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Sylts wichtigstes Kulturdenkmal verkommt zur Vorgarten-Deko – Heimatverein will klagen

 

An Friesen aus Plastik, die hinter Steinwällen stehen und Autofahrern zuwinken mussten wir uns bereits gewöhnen. Jetzt hat der Bauherr eines Apartmenthauses in Wenningstedt bald etwas Besseres zu bieten. Dekorativ steht vor seinem Vermietobjekt demnächst ein 5000 Jahre altes Megalithgrab- eines der größten Deutschlands. Das liegt daran, dass sämtliche Behörden bis hin zum Archäologischen Landesamt den Neubau in unmittelbarer Nähe zugelassen haben. Der Heimatverein will jetzt erneut gegen die Abweisung seiner ersten Klage klagen.

Presseinformation der Sölring Foriining

Der erweiterte Vorstand der SÖLRING FORIINING e.V. hat beschlossen, die Abweisung eines Eilrechtsschutzverfahrens über den Beginn eines Bauvorhabens in unmittelbarer Nähe des Steinzeitgrabes Denghoog in Wenningstedt durch die 8. Kammer des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichtes nicht zu akzeptieren und weitere Rechtsmittel einzulegen. 

Entwürdigung eines 5000 Jahre alten Kultplatzes durch Appartement-Neubau

Auf dem Nachbargrundstück des im Besitz der Sölring Foriining befindlichen Großsteingrabes Denghoog soll seit Frühjahr 2019 eine Baustelle für die Entstehung eines Appartementhauses eingerichtet werden. Der Verein wehrt sich dagegen und hatte deutschlandweit bereits 6000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. 

Aufgrund des drohenden Baubeginnes und der Tatsache, dass der im September 2019 durch die Sölring Foriining bei der Unteren Baubehörde des Kreises Nordfriesland gestellte Widerspruch zur Baugenehmigung bis heute noch nicht beschieden ist, hatte der Verein das o. g. Eilrechtsschutzverfahren beim Verwaltungsgericht mit dem Ziel, den Beginn der Bauarbeiten bis zu einer endgültigen Entscheidung ruhen zu lassen, gestellt. Dieser Antrag ist nun abgewiesen worden. 

Denghoog zur Wintersonnenwende, Foto: L.Koch

Aus Sicht des Vorstandes der Sölring Foriining ist es sehr bedauerlich, dass die Kammer nach rein baurechtlichen Gesichtspunkten entschieden hat und dem vom Verein beauftragten und beigefügten denkmalfachlichen Gutachten über die Minderung der Ausstrahlungswirkung des 5000 Jahre alten Megalithgrabes durch das geplante Appartementhaus mit acht Parkplätzen und einem überdimensionierten Keller von 150 % der Grundfläche des Gebäudes nicht berücksichtigte. Laut Beschluss sieht die Kammer die Baugenehmigung denkmalschutzrechtlich gewürdigt und beruft sich auf die Anordnung archäologischer Untersuchungen und auf die Anbringung von Sensoren zur Schwingungsmessung der umfangreichen Erdarbeiten für die fast 700 m² große Baugrube. 

Nach Ansicht des Verwaltungsgerichtes ist die denkmalschutzrechtliche Genehmigung durch das Archäologische Landesamt nicht zu beanstanden, obwohl nachweislich während der Aufstellung des B-Planes Nr.7 weder von der unteren Denkmalschutzbehörde in Husum noch vom Archäologischen Landesamt in Schleswig denkmalschutzfachliche Festsetzungen zum Schutze des Denkmals erfolgten. Der Denghoog findet in den sogenannten Rückläufern aus diesen Behörden nicht einmal Erwähnung. 

Eine fehlerhafte Ermessensentscheidung will das Gericht nach summarischer Überprüfung in diesem Eilverfahren dennoch nicht erkannt haben und schreibt im Beschluss, denkmalrechtliche Belange seien abgewogen worden. Diese Ansicht wird vom Vorstand des Vereines nicht geteilt. 

Das Verwaltungsgericht beruft sich auf die aktuellen Aussagen des ALSH, nach dem das geplante Haus zwar etwas größer, aber von den Ausmaßen „noch vertretbar“ sei. Eine Landschaftswirkung sei für die Besucher ohnehin nicht gegeben. Der belaubte Grünstreifen Seite 2 von 3 

sichere den Erlebniswert. Die Abholzung von einigen Bäumen habe hier keine Wirkung. Das Denkmal sei dadurch nicht betroffen. 

Dem steht entgegen, dass seit der Abholzung des südlichen und westlichen Grüngürtels um das Baugrundstück bereits mehrere der hohen Bäume, die als Sichtschutz laut Auflage stehen bleiben sollen, durch die Entstehung einer neuen Windschneise abgängig sind. Dieser zu erhaltende Baumbestand wird unweigerlich durch Weststürme auch weiter dezimiert werden. Der Denghoog wird aus Sicht der Betroffenen als das für die Insel so wichtige Zeugnis früher Besiedelung damit unweigerlich zum Vorgarten eines Appartementhauses. 

Auch der von der Grundstücksgrenze des Denghoog nur 3 m entfernte Parkplatz und der damit verbundene ständige Autoverkehr durch acht Fahrzeuge der Bewohner und diverser Zulieferer, Post und Müllabfuhr direkt neben dem Denkmal sieht das Gericht nicht als Belastung für einen würdigen Museumsbetrieb des Grabes und verweist auf eine „Verbesserung“, da die Zufahrt zum geplanten Appartementhaus nun weiter entfernt läge. Man muss zu dieser Aussage wissen, dass der Pensionsbetrieb im Altgebäude seit 1978 eingestellt wurde und somit nur noch die Müllabfuhr den Weg nutzte. 

Der Vorstand der SÖLRING FORIINING bezieht sich nun auf das Votum der letzten Mitgliederversammlung am 28. März 2020 und wird Beschwerde gegen das Urteil beim Oberverwaltungsgericht einlegen, um dem überregionalen Wert dieses Kulturdenkmales gerecht zu werden und sein Erscheinungsbild für die Insel und folgende Generationen zu sichern. 

Die mit einer Klage verbundenen Kosten stellen für den Verein eine große finanzielle Bürde dar. Der Vorstand bittet alle Sylter und Freunde der Insel um Unterstützung im Kampf um die Unversehrtheit und das würdige Erscheinungsbild des Steinzeitgrabes Denghoog. Jeder Beitrag hilft. 

Kontonummer: Sylt Bank IBAN DE51 2179 1805 0000 0042 51 

Sölring Foriining

Bilder rund um den Besuch von Robert Habeck auf Sylt

finden Sie hier: https://gruene-sylt.de/gruenen-thing-auf-sylt/

und das Video zur Veranstaltung Hier:

Das Thing- Der Film- jetzt anschauen bei Youtube:https://youtu.be/S9Cgyj_4JAs

Grünes Thing mit Robert Habeck am Denghoog brach Besucherrekorde

Das hat die Insel lange nicht erlebt: Zu einer politischen Veranstaltung versammelten sich rund 1000 Interessierte in Wenningstedt. BürgerInnen von Sylt und aus ganz Deutschland stellten ihre Fragen dem Bundesvorsitzenden der Grünen, der eloquent und entspannt auf alle Themen von  Atomkraft bis bis Autozug , von Lobby-Mafia bis Tierschutz eine Antwort, oder zumindest plausible Erklärung brachte. „Die Menschen haben offensichtlich endlich wieder eine Sehnsucht, sich analog, also nicht nur im Fernsehen und social Media, sondern ganz real im Dialog, mit Politik und Politikern auseinanderzusetzen.“ sagte Robert Habeck sinngemäss unter dem Eindruck der vielen BesucherInnen.

von Links: Robert Habeck, Lothar Koch, Imke Wein. Foto: Martina Kleve


Die Atmosphäre rund um das über 5000 Jahre alte Megalithmonument war einmalig. „Wir hatten diesen Platz gewählt, um auf die kulturellen Wurzeln der Insel hinzuweisen, die in letzter Zeit durch Bautätigkeit und geringe Wertschätzung immer mehr in Bedrängnis geraten“, sagt Lothar Koch, Sprecher des Ortsverbandes von Bündnis90 /Die Grünen und Organisator der Veranstaltung.

Insofern war es auch angemessen und notwendig, dem Heimatverein Sölring Foriining den Auftakt der Veranstaltung mit der Darstellung des aktuellen Gefährdungspotentials für das Kulturdenkmal zu überlassen. Die Moderatorin Imke Wein Interviewte dazu Maren Jessen, die zweite Vereinsvorsitzende, während der erste Vorsitzende Jürgen Ingwersen, mit Koch und Habeck Zeit im Sylter Untergrund, direkt unter dem 20 Tonnen schweren Deckstein des steinzeitlichen Ritualplatzes verbrachte und Lösungswege zu der Frage diskutierte, wie der Denghoog vor dem Bau eines Apartmenthauses mit Grossraumkeller und Parkplätzen „gerettet“ werden könne.

Robert Habeck taucht aus dem Sylter Untergrund auf. Foto: Martina Kleve

Pünktlich um 17:15 Uhr läutete Lothar Koch dann die erste Fragerunde für das Grüne Thing am Denghoog ein, das unter dem Motto „Wohin steuert Grün?“ ausgerufen war. Auf klare und charmante Art gelang es den ModeratorInnen Wein und Koch die vielen Fragen aus dem riesigen Publikum an Robert Habeck zu lenken und mit ebenso unterhaltsamen wie informativen Hinweisen aus der Sylter Lokalpolitik anzureichern. 1000 Leute standen an diesem windigen, aber sonnigen Nachmittag auf „Grün“ – eine wirklich gelungene Veranstaltung, die der Auftakt für die Wiederbelebung einer fünftausendjährigen Sylter Thing-Tradition sein könnte.

Das Thing- Der Film- jetzt anschauen bei Youtube:https://youtu.be/S9Cgyj_4JAs

Kreis NF antwortet auf Grüne Anfrage zum Denghoog

Sina Chlorius, die Kreistagsabgeordnete der Grünen und Mitglied des Beirats des Nordfriisk Instituuts stellte eine Eilanfrage an Dieter Harrsen, den Landrat des Kreises Nordfriesland, zum Thema Gefährdung des Denghooges, jener 5000 jähre alten Ganggrabanlage auf Sylt, die durch ein Bauvorhaben gefährdet ist. 
Fazit:In Sachen Denghoog führt der Kreis das aus, was noch ausführlicher auf der Website des Landesamtes zu lesen ist: https://www.schleswig-holstein.de/…/arti…/denghoog_Sylt.html
Die Angelegenheit liegt also jetzt vor allem beim Archäologischen Landesamt, die die Macht hätten, den Bauantrag abzulehnen. Die warten noch auf ein Baugutachten, um die Auswirkungen zu ermessen. Da stellt sich die Frage, ob der Gutachter seriös und unabhängig genug ist (offenbar muss der Bauherr das Gutachten beibringen).
Zum Zweiten hat die Gemeinde Wenningstedt die Macht, das Wegerecht für KFZ auf ihrer Strasse endgültig zu versagen. Das könnte nach aktueller Rechtslage nur deren Bauausschuss in der nächsten Sitzung entscheiden. Damit sie sich dafür entscheidet, ist weiterhin öffentlicher Druck zum Schutz des überregional bedeutenden Monumentes auf die Gemeinde notwendig. Die Antwort des Kreises im Wortlaut findet ihr hier https://gruene-sylt.de/aktuelles/

Der Denghoog- 5000 Jahre altes Monument auf Sylt

Zum Thema Denghoog ist noch nichts entschieden

Etwas mehr Klarheit um das Thema „Denghoog“ ergab heute abend die Gemeinderatssitzung in Wenningstedt.

Links Denghoog, geradeaus altes Haus, das durch Neubau ersetzt werden soll.

Fazit: Durch die Beschlüsse der Gemeinde und durch verschiedene amtsrechtliche Winkelzüge ist bislang noch nichts hinreichend beschlossen worden, was als „grünes Licht“ für die Befahrung der Zufahrtstrasse zum Denghoog gedeutet werden könnte. Dies stellte die Justiziarin der Amtsgemeinde klar. Verwirrung war dadurch entstanden, dass in der vorhergehenden Gemeindesitzung ein Beschluss zur Verweigerung des Wegerechtes auf der gemeindeeigenen Zufahrt zum Denghoog beschlossen worden war, der jedoch von dem Gremium gar nicht hätte beschlossen werden dürfen. Zuständig und beschlussberechtigt sei allein der Bauausschuss der Gemeinde, aber nicht der Gemeinderat. Aus dem Grunde hatte die Bürgermeisterin Karin Fifeik Widerspruch gegen den Beschluss einlegen müssen.

Dieser Widerspruch wurde jedoch von der Opposition aus Zukunft und Bündnis Weningstedt als Zustimmung zur Genehmigungserteilung der Befahrenserlaubnis gewertet. Dies bestritt nun die Bürgermeisterin und ihre Partei, die aktiven Bürger. Auch sie seien für den Erhalt des Denghooges. Kai Müller von den aktiven Bürgern schlug vor, erst einmal einen runden Expertentisch zusammenzustellen, um bis zur kommenden Gemeinderatssitzung mehr Klarheit über alle Facetten des Problems zu bekommen. Die Opposition und auch die interessierten Bürger im Saal hätten sich jedoch vor allem ein starkes, klares Signal und Bekenntnis zum Schutz des Denghoogs ohne Wenn und Aber gewünscht. Es bleibt zu hoffen, dass das in den kommenden Sitzung noch klarer beschlossen wird.

Lothar Koch