Was passiert mit Sylt im Klimawandel?

Klima-Demo 20.9.2019 in Westerland

…und wieso behindert der Spinateffekt den Politikwandel?

Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 12000 Jahren stieg der Meeresspiegel rapide meterweise wieder an, aber nachdem die großen Gletschermassen abgeschmolzen waren, waren es in den letzten 6000 Jahren im Mittel nur noch um 1 mm pro Jahr weiterer Meeresspiegelanstieg, im letzten Jahrhundert  dann um 2 mm und in den letzten 25 Jahren im Mittel um 3 mm bei steigender Tendenz. Derzeit sind es 3,6 mm pro Jahr.

Dieser moderne, beschleunigte Meeresanstieg ist vorwiegend die Folge bisheriger Treibhausgasemissionen durch den Menschen. Die weitere Verbrennung fossiler Kohlenstoffe wird noch über Jahrtausende den Meeresanstieg antreiben. Nicht nur das Schmelzen von Landeis, sondern auch ein Abrutschen polarer Eismassen ins Meer ist in die Berechnungen einzubeziehen. Wann wie viel Eis ins Rutschen gerät, ist kaum berechenbar. „Langfristige Projektionen zum Meeresspiegel sind zwar sicher in Richtung und Höhe, aber nicht in Bezug darauf, wie langsam oder schnell der Anstieg kommt.“, sagt der Sylter Küstenexperte Prof. Dr. Karsten Reise in seinem Buch „Kurswechsel Küste“.

Sylt muss bereits seit Jahrzehnten permanent Küstenschutz betreiben, um die Orte des Bädertourismus, die um 1900 nahe des Strandes angelegt wurden, vor dem Abtrag zu schützen.Zwischen 1972 und 2020 wurden der Insel rund 60 Millionen qm Sand im Wert von rund 235 Millionen Euro vorgespült. Seit 2019 wird die Uferschutzmauer vor Westerland mit Beton für rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr verstärkt.  

Der Umweltminister des Landes Schleswig-Holstein stellte 2019 klar, dass man die Folgen des Klimawandels auf Sylt bedenken müsse. Je weiter dieser fortschreite, desto schwieriger werde es, Maßnahmen zu ergreifen, da die Kosten  ins Unermessliche steigen könnten und  möglicherweise seitens des Bundes und des Landes nicht mehr zu bewältigen  seien.

Prof. Karen Wiltshire, die stellvertretende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Direktorin der Sylter Forschungsstelle Wattenmeer erklärt: „Kein Meer hat sich so verändert wie die Nordsee. Wir messen, dass sie sich doppelt so schnell aufheizt wie die globalen Ozeane“. Erwärmung bedeutet auch Ausdehnung des Wasserkörpers und damit Meeresspiegelanstieg. Wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt „säuft“ das Watt ab.  Wenn bei Ebbe keine Flächen mehr trocken fallen, kollabiert das ganze Ökosystem des Welterbe Wattenmeers, wie wir es heute kennen, vor allem in seiner Funktion  als Drehscheibe des Vogelzuges.

Nach vorliegenden „Big-Data“-Computer-Modellen wird sich die Temperatur weiter deutlich erhöhen, und der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um 1,2 Meter steigen. Die Insel Sylt wird dadurch sehr wahrscheinlich in mehrere Teile zerfallen (oder das wird mit massivem, teurem Küstenschutz verhindert werden müssen). Fast eine halbe Million Menschen und 3000 Quadratkilometer Wattenmeer sind allein im Norden der Republik dadurch bedroht.

Um dem entgegenzuwirken, schlägt Prof. Reise neben unverzüglichen Anstrengungen im Klimaschutz vor, Anpassungen an die kommenden Überschwemmungen zu realisieren. Am Festland sollten Polderdeiche geöffnet werden, um dem Meer kontrolliert mehr Raum zu geben, vor den Inseln sollte deutlich mehr Sand als bisher vorgespült werden, der sich gern mit der Strömung allmählich ins gesamte Wattgebiet verteilen darf, um hier den Meeresboden zu erhöhen.

Wesentlich früher als die Folgen des Meeresspiegelanstiegs, wird Sylt die Zunahme von Wetterextremen zu spüren bekommen. Die letzten Jahre waren bereits mit Hitzerekorden gespickt. Tendenz: Stürme werden häufiger und länger verweilen. Hurricanes der Karibik wandern bereits heute wegen der Erwärmung des Atlantiks viel weiter nach Osten als früher. Auch kann es zu heisseren Sommern und verregneten Wintern kommen, sicher keine optimalen Rahmenbedingungen für eine ganzjährigen Urlaubsdestination. Eine grossflächige „Verbrennung“ von atlantischer Dünenheide durch Sonneneinstrahlung und Trockenheit gab es bereits im Sommer 2018.

Der Wetterexperte Dr. Meeno Schrader meint dazu: „Dabei liegen die Ursachen für das, was wir heute beobachten und ertragen müssen Jahrzehnte zurück. Das hauptverantwortliche Verursachertreibhausgas CO2 hat eine Verweildauer von 150 Jahren. Dies läßt erahnen, was in Zukunft auf uns zukommt, selbst wenn es notwendigerweise gelingt die Emissionen signifikant herunterzufahren. Der Handlungsdruck eines massiven Umdenkens hin zu einer tiefgreifenden Veränderung unseres Konsumverhaltens nimmt exponentiell zu. Der Klimawandel erzwingt Anpassung, Entgegenwirken und große Solidarität.“(Diplom-Meteorologe, WetterWelt GmbH).

Obwohl die Prognosen düster sind, schaffen wir es auch in der Lokalpolitik nicht wirklich effektiv umzusteuern. Es liegen noch nicht einmal klare, aktuelle Bilanzen vor, wo diese Insel die grössten CO2- und Energie-Lecks hat. Die meisten Anstrengungen sind bislang eher kosmetischer Natur. Eine „Klimawoche“ und ein ReCup Becher-System ändert beispielsweise real noch nichts am Klimawandel.

Woran liegt diese „Lähmungserscheinung“? Möglicherweise, weil viele der Wissenschaft nicht mehr trauen? Schliesslich gab es schon immer Fehldiagnosen- man denke nur an die Sache mit dem Spinat, der lange Zeit als besonders gesund, weil als sehr eisenhaltig galt. Erst Jahrzehnte später wurde aufgedeckt, dass ein Wissenschaftler einen Rechenfehler diesbezüglich gemacht hatte und das Ganze nicht stimmt.

In Bezug auf die moderne Klimaforschung sieht es aber anders aus. Hier sind sogenannte Supercomputer am Werk, die umfangreiche Modellwelten erschaffen, bei denen die Forscher Parameter ändern können und so Zukunftsszenarien mit hoher Präzision entstehen. Diese Computer können ein sehr genaues Modell abbilden. Dass sich die Supercomputer mit Big Data verrechnen ist sehr unwahrscheinlich.

Wer darüber mehr erfahren will und weitere sehr anschauliche Erklärungen zur Klimaforschung sehen möchte wird hier fündig: Terra X

Lothar Koch

NaturReporter Sylt zum zweiten Mal bei TV-Sylt1 in der Syltzeit

oder auf sylt1.de nach Lothar Koch suchen. und hier geht es zur ersten Syltzeit mit Lothar Koch. Der Inhalt ist auch immer noch recht aktuell Die Syltzeit 1

Klimaschützer und Surf-Weltmeister senden gemeinsames Signal von der World-Cup Bühne

Windsurf Worldcup Sylt, 2019: Siegerehrung mit Sylter Klimaschützern

Pressemitteilung 7.10.2019Sylt/Westerland

Im Rahmen der der Siegerehrung der neuen Windsurf-WeltmeisterInnen versammelten sich gestern nachmittag WassersportlerInnen aus aller Welt und KlimaaktivistInnen der sylter Umweltverbände* auf dem Siegertreppchen der Sylter World-Cup Bühne und sandten ihr Signal von der Promenade Westerlands in die Welt: “ Rüm Hart, Klaar Kimming – Klima retten. Jetzt!“ so solidarisierten sich die Spitzensportler mit den Forderungen der Meeres- und Klimaschützer.
Zehn Tage lang hatten die Umweltverbände Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzgemeinschaft Sylt, NABU,Plastic-Crew Sylt, Bye Bye Plastic-Sylt gemeinsam mit dem Sylter Surf Club die World-Cup Meile mit Themen des Klima- und Meeresschutzes bereichert. Ein zweitägiger „Green7Summit“ zum Klimaschutz, mit hochkarätigen Vorträgen bekannter Wissenschaftlerinnen, war von der Cup Organisation Act Agency und Pro7 dieses Jahr erstmalig dem Sport- und Ausstellungskonzept hinzugefügt worden.
„Das war für uns der entscheidende Faktor, die ungewöhnliche Zusammenarbeit mit dem Mercedes World Cup zu wagen“. sagt Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer. Nach Angaben der Veranstalter wird der zehntägige Wassersportevent jährlich von rund 200 000 Menschen besucht.

Lothar Koch

Neuester IPCC-Bericht: Dringende Warnung an die Menschheit

Der neueste UN-Bericht des Sachverständigenrates für Klimafolgen warnt vor einem schnelleren Anstieg des Meeresspiegels als bisher für  2100 projiziert

Von Drew Kann, CNN, übersetzt von Lothar Koch

Stand: 25. September 2019

(CNN) Städte von New York über Hamburg, London bis Shanghai könnten regelmäßig überflutet werden, da der Meeresspiegel schneller ansteigt als bisher angenommen.

Gletscher und Eisschilde vom Himalaya bis zur Antarktis schmelzen schnell. Und die Fischereien, die Millionen von Menschen ernähren, schrumpfen.

Dies sind nur einige der Auswirkungen, die Treibhausgasemissionen in den Ozeanen und in den gefrorenen Regionen (Kryosphäre) des Planeten bereits ausgelöst haben. Dies geht aus einem neuen wegweisenden Bericht des „Ausschusses der Vereinten Nationen für Klimawandel (IPCC)“ hervor.

Erderwärmung über drei Jahre. Quelle NOAA

Mehr als 100 Wissenschaftler aus 36 Ländern haben an dem Bericht mit dem Titel „Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre im Klimawandel“ gearbeitet. Es ist der letzte von drei Sonderberichten des IPCC nach dem dringenden Bericht vom letzten Oktober, der zeigt, dass die Welt möglicherweise nur bis 2030 Zeit hat, um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten.

Der Planet hat nur bis 2030 Zeit, um den katastrophalen Klimawandel einzudämmen, warnen Experten

„Dieser Bericht ist einzigartig, da das IPCC zum ersten Mal einen ausführlichen Katalog erstellt hat, der die entlegensten Winkel der Erde untersucht – von den höchsten Bergen in abgelegenen Polarregionen bis zu den tiefsten Ozeanen„, sagte Ko Barrett, stellvertretender Vorsitzender des IPCC. „Wir haben festgestellt, dass auch und gerade an diesen Orten der vom Menschen verursachte Klimawandel offensichtlich ist.“

Es ist nur der jüngste wissenschaftliche Beweis dafür, dass die vom Menschen verursachte Erwärmung den Planeten schnell auf einen unberechenbaren Weg treibt. Die Wissenschaftler sagen, dass es einige Auswirkungen auf das globale Klima geben könnte – wie einen Anstieg des Meeresspiegels -, die schon nicht mehr gestoppt werden können.

Auch wenn in dem Bericht Ungewissheit darüber besteht, was genau die Zukunft bringt, sind die Autoren diesbezüglich eindeutig: Trotz des entstandenen Schadens hat die Menschheit immer noch die Wahl.

Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von fossilen Brennstoffen durch rasche Maßnahmen zu beenden, könne einige der schlimmsten projizierten Auswirkungen abwehren. Andernfalls setzen wir unseren Weg fort, in eine Welt, die weit weniger angenehm ist als die, in der wir leben.

Eine alarmierende globale Schmelze

Dieser neue Bericht zeichnet ein umfassendes und alarmierendes Bild des schnellen Auftauens in Eis-Regionen auf der ganzen Welt – und wie die Veränderungen die menschliche Zivilisation in den kommenden Jahrzehnten dramatisch verändern werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Erwärmung des Planeten das Schmelzen von Gletschern und Eisflächen von Grönland bis zur Antarktis beschleunigt und dass der Meeresspiegel voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrhunderts stärker ansteigen wird als bisher prognostiziert.

Von den großen Eisschildern schmilzt das Eis Grönlands am schnellsten.  Das könnte den Meeresspiegel um über 6 Meter anheben. Es hat zwischen 2006 und 2015 durchschnittlich mehr als 275 Gigatonnen Eis pro Jahr verloren . Sein Massenverlust hat sich zwischen 2007 und 2016 im Vergleich zu den letzten zehn Jahren verdreifacht. Aufgrund der wachsenden Beiträge der Antarktisschmelze sagen die Autoren, dass der Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 voraussichtlich 92 cm überschreiten wird, wenn die Kohlenstoffemissionen weiter zunehmen. 

Am besorgniserregendsten ist vielleicht, was mit der Eisdecke der Antarktis passiert, die das Potenzial hat, den Meeresspiegel wesentlich stärker zu erhöhen. Die Wissenschaftler warnen, dass weitere Studien erforderlich sind, sagen jedoch, dass Veränderungen in Teilen der Antarktis die ersten Anzeichen dafür sein könnten, dass der Eisschild einen Kipp-Punkt erreicht hat. (Point of no return).

„Wenn dies zutrifft, besteht die Möglichkeit eines Anstiegs des Meeresspiegels um mehrere Meter innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahrhunderte“, sagte Regine Hock, Professorin an der University of Alaska Fairbanks und koordinierende Leitautorin zu Kapitel zwei IPCC-Bericht. „Das ist sehr substanziell.“

Auch wenn der Zusammenbruch der Eisdecke der Antarktis nicht unmittelbar bevorsteht, wird dem Bericht zufolge bis 2050 bei vielen der 680 Millionen Menschen auf der ganzen Welt, die in niedrig gelegenen Küstengebieten leben, ein jährliches Hochwasserereignis auftreten, das früher nur einmal pro Jahrhundert stattfand.

Am anderen Pol wissen Wissenschaftler seit langem, dass sich die Arktis viel schneller erwärmt als der Rest des Planeten. In den letzten 40 Jahren, so der Bericht, schrumpft das arktische Meereis sehr wahrscheinlich nicht nur im Sommer, sondern in allen Monaten des Jahres, was zu einer weiteren Erwärmung führt. Der Rückgang des Meereises im September ist besonders signifikant und seit mindestens 1000 Jahren wahrscheinlich beispiellos.

Auch der Permafrost-Boden, der das ganze Jahr über gefroren bleibt und Gigatonnen potenziell planetarisch erwärmenden Kohlenstoffs und Methans enthält, hat sich bereits um Rekordzahlen erwärmt. 

Erwärmung der Ozeane und beschädigte Ökosysteme

Wissenschaftler sagen, dass die Ozeane, die 71 Prozent der Erdoberfläche bedecken, bislang die Hauptlast der vom Menschen verursachten Erwärmung geschluckt haben. Der Bericht warnt jedoch davor, dass sie jetzt nicht mehr mithalten können. Deren Puffereigenschaften sind erschöpft.

Es ist „praktisch sicher“, dass sich die Weltmeere seit 1970 ununterbrochen erwärmt haben und 90 Prozent der überschüssigen Wärme des Planeten absorbierten, heißt es in dem Bericht.

Marine Hitzewellen, die weite Teile der Korallenriffe der Erde abgetötet haben, haben sich sehr wahrscheinlich verdoppelt und dürften häufiger und intensiver werden, so der Bericht.

Die Ozeane absorbieren auf natürliche Weise auch Kohlendioxid aus der Luft und haben wahrscheinlich 20 bis 30 Prozent dessen gespeichert, was der Mensch seit 1980 in die Atmosphäre freigesetzt hat, heißt es in dem Bericht. Die Aufnahme großer Mengen Kohlenstoff hat den Ozean jedoch saurer und für Korallen unwirtlicher gemacht, von denen das Überleben Millionen anderer Arten  abhängt. Infolgedessen sind Verschiebungen in den geografischen Bereichen vieler Arten aufgetreten und die maximalen Fischfangerträge sind gesunken, so die Wissenschaftler. In einigen Regionen wie der Arktis könnte die Fischpopulation zunehmen. Aber in den Tropen der Welt werden Fisch und andere Meeresfrüchte wahrscheinlich schwerer zu finden sein. Für die Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, die vom Ozean als Hauptnahrungsquelle abhängig sind, sind die Ergebnisse beunruhigend.

„Zusammengenommen zeigen diese Veränderungen, dass der Ozean und die Kryosphäre der Welt seit Jahrzehnten die Wärme des Klimawandels auf sich nehmen“, sagte Barrett. „Die Folgen für Natur und Mensch sind weitreichend und gravierend.“


Wir haben noch die Wahl, unsere Zukunft zu gestalten
Dem Bericht zufolge, sind einige zukünftige Auswirkungen auf die Ozeane und das Eis schon nicht mehr  zu vermeiden.
Viele gefährdete Städte und Gemeinden – insbesondere entlang der Küsten und in der Arktis – werden gezwungen sein, sich an die Veränderungen anzupassen. Dies wird insbesondere für die ärmsten Länder schwierig sein. Und der Umfang und das Tempo der bevorstehenden Änderungen, warnt der Bericht, werden die Fähigkeiten der Regierungen herausfordern, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Die Wissenschaft ist jedoch ebenso klar, dass viele der projizierten Auswirkungen durch eine ehrgeizige und rasche Reduzierung der CO2-Emissionen vermieden werden können. Beispielsweise wird für das Jahr 2100 ein Anstieg des weltweiten Meeresspiegels auf 15 Millimeter pro Jahr bei einem Szenario mit hohen Emissionen prognostiziert. In einem Szenario mit geringeren Emissionen, in dem Menschen sehr bald globale Treibhausgase abbauen, dürfte der Meeresspiegel jedoch mit 4 Millimetern pro Jahr viel langsamer ansteigen. (Derzeit sind es ca 3,6 mm/Jahr in der Nordsee).
„Es ist die Botschaft, dass eine Politik zur Eindämmung der Treibhausgasemissionen einen starken Einfluss auf den zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels haben kann“, sagte Andrea Dutton, Associate Professor am Department of Geoscience an der University of Wisconsin Madison. „Was wir heute tun, kann entscheiden, auf welchem ​​dieser Wege wir uns morgen befinden.“ Die jetzt getroffenen Entscheidungen sind ausschlaggebend, um die künftigen Auswirkungen zu begrenzen und die steigenden Kosten und Risiken zu vermeiden, die mit verzögerten Maßnahmen einhergehen, heißt es in dem Bericht.

Hochkarätige Klimavorträge und Diskussionen auf dem Surf-World Cup Sylt

Auf der Klimaschutz-Veranstaltung Green Seven Summit, die derzeit anlässlich des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt in Westerland stattfindet, waren heute zwei hochkarätige Wissenschaftlerinnen zu Gast. 

AWI-Vice Chefin Karen Wiltshire von Sylt

Prof. Dr. Maja Göpel, Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung und Mitglied des Club of Rome, referierte über „Fakten des Klimanotstands“, Prof. Dr. Karen Wiltshire, Stellvertretende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Mitgründerin von „Scientists for Future“, sprach zum Thema „Der Meeresspiegel steigt – was das für die Menschheit bedeutet“. 

Göpel betonte die Bedeutung der Klimafrage: „Das Thema Klima ist innerhalb der letzten Jahre auf der Liste der Probleme, die die Menschen beschäftigen, ganz nach oben gerutscht und gehört mittlerweile zu den sechs wichtigsten Themen neben Umweltschutz und der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Und deshalb gehört es auf die Sicherheits-, Friedens- und Zukunftsagenda.“ 

Die Soziologin räumte ein, dass es schwierig sei, große gesellschaftliche Veränderungen voranzubringen, machte aber auch deutlich, dass sie keine Alternative dazu sehe. Von der Politik forderte sie, normative und quantitative Referenzen zu setzen und gesetzliche Regeln zu schaffen. Sie warnte davor „zu engstirnig zu denken“ und ermutigte, couragiert auch alte Paradigmen in Frage zu stellen – wie zum Beispiel „das implizierte Annehmen, dass wir immer und immer mehr Energie brauchen“ oder die bloße Konzentration auf Shareholder Value. 

Zum Klimapaket der Bundesregierung sagte Göpel: „Wenn wir uns angucken, wo CDU und SPD vor einem Jahr standen, dann ist es wahnsinnig, was passiert ist. Und wir akzeptieren, wenn es für diese Regierung das einzig Machbare war. Aber unser Job als Wissenschaftler ist es auch zu sagen, es kann nicht als großer Wurf verkauft werden, wenn wir seit 30 Jahren Empfehlungen aussprechen, wie eine CO2-Steuer eigentlich aussehen müsste, damit sie der Wirtschaft den Impuls gibt, neue Märkte zu schaffen, und dann so ein Entwurf dabei heraus kommt.“ 

Und sie fügte hinzu: „Wir können viele, viele Technologien und Geschäftsmodelle aus der Nische holen, wenn wir es endlich verbieten, auf Kosten der Umwelt und zukünftiger Generationen Profite zu machen. Darum geht es: In dem Moment, in dem ich etwas verbiete, bekommt eine andere Praxis auf einmal Raum und kann wachsen. Die Wirtschaft stirbt nicht, wenn wir versuchen, sie nachhaltig mit unserer Gesellschaft und unserer Natur in Einklang zu bringen. Es braucht eine andere Form des Wirtschaftens. Und wir sind doch eine innovative Gesellschaft.“ Karen Wiltshire machte deutlich, dass der Klimawandel bereits jetzt ganz konkrete Folgen für die Nordsee hat. Während vor dem Zelt die besten Windsurfer der Welt den Wellen trotzten, sprach sie über den Zustand dieses Elements: „Kein Meer hat sich so verändert wie die Nordsee. Wir konnten sehen, dass sie sich doppelt so schnell erwärmt wie die globalen Ozeane. Seit 1987 haben wir einen mittleren Temperaturanstieg von 3,6 Grad beobachtet. Da ist nett, wenn man badet. Aber nicht so nett, wenn man ein Ökosystem ist.“

Die Wissenschaftlerin, die am Alfred-Wegener-Institut in List forscht, machte deutlich, was dies für die nördlichste Insel Deutschlands bedeutet: „Sylt ist vom Anstieg des Meeresspiegels extrem betroffen. Wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt, werden wir kein Watt mehr haben. Wir müssen Küstenschutz und Naturschutz verbinden, um das Wattenmeer zu schützen! Der Tidenhub hat um 50 Prozent zugenommen. Das gefährdet das Seegras – eine ganz wichtige Brutstätte für viele Vögel.“ Noch sei ein Umlenken möglich: „Sylt ist in der Lage, voraus zu denken und zu planen zu können. Wir müssen nun einen guten Plan machen. Und das ist keine Quantenphysik. Es ist machbar – eine minimalistische, planerische, kommunikative Aufgabe. 

Die Direktorin des Sylter AWI (staatliches Institut) kommentiert die C02 Messkurve seit 1960.

Klimaleugnern erteilten die beiden Professorinnen eine klare Absage. „Wissen hat nichts mit Meinung zu tun. Fakt ist: Es wird immer wärmer. Und die einzige Stellschraube, die wir noch haben, ist CO2. Wir dürfen uns nicht mit Diskussionen aufhalten“, forderte Wiltshire. Und Göpel appellierte an alle Zuhörer: „Wir brauchen eine Neujustierung des menschlichen Selbstbildnisses. Wir müssen uns fragen, was wollen wir bewahren und was wollen wir ändern. Wir brauchen Ehrlichkeit for Future!“ 

Alle Informationen zum Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt gibt es auf der Event-Homepage www.windsurfworldcup.de oder auf den Social Media Kanälen bei Facebook und Instagram. 

Informationen zum Programm des Green Seven Summit finden Sie unter https://windsurfworldcup.de/bluelife

Eine PM der World-Cup Pressestelle/Sylt