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Hinterm Horizont geht’s weiter…

Deutsche Industrieplanung und Nordseeschutz jenseits der 12 Seemeilen Grenze

Wenn der Sylter Rettungsschwimmer Steve auf den Windpark Butendiek blickt, der rund 35 km vom Kampener Strand entfernt steht, kann er sich noch gut an die Vibrationen erinnern, die er 2015 an seinem Rettungsstand spürte, als die 80 Windmühlen in den Meeresboden gerammt wurden. 

Butendiek ist der einzige Offshore Windpark, der von Sylt aus sichtbar ist. Er steht an der Grenze zum Unesco Nationalpark Wattenmeer/Walschutzgebiet, direkt in einem Vogel- und Naturschutzgebiet des Bundes.

Auch wenn manche Sylter immer noch innerlich zusammenzucken, wenn sie bei Sonnenuntergang auf die ästhetische Störung am einst makellosen Horizont blicken, haben sich wohl die meisten Insulaner und Gäste an den Anblick gewöhnt.

Man gewöhnt sich an alles- und was ich nicht weiß macht mich nicht heiss. 

Aber gilt das auch für unsere Tierwelt da draussen: die Seehunde, Kegelrobben, Schweinswale und Meeresvögel? Und würden nicht mehr Bürger besorgt um diese Tierarten sein, wenn ihnen bewusst wäre, was für eine gewaltige Industrieplanung da draussen ansteht und zum Teil bereits in vollem Gange ist?
Ja, wir müssen zügig das globale CO2-Problem in den Griff kriegen-aber ist es weise, alles auf eine „Wind-Karte“ zu setzen und damit die Artenvielfalt der Nordsee aufs Spiel zu setzen?

Butendiek ist nur die sichtbare Spitze eines immer grösser geplanten Netzes von Windparks in der deutschen Nordsee und  den Gewässern der Nachbarstaaten. Das Gebiet jenseits der 12 Seemeilen SH-Landesgrenze untersteht Bundesgesetzen und wird seit jeher als „Ausschliessliche Wirtschaftszone“ (AWZ) bezeichnet.

Ein Begriff der geprägt wurde, als selbst Experten noch glaubten, dass unser Hausmeer nichts weiter als ein  physikalischer Wasserkörper vor unserer Küste ist. Gut genug, um Chemieabfälle, Abwasser von Kommunen, Müll von Schiffen, überflüssiges Öl und anderen Unrat, wie zum Beispiel alte Munition und Sprengstoffe darin zu versenken. Natürlich auch bestens geeignet als Wasserstrasse für Tanker, Containerschiffe und als Fischereigrund, Rohstofflieferant für Öl, Gas und Kies sowie Testgebiet des Militärs.

Die Nordsee- von der Müllkippe zum  gut  erforschten Ökosystem

Inzwischen sind rund 50 Jahre vergangen, in denen das Bewusstsein für die Nordseenatur wuchs- der Begriff AWZ ist jedoch geblieben. Seit Mitte der 1980iger Jahre gab es zahlreiche internationale Nordseeschutzkonferenzen. Diese führten zu nationalen und internationalen Abkommen, die die Nordsee als Ökosystem mit allen darin befindlichen Lebewesen schützen sollen. 

Paradoxerweise erlebten Wissenschaft und Naturschutz einen besonderen Zuwachs an Informationen über die Artenvielfalt und  deren Bedürfnissen und Vernetzungen mit dem Aufkommen der Offshore-Windindustrie. Als diese um die Jahrtausendwende begann, erste Parks in bis zu 30 m tiefem Wasser zu planen, war der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gerade um das erste europäische Walschutzgebiet westlich von Sylt und Amrum erweitert worden und hielt so die Baumassnahmen auf weiten Abstand zur Küste. 

Ab 2001 waren bereits zahlreiche Offshore-Windparks weiter draussen in Planung und für jeden verlangte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine  Umweltverträglichkeitsstudie. Die grossen Player der Windindustrie wie EON, RWE, EnBW, Vattenfall und viele andere Investoren mussten also ein Heer von Experten beauftragen, um ein genaues Bild der naturkundlichen und meeresökologischen Rahmenbedingungen festzustellen. 

Ökologen, Ozeanographen, Ornithologen, Meeresbiologen, Walforscher und Robbenexperten sorgen seitdem für eine Fülle von Daten und Erkenntnissen, die inzwischen nachgewiesen haben, dass die Nordsee vor unserer Haustür ein sensibles Netzwerk  vieler gesetzlich geschützter Arten und Biotope ist.

Inzwischen gibt es vermutlich wenige heimische Naturbereiche, die einem so intensiven Monitoring unterzogen werden, wie die  Deutsche Bucht. Mit Schiffen, Flugzeugen, Schalldetektoren, Messgeräten, Bodenrobotern, Infrarot Kameras, Sonaren  u.v.a.m. wird die offene Nordsee im Planungsgebiet der Windenergiefirmen minutiös untersucht. Nicht nur im Auftrag der Industrie selbst, sondern auch seitens der zuständigen deutschen Bundesämter, wissenschaftlichen Institute und Universitäten.

Inzwischen stehen hier 1.306 rund 130 m hohe Windmühlen, gebündelt in 24 Windparks. Einer davon, der besagte Butendiek, sogar in einem ausgewiesenen Vogel- und Naturschutzgebiet. Allein diese Menge führt bereits zu zahlreichen Konflikten mit den zu schützenden Artengruppen Wale, Robben, Seetaucher, Meeresenten und dem Ökosystem der südlichen Nordsee an sich, welches sich durch dynamische Schlick- und Sandböden sowie Sandriffbereiche auszeichnet und ausser dem roten Felsen von Helgoland bis zum Bau der Anlagen fast keine festen Substrate aufwies- und damit auch keine felsenähnlichen Strukturen an denen manövrierunfähige Containerschiffe und Tanker zerschellen könnten.

Wird der Nordseeschutz dem Klimaschutz zum Opfer fallen?

Nun aber, so schallt es ziemlich undifferenziert von nationalen Regierungsbänken, einschliesslich des Grünen Wirtschaftsministers, soll der eigentliche Bauboom da draussen hinter dem Horizont erst richtig losgehen. Und bei den anderen Nordseeanrainerstaaten genauso- wenn nicht noch intensiver.

Bis 2045 will allein Deutschland 70 GW Windstrom in der südlichen Nordsee und deutschen Ostsee erzeugen.Das wären bei heutigem Mühlenstandart rund weitere 14.000 Turbinen. Derzeit existieren rund 1.600 Mühlen in beiden Hausmeeren zusammen, die knapp 7.700 MW produzieren. Inzwischen ist in europäischen Planungspapieren sogar von einem 300 GW-Ausbau allein in der Nordsee die Rede. Das wird die Hausmeere für die kommenden 25 Jahre in eine lärmende Dauerbaustelle verwandeln und hörempfindliche Arten wie Robben und Schweinswale besonders hart treffen. Obwohl inzwischen wesentlich leisere Gründungen von Windmühlen möglich und marktreif sind, bleibt die Schwerindustrie bislang beim lautstarken Einhämmern der WKA-Fundamente. 

Die Naturschutzverbände der Nationalpark-Küste sind alarmiert: „Wir sind sehr besorgt, dass die notwendigen Rahmenbedingungen zum Schutz der Artenvielfalt, insbesondere von Meeressäugern und Seevögeln, angesichts des Krisenmodus auf der Strecke bleiben, wenn die Planung der Bundesregierung im Nordseeraum umgesetzt wird“, sagt Kim Detloff vom NABU-Deutschland. 

„Die im neuen Windenergie-auf-See-Gesetz fixierten 70 GW in der deutschen AWZ sind unseres Erachtens nicht annähernd naturverträglich darzustellen“, ergänzt der Biologe. „Die angedachten 300 GW  stellen für uns  sämtliche bisherigen staatlichen naturschutzpolitischen Ziele des Nordseeraumes in Frage. Vor dem Hintergrund, dass aktuell ein LNG-Terminal in den Ostsee-Nationalpark Jasmund bei Rügen genehmigt wurde, befürchten wir nun auch weitere Entwertungen der Meeresschutzgebiete in der Nordsee.“

Dabei steht schon jetzt ein Drittel der Arten in Nord- und Ostsee auf der Roten Liste und internationale Abkommen sowie europäische Richtlinien geben vor, was längst zu tun wäre. Aber statt die Meeresschutzgebiete wirkungsvoll vor Nutzungen zu schützen und optimal auszustatten, sollen nun Umweltstandards weiter aufgeweicht werden.  Wir sägen am eigenen Ast. Das aus dem Weg räumen des Naturschutzes zur Beschleunigung von erneuerbaren Energien wird für nachfolgende Generationen sehr teuer werden. Völlig ignoriert werden die Leistungen natürlicher Kohlenstoffsenken im Meer.

Naturschutzverbände und Wissenschaftler schlagen Alarm

Der NABU hat eine umfassende wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben die nach dem Ampel-Prinzip die Flächen der AWZ hinsichtlich der Naturverträglichkeit von Windparks bewertet. Mit viel „Bauchschmerzen“ bleibt bestenfalls ein  schmaler, grüner Streifen der AWZ zur Energieerzeugung übrig (s.Karte, Bericht). 

Die Studie verdeutlicht, dass die Vorstellung davon, dass am Reissbrett abgezirkelte Schutzgebietsgrenzen ausreichen, um die Populationen bedrohter Tierarten zu sichern eine falsche Hoffnung weckt. Vielmehr handelt es sich bei den Schutzgütern überwiegend um wandernde Arten, die unterschiedliche Aufenthaltsorte im Jahres- und Lebenszyklus nutzen und dazu barrierefreie, ungestörte  Wanderkorridore zwischen den von Ihnen benötigten Biotopen brauchen.

Auch die Meeres-Wissenschaftler schlagen Alarm angesichts des europaweit proklamierten Offshore-Windkraftbooms. Im September 2023 trafen sich rund 200 von Ihnen zu einer Konferenz in Stralsund, die vom Bundesamt für Naturschutz organisiert wurde. Deren Fazit wurde in 52 detaillierten Aktions-Punkten zusammengefasst, die helfen könnten, trotz eines weiteren, sanften Ausbaus der Windenergie, die Artenvielfalt in Nord-und Ostsee zu erhalten.

Das generelle Fazit lautet:

  • Mehr Meeresschutzgebiete ausweisen in denen die Biodiversitätsstrategie der EU wirklich Anwendung findet, wobei 30% der Fläche unter Schutz und 10 % unter strengem Schutz stehen sollte (Null-Nutzung).
  • nur einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie genehmigen und
  • dringend die Effekte der Fischerei auf das Meeresökosystem vermindern, wie etwa umweltschädliche Fangmethoden wie Grundschleppnetze langfristig in besonders sensiblen Gebieten zu verbieten

Was ist zu tun? Wer macht es?

Wenn auch sehr spät, haben  Naturschützer und Meereswissenschaftler nun ausreichend detaillierte Vorschläge und Forderungen auf den Tisch gelegt, um den Ausbau der Windkraft auf See in Deutschland in naturverträgliche Bahnen zu lenken. Angesichts der des gewaltigen Zeitdrucks, der seitens der Politik und verschiedener Interessengruppen zum Thema Klimaschutz aufgebaut wird ist jedoch kaum damit zu rechnen, dass diese noch rechtzeitig und voll umfassend umgesetzt werden.
Dabei ist es einfach unklug  und alles andere als nachhaltig, die Klimakrise gegen die Biodiversitätskrise auszuspielen. 

Wer aber wird die Forderungen umsetzen? In der Politik sieht es in dieser Hinsicht magerer denn je aus, seit die Grünen sich zur Speerspitze des technologischen Klimaschutzes erklärt haben. Viele hoffen auf die Grüne Umweltministerin Steffi Lemke, die der Meeresnatur stets verbunden war und seit je her eine den Meeresschutz stärkende Position vertritt – aber wird sie sich gegen den Klima- & Wirtschaftsminister Habeck aus der eigenen Partei durchsetzen können?

Einladung zu neuem Denken: AWZ wird MWZ

Ein erster symbolischer Schritt könnte die Umbenennung der „Ausschliesslichen Wirtschaftszone (AWZ)“ in „Marine Wildnis Zone (MWZ)“ sein. Manchmal können so kleine verbale Veränderung ein grundsätzliches Umdenken initiieren. Und genau das ist wohl nötig um aus dem Dilemma Klimaschutz versus Naturschutz herauszukommen. Es braucht ein neues Denken, einen  grundsätzlichen Systemwechsel der zu Energieeinsparung und breiter, landesweiter Diversifizierung alternativer Energien führt. Weg von Gigantomanie an einem Ort hin zu kleineren Lösungen überall. Denn frei nach Einstein können Probleme bekanntlich nicht mittels derselben Denkweisen gelöst werden, die diese Probleme ursprünglich entstehen liessen.

Über 100 tote Schweinswale in den Niederlanden angeschwemmt – Ist erneut das Militär schuld?

Gestrandete Schweinswale auf Ameland. (C) Rob Knoeff / RTZ

Auf den niederländischen Wattenmeerinseln Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog werden seit dem Wochenende unzählige tote Schweinswale angespült. Allein am Strand von Ameland wurden 26 tote Wale entdeckt, und es werden immer mehr. Der Grund für das Massensterben ist derzeit noch unklar, es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Militäraktivitäten diese Katastrophe verursacht haben könnten.

Die Kadaver weisen alle einen ähnlichen Verwesungszustand auf, was darauf schließen lässt, dass die Schweinswale annährend gleichzeitig und durch dasselbe Ereignis gestorben sein müssen. Vermutlich weiter draussen auf See, denn der stetige Nordwind der letzten Tagen trieb die Kadaver nach längerer Verweildauer im Meerwasser auf die Strände.

„Etliche Wale auf den Fotos wiesen Hämatome und untypische Verletzungen auf. Mein erster Gedanke war, dass das eine Folge von Altmunitionssprengung sein könnte“, sagt Denise Wenger, Vorsitzende von Schweinswale e.V., „Dass Militärübungen und ungesicherte Altmunitionssprengungen jährlich massenhaft tote Schweinswale verursachen, wird schon lange vermutet. Auch in deutschen Gewässern finden solche Übungen und ungesicherte Sprengungen statt. Das ist unverantwortlich!“, kommentiert Wenger.

„Die Zahl der Schweinswale, die seit Mitte letzter Woche an den niederländischen Küsten angespült wurden, ist extrem hoch“, erklärt Lonneke IJsseldijk von der niederländischen Universität Utrecht, wo die Tierkadaver untersucht werden. „Unter den gestrandeten Tieren befinden sich viele erwachsene Tiere. Eine derartig hohe Sterblichkeit älterer Tiere haben wir noch nie erlebt.“ 

Die Todesursache und das Ausmaß der Verluste sind unklar und immer noch werden weitere, auf dem Meer treibende, tote Schweinswale gesichtet – IJsseldijk rechnet daher mit weiteren Anstrandungen in den kommenden Tagen. Rund 20 Kadaver wurden bereits für eine eingehende Untersuchung eingefroren. Doch angesichts des Verwesungszustandes der toten Wale könnte die genaue Todesursache schwierig zu ermitteln sein. 

Zwischenzeitlich gibt es Mutmaßungen darüber, was den Tod all dieser Schweinswale ausgelöst haben könnte. Neben einer möglichen Virusinfektion stehen vor allem militärische Aktivitäten im Fokus der Spekulationen. 

So findet seit 23. August eine großangelegte internationale Minenräumübung mit rund 600 Soldat*innen vor der Insel Ameland statt. Doch militärische Aktivitäten im Meer werden nicht mit Blick auf die Umwelt geplant und durchgeführt. Um die Meeresbewohner vor dem tödlichen Schalldruck zu schützen, sind beispielsweise doppelte Blasenschleier oder andere Schalldämmungsmethoden nötig. Die Anstrandung so vieler verendeter Wale spricht dafür, dass derartige Schutzmaßnahmen auch diesmal nicht angewandt wurden. Erst im Jahr 2019 starben in der deutschen Ostsee Dutzende Schweinswale, nachdem dort die Bundeswehr in Kooperation mit der NATO mitten in ausgewiesenen Schutzgebieten Minen ohne jegliche Vorsorge gesprengt hatte. Damals war geltendes Naturschutzrecht gebrochen und das Umweltministerium erst gar nicht informiert worden.

„Wenn sich herausstellt, dass militärische Aktivitäten die aktuelle Massenstrandung verursacht haben, haben wir einen handfesten Umweltskandal“, erklärt Fabian Ritter, Leiter Meeresschutz bei Whale and Dolphin Conservation. „Schweinswale sind europaweit streng geschützt. Dass militärische Aktivitäten immer wieder über geltendes Naturschutzrecht gestellt werden, kann nicht länger hingenommen werden: Gerade in Zeiten des Klimawandels und des stetig fortschreitenden Artensterbens ist es inakzeptabel, dass die Militärs einen Freifahrtschein zur Naturzerstörung bekommen, die zu massivem Biodiversitätsverlust führen. Das Leben von Seevögeln, Robben, Walen und Fischen wird hier fahrlässig aufs Spiel gesetzt. Es wird Zeit, dass sich auch Verteidigungsministerien ihrer Verantwortung für den Erhalt des Ökosystems Meer bewusst werden.“   

Schweinswale e.V. und Whale and Dolphin Conservation setzen sich bereits seit vielen Jahren für den Schutz der Schweinswale in deutschen sowie europäischen Gewässern ein. Beide Organisationen kritisieren scharf, dass militärische Übungen mitten in Schutzgebieten immer noch erlaubt sind.

Gemeinsame Pressemeldung von Whale and Dolphin Conservation und Schweinswale e.V.

Der Sylter Walpfad: Die Standorte und Schwerpunkte

Wie bereits in diesem Blog berichtet, stehen seit dem 3. September 2018 an 22 Strandübergängen und Promenaden fast alle (die letzten werden gerade montiert) neue Informations-Einheiten zum Walschutzgebiet. Sylt NaturReporter veröffentlicht hier erstmals exklusiv die Standortliste. Besonders für Radler kann eine Tour zu allen Infopunkten ein interessanter und lehrreicher Ein-oder Zwei-Tagesausflug über die ganze Insel werden. Neben den Schweinswal-Infos erfährt der Besucher viel über Seehunde, Kegelrobben, Hochseevögel, Klimaschutz und Küstenschutz.

 

 

Der Ausflug läßt sich von Westerland aus in eine Nord-und Südtour teilen. Schauen Sie doch mal in meinen Natur-Radwanderführer „Natürlich Sylt“-dort finden Sie die besten Routen für Radler!

Hier die Liste der Info-Punkte und deren Hauptthemen:

Nordtour- Abschluss im „Erlebniszentrum Naturgewalten“ in List/Hafen. Dort erwartet Sie eine tolle Ausstellung mit spannenden Filmen zu allen Meeressäugern und einer Life-Cam, über die Seehunde in Echtzeit bei jedem Wetter ganz nah beobachtet werden können.

  1. Westerland Hauptübergang Friedrichstr. /obere Promenade: Whale- und Seawatching auf Sylt
    Ein Info-Pult neben dem Fernrohr.
  2. Westerland NordseeklinikGesundes Meer, gesundes Leben
    Ein Info-Pult.
  3. Wenningstedt, Seestraße:
    Meeressäuger im Nationalpark. 
    Robben und Wale
    Ein Info-Pult.
  4. Wenningstedt Hauptstrand-Treppe:
    Fischerei und Müllproblematik
    Ein Info-Pult.
  5. Wenningstedt, Berthin Bleegstr:
    Aus sylter Walfängern werden Walschützer.
    Ein Info-Pult auf der Aussichtsplattform.
  6. Kampen Strandübergang Campingplatz:
    Meeresschutzgebiete vor Sylt
    Ein Info-Pult.
  7. Kampen, Plattform Rotes Kliff:
    Klimaschutz ist Meeresschutz
    Ein Info-Pult. Nicht am Übergang sondern am Parkplatz der „Sturmhaube“
  8. List FKK-Strand:
    Meeresforschung 

    Ein Info-Pult.
  9. List Weststrandübergang:
    Das erste Walschutzgebiet Europas
    Ein Info-Pult direkt an der Strandtreppe
  10. List Ellenbogenberg:
    Freundliche Meeresbewohner Kleine Wale ganz nah.
    Wandern Sie ruhig mal hoch auf die Plattform. Dort wartet ein tolles Panorama auf Sie und eine grössere Info-Stele.
  11. List Mövenbergdeich Höhe Uthörn:
    Vögel und Seehunde
    Ein Info-Pult.
  12. List Mövenbergdeich Höhe Lister Haken:
    Königshafen
    Ein Info-Pult.
  13. List Hafen-Nordpromenade:
    Nationalpark Wattenmeer
    Ein Info-Pult.

Südtour- Abschluss in der „Arche Wattenmeer“ in Hörnum/Ortseingang. Dort erwartet Sie eine tolle Ausstellung der Schutzstation Wattenmeer mit Aquarien und Infos zu allen Meeressäugern.

  1. Westerland, Plattform Himmelsleiter:
    Meeressäuger und Meeresenten
    Es geht 100 Stufen hoch, aber der Blick lohnt sich. Auch auf das Info-Pult.
  2. Westerland Strandübergang Robbenweg:
    Whalewatching im Nationalpark
    Eine grössere Info-Stele direkt auf der Dünenkuppe am Meer.
  3. Rantum Hauptstrand:
    Schutz vor Unterwasserlärm
    Eine grössere Info-Stele direkt auf dem Panoramaplatz beim Restaurant „Strandmuschel“.
  4. Rantum Sansibar:
    Kinderstube der Kleinwale
    Ein Info-Pult.
  5. Strandübergang K4 (Bunker Hill):
    Unterwasser-Monitoring
  6. Hörnum Campingplatz:
    Grosswal-Strandungen
  7. Hörnum Plattform Hauptstrand:
    Sylter Schweinswalforschung führte zum Walschutzgebiet

    Ein Info-Pult.
  8. Hörnum Odde Südkap/Oststrand:
    Naturgewalten erleben
  9. Hörnum Odde, Ende Odde-Wai:
    Küstenschutz Im Nationalpark
    Den Oddewai in Richtung Strand gerade durch laufen. Dort kurz vor den Tetrapoden steht ein Info-Pult.

Neuer Walpfad auf Sylt eröffnet- der Kommentar

Matthias Strasser (NaturgewaltenSylt) und Matthias Kundy (Nationalparkverwaltung) an einem der neuen Walpulte (Hier in Wenningstedt).

Kommentar von von Mit-Initiator Lothar Koch

Audiobeitrag von Syltfunk

Lang hat es gedauert- um genau zu sein 18 Jahre, seid ich die Forderung nach mehr Information am Walschutzgebiet als Vertreter der Schutzstation damals formulierte.

2014 dann endlich das „Go“ vom LKN und die Bewilligung von Geldern aus dem Topf der Ausgleichsmittel für die Sandvorspülungen. 2016 standen die ersten 12 Info-Module und eine Geldsperre im Raum für die Fortsetzung des Vorhabens. Die konnte Dank eines Besuches des Umweltministers Robert Habeck dann überwunden werden und heute, nach vier Jahren intensiver Arbeit verschiedenster Experten, steht der Sylter Walpfad mit 22 Tafeln zwischen List und Hörnum.

Mit den Informationseinheiten zum Walschutzgebiet wird ein kleiner, aber überaus wichtiger Beitrag zum Schutz  des Meeresgebietes vor unserer Insel geleistet:

Das „Gesamtkunstwerk“ bringt das Anliegen des Meeresschutzes aus der Nische  geschlossener Infozentren raus ins Freie, wo der unmittelbare Kontakt zum Schutzgut möglich, ja direkt spürbar und sichtbar wird. Das reale Erlebnis (im Vergleich zum immer mehr um sich greifenden virtuellen) hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter und kann zu mehr Umweltbewusstsein führen. 

Gerade in dieser Ballungszone zwischen Touristenstrand und Schutzgebiet, sind nachhaltige Informationen von herausragender Bedeutung für den Meeresschutz und besonders effizient. und die Insel Sylt kann nun mit einem europaweit einzigartigen Wale-Lehrpfad als „Alleinstellungsmerkmal“ punkten.

Das Projekt geht über die normale Beschilderung eines Naturschutzgebietes weit hinaus: Die individuelle, interaktive  Ausführung jeder einzelnen Infostele machen dieses Projekt zu einem einzigartigen „Kleinwal-Lehrpfad“ an Europas Küsten. Damit haben wir auf Sylt ein weiteres Entdeckungsziel  vor allem für Radler geschaffen, das Gästen Lust macht, die ganze Insel -Westseite näher zu erkunden, und das Auto am Appartement stehen zu lassen. Der Walpfad ist also ist ein nachhaltiges Angebot für Natururlauber und Insulaner. Nachhaltig auch deshalb, weil die Tafeln so konstruiert sind, dass sie Jahrzehnte Wind und Wetter trotzen werden. Allein die Herstellungskosten von rund 75 000 Euro (ohne die Arbeitszeit der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Biologen) machen die Dimension des Projektes deutlich. Die Tafeln der ersten Tranche sollen zudem bis 2050 alle zehn Jahre erneuert werden. Das Geld dafür ist bereits bewilligt.

Eigentlich wird der Walpfad nie endgültig fertig: Ich rege an, dass Unternehmer, Gemeinden und Verbände das bestehende „Rückgrat“ der Nordseeinformation nun von sich aus nutzen, um es weiter anzureichern und zu beleben. Mit Skulpturen, Aktionen,  Spielideen und Audioelementen könnten die bestehenden Tafeln im Bereich der Promenaden ergänzt werden. 

Auch die Übernahme einer offiziellen und engagierten Schirmherrschaft der Sylter Gemeinden für „Wal- und Meeresschutz im noch relativ ungeschützten 150-Meter-Strand-Streifen wäre wünschenswert. Das käme in jedem Fall der Insel zu Gute, denn gute ökologische Badewasserquälität und biologische Vielfalt gehören zusammen und sind ein wichtiges Kapital.

 

Sylter „Walpfad“ jetzt mit 22 Stationen ausgestattet

Walpult am Hörnumer Südkap

Walschutzgebiet-Informationspult am Wenningstedter Hauptstrand

Sylt Insgesamt zehn neue Informationspulte zum Schweinswal-Schutzgebiet wurden in den letzten Wochen entlang der Sylter Küste an den Strandübergängen aufgestellt. Am Montag wurden die interaktiven Pulte offiziell eingeweiht. Dazu kamen die Initiatoren Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer und Matthias Strasser (Erlebniszentrum Naturgewalten) sowie Vertreter des Nationalparkamtes, des NABU Schleswig-Holsteins, der Naturschutzgemeinschaft Sylt, der Gemeinde Wenningstedt und der Gemeinde Sylt sowie der Söl`ring Foriining in Wenningstedt an der Haupttreppe zusammen.

 

Die interaktiven Module bieten Wissenswertes über Schweinswale, Trauerenten, Küstenschutz und die Ökologie des Sylter Walschutzgebietes. Sie informieren über den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer. Der Walpfad ist Teil des Besucherinformationssystems (BIS) im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

 

Die Firma „NaturErleben“ aus Kiel konzipierte den attraktiven Nordsee-Lehrpfad gemeinsam mit einer Expertengruppe der Nationalparkverwaltung, der Schutzstation Wattenmeer und des Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt. Überwiegend wurden Exponate in Pultform hergestellt, die optisch das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen und sich an der sturmreichen Sylter Westküste behaupten können.

 

In 2016 wurden die ersten zwölf Pulte montiert (wir berichteten), so dass der Sylter Walpfad nun insgesamt 22 Standorte umfasst. „Wir freuen uns, dass die tolle Idee des Walpfades nun vollendet werden konnte“, sagte Matthias Kundy von der Nationalparkverwaltung. Als „perfekte Ergänzung zur Ausstellung im Erlebniszentrum Naturgewalten“ bezeichnete dessen Leiter, Dr. Matthias Strasser, die Exponate und ergänzte: „Gäste können jetzt eigene Beobachtungen direkt mit Fachinformationen verknüpfen.“

Lothar Koch hob noch einmal die Besonderheit des Walpfades hervor. Jedes der insgesamt 22 Exponate ist ein Unikat. Die Informationen wurden speziell für den jeweiligen Standort zusammengestellt. Sylt erhält damit eine weitere, nachhaltige Attraktion für Natururlauber. Besonders für Radler dürfte der Walpfad ein lockendes Ausflugsziel zur Inselerkundung sein.“

 

INFOKASTEN

Das Walschutzgebiet

wurde1999 als Teil des Nationalparks Schleswig-HolsteinischesWattenmeer eingerichtet und ist das erstes Walschutzgebiet Europas. Zuständig ist das Land Schleswig-Holstein. Es erstreckt sich über 1562 qkm von der Dänischen Grenze bis südlich von Amrum und bis zur 12 Seemeilen-Landesgrenze entlang der Inselstrände in 150 m Entfernung der MTHW-Linie.

 

Die Schweinswale (Phocoena phocoena) sind Meeressäuger und werden bis 1,80 Meter lang, bei einem Gewicht von 50 bis 70 Kilogramm. Die Jungtiere kommen nach einer Tragezeit von rund elf Monaten zwischen Mai und August zur Welt und werden bis zu zehn Monate lang gesäugt. Das Walschutzgebiet ist Kalbungsgewässer und  „Kinderstube“ der Tiere.

 

In der Nordsee leben bis zu 300.000 Exemplare dieser zu den Zahnwalen zählenden Art. Gefährdet sind sie vor allem durch die Fischerei: Oft verenden sie als Beifang in den Netzen oder verfangen sich in Stellnetzen. Lärmbelastung im Meer und Schadstoffe können außerdem das Immunsystem beeinträchtigen. Schweinswale gelten generell als gefährdet und stehen in Europa unter Naturschutz.

PM der Nationalparkverwaltung und des Zentrum für Naturgewalten List, M. Steur