seit 2013 die Trinkwasserförderung auf der Insel um fast 230 000 m3/Jahr angestiegen ist. Bis 2019 wird mit einem Anstieg um knapp 400 000 m3/Jahr auf 2.500 000 qm gerechnet. Die technischen Möglichkeiten der Wasserentnahme werden von der EVS auf 2,8 Millionen m3/Jahr geschätzt, wenn alle 16 verfügbaren Brunnen voll betriebsbereit sind. (Derzeit ist die Fördermenge eines Brunnens stark gedrosselt, weil es zu einer Verunreinigung des Erdreiches mit krebserregenden Stoffen bei einer Reinigung in Westerland kam).

Daraus folgert die EVS: „Die Jahresfördermengen werden in den kommenden Jahren  etwa 90 % der wasserrechtlich genehmigten Menge erreichen. Der Trinkwasserbedarf kann für die kommenden fünf Jahre gesichert werden, sofern keine neuen Hotelbauten oder andere Großverbraucher hinzu kommen. Um das Risiko eines Brunnenausfalls, oder eine Unterdeckung der Trinkwasserversorgung zu vermeiden, muss über die Nutzung der Rohwsserressourcen in List nachgedacht werden.“

Gemeint ist damit, dass die Süßwassserblase im Naturschutzgebiet Listland angezapft werden soll.

Dazu meint Dr. Roland Klockenhoff von der Naturschutzgemeinschaft Sylt und den Grünen: „Möglicherweise werden uns jetzt die Grenzen einer weiteren Wachstumsstrategie der Tourismusindustrie aufgezeigt. Wir sind als Politik verpflichtet ggf. einzugreifen und Projekte bis zur Klärung der Folgen für die zukünftige Trinkwasserversorgung zu unterbinden. Es sei denn wir sind bereit das Risiko von Zerstörung von Naturräumen im Listland einzugehen oder uns mit dem Thema Meerwasserentsalzungsanlagen etc. zu beschäftigen.“

 

Sylter Unternehmer wollen mehr!

Politik trifft auf Tourismus hiess das Motto der gestrigen Versammlung, in der die Sylt Marketing Agentur (SMG) gemeinsam mit den Sylter Unternehmern SU und weiteren Wirtschaftsverbänden die Inhalte ihres neuen Strategiekreises vorstellten.

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Grafik: Harro Falkenreck

Ziel war es, die Vertreter der Kommunalpolitik auf Linie des Arbeitskreises einzunorden und die Werte des Strategiekreises in die „Fläche“ zu bringen.

Die Unternehmer haben eine Vision: Sie wollen, daß Sylt die Nr.1 unter den europäischen Urlaubszielen wird, freilich nur aus Sicht der Deutschen, denn internationale Gäste machen bislang nur einen Anteil von knapp 3% der Gästeschar aus. Das wollen sie mit der Mission erreichen, den Gästen „auf leidenschaftliche Art ganz bewusst einzigartige Urlaubserlebnisse zu gestalten“ und dabei immer die „Extraportion Qualität“ mitliefern. Erste Ideen dazu wären: ein „Liebesromanfestival“ und „Matchmakertage für Singles“ beispielsweise mit der Firma „Parship“ zu veranstalten (Anm. des Autors: Legt zeitlich beides zusammen und das wird der Hammer :-).

So sollen nicht nur rückläufige Gästezahlen bei Pensionen, Appartements und Privatunterkünften (bei Hotels sind die um 57% gestiegen) aufgefangen werden, sondernde Übernachtungszahlen bis 2020 auf 7 Millionen gesteigert werden. Das wäre also in gut zwei Jahren eine Steigerung um rund 100 000 Übernachtungen gegenüber 2016.

Schaut man indes in die Statistiken des Marketingplans der SMG, kann man dort herauslesen, dass unter den Top 5 Reiseentscheidungen vier Plätze von Natur und Umwelt-Faktoren belegt sind wie: Klima/Luft, Landschaft/Lage,Strand/;Meer/Baden, Flora und Fauna. Die so hoch gelobte Gastronomie liegt beispielsweise mit 19% hinter diesen Punkten (Klima/Luft 72%) um bis zu 53% zurück.

Erstaunlicherweise bleibt die Strategiepyramide der Unternehmer in Bezug auf diese Natur und Umwelt-Themen äusserst dünn. Auf Nachfrage zu der Problematik, daß ca. 1 Million Autoverladungen nach Sylt gehen sagte SU Vorsitzer Karl-Max Hellner: „Sylt hat kein Verkehrsproblem, sondern ein Parkplatzproblem. Wenn die Gäste mal zehn bis zwanzig Minuten im Stau stehen, ist das für die, verglichen mit den Staus zu Hause, reinster Urlaub“.

Dass diese Denke komplett an den aktuellen Fragen des Klima-, Natur- und Landschaftsschutzes vorbeigeht, schien den Unternehmern nicht offensichtlich zu sein. Dementsprechend wäre eine tiefere Auseinandersetzung mit den Notwendigkeiten eines modernen Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes dringend erforderlich. Leider wurde bislang jedoch vergessen, einen Vertreter des Naturschutzes in das Strategiegremium zu berufen, um zur Visionsentwicklung der Insel beizutragen und von vornherein das „Schiff“ auf den richtigen Kurs zu bringen, der den Reisewünschen der Urlauber und den Bedürfnissen der Insel entspricht, auf deren Rücken das „Monopoly-Spiel“ gespielt wird.

Auf die Frage, wieviel des grossen Budgets die SMG denn in die Werbung für Langzeit-Urlauber stecken würde (im Gegensatz zu umfangreichen Kampagnen, die stressbringende Kurzurlauber locken sollen), mussten die Referenten passen: „Leider gar nicht“, gab Moritz Luft, Geschäftsführer der SMG zu, „dafür fehlt uns das Personal“.

 

Lothar Koch

 

Studie belegt hohe Störempfindlichkeit von Schweinswalen

schweinswal2_w_rolfes-kleinSchweinswale sind aufgrund ihres Energiebedarfes

Kampen 2.6.2015 Gabi Vogt

Foto: Gabi Vogt

besonders störanfällige Meeressäuger. Dies belegt eine Studie, die gemeinsam von Wissenschaftlern verschiedener Universitäten aus UK,DK,GER und AUS durchgeführt wurde. Wiss. Studie von 2016 (Ultra-High Foraging Rates of Harbour Porpoises Make them Vulnarable to Anthrpogenic Disturbance).

Die Studie sollte besonders im Rahmen der Neufassung von Befahrensregeln im Welterbe Wattenmeer und bei der Beurteilung von Bauprojekten in der Nordsee (Offshore-WKA) herangezogen werden. Sie weist nach, daß Schweinswale durch Störungen sehr schnell gefährdet werden, da sie wertvolle Zeit und Energie, die sie zur Erbeutung von Nahrung benötigen in Fluchtverhalten stecken müssen.

Die Wissenschaftler bezeichnen Schweinswale als „aquatische Spitzmäuse“, weil sie wie diese kleinen Landsäuger sehr viel Nahrung im Verhältnis zu Körpergröße und Gewicht aufnehmen müssen, um ihren Energiehaushalt aufrecht zu erhalten. Für Meeressäuger gilt der hohe Aufwand der Thermoregulation  aufgrund der niedrigeren Umwelttemperaturen noch mehr, als für die Landsäuger.

Die Kombination von hohem Nahrungsbedarf pro Stunde und der Spitzenposition im Nahrungsnetz machen Schweinswale besonders besonders störempfindlich im Ökosystem Meer.

Mit Hilfe neuartiger Echolokationstechnik fanden die Forscher heraus, daß Schweinswale fast kontinuierlich Tag und Nacht auf Beutezug sind und dabei bis zu 550 Kleinfische (3-10 cm) pro Stunde fangen. Ihre Erfolgsquote liegt bei 90%.  Damit fischen sie ausserhalb der Klassengröße, die für kommerzielle Fischerei relevant ist. Die Wissenschaftler gehen davon aus, daß Schweinswale rund 10% ihres Körpergewichtes pro Tag als Nahrung aufnehmen müssen, um ihren Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Im Vergleich würde das bei einem Menschen mit 80 kg Gewicht eine Nahrungsaufnahme von täglich 8 kg bedeuten. Schweinswale haben jedoch keinen Supermarkt, in dem sie mal eben einkaufen können. Für den Menschen hiesse das vergleichsweise, 8 kg Krähenbeeren und Brombeeren pro Tag in den sylter Dünen zu sammeln (ohne vorher genau zu wissen, wo die wachsen). Oder besser: 8 kg Singvögel mit der Hand zu erbeuten.

Die Notwendigkeit der ständigen Nahrungsaufnahme zeigt die hohe Empfindlichkeit der Tiere, besonders solcher, die in flachen Gewässen wie vor Sylt leben und ihr Nahrungsbiotop mit menschlichen Aktivitäten teilen (Fischerei, Wassersport, WKA-Bau).

Die Forscher konstatieren dann auch:“Folglich können für diese „aquatischen Spitzmäuse“ schon moderate anthropogene Störlevel in solchen genutzten Meeresgebieten ernsthafte Auswirkungen auf die Fitness von Individuen und der ganzen Population haben“.

Freiheit, solange der Akku reicht!

Freiheit, solange der Akku reicht!

 

Vor dem Hintergrund immer neuer Wassersportgeräte und E-mobiler-Trends, wie neuerdings motorbetriebener Surfbretter, muss dringend über eine diesbezügliche Regelung im Walschutzgebiet des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer nachgedacht werden. Noch stärker dürfte der sogenannte 150-Meter Streifen, der sich vor dem Walschutzgebiet befindet und nicht gesetzlich geschützt ist betroffen sein. Gerade dort im Badegewässer befindet sich dann in Zukunft möglicherweise die „Kampfzone“ zwischen Strandwassersportlern und Schweinswalen, die dort mit ihren Kälbern fischen.

Lothar Koch

Das Auto mal stehen lassen-aber wie geht es dann weiter?

seit wir E-Bikes haben bleibt das Auto meist stehen-der Parkplatz beginnt zu blühen.

seit wir E-Bikes haben bleibt das Auto meist stehen-der Parkplatz beginnt zu blühen.

Naturreporter Sylt, Schutzstation Wattenmeer und Die Grünen Sylt haben gemeinsam mit der Sylt-Marketing Agentur (SMG) Alternativen zum motorisierten Individualverkehr herausgefiltert.

Wir wollen damit einen praktischen Beitrag zur Reduzierung des Autoverkehrs auf der Insel leisten. Ein kleiner Anfang!
Sie finden sich auf der Website der SMG
Hier das komplette Inhaltsverzeichnis, über das Sie auf der
Website der SMG  per Mausklick zugreifen können. Bitte empfehlen Sie es auch Ihren Gästen und verlinken Sie Ihre  Website mit der SMG-Website.

FRAGEN UND ANTWORTEN ZUR MOBILITÄT AUF SYLT

Wir haben Ihnen alle Informationen und häufigsten Fragen, wie Sie ohne eigenes Auto auf der Insel mobil sind, zusammengestellt. Klicken Sie hier auf das Thema, das Sie interessiert!
Themen dieser Mobil auf Sylt-Seite:

Mobil bei der Anreise

Auto auf dem Festland stehen lassen
Wie komme ich vom Bahnhof zu meiner Unterkunft?
Wie komme ich vom Sylter Flughafen zu meiner Unterkunft?
Ich reise per Fähre/Schiff an. Wie komme ich von A nach B?
Gepäck vorausschicken
Hotel-Shuttle

E-Mobilität auf Sylt

Öffentliche Ladestationen   ·   E-Mietautos   ·   E-Bikes   ·   Elektro-Linienbus

Mobil mit dem Bus

Streckennetz und Fahrpläne   ·   Fahrradmitnahme   ·   Bustickets

Mobil mit dem Mietrad

Verfügbarkeit von Mieträdern   ·   Mietrad-Preise   ·   Fahrradwege-Netz   ·   Beispielstrecken

Mobil zu Fuß

Kann man Sylt gut zu Fuß erkunden?

Mobil mit dem Taxi

Taxistände auf Sylt   ·   Sylter Taxiunternehmen   ·   Taxikosten   ·   Fahrradmitnahme

Mobil mit dem Mietwagen

Mietwagenpreise   ·   Parktarife

Infos zu diesen Themen findest Du hier:  Website der SMG

Kai Pflaume, das chinesische Staatsfernsehen und eine ornithologische Sensation am Beckenrand

Foro:Thomas Luther

Foto: Thomas Luther

Sylt/Stanley (Falklands): Der Vogel des Jahres dürfte auf Sylt jetzt schon feststehen: Ein Schwarzbrauen-Albatros (SBA), auch Mollymauk genannt, mutmasslich von den Falkland-Inseln im Südpolarmeer. Dessen beeindruckende Flugmanöver werden auf der Insel schon seit Wochen von Ornis (Vogelfreunden) beobachtet. Viele nennen ihn einfach „Molly“. Biologen bezeichen ihn als Thalassarche melanophris. Naturreporter Sylt sprach mit dem sylter Vogelexperten Dr. Thomas Luther über den seltenen Gast:

Moin Thomas, Du hast den Albatros schon lange im Visier. Aus deinem Dachfenster kannst Du ja sogar per Spektiv von Tinnum aus ins Rantum Becken schauen. Seit wann ist der Albatros jetzt schon auf Sylt?

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Albatros im Rantumbecken, Foto: T.Luther

 

TL: Als 2014 das erste Mal seit Jahrzehnten wieder ein SBA im Bereich der Nordsee gemeldet wurde, war ich elektrisiert. Als einer der Ersten in Deutschland fand ich damals die Meldung in einem dänischen Internet-Portal aus Skagen. Danach habe ich mir nach ihm auf Sylt die Augen aus dem Kopf geschau. Allerdings wurde er in seinem ersten Jahr in Deutschland nur auf Helgoland gesichtet. Auch im Jahr 2015 war es mit Sylt keine Liebe auf den ersten Blick. Erst im Juli zog er über Amrum  das erste Mal nach Sylt. Gute Freunde von mir konnten ihn an der Kurpromenade Westerlands und am Königshafen jeweils für einige Minuten sehen.  Ab April 2016 wurde er dann endlich „Sylter Stammgast“ und ist derzeit  hier immer noch zu finden. Die Helgoländer Ornithologen sind verständlicherweise nicht so begeistert, dass der SBA dort nur noch sehr selten vorbei schaut.

Gibt es Theorien, woher der kommt und weshalb er sich auf den langen Weg nach Norden gemacht hat?

TL: SBAs sind die häufigsten Albatrosse, die mit über einer halben Millionen Brutpaaren auf den Falklandinseln, Südgeorgien und anderen südpolaren Inseln brüten. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser Vögel bei Stürmen auf die Nordhalbkugel verdriftet, am größten. Das kommt zwar selten, aber immer mal wieder vor. Als ausgesprochen Thermik-„surfende“ Flieger kommen sie über die windarmen Rossbreiten am Äquator offenbar nicht zurück in ihr Brutgebiet. Deshalb sind sie für den Rest ihres (oft sehr langen) Lebens im Norden gefangen. Ihr Jahresrhythmus passt sich dann auch unseren Gegebenheiten an. Er ist jedoch auf ewig ein „Außerirdischer“, denn er wird unter den heimischen Vögeln nie einen Partner finden.

 Wovon ernährt der sich denn hier?

TL: Es wurden schon zweimal Offshore-Beobachtungen von dem Vogel 7 – 30 km vor Sylt gemacht, allerdings immer nur im Streckenflug. Niemand sah ihn bislang bei der Nahrungsaufnahme (Fischer und Segler vor Sylt: Bitte meldet unbedingt Eure Beobachtungen!). Er wird sich aber wahrscheinlich von Fisch oder Tintenfisch ernähren. Offensichtlich kommt er hier bestens zurecht.

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Albatros mitten zwischen Hockerschwänen im Rantum Becken,  Foto: T.Luther

 Weshalb wird er meist im Rantum Becken gesichtet?

TL: Die bislang dokumentierten längeren Aufenthalte von SBAs gab es nur in Kolonien von Basstölpeln in England und Norwegen, die er in Ermangelung an echten Albatros-Partnern als Ersatz auswählt. Es ist das erste Mal, dass er sich offensichtlich zu anderen großen weißen Vögeln mehr hingezogen fühlt – die Höckerschwäne des Rantum Beckens. Alljährlich sammeln sich hier ca. 100 nichtbrütende Tiere, die seinem Verhalten nach zu urteilen, sehr anziehend auf ihn wirken. Selten „versucht“ er es auch mal bei den Gänsen im Nössekoog „zu landen“. Es ist also die Kombination der hohen Zahl der Schwäne mit der Nähe zur Hohen See, die Sylt für ihn interessant macht.

Weiß man etwas über sein tägliches Flug verhalten?

TL: Es gibt hier keine Regelmäßigkeit. Er scheint im Becken, aber auch vor der Kurpromenade Westerlands zu übernachten. Aber dann gibt es auch Tage, wo er mal Kilometerweit weg schiesst: Ausgerechnet als ich im Mai eine vogelkundliche Führung anbot, um ihn zu beobachten, war er nachweislich gerade mal kurz nach Ostengland gezischt! Auch hat man ihn dieses Jahr für eine Stippvisite schon in Norwegen gesehen. Letztes Jahr ist er die Strecke Sylt – Fair Isle (NO Schottlands, 790 km) in 21 Stunden geflogen. Das Bewegungsmuster deutet immer auf den selben Vogel. Teils am gleichen Tag konnte man ihn auf Helgoland und auf Sylt sehen. Nach solchen längeren Erkundungsflügen hat ihn sein  Bruttrieb aber immer wieder nach Sylt zurück gebracht.

Wie verträgt er sich mit anderen Vogelarten?

TL: Obwohl er von uns Menschen durchaus mit einer besonders dick geratenen Mantelmöwe verwechselt werden kann, scheint er für alle bei uns heimischen Vogelarten sehr exotisch zu wirken. Er wird von allen Möwen attackiert. Wenn er über den Koog fliegt gibt es ein Heidenspektakel unter den Wiesenvögeln. Auch ein Seeadler hat ihn schon angegriffen. Eine Theorie besagt, dass ein Angriff von zwei Seeadlern in Dänemark, der beinahe sein Leben gekostet hätte, ihn bis auf Weiteres dort nicht mehr  nach Partnern suchen lässt.

Wird sich der Albatros hier dauerhaft ansiedeln und vielleicht sogar einen Partner finden um hier zu brüten?

TL: Ich möchte meinen Enkeln den Albatros noch im Rantum Becken zeigen! Er kann (man schätzt ihn als „Teenager“ ein) noch gut und gern 40 Jahre hier auf Partnersuche gehen. Er wird aber wohl immer Single bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei SBAs aufeinander treffen ist so verschwindend niedrig, dass dieses Ereignis wohl von Kai Pflaume und dem Chinesischen Staatsfernsehen gleichzeitig übertragen werden würde.

Wo ist der Albatros jetzt gerade?

TL: Gerade in diesen ersten Julitagen bricht er zu seiner eigentlichen Bestimmung auf: Hinaus auf die Weltmeere um zu fliegen, fliegen , fliegen. Niemand weiss, wohin genau. Als perfekter Segler, der den Aufwind jeder Welle ausnutzt wird er nun Zehntausende Kilometer zurücklegen, um im nächsten April wieder auf unserem kleinen Sylt zum Brutgeschäft aufzutauchen. Das geben ihm nun die Hormone vor.

 Fliegt der nie nach Hause zum Südpol?

TL: Er bleibt wahrscheinlich auf der Nordhalbkugel. Vogelforschern auf Helgoland, die gerade Basstölpel mit GPS-Loggern ausrüsten juckte es in den Fingern, den SBA auch zu besendern. Der Albatros hätte dort mit dem Schmetterlingsnetz gefangen werden können, so nahe kam er den Menschen dort am Lummenfelsen. Man hat sich allerdings dagegen entschieden. So werden seine Törns wohl inkognito bleiben.

Welchen Stellenwert hat so eine Sichtung für die Ornis in Deutschland, bzw. an der Küste?

TL: Es ist eine absolute Sensation! Fragt man Ornis von Norwegen bis Israel nach der Seltenheit, die sie in ihrem Leben einmal sehen wollen, so hört man sehr häufig: ALBATROS! Allein in diesem Jahr haben wir Birder aus England, Norwegen, Schweden, Belgien und Holland für den SBA anreisen sehen – teils auch ohne Erfolg. Es gibt Twitcher (Artensammler), die sieben Mal vergeblich nach Helgoland gefahren sind! Natürlich ist es wissenschaftlich gesehen kein weltbewegendes Ereignis, allerdings rührt doch viele Menschen das Schicksal dieses Tieres – 14000 Kilometer von zu Hause, ganz allein. Er ist uns ans Herz gewachsen und es ist so tragisch zu sehen, wie er sein Leben lang scheitern wird, nur um es immer und immer wieder zu versuchen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Thomas Luther (TL) lebt als Augenarzt auf Sylt und ist ausgewiesener Vogelexperte.

Das Interview führte Naturreporter Lothar Koch