Hörnumer Unterfeuer abgebaut

Der heutige Abbau des Quermarkenfeuers Hörnum an Sylts Südspitze (Foto) kam dann doch überraschend schnell. Bereits Anfang der Woche hatte das Wasser-und Schiffahrtsamt (WSA) eine Bergung des vom Absturz gefährdeten „Mini-Leuchtturms“ angekündigt, obwohl es aus den Ämtern unmittelbar nach dem Orkantief „Christian“ verlautete, daß das Naturschutzgebiet Hörnum Odde nicht sonderlich in Gefahr sei.

Dem WSA war hier jedoch bereits 1979 ein Unterfeuer in die See gestürzt, sodass man diesmal auf Nummer sicher gehen wollte.

Für das Naturschutzgebiet wird der heutigen Tag wohl den endgültigen Anfang vom Ende markieren. Es ist offensichtlich, wie die Wassermassen sich bei jedem Sturm weiter von Westen in die Dünenheide fressen und immer neue Muscheltäler bilden. Das zuständige Küstenschutz-Amt will zwar weiter für die Sicherheit der hörnumer Siedlungen garantieren, aber keine weiteren Euros in den Schutz des Naturschutzgebietes stecken.

Für den Ort Hörnum ist das eine kleine Katastrophe. Schliesslich ist der Spaziergang um die Dünenlandschaft der Inselspitze für viele Sylter und Gäste der entscheidende Grund, hin und wieder Hörnum zu besuchen. Wenn diese Naturattraktion komplett wegfallen sollte, fehlt ein wesentlicher Anreiz für die Fahrt in den Inselsüden. Aber auch für ganz Sylt wird der Wegfall dieser Naturlandschaft ein schmerzlicher Verlust werden.

Andererseits muss man akzeptieren, dass das Werden und Vergehen von Dünen und Sänden zum natürlichen Geschehen des Nationalpartkes Wattenmeer gehört.

Wer das wildeste Stückchen Sylt noch einmal sehen möchte, sollte das in den nächsten ein -zwei Jahren tun. In wenigen Jahren wird dann wahrscheinlich die Südspitze in einem befestigten „Korsett“ unmittelbar südlich des Hörnumer Leuchtturms enden- es sei denn die Strömung kreiert einen neuen Sandhaken an anderer Stelle.

 

Lothar Koch

 

Kommentar zur Ausstellung „Urbane Landschaften“ von Hans Jessel

In der Stadtgalerie Westerland ist noch bis zum 26.10. 2013 die neue Ausstellung von Hans Jessel (in Zusammenarbeit mit Prof. Hille von Seggern) zu sehen: 

Plädoyer für ein klares Nein zur Urbanisierung der Sylter Landschaft

Wer auf Sylt  mit offenen Augen spazieren geht, weiss, dass die hiesige Naturlandschaft eine so intensive Strahlkraft birgt, dass sie keinerlei Artefakte bedarf, um einen tiefen Eindruck in Auge und Seele des Betrachters zu hinterlassen. Gerade Hans Jessel hat uns das in der Vergangenheit mit seinen makellosen Landschaftsfotografien immer wieder gezeigt. Viele seiner Bilder kommen ohne einen Menschen oder eine zivilisatorische Spur aus, auf manchen setzen Naturmaterialien wie Holz und Reet Akzente. Deshalb faszinieren seine Aufnahmen. Sie sind begehrte Botschafter von Sylt und unser für kommende Generationen zu bewahrendes Weltnaturerbe.

Die Kunst, auf Sylt um Sendemasten, Baukräne,Toilettenhäuschen, Werbetafeln, Fahnenmasten, Verbotsschilder, Stromkästen,Reifenspuren etc., drumherum zu fotografieren scheint nun auch beim Profifotografen immer mehr an ihre Grenzen zu stossen. Das schockt jeden Syltliebhaber und sollte besonders Sylter Marketingexperten und vor allem Kommunalpolitiker und Behörden, die Eingriffe in Natur und Landschaft genehmigen, bzw. verhindern sollen, schwer zu denken geben!

Viele Sylter, die tagtäglich über die Insel fahren, haben sich an diese „Kleinigkeiten“ offenbar längst gewöhnt, die dem Fotografen das Natur-pur-Bild vermasseln. Genau dieses Landschaftsbild ist es aber, welches wir Syltliebhaber- egal ob hier zu Hause, zugereist oder auf Urlaub, gerne weiterhin „einatmen“ möchten. Gerade das, macht unbewusst einen Großteil unserer Lebensqualität aus und lässt viele, trotz steigender Preise und ausblutender Dörfer, an diesem privilegierten Lebensort festhalten.

Leider gilt das nicht für alle:  Immer wieder werden urbane Installationen ohne nennenswerten Protest der Sylter in die Landschaft gestellt  (z.B. Sendemasten), oder Planung realisiert, die hässliche „Wunden“ in die natürliche Landschaftsästhetik schlagen.

Hans Jessel dokumentiert das in seiner neusten Ausstellung künstlerisch gewohnt perfekt und fast schon wieder zu schön. Als ästhetischer Fotograf  kann er wohl nicht anders, als selbst aus der grössten Hässlichkeit noch ein Kunstwerk zu machen . Als Künstler, der wie kein anderer mit der Sylter Landschaft verbunden ist,  scheint ihm nur die „Flucht nach vorn“ zu bleiben, um seinen Zorn ob der meist schleichenden und manchmal auch schreienden Landschaftsverschandelung zu verarbeiten.

Wollen er und die Professorin für  Landschaftsplanung, Hille von Seggern, mit der Ausstellung  gegen Eingriffe in die Inselnatur protestieren, oder andeuten, daß urbane Einflüsse in Sylts Naturlandschaft  interessant, reizvoll, eventuell sogar faszinierend und damit als „erlaubt“ gelten könnten? Da würde ich mir eine klarere Aussage wünschen. Ich bin für ein  eindeutiges „Nein“ hinsichtlich der Frage, ob man in Sylter Landschaft Elemente der Urbanisierung tolerieren soll; – Auch nicht im Namen von Kunst und  Wissenschaft. Wer Industrieromantik wohlwollend bewundern oder künstlerisch verarbeiten will, oder mit akademischer Forschungsabsicht urbane Landschaft studieren möchte,  findet im Ruhrgebiet oder im flurbereinigten Restdeutschland ausreichend Anregung. Unsere ursprüngliche Natur braucht keine Land-Art , um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich finde, pure Sylt-Natur ist Kunstwerk genug – deshalb bitte keinen „Zuckerguss“ auf Hässlichkeiten giessen und weiterhin für Null Akzeptanz gegenüber Landschaftsverschandelung eintreten!

Schon seit 1920 setzten sich Künstler und Wissenschaftler  aktiv gegen eine schleichende Urbanisierung der ursprünglichen Naturlandschaft ein -so entstanden hier die ersten Naturschutzgebiete Deutschlands, von denen wir heute noch profitieren.  Deutschland hat nur noch wenig Prozent natürliche Fläche, geschweige denn Wildnis, zu bieten. Die paar Quadratkilometer, die auf und um diese Insel existieren und für die wir verantwortlich sein dürfen, sollen mit größter Aufmerksamkeit vor Urbanisierung geschützt werden! Hans Jessel hat sich mit seinen Bildern immer dafür  stark gemacht- ich wünsche ihm die Kraft, das auch weiter ganz konsequent zu tun.

Trutz, Blanker Hans!

Hintergründe zur Ausstellung

Lothar Koch

Gemeinde Kampen orientiert sich bei Strandversorgung an Forderungen des Naturschutzes

Vor gut 1,5 Jahren berichteten wir hier über die Planung der Gemeinde Kampen, eine gastronomische Strandversorgung mit Toilette vor das Rote Kliff zu bauen. Nun ist ein Durchbruch in den Verhandlungen mit dem Natur-und Landschaftschutz gelungen. Die Sylter Rundschau berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass eine reine Toilettenlösung umgesetzt wird, die optisch quasi unter einer Düne „verschwindet“ und damit keine negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild haben soll.

geplante Strandtoilette Kampen (Hoffmann aus SR)

 

Die Gemeinde Kampen zeigt mit ihrer Entscheidung zur unterirdischen Toilettenanlage, dass auf Sylt landschaftsverträgliche Lösungen beim Bau von Strandversorgungen (und anderswo) notwendig, erwünscht und machbar sind. Statt sich vom Modell „größtmöglicher Profit“ lenken zu lassen, setzt Kampen auf Naturverträglichkeit, Landschaftsästhetik und bestmöglichen Erhalt seiner geologisch herausragenden Schokoladenseite „NSG Rotes Kliff“. Die anspruchsvollen Urlauber des Ortes und jene Sylter mit Sinn für die einmalige Naturlandschaft ihrer Insel werden es dankend zur Kenntnis nehmen. Wenn der tatsächliche Bau am Ende hält ,was nun versprochen wird, setzt Kampen damit Maßstäbe, an denen sich andere Gemeinden in Zukunft messen lassen müssen.

Lothar Koch

Rote Wolken im Badewasser sind ungefährlich

rosa Wolcken von Noctiluca scintillans

dieser Tage am Sylter Strand spazierengeht, oder bereits zu den Mutigen gehört, die sich angesichts der für Juli recht niedrigen Temperaturen doch schon ins Wasser traut, kann auf rosafarbene „Wolken“ im Wasser treffen, die sich bei ruhiger See (v.a. Ostwindlage) gern in Strandtümpeln und Prielen, oder direkt im Spülsaum bilden.

Dabei handelt es sich um sehr hohe Konzentrationen des einzelligen Dinoflagellates Noctilica scintillans. Die  Panzergeisseltierchen vermehren sich in nährstoffreichem Wasser unter bestimmten Wetterbedingungen besonders schnell und färben ihre Umgebung mit Stoffwechselprodukten rötlich. Durch Strömungen kann es dann geschehen, daß das Plankton an besonders ruhigen Stellen zusammengeschoben wird und das Wasser rosa-milchig eintrübt. Dieses als „Rote Tide“ bekannte Phänomen ist an unserer Küste ungefährlich, da die Stoffwechselprodukte von Noctiluca für den Menschen harmlos sind. In anderen Regionen der Welt werden Rote Tiden von anderen Einzellern hervorgerufen, die durchaus gesundheitliche Schäden hervorrufen können, wenn sie geschluckt werden.

Noctiluca scintillants gehört jedoch zu den besonders beliebten Meeresorganismen an unseren Stränden: schließlich verursachen die faszinierenden Einzeller das berühmte Meeresleuchten, welches an wenigen Sommerabenden nach Sonnenuntergang besonders bei Liebespaaren romantische Gefühle auslöst. Dafür ist es jedoch jetzt noch zu früh: Erstens wird es erst weit nach Mittagnacht so richtig dunkel und Zweitens ist es noch in diesem Jahr noch  viel zu kalt für romantische Nachtbäder mit Meeresflimmern.

Lothar Koch

 

Wenningstedt will monströse Strandtreppe bauen

Im Februar hatte der Leiter des Wenningstedter Tourismusservice über die Sylter Rundschau noch mitteilen lassen: „Wichtig ist Henning Sieverts, dass sich Treppe und Aufzug „harmonisch in das Landschaftsbild einfügen“.

Quelle:shz/Entwurf Schlumms und Franzen

Der nun vorgestellte Entwurf entspricht offenbar nicht dem Anspruch, der Sylter Landschaftsästhtik Vorrang zu geben (s.Foto: Entwurf Schlumms und Franzen, Sylter Rundschau). Die Stahl-Treppe wird wahrscheinlich über Kilometer weit für Strandspaziergänger sichtbar sein und das natürliche Dünen/Kliff Relief optisch massiv beeinträchtigen. Dabei hat Gosch es doch gerade mit seinem neuen Restaurant an der Wenningstedter Promenade vorgemacht, wie man groß, modern und dennoch optisch landschaftsverträglich bauen kann. Der neue Sitz des Sylter Fischpabstes verschwindet unter einem geschwungenen, grünen Grasdach und passt sich, gemessen an der Gesamtgrösse, relativ gut ein.

Offensichtlich haben wenningstedter Gemeinde-und Kurbetriebsvertreter trotz der Diskussion, die vergangenes Jahr um den Ausbau der Kampener Treppe am Roten Kliff geführt wurde, nichts Wesentliches in Sachen Natur/Syltverträglichkeit dazugelernt. Sie setzen weiter auf grösser, pompöser, aufwendiger, statt die natürliche Schönheit der Strand, Dünen-und Klifflandschaft an erste Stelle zu setzen und so sensibel wie möglich mit dem Naturerbe umzugehen.

Die Behörden entscheiden leider nicht nach Gesichtspunkten der Landschaftsästhetik, sondern lediglich danach, ob sich der Bau in einem Naturschutzgebiet befindet, oder nicht. Da das bei dem Standort der Treppe nicht der Fall ist, wird die ca. 900 000 Euro teure Konstruktion mit eingebautem Fahrstuhl wohl genehmigt werden-  wie lange die Technik an dem salz/sand/wasser-gebeutelten Standort dann hält und wie hoch die Folgekosten der Erhaltung werden, bleibt abzuwarten.

 

Wie finden Sie den Entwurf?

 

Lothar Koch