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Was passiert mit Sylt im Klimawandel?

Klima-Demo 20.9.2019 in Westerland

…und wieso behindert der Spinateffekt den Politikwandel?

Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 12000 Jahren stieg der Meeresspiegel rapide meterweise wieder an, aber nachdem die großen Gletschermassen abgeschmolzen waren, waren es in den letzten 6000 Jahren im Mittel nur noch um 1 mm pro Jahr weiterer Meeresspiegelanstieg, im letzten Jahrhundert  dann um 2 mm und in den letzten 25 Jahren im Mittel um 3 mm bei steigender Tendenz. Derzeit sind es 3,6 mm pro Jahr.

Dieser moderne, beschleunigte Meeresanstieg ist vorwiegend die Folge bisheriger Treibhausgasemissionen durch den Menschen. Die weitere Verbrennung fossiler Kohlenstoffe wird noch über Jahrtausende den Meeresanstieg antreiben. Nicht nur das Schmelzen von Landeis, sondern auch ein Abrutschen polarer Eismassen ins Meer ist in die Berechnungen einzubeziehen. Wann wie viel Eis ins Rutschen gerät, ist kaum berechenbar. „Langfristige Projektionen zum Meeresspiegel sind zwar sicher in Richtung und Höhe, aber nicht in Bezug darauf, wie langsam oder schnell der Anstieg kommt.“, sagt der Sylter Küstenexperte Prof. Dr. Karsten Reise in seinem Buch „Kurswechsel Küste“.

Sylt muss bereits seit Jahrzehnten permanent Küstenschutz betreiben, um die Orte des Bädertourismus, die um 1900 nahe des Strandes angelegt wurden, vor dem Abtrag zu schützen.Zwischen 1972 und 2020 wurden der Insel rund 60 Millionen qm Sand im Wert von rund 235 Millionen Euro vorgespült. Seit 2019 wird die Uferschutzmauer vor Westerland mit Beton für rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr verstärkt.  

Der Umweltminister des Landes Schleswig-Holstein stellte 2019 klar, dass man die Folgen des Klimawandels auf Sylt bedenken müsse. Je weiter dieser fortschreite, desto schwieriger werde es, Maßnahmen zu ergreifen, da die Kosten  ins Unermessliche steigen könnten und  möglicherweise seitens des Bundes und des Landes nicht mehr zu bewältigen  seien.

Prof. Karen Wiltshire, die stellvertretende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Direktorin der Sylter Forschungsstelle Wattenmeer erklärt: „Kein Meer hat sich so verändert wie die Nordsee. Wir messen, dass sie sich doppelt so schnell aufheizt wie die globalen Ozeane“. Erwärmung bedeutet auch Ausdehnung des Wasserkörpers und damit Meeresspiegelanstieg. Wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt „säuft“ das Watt ab.  Wenn bei Ebbe keine Flächen mehr trocken fallen, kollabiert das ganze Ökosystem des Welterbe Wattenmeers, wie wir es heute kennen, vor allem in seiner Funktion  als Drehscheibe des Vogelzuges.

Nach vorliegenden „Big-Data“-Computer-Modellen wird sich die Temperatur weiter deutlich erhöhen, und der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um 1,2 Meter steigen. Die Insel Sylt wird dadurch sehr wahrscheinlich in mehrere Teile zerfallen (oder das wird mit massivem, teurem Küstenschutz verhindert werden müssen). Fast eine halbe Million Menschen und 3000 Quadratkilometer Wattenmeer sind allein im Norden der Republik dadurch bedroht.

Um dem entgegenzuwirken, schlägt Prof. Reise neben unverzüglichen Anstrengungen im Klimaschutz vor, Anpassungen an die kommenden Überschwemmungen zu realisieren. Am Festland sollten Polderdeiche geöffnet werden, um dem Meer kontrolliert mehr Raum zu geben, vor den Inseln sollte deutlich mehr Sand als bisher vorgespült werden, der sich gern mit der Strömung allmählich ins gesamte Wattgebiet verteilen darf, um hier den Meeresboden zu erhöhen.

Wesentlich früher als die Folgen des Meeresspiegelanstiegs, wird Sylt die Zunahme von Wetterextremen zu spüren bekommen. Die letzten Jahre waren bereits mit Hitzerekorden gespickt. Tendenz: Stürme werden häufiger und länger verweilen. Hurricanes der Karibik wandern bereits heute wegen der Erwärmung des Atlantiks viel weiter nach Osten als früher. Auch kann es zu heisseren Sommern und verregneten Wintern kommen, sicher keine optimalen Rahmenbedingungen für eine ganzjährigen Urlaubsdestination. Eine grossflächige „Verbrennung“ von atlantischer Dünenheide durch Sonneneinstrahlung und Trockenheit gab es bereits im Sommer 2018.

Der Wetterexperte Dr. Meeno Schrader meint dazu: „Dabei liegen die Ursachen für das, was wir heute beobachten und ertragen müssen Jahrzehnte zurück. Das hauptverantwortliche Verursachertreibhausgas CO2 hat eine Verweildauer von 150 Jahren. Dies läßt erahnen, was in Zukunft auf uns zukommt, selbst wenn es notwendigerweise gelingt die Emissionen signifikant herunterzufahren. Der Handlungsdruck eines massiven Umdenkens hin zu einer tiefgreifenden Veränderung unseres Konsumverhaltens nimmt exponentiell zu. Der Klimawandel erzwingt Anpassung, Entgegenwirken und große Solidarität.“(Diplom-Meteorologe, WetterWelt GmbH).

Obwohl die Prognosen düster sind, schaffen wir es auch in der Lokalpolitik nicht wirklich effektiv umzusteuern. Es liegen noch nicht einmal klare, aktuelle Bilanzen vor, wo diese Insel die grössten CO2- und Energie-Lecks hat. Die meisten Anstrengungen sind bislang eher kosmetischer Natur. Eine „Klimawoche“ und ein ReCup Becher-System ändert beispielsweise real noch nichts am Klimawandel.

Woran liegt diese „Lähmungserscheinung“? Möglicherweise, weil viele der Wissenschaft nicht mehr trauen? Schliesslich gab es schon immer Fehldiagnosen- man denke nur an die Sache mit dem Spinat, der lange Zeit als besonders gesund, weil als sehr eisenhaltig galt. Erst Jahrzehnte später wurde aufgedeckt, dass ein Wissenschaftler einen Rechenfehler diesbezüglich gemacht hatte und das Ganze nicht stimmt.

In Bezug auf die moderne Klimaforschung sieht es aber anders aus. Hier sind sogenannte Supercomputer am Werk, die umfangreiche Modellwelten erschaffen, bei denen die Forscher Parameter ändern können und so Zukunftsszenarien mit hoher Präzision entstehen. Diese Computer können ein sehr genaues Modell abbilden. Dass sich die Supercomputer mit Big Data verrechnen ist sehr unwahrscheinlich.

Wer darüber mehr erfahren will und weitere sehr anschauliche Erklärungen zur Klimaforschung sehen möchte wird hier fündig: Terra X

Lothar Koch

Klimaschützer und Surf-Weltmeister senden gemeinsames Signal von der World-Cup Bühne

Windsurf Worldcup Sylt, 2019: Siegerehrung mit Sylter Klimaschützern

Pressemitteilung 7.10.2019Sylt/Westerland

Im Rahmen der der Siegerehrung der neuen Windsurf-WeltmeisterInnen versammelten sich gestern nachmittag WassersportlerInnen aus aller Welt und KlimaaktivistInnen der sylter Umweltverbände* auf dem Siegertreppchen der Sylter World-Cup Bühne und sandten ihr Signal von der Promenade Westerlands in die Welt: “ Rüm Hart, Klaar Kimming – Klima retten. Jetzt!“ so solidarisierten sich die Spitzensportler mit den Forderungen der Meeres- und Klimaschützer.
Zehn Tage lang hatten die Umweltverbände Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzgemeinschaft Sylt, NABU,Plastic-Crew Sylt, Bye Bye Plastic-Sylt gemeinsam mit dem Sylter Surf Club die World-Cup Meile mit Themen des Klima- und Meeresschutzes bereichert. Ein zweitägiger „Green7Summit“ zum Klimaschutz, mit hochkarätigen Vorträgen bekannter Wissenschaftlerinnen, war von der Cup Organisation Act Agency und Pro7 dieses Jahr erstmalig dem Sport- und Ausstellungskonzept hinzugefügt worden.
„Das war für uns der entscheidende Faktor, die ungewöhnliche Zusammenarbeit mit dem Mercedes World Cup zu wagen“. sagt Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer. Nach Angaben der Veranstalter wird der zehntägige Wassersportevent jährlich von rund 200 000 Menschen besucht.

Lothar Koch

Hochkarätige Klimavorträge und Diskussionen auf dem Surf-World Cup Sylt

Auf der Klimaschutz-Veranstaltung Green Seven Summit, die derzeit anlässlich des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt in Westerland stattfindet, waren heute zwei hochkarätige Wissenschaftlerinnen zu Gast. 

AWI-Vice Chefin Karen Wiltshire von Sylt

Prof. Dr. Maja Göpel, Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung und Mitglied des Club of Rome, referierte über „Fakten des Klimanotstands“, Prof. Dr. Karen Wiltshire, Stellvertretende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Mitgründerin von „Scientists for Future“, sprach zum Thema „Der Meeresspiegel steigt – was das für die Menschheit bedeutet“. 

Göpel betonte die Bedeutung der Klimafrage: „Das Thema Klima ist innerhalb der letzten Jahre auf der Liste der Probleme, die die Menschen beschäftigen, ganz nach oben gerutscht und gehört mittlerweile zu den sechs wichtigsten Themen neben Umweltschutz und der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Und deshalb gehört es auf die Sicherheits-, Friedens- und Zukunftsagenda.“ 

Die Soziologin räumte ein, dass es schwierig sei, große gesellschaftliche Veränderungen voranzubringen, machte aber auch deutlich, dass sie keine Alternative dazu sehe. Von der Politik forderte sie, normative und quantitative Referenzen zu setzen und gesetzliche Regeln zu schaffen. Sie warnte davor „zu engstirnig zu denken“ und ermutigte, couragiert auch alte Paradigmen in Frage zu stellen – wie zum Beispiel „das implizierte Annehmen, dass wir immer und immer mehr Energie brauchen“ oder die bloße Konzentration auf Shareholder Value. 

Zum Klimapaket der Bundesregierung sagte Göpel: „Wenn wir uns angucken, wo CDU und SPD vor einem Jahr standen, dann ist es wahnsinnig, was passiert ist. Und wir akzeptieren, wenn es für diese Regierung das einzig Machbare war. Aber unser Job als Wissenschaftler ist es auch zu sagen, es kann nicht als großer Wurf verkauft werden, wenn wir seit 30 Jahren Empfehlungen aussprechen, wie eine CO2-Steuer eigentlich aussehen müsste, damit sie der Wirtschaft den Impuls gibt, neue Märkte zu schaffen, und dann so ein Entwurf dabei heraus kommt.“ 

Und sie fügte hinzu: „Wir können viele, viele Technologien und Geschäftsmodelle aus der Nische holen, wenn wir es endlich verbieten, auf Kosten der Umwelt und zukünftiger Generationen Profite zu machen. Darum geht es: In dem Moment, in dem ich etwas verbiete, bekommt eine andere Praxis auf einmal Raum und kann wachsen. Die Wirtschaft stirbt nicht, wenn wir versuchen, sie nachhaltig mit unserer Gesellschaft und unserer Natur in Einklang zu bringen. Es braucht eine andere Form des Wirtschaftens. Und wir sind doch eine innovative Gesellschaft.“ Karen Wiltshire machte deutlich, dass der Klimawandel bereits jetzt ganz konkrete Folgen für die Nordsee hat. Während vor dem Zelt die besten Windsurfer der Welt den Wellen trotzten, sprach sie über den Zustand dieses Elements: „Kein Meer hat sich so verändert wie die Nordsee. Wir konnten sehen, dass sie sich doppelt so schnell erwärmt wie die globalen Ozeane. Seit 1987 haben wir einen mittleren Temperaturanstieg von 3,6 Grad beobachtet. Da ist nett, wenn man badet. Aber nicht so nett, wenn man ein Ökosystem ist.“

Die Wissenschaftlerin, die am Alfred-Wegener-Institut in List forscht, machte deutlich, was dies für die nördlichste Insel Deutschlands bedeutet: „Sylt ist vom Anstieg des Meeresspiegels extrem betroffen. Wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt, werden wir kein Watt mehr haben. Wir müssen Küstenschutz und Naturschutz verbinden, um das Wattenmeer zu schützen! Der Tidenhub hat um 50 Prozent zugenommen. Das gefährdet das Seegras – eine ganz wichtige Brutstätte für viele Vögel.“ Noch sei ein Umlenken möglich: „Sylt ist in der Lage, voraus zu denken und zu planen zu können. Wir müssen nun einen guten Plan machen. Und das ist keine Quantenphysik. Es ist machbar – eine minimalistische, planerische, kommunikative Aufgabe. 

Die Direktorin des Sylter AWI (staatliches Institut) kommentiert die C02 Messkurve seit 1960.

Klimaleugnern erteilten die beiden Professorinnen eine klare Absage. „Wissen hat nichts mit Meinung zu tun. Fakt ist: Es wird immer wärmer. Und die einzige Stellschraube, die wir noch haben, ist CO2. Wir dürfen uns nicht mit Diskussionen aufhalten“, forderte Wiltshire. Und Göpel appellierte an alle Zuhörer: „Wir brauchen eine Neujustierung des menschlichen Selbstbildnisses. Wir müssen uns fragen, was wollen wir bewahren und was wollen wir ändern. Wir brauchen Ehrlichkeit for Future!“ 

Alle Informationen zum Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt gibt es auf der Event-Homepage www.windsurfworldcup.de oder auf den Social Media Kanälen bei Facebook und Instagram. 

Informationen zum Programm des Green Seven Summit finden Sie unter https://windsurfworldcup.de/bluelife

Eine PM der World-Cup Pressestelle/Sylt

KUNSTamDENK-MAL – DIE PERFORMANCE im Vorfeld der KLIMA-DEMO am 20.9. um 12 Uhr in Westerland und weltweit.

Sylt/Westerland, 16.09.19,14:15 Uhr/Promenade Hauptstrand 

Hier am nördlichsten Punkt unserer Aktionen in Deutschland stehen wir KlimaschützerInnen, um die Woche vor dem bundesweiten Klimastreiktag am 20.9. mit Schweigen einzuläuten.

Wir schweigen für die Opfer der weltweiten Hurricane, Erdrutsche und Überflutungen ebenso, wie für die Opfer unter Menschen und Tieren in den brennen Wäldern der Welt, die mutwillig entfacht wurden, um Massentierhaltungen mit Sojafutter zu versorgen.

Wir schweigen für unsere Freunde und Freundinnen auf den Inseln der Welt, deren Heimat  bereits vom steigenden Meeresspiegel geflutet wird.

Wir schweigen für alle Klimaflüchtlinge, besonders diejenigen, die auf ihrer Flucht in den Meeren ertrunken sind.

WIR SCHWEIGEN BEI DIESER AKTION AB JETZT, UM UNSERE KRAFT ZU SAMMELN, DAMIT WIR AM KOMMENDEN FREITAG UMSO LAUTER WERDEN KÖNNEN. AUF DER REIZKLIMA-DEMO um 12:00 Uhr IN WESTERLAND EBENSO, WIE AN WEITEREN 500 ORTEN DER REPUBLIK UND TAUSENDEN WELTWEIT.

Alles was wir noch zu dieser Performance zu sagen hätten, lesen sie bitte auf unserer Erklärung:

KUNSTamDENK-MAL

SOS-Bronze-Figur auf der Promenade kunstvoll verpackt

Christo lässt grüssen. Der berühmte Verpackungskünstler hätte seine Freude an der Performance, die heute auf der Promenade stattfand.

Edda Raspe´, Dr. Roland Klockenhoff (beide Naturschutzgemeinschaft Sylt) und Lothar Koch (Schutzstation Wattenmeer e.V.) verpackten gemeinsam mit Phillipp Nissen, Lena Theissig  und Annika Abraham (Fridays for Future) die Save-Our-Seas-Statue auf der Promenade. 

Keine fünfzig Meter entfernt von den aktuellen Bauarbeiten zur Errichtung einer Flutschutzbetonmauer  wollen die Verbände die öffentliche Aufmerksamkeit auf aktuelle und zukünftige Umweltprobleme der Küste lenken und an den gemeinsamen „Umweltschutzschwur“ von Naturschutzverbänden, Gemeinden und Tourismuseinrichtungen aus dem Jahr 1990 erinnern.

„Wir rufen alle Generationen zum Klimastreik und zur Demo am 20.9. auf! „ sagten Lena Theissig und Phillipp Nissen von Fridays for Future auf Sylt.

 „Es ist an der Zeit mit den jungen UmweltaktivistInnen von Heute erneut für die gemeinsamen Ziele Insel-, Nordsee- und Klimaschutz anzuknüpfen.“ meint Dr. Roland Klockenhoff. „Nicht Lippenbenntisse sind gefragt, sondern es muss gehandelt werde. Das darf auch Geld kosten.“

Und Goldschmiedin Edda Raspe´ergänzt: „Wir wünschen uns wieder mehr politische Kunst in dieser Zeit von Plastikflut , Klimawandel und oberflächlichem Infotainment.“

Vor 29 Jahren wurde hier die Skulptur des Künstlers  Serge D. Mangnin als Mahnmal für Meeresschutz gemeinsam mit Institutionen der Insel eingeweiht. Edda Raspe´, Roland Klockenhoff und Lothar Koch waren  als Naturschützer der Insel zuvor in den drei „heissen Nordseeschutzjahren 1987-1990“  gemeinsam mit Klara Enns, Insel-BürgermeisterInnen und Vertreterinnen des Nordseebäderverbandes ähnich aktiv gewesen, wie heute die jungen KlimaschützerInnen von Fridays for Future.

Heute steht das Mahnmal seit Jahren recht unbeachtet gegenüber der Musikmuschel und hat seine umweltpolitische Bedeutung verloren. Das mag auch daran liegen, dass der Promenadenbereich seitens des ISTS als „politikfreie Zone“ erklärt wird, sagt Lothar Koch, dessen Anfrage für eine Demo-Kundgebung in der Musikmuschel und die Bewerbung der Klima-Demo auf den Litfasssäulen der Innenstadt abgelehnt wurde. Die findet nun am 20.9. um 12:00 Uhr am Rathaus statt. Dabei hatte der Künstler Serge Mangin damals gesagt: „Zu einer Zeit, in der wir verpflichtet sind, die Tiere, die Luft, die Pflanzen und das Wasser zu retten, sollten wir ein Menschenbild darstellen, das glaubwürdig ist.“

Das gilt wohl heute mehr denn je!

Sylt bekommt eine/n neue/n Klimaschutz-Manager/in

Nun ist es wohl beschlossene Sache, wie man aus gut informierten Kreisen hört: Nach fünfjähriger Pause in Sachen professionellem Klimaschutz haben sich die Inselgemeinden durchgerungen, die Stelle eines „Nachhaltigkeit-Managers“ erneut zu besetzen. Die Stelle soll beim Landschaftszweckverband, also einem gemeindeübergreifenden Gremium angesiedelt werden.

Im März 2019 forderten SchülerInnen auf einer Fridays for Future Demo in Westerland mehr Klimaschutz. Auch Bündnis 90 /Die Grünen hatte die Wiederbesetzung dieser Stelle gefordert.

Im Klimaschutz hinkt Sylt anderen Regionen Deutschlands deutlich hinterher. Das belegt ein Gutachten von 2011. Ausgerechnet Sylt! Dabei ist die Insel doch prädestiniert etwas für gutes Klima zu unternehmen, schliesslich ist die exponierte Lage am Meer besonders anfällig für die unabsehbaren Folgen des Klimawandels und Meeresspiegelanstieges. Ausserdem wäre Sylt mit seinem Prommi-Faktor und der Million Gäste aus der ganzen Republik ein idealer Multiplikator für gute innovative Ideen.

Leider konnten die Inselgemeinden und Unternehmer dieses Potiential, auch in Hinblick auf effektive Imagewerbung der Marke Sylt, in der Vergangenheit noch nicht optimal nutzen. Immer wieder gab es mal die ein oder andere werbewirksame Aktion und eine Klimawoche, aber dauerhaft runter mit der Energie-und CO2- Bilanz ging es bislang nicht. Auch in Sachen Nachhaltigkeit blieb es bislang bei kleineren Vorzeigeprojekten. Leider gelang es auch dem Klimaschutzmanager, dessen Stelle drei Jahre gefördert wurde nicht, eine echte Aufbruchstimmung unter den insularen Akteuren zu erzeugen. Er ging 2016 nach zweieinhalb Jahren frühzeitig. Von da an wollte der Landschaftszweckverband auf Projektarbeit und Initiativen externer Büros setzen. Diese Vorstellung konnte offenbar nicht umgesetzt werden.

Anfang des Jahres entschied man sich, erneut eine solche Stelle auszuschreiben, die diesmal jedoch dauerhaft und fokussierter Projekte für Klimaschutz umsetzt und in dieser Hinsicht netzwerkt. Dieser Auffassung waren auch die TeilnehmerInnen eines Klimaschutzworkshops, der vom Landschaftszweckverband Anfang März ausgerichtet wurde und an dem einige BürgermeisterInnen der Insel teilnahmen. In einem zweiten Teil der im Juni 2019 stattfand wurde dann der endgültige Beschluss gefasst eine neue Stelle für einen Nachhaltigkeitsmanager zu schaffen. Man war sich einig, dass die Herausforderungen nur mit einer kompetenten Stelle gemeistert werden können. Der/Die Projektmanager/in soll vor allem Akteure insular und überregional vernetzen, an einem Leitbild für Klimaschutz und Nachhaltigkeit arbeiten und übergeordnet tätig sein, also keine eigenen Projekte durchführen, sondern andere dafür motivieren und allenfalls dabei begleiten.

In dem Wort „Nachhaltigkeitsmanager“ steckt schon der Anspruch drin, dass es dabei nicht ausschliesslich um Klimaschutz, sondern generell um die Verbesserung der Insel in allen Umweltfragen gehen soll, die Nachhaltigkeit betreffen.