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Der „andere Deich“ in Lister Schutzgebiet fertiggestellt

Der neue Mövenbergdeich in List

 

Rund 30 Jahre hat es gedauert, seit den ersten Forderungen der Lister bis zur Fertigstellung einer optimalen Ostsicherung der Gemeinde vor Sturmfluten. Gründe für den langen Weg bis zum neuen Mövenbergdeich gab es sicher viele: andere Landesprioritäten, Geld und Fördermittelmangel und vor allem schwierige Rahmenbedingungen seitens des Naturschutzes. Schliesslich musste der Deich in ein FFH Gebiet (Lister Koog) und an die Grenze zur Zone 1 des Nationalparkes SH-Wattenmeer gebaut werden (Königshafen).

Nach langen Planfeststellungsverfahren und teils wutentbrannten Diskussionen zwischen den Fronten ist nun die Kompromisslösung gestern offiziell von Alfred Mordhorst, dem Leiter des Landesamtes für Küstenschutz (LKN), abgenommen worden. Es handelt sich um einen ganz besonderen, 6, 5 m hohen und ca. 2,5 km langen Deich, der hinter dem Erlebniszentrum für Naturgewalten mit einer 350 m langen, künstlichen Düne beginnt. Um sensible Schutzgebiete, die Lister Nehrung und Uthörn, sowie den Lister Koog, möglichst wenig in Mitleidenschaft zu ziehen, wurde auf die Standartbauweise verzichtet. So fehlen hier der Deichverteidigungsweg (binnendeichs) und der Treibselabfuhrweg (aussendeichs). Damit der Deich aber dennoch motorisiert gewartet werden kann, ist die Deichkrone asphaltiert und damit befahrbar.

Die Deichböschungen wurden mit einem Mastix-Schotter- Deckwerk auf Heißbitumensand befestigt. Die offenporige Struktur dieses Materials erlaubt es, das die derzeit noch tiefschwarze Außenböschung mit der Zeit zusandet und sich selbst mit der heimischen Flora begrünt. Die Innenböschung wird unmittelbar nach Fertigstellung zusätzlich mit Boden abgedeckt und begrünt.

Die 8 m hohe Hochwasserdüne wurde mit Sand aus der Nordsee aufgespült. Wind und Wetter sollen im kommenden Winter der Düne einen natürlichen Ausdruck verleihen. Sie soll dann mit Strandhafer beflanzt werden.

Inwieweit die für Sylt so wichtigen Vogel-und Seehundrastplätze östlich des Deiches unter der Maßnahme leiden werden, kann wohl erst in einigen Jahren beurteilt werden. Hoffen wir, dass der Kompromiss auch zu Gunsten des Naturschutzes gelungen ist.

Skizze:LKN

Lothar Koch

Kommentar zur Ausstellung „Urbane Landschaften“ von Hans Jessel

In der Stadtgalerie Westerland ist noch bis zum 26.10. 2013 die neue Ausstellung von Hans Jessel (in Zusammenarbeit mit Prof. Hille von Seggern) zu sehen: 

Plädoyer für ein klares Nein zur Urbanisierung der Sylter Landschaft

Wer auf Sylt  mit offenen Augen spazieren geht, weiss, dass die hiesige Naturlandschaft eine so intensive Strahlkraft birgt, dass sie keinerlei Artefakte bedarf, um einen tiefen Eindruck in Auge und Seele des Betrachters zu hinterlassen. Gerade Hans Jessel hat uns das in der Vergangenheit mit seinen makellosen Landschaftsfotografien immer wieder gezeigt. Viele seiner Bilder kommen ohne einen Menschen oder eine zivilisatorische Spur aus, auf manchen setzen Naturmaterialien wie Holz und Reet Akzente. Deshalb faszinieren seine Aufnahmen. Sie sind begehrte Botschafter von Sylt und unser für kommende Generationen zu bewahrendes Weltnaturerbe.

Die Kunst, auf Sylt um Sendemasten, Baukräne,Toilettenhäuschen, Werbetafeln, Fahnenmasten, Verbotsschilder, Stromkästen,Reifenspuren etc., drumherum zu fotografieren scheint nun auch beim Profifotografen immer mehr an ihre Grenzen zu stossen. Das schockt jeden Syltliebhaber und sollte besonders Sylter Marketingexperten und vor allem Kommunalpolitiker und Behörden, die Eingriffe in Natur und Landschaft genehmigen, bzw. verhindern sollen, schwer zu denken geben!

Viele Sylter, die tagtäglich über die Insel fahren, haben sich an diese „Kleinigkeiten“ offenbar längst gewöhnt, die dem Fotografen das Natur-pur-Bild vermasseln. Genau dieses Landschaftsbild ist es aber, welches wir Syltliebhaber- egal ob hier zu Hause, zugereist oder auf Urlaub, gerne weiterhin „einatmen“ möchten. Gerade das, macht unbewusst einen Großteil unserer Lebensqualität aus und lässt viele, trotz steigender Preise und ausblutender Dörfer, an diesem privilegierten Lebensort festhalten.

Leider gilt das nicht für alle:  Immer wieder werden urbane Installationen ohne nennenswerten Protest der Sylter in die Landschaft gestellt  (z.B. Sendemasten), oder Planung realisiert, die hässliche „Wunden“ in die natürliche Landschaftsästhetik schlagen.

Hans Jessel dokumentiert das in seiner neusten Ausstellung künstlerisch gewohnt perfekt und fast schon wieder zu schön. Als ästhetischer Fotograf  kann er wohl nicht anders, als selbst aus der grössten Hässlichkeit noch ein Kunstwerk zu machen . Als Künstler, der wie kein anderer mit der Sylter Landschaft verbunden ist,  scheint ihm nur die „Flucht nach vorn“ zu bleiben, um seinen Zorn ob der meist schleichenden und manchmal auch schreienden Landschaftsverschandelung zu verarbeiten.

Wollen er und die Professorin für  Landschaftsplanung, Hille von Seggern, mit der Ausstellung  gegen Eingriffe in die Inselnatur protestieren, oder andeuten, daß urbane Einflüsse in Sylts Naturlandschaft  interessant, reizvoll, eventuell sogar faszinierend und damit als „erlaubt“ gelten könnten? Da würde ich mir eine klarere Aussage wünschen. Ich bin für ein  eindeutiges „Nein“ hinsichtlich der Frage, ob man in Sylter Landschaft Elemente der Urbanisierung tolerieren soll; – Auch nicht im Namen von Kunst und  Wissenschaft. Wer Industrieromantik wohlwollend bewundern oder künstlerisch verarbeiten will, oder mit akademischer Forschungsabsicht urbane Landschaft studieren möchte,  findet im Ruhrgebiet oder im flurbereinigten Restdeutschland ausreichend Anregung. Unsere ursprüngliche Natur braucht keine Land-Art , um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich finde, pure Sylt-Natur ist Kunstwerk genug – deshalb bitte keinen „Zuckerguss“ auf Hässlichkeiten giessen und weiterhin für Null Akzeptanz gegenüber Landschaftsverschandelung eintreten!

Schon seit 1920 setzten sich Künstler und Wissenschaftler  aktiv gegen eine schleichende Urbanisierung der ursprünglichen Naturlandschaft ein -so entstanden hier die ersten Naturschutzgebiete Deutschlands, von denen wir heute noch profitieren.  Deutschland hat nur noch wenig Prozent natürliche Fläche, geschweige denn Wildnis, zu bieten. Die paar Quadratkilometer, die auf und um diese Insel existieren und für die wir verantwortlich sein dürfen, sollen mit größter Aufmerksamkeit vor Urbanisierung geschützt werden! Hans Jessel hat sich mit seinen Bildern immer dafür  stark gemacht- ich wünsche ihm die Kraft, das auch weiter ganz konsequent zu tun.

Trutz, Blanker Hans!

Hintergründe zur Ausstellung

Lothar Koch

Gemeinde Kampen orientiert sich bei Strandversorgung an Forderungen des Naturschutzes

Vor gut 1,5 Jahren berichteten wir hier über die Planung der Gemeinde Kampen, eine gastronomische Strandversorgung mit Toilette vor das Rote Kliff zu bauen. Nun ist ein Durchbruch in den Verhandlungen mit dem Natur-und Landschaftschutz gelungen. Die Sylter Rundschau berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass eine reine Toilettenlösung umgesetzt wird, die optisch quasi unter einer Düne „verschwindet“ und damit keine negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild haben soll.

geplante Strandtoilette Kampen (Hoffmann aus SR)

 

Die Gemeinde Kampen zeigt mit ihrer Entscheidung zur unterirdischen Toilettenanlage, dass auf Sylt landschaftsverträgliche Lösungen beim Bau von Strandversorgungen (und anderswo) notwendig, erwünscht und machbar sind. Statt sich vom Modell „größtmöglicher Profit“ lenken zu lassen, setzt Kampen auf Naturverträglichkeit, Landschaftsästhetik und bestmöglichen Erhalt seiner geologisch herausragenden Schokoladenseite „NSG Rotes Kliff“. Die anspruchsvollen Urlauber des Ortes und jene Sylter mit Sinn für die einmalige Naturlandschaft ihrer Insel werden es dankend zur Kenntnis nehmen. Wenn der tatsächliche Bau am Ende hält ,was nun versprochen wird, setzt Kampen damit Maßstäbe, an denen sich andere Gemeinden in Zukunft messen lassen müssen.

Lothar Koch

Wenningstedt will monströse Strandtreppe bauen

Im Februar hatte der Leiter des Wenningstedter Tourismusservice über die Sylter Rundschau noch mitteilen lassen: „Wichtig ist Henning Sieverts, dass sich Treppe und Aufzug „harmonisch in das Landschaftsbild einfügen“.

Quelle:shz/Entwurf Schlumms und Franzen

Der nun vorgestellte Entwurf entspricht offenbar nicht dem Anspruch, der Sylter Landschaftsästhtik Vorrang zu geben (s.Foto: Entwurf Schlumms und Franzen, Sylter Rundschau). Die Stahl-Treppe wird wahrscheinlich über Kilometer weit für Strandspaziergänger sichtbar sein und das natürliche Dünen/Kliff Relief optisch massiv beeinträchtigen. Dabei hat Gosch es doch gerade mit seinem neuen Restaurant an der Wenningstedter Promenade vorgemacht, wie man groß, modern und dennoch optisch landschaftsverträglich bauen kann. Der neue Sitz des Sylter Fischpabstes verschwindet unter einem geschwungenen, grünen Grasdach und passt sich, gemessen an der Gesamtgrösse, relativ gut ein.

Offensichtlich haben wenningstedter Gemeinde-und Kurbetriebsvertreter trotz der Diskussion, die vergangenes Jahr um den Ausbau der Kampener Treppe am Roten Kliff geführt wurde, nichts Wesentliches in Sachen Natur/Syltverträglichkeit dazugelernt. Sie setzen weiter auf grösser, pompöser, aufwendiger, statt die natürliche Schönheit der Strand, Dünen-und Klifflandschaft an erste Stelle zu setzen und so sensibel wie möglich mit dem Naturerbe umzugehen.

Die Behörden entscheiden leider nicht nach Gesichtspunkten der Landschaftsästhetik, sondern lediglich danach, ob sich der Bau in einem Naturschutzgebiet befindet, oder nicht. Da das bei dem Standort der Treppe nicht der Fall ist, wird die ca. 900 000 Euro teure Konstruktion mit eingebautem Fahrstuhl wohl genehmigt werden-  wie lange die Technik an dem salz/sand/wasser-gebeutelten Standort dann hält und wie hoch die Folgekosten der Erhaltung werden, bleibt abzuwarten.

 

Wie finden Sie den Entwurf?

 

Lothar Koch

Böse BOS-Falle entzweit Bürger.

Im heutigen Leit-Artikel der Sylter Rundschau  „Lister Funkmast Dilemma“ heisst es, die Gemeinde List favorisiere nun für das BOS- Funkmast-Monstrum einen Standort inmitten des Wanderdünengebietes. Es macht wirklich traurig zu lesen, daß Sylter Gemeindevertreter bereit sind, eines der schönsten und bundesweit hochbedeutenden Naturdenkmäler- die Lister Wanderdüne-,  für so eine Verschandelung überhaupt in Erwägung ziehen.

Das Bewusstsein für die Schönheit (und Werbewirksamkeit) der Sylter Naturlandschaft  scheint in List ebenso wenig präsent zu sein, wie in Hörnum, wo ja bereits ein BOS-Mast den Ortseingang verschandelt.

Natürlich sind die Belange der Anwohner unbedingt nachvollziehbar, die so einen, möglicherweise gesundheitsschädlichen Bau nicht in ihrer Nähe haben wollen. Aber sich von einer technokratischen  Bundesbehörde, die unsensibel an Natur und Mensch vorbeiplant, so in die Enge treiben zu lassen, ist armselig. Sehenden Auges eine Front zwischen „Naturschutz und Menschenschutz“ unter den Bürgern zu provozieren ist mehr als unfair. Wo bleibt hier der entschlossene Kampfgeist der Inselvertreter  für Bürger und Inselnatur gleichermassen einzutreten und einfach mal, wie ein kleines gallisches Dorf NEIN zum 160. Mast zu sagen? Nein, zu dieser für Menschen und Landschaft mit Welterbe-Rang völlig unpassenden technischen Umsetzung, die einfach von „oben“ aufgedrückt werden soll? Ich habe die Hoffnung, dass  bei ausreichendem Druck und hoher Geschlossenheit  von „unten“ (ggf auch mit natur- und gesundheitsbewussten Sylt-Urlaubern zusammen) letztendlich eine verträgliche Lösung gefunden werden könnte, um das Ziel einer verbesserten Sicherheit für Notfalleinsätze in List zu erreichen.

Lothar Koch