Wieviele Betten, wieviele Menschen sind täglich auf Sylt? Ruf nach präziser Statistik wird lauter.

Noch ein Gutes hat die Coronakrise: wir haben uns alle, mehr als zuvor, mit Statistiken beschäftigt. 

Dazu haben wir von Lothar Wieler aus dem Robert Koch Institut einiges  gelernt: Man muss nicht alles so genau nehmen und kann auch mal Äpfel mit Birnen vergleichen- dann kann Statistik Jede/r.

Ich habe gleich mal mein Glück mit der Sylter Gäste- und Bettenstatistik versucht.

Also… von der EVS, dem  Haupt- Wasserversorger der Insel, haben wir aus dem März 2018 folgende Aussage gegenüber der Naturschutzgemeinschaft Sylt zum insularen Wasserverbrauch an Spitzentagen vorliegen: Man schätze damals die Zahl der Sylter Verbraucher für Tage, wenn die Insel knallvoll ist, auf  auf rund 230 000 Menschen (207500 allein von EVS gemessen, Rest geschätzt für den Bereich der Norddörfer VEN).

Brutal! Dabei hatte doch die Landesregierung in den Siebziger Jahren schon die Kapazitätsgrenze der Insel auf 100 000 Menschen beziffert!

Die Veröffentlichung dieser ungeheure Zahl hat dann wohl die amtlichen Wasserableser bzw. gewisse Interessengruppen auf der Insel  so umgehauen, dass die EVS  flugs einen Rückzieher machte und zum Jahreswechsel 2019  ihre Aussage auf bummelig 132000 Verbraucher (ohne VEN) runterschraubte.

Jetzt beginnt die Statistik spannend zu werden.

Einigen wir uns, mangels verlässlicher Angaben der gemeindeeigenen EVS, auf den Mittelweg von über den Daumen gepeilt 150 000 Verbrauchern/Tag.

Ziehen wir nun von der mutmasslichen Verbraucherzahl diejenigen ab, die wohl kaum auf Sylt in Gästebetten übernachten: Rund 4000 Pendler und geschätzt 5000 Tagesgäste, 17 000 Einwohner und ca. 15 000 Zweitwohnsitzer. Sind zusammen 41000 Menschen, die nicht in Fremdenbetten übernachten und daher von der Bettenstatistik abgezogen werden könnten (da sind in der Rechnung viele Unbekannte, denn wer weiss schon, ausser der EVS und VEN, vielviel Wasser Pendler und Tagesgäste verbrauchen?).Es bleiben mindestens 109000  Menschen, die als echte Feriengäste an Spitzentagen gleichzeitig auf der Insel sein müssten.

Nun haben wir aber nur 62 000 Fremdenbetten, so die offizielle Zahl der Sylt Marketing Agentur. Aber Hallo! Das würde ja bedeuten, dass in fast jedem Fremdenbett zwei Leute zu liegen kämen, wenn alle einen Schlafplatz haben wollten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass doch weit mehr Betten existieren ist nicht gering und würde heissen, dass den Gemeinden viel Einnahmen entgehen, da doch die Kurtaxe quasi pro Bett erhoben wird.

Um diese Berechnung mit sicheren Daten und Fakten durchzuführen, braucht es wohl endlich eine gute, ehrliche Recherche seitens aller Inselgemeinden. Die Gelegenheit ist günstig, da wir ja Corona-bedingt, gerade die verschiedenen Gruppen (Pendler, Zweitwohnungsbesitzer, Tagesgäste, Restgäste) schön säuberlich getrennt haben einreisen lassen. Das müsste ja jetzt ziemlich genau am Wasserverbrauch ablesbar sein. Schliesslich geht nichts über eine gesicherte Datengrundlage, wenn man die wirtschaftlichen und ökologischen Probleme in Zukunft wuppen will, die eine Pandemie und ein Klimawandel mit sich bringen.

Lothar Koch

(nein, nicht vom Robert Wieler Institut)

Rätselhaftes Heringssterben an der Nordseeküste

An mehreren Orten an der deutschen Nordseeküste werden seit einigen Tagen vermehrt tote Fische im Spülsaum gefunden. Wie das Strandfundeportal „BeachExplorer.org“ meldet, sind vor Cuxhaven, Büsum, Eiderstedt und Nordstrand seit dem Mittsommerwochenende teils Hunderte von toten oder geschwächten Jungheringen angeschwemmt worden. Fachleute rätseln derzeit noch über die mögliche Todesursache. „Das Meerwasser ist nur etwa 20 Grad warm und Heringe weichen vor Überhitzung normalerweise in tieferes Wasser aus“, berichtet Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Möglicherweise seien die nur wenige Monate alten Tiere in Kontakt mit giftigen Algen gekommen, die sich auf Grund der warmen Witterung zu entwickeln beginnen. Proben der toten Jungheringe wurden genommen. Die Ergebnisse der Analysen sollen in einigen Tagen vorliegen.

Tote Heringe im Spülsaum von St.Peter Ording

Heringe laichen im Februar in 40 – 60 Meter tiefem Wasser ab. Aus den Larven entwickeln sich Jungfische, die mit drei Zentimeter Körperlänge ihren Eltern gleichen. Geschlechtsreif werden Heringe nach drei bis sieben Jahren. 

Meldungen von Totfunden bitte an das Strandfundeportal BeachExplorer.orghttps://www.beachexplorer.org/

Text und Fotos: Schutzstation Wattenmeer, Rainer Schulz

LKN: Neue Leitung fürs Wattenmeer

Michael Kruse ist neuer Nationalpark-Chef

Der 61-jährige Diplom-Agraringenieur Michael Kruse wird Montag (15. Juni) in Tönning seinen Dienst als Leiter des Geschäftsbereiches Nationalpark und Meeresschutz im Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) aufnehmen. 

Michael Kruse- neuer Leiter des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

„Es ist schön, dass ich dazugehören darf“, sagt der neue Nationalpark-Chef und strahlt das auch aus. „Ein Monitoring auf hohem wissenschaftlichen Niveau, die Vielzahl von Schutzkonzepten und rechtssicheren Genehmigungsverfahren, eine vom Ellenbogen bis zur Elbmündung augenfällige Nationalpark-Präsenz und die bald bestimmt wieder hohen Gästezahlen im Multimar Wattforum – da gerate ich schon vor Dienstbeginn ins Schwärmen“, freut sich Kruse.

An der Unterelbe aufgewachsen, faszinieren ihn Vögel bis heute. Er kennt ihre Stimmen und beteiligt sich seit Jahren am ehrenamtlichen Vogelmonitoring. Nach dem Landwirtschaftsstudium und Referendariat in Kiel arbeitete er fast zwanzig Jahre als Landschaftspflege- und Naturschutzdezernent im ehemaligen Amt für Land- und Wasserwirtschaft in Heide und im Staatlichen Umweltamt Itzehoe – beides Ämter, die Jahre später im LKN.SH aufgingen. Zu seinen Themen gehörten die Hochmoorrenaturierung am Hohner See, die Flurbereinigungen in der Mieleniederung, landschaftspflegerische Begleitpläne für eine kleine Rückdeichung bei Büsum oder die Naturwaldbildung in Lauenburg.

2005 übernahm der studierte Agraringenieur im Umweltministerium die Zuständigkeit für Vertragsnaturschutzprogramme. Durch das Halligprogramm und andere Landwirtschaftsthemen sind ihm viele Akteure und Orte der Nationalparkregion bestens bekannt. 2016 übernahm er im Umweltministerium die Referatsleitung für Ökolandbau und Cross Compliance, die Umsetzung des EU-Regelwerks zur Auszahlung von Agrarsubventionen.

Nicht nur dem Naturschutz, auch dem Küstenschutz ist Michael Kruse fachlich und emotional nahe: Der kleine Landwirtschaftsbetrieb, den seine Frau im Nebenerwerb betreibt, liegt hinter dem Mitteldeich der Seestermüher Elbmarsch. Michael Kruse ist ehrenamtlich im Deich- und Hauptsielverband engagiert und betreut als Deichgraf einen Deichabschnitt. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen ist es ihm gerade in Zeiten von Klimawandel und Meeresspiegelanstieg besonders wichtig, die Herausforderungen im Wattenmeerschutz gemeinsam mit Naturschutz, Küstenschutz, kommunaler Ebene und Verbänden anzupacken.

Noch steht er binnendeichs- bald kriegt er Weitblick.

„Erfahrener Naturschützer und ehrenamtlicher Deichgraf – welch passende Basis für einen Nationalpark-Chef und stellvertretenden LKN-Direktor“, freut sich Birgit Matelski, die Direktorin des LKN, die Michael Kruse am Montag in seine neue Aufgabe einführen wird. 

Pressemitteilung des Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein
Dr. Hendrik Brunckhorst, Fotos: Archiv LKN/SH