Wie jetzt bekannt wurde fanden Strandgänger den vor Rantum gestrandeten Minkwal, wie Zwergwale auch genannt werden, bereits am Abend des 3. Junis. Fotos zeigen: Der Bartenwal war in eine Reuse verheddert, die ihn wohl stranguliert hatte. Die Reuse ist mit dem Code MCBRIDE Fishing 0005816 bezeichnet, was auf eine ausländische Herkunft hindeutet (Irland/UK).Es gibt ein „McBride Fishing“ in Irland, die sich auf Taschenkrebsfang spezialisiert haben. Diese Herkunft ist wohl sehr wahrscheinlich. In dem Fangkorb reiste noch eine ausgewachsener , lebender Taschenkrebs mit.Die Firma sitzt an der Nordküste Irlands. Es ist jedoch unter Fachleuten bekannt, dass seit rund zwei Jahren irische Fischer auch in der 2ßß Semeilenzone vor der Deutschen Küste (AWZ) nach Krebsen fischen. Dabei werden an 4 km langen Leinen bis zu 600 Fangkörbe befestigt. Wieder einmal ein Beispiel wie tödlich Fischereigerät für Meeressäuger sein kann, egal welcher Größe sie haben. Dieser Zwergwal misst ca 6,5 Meter Länge.
Heute werden Wissenschaftler des für Meeressäugerforschung zuständigen ITAW (Institut für für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (Uni Hanover) in der Abdeckerei in Jagel erwartet, wo der Kadaver lagern wird, um Gewebeproben des Wals zu nehmen und mehr über die Todesursache herauszufinden. Nicht selten werden in den Tieren hohe Schadstoffwerte und Parasiten gefunden, die ebenso wie akuter Nahrungsmangel Todesursache sein könnten.
https://i0.wp.com/www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2025/06/WhatsApp-Image-2025-06-04-at-10.26.35-1.jpeg?fit=1600%2C1200&ssl=112001600Lothar Kochhttps://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpgLothar Koch2025-06-05 09:25:002025-06-05 17:35:02Zwergwal vor Rantum starb wohl in Fischereigerät
Joshua Hirschfeld von der Sylter Rundschau im Gespräch mit Lothar Koch zum 25. jährigen Bestehen des Walschutzgebietes vor Sylt
Herr Koch, die Zahl der Schweinswale vor Sylt geht zurück. Jährlich um 3,8 Prozent, glaubt man der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Hand aufs Herz: Das Walschutzgebiet hat‘s nicht gebracht, oder?
Lothar Koch/ Foto: J.Hirschfeld/SR
Man muss das grössere Bild sehen, also das Schutzgebiet nordseeweit einordnen. Das sylter Walschutzgebiet ist nur ein kleiner Mosaikstein von vielen notwendigen Meeresschutzmassnahmen. Sylt ist nach wie vor ein wichtiges Kalbungs- und Aufzuchtgebiet für Schweinswale. Deswegen bleibt das Schutzgebiet unverzichtbar.
Dennoch: Die Zahl der Schweinswale vor Sylt geht zurück. Gleichzeitig ist der Bestand in der gesamten Nordsee relativ stabil. Wie kann das sein, wenn es doch hier extra ein Walschutzgebiet gibt?
Es gibt sicher viele Faktoren, die da reinspielen. Faktor Nummer eins wird das Nahrungsangebot sein. Aber auch Störungen durch Windparks und Schiffe können eine Rolle spielen. Der Schweinswalbestand verlagert sich von hier offenbar südwestwärts Richtung Holland. Das verwundert, denn besonders im Walschutzgebiet ist es deutlich ruhiger als dort. Vor den ostfriesischen Inseln zum Beispiel haben wir eine der meistbefahrenen Schifffahrtslinien Europas. Aber: Schweinswale müssen permanent fressen, um zu überleben. Alles andere ist da nachgeordnet. Der Schweinswal entscheidet sich dann das Risiko einzugehen, in einen gestörten Bereich zu wandern, wenn nicht genug Nahrung verfügbar ist.
Das bedeutet, dass eines der Ziele des Walschutzgebiets, das Nahrungsangebot für die Schweinswale vor Sylt stabil zu halten, verfehlt wurde.
Man kann das Thema Nahrung nicht auf die relativ kleine Fläche des Walschutzgebietes beziehen. Hier geht es eher um grössere Küstenwanderungen geeigneter Nahrungsfische, denen die Schweinswale hinterher ziehen. Dennoch, Die Fischerei unterliegt in den Meeresschutzgebieten kaum Einschränkungen. Besonders die Stellnetz- Fischerei ist der Faktor, der Schweinswale am meisten durch unbeabsichtigten Beifang gefährdet.. Und es gelang bisher nicht, diese aus den Schutzgebieten zu verbannen. Die internationale Fischerei hat eine stärkere Lobby als der Meeresschutz.
Es gab also von Anfang an Lücken im Konstrukt Walschutzgebiet?
Ja. Aber in den Neunzigern waren wir Naturschützer erstmal froh, dass wir das Schutzgebiet als solches überhaupt durchbekamen. Nach dem Motto: Wenn wir erstmal einen Rahmen haben, kann man in langsam reinarbeiten und die Schutzgebietsmaßnahmen verbessern. Das ist jetzt 25 Jahre her. Und man muss sagen, da ist seitens des Gesetzgebers leider relativ wenig passiert. Das Land Schleswig-Holstein hat das Walschutzgebiet damals dankenswerter Weise ausgewiesen und so auch später das Prädikat Weltnaturerbe Wattenmeer möglich gemacht. Inhaltliche Qualitätsverbesserungen im Sinne des Naturschutzes bleiben bis auf ein wenig Bildungsarbeit mit dem Sylter Walpfad jedoch aus.
Trotzdem halten Sie das Walschutzgebiet für einen Erfolg?
Ja. Laut Unesco darf sich der Zustand des Gebietes nicht verschlechtern. Wir haben diesen Mindestschutz, und der kann verbessert werden. Der Druck, das auch tatsächlich zu tun, nimmt zu: Denn die Schweinswale der zentralen Nordsee wandern offenbar mehr Richtung südliche Nordsee. Der Windkraft-Ausbau wird offshore gerade massiv angekurbelt. Ich rechne in den nächsten Jahren mit 14.000 neuen Windmühlen in deutschen Gewässern. Das wird massive Auswirkungen auf die Nordseeökologie, von Hochseevögeln, Robben und Schweinswalen haben.
Und dieser Ausbau ist im Walschutzgebiet verboten…
Das ist für uns Insulaner und den Tourismus sicher der wichtigste Effekt des Walschutzgebietes. Wir können dankbar sein, dass das in den Neunzigern so geklappt hat. Sonst hätten wir die Industrieanlagen sicher bald nahe der der Drei-Seemeilengrenze vor dem Strand stehen.
Und noch etwas: Die Meeresschutzgebiete dienen nicht nur den Schweinswalen sondern letztendlich dem gesamten marinen Nahrungsnetz. Trauerenten zum Beispiel. Von denen gibt es weltweit ungefähr eine halbe Million – bis zu 350000 wurden zeitweise auf dem Meer westlich von Sylt und Amrum geschätzt. Diese Fakten werden zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Sie sagen, die Regeln für das Schutzgebiet müssten nachgeschärft werden. Was konkret müsste denn aus Ihrer Sicht passieren? Sie sprachen schon die Fischerei an.
Für die Fischerei fordere ich konkret, dass die Stellnetzfischerei im Walschutzgebiet vollständig verboten wird. Schnellbootkorridore für Windparks durch das Schutzgebiet sind ein „No-Go“. Die müssten verlegt oder auf 12 Knoten gebremst werden. Ein weiteres Manko ist der ungeschützte 150-Meter-Streifen“ vor dem Strand. Sie können da im Moment, wenn sie wollen, mit einem Schnellboot den Streifen entlang brettern, solange sie nicht ins Badegebiet kommen. Ausserdem nehmen hier Elektro-Wassersportgeräte zu. Und das ist gerade der Bereich, wo die Wale mit ihren Kälbern im Sommer gern kleine Sandale jagen und und die Herzen der Strandspaziergänger erfreuen.
Ist die Umsetzung solcher Schritte in den nächsten Jahren denn realistisch?
Da kann ich keine Prognose abgeben.
Wäre es aus Ihrer Sicht denn heutzutage schwerer oder einfacher, das Walschutzgebiet durchzusetzen?
Es wäre heute schwieriger, glaube ich. In den Achtzigern, Neunzigern stand Nordseeschutz ganz oben auf der Agenda. Motivationen waren das Seehundsterben, Ölverschmutzungen an den Stränden und vieles andere mehr. Nordseeschutz war damals Topthema. Heute ist das anders. Heute geht‘s mehr um Klimaschutz. Und der Naturschutz steht hintenan. Dabei ist die Biodiversitätskrise ein genauso großes Problem wie die Klimakrise. Aber heute wird von der Politik vorrangig nach Flächen für Offshore-Windkraftanlagen gesucht, statt Nullnutzungszonen auf dem Meer auszuweisen. Da hätten wir ganz schlechte Karten. Deshalb bin ich froh, dass wir Europas erstes Walschutzgebiet damals vor Sylt durchsetzten konnten.
Der Sylter Biologe Lothar Koch war zwischen 1988 und 2003 Sprecher der Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V. und engagierte sich in dieser Funktion federführend für die Einrichtung des im Jahre 1999 ausgewiesenen Walschutzgebietes vor Sylt.
Koch ist Autor des Naturerlebnisführers „Natürlich Sylt“ und des Romans „Syltopia“.
https://i0.wp.com/www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2020/11/test0084-scaled.jpg?fit=2560%2C1639&ssl=116392560Lothar Kochhttps://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpgLothar Koch2024-08-24 16:54:252024-08-24 17:02:03Fischerei hat die stärkere Lobby
Deutsche Industrieplanung und Nordseeschutz jenseits der 12 Seemeilen Grenze
Wenn der Sylter Rettungsschwimmer Steve auf den Windpark Butendiek blickt, der rund 35 km vom Kampener Strand entfernt steht, kann er sich noch gut an die Vibrationen erinnern, die er 2015 an seinem Rettungsstand spürte, als die 80 Windmühlen in den Meeresboden gerammt wurden.
Butendiek ist der einzige Offshore Windpark, der von Sylt aus sichtbar ist. Er steht an der Grenze zum Unesco Nationalpark Wattenmeer/Walschutzgebiet, direkt in einem Vogel- und Naturschutzgebiet des Bundes.
Auch wenn manche Sylter immer noch innerlich zusammenzucken, wenn sie bei Sonnenuntergang auf die ästhetische Störung am einst makellosen Horizont blicken, haben sich wohl die meisten Insulaner und Gäste an den Anblick gewöhnt.
Man gewöhnt sich an alles- und was ich nicht weiß macht mich nicht heiss.
Aber gilt das auch für unsere Tierwelt da draussen: die Seehunde, Kegelrobben, Schweinswale und Meeresvögel? Und würden nicht mehr Bürger besorgt um diese Tierarten sein, wenn ihnen bewusst wäre, was für eine gewaltige Industrieplanung da draussen ansteht und zum Teil bereits in vollem Gange ist? Ja, wir müssen zügig das globale CO2-Problem in den Griff kriegen-aber ist es weise, alles auf eine „Wind-Karte“ zu setzen und damit die Artenvielfalt der Nordsee aufs Spiel zu setzen?
Butendiek ist nur die sichtbare Spitze eines immer grösser geplanten Netzes von Windparks in der deutschen Nordsee und den Gewässern der Nachbarstaaten. Das Gebiet jenseits der 12 Seemeilen SH-Landesgrenze untersteht Bundesgesetzen und wird seit jeher als „Ausschliessliche Wirtschaftszone“ (AWZ) bezeichnet.
Ein Begriff der geprägt wurde, als selbst Experten noch glaubten, dass unser Hausmeer nichts weiter als ein physikalischer Wasserkörper vor unserer Küste ist. Gut genug, um Chemieabfälle, Abwasser von Kommunen, Müll von Schiffen, überflüssiges Öl und anderen Unrat, wie zum Beispiel alte Munition und Sprengstoffe darin zu versenken. Natürlich auch bestens geeignet als Wasserstrasse für Tanker, Containerschiffe und als Fischereigrund, Rohstofflieferant für Öl, Gas und Kies sowie Testgebiet des Militärs.
Die Nordsee- von der Müllkippe zum gut erforschten Ökosystem
Inzwischen sind rund 50 Jahre vergangen, in denen das Bewusstsein für die Nordseenatur wuchs- der Begriff AWZ ist jedoch geblieben. Seit Mitte der 1980iger Jahre gab es zahlreiche internationale Nordseeschutzkonferenzen. Diese führten zu nationalen und internationalen Abkommen, die die Nordsee als Ökosystem mit allen darin befindlichen Lebewesen schützen sollen.
Paradoxerweise erlebten Wissenschaft und Naturschutz einen besonderen Zuwachs an Informationen über die Artenvielfalt und deren Bedürfnissen und Vernetzungen mit dem Aufkommen der Offshore-Windindustrie. Als diese um die Jahrtausendwende begann, erste Parks in bis zu 30 m tiefem Wasser zu planen, war der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gerade um das erste europäische Walschutzgebiet westlich von Sylt und Amrum erweitert worden und hielt so die Baumassnahmen auf weiten Abstand zur Küste.
Ab 2001 waren bereits zahlreiche Offshore-Windparks weiter draussen in Planung und für jeden verlangte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine Umweltverträglichkeitsstudie. Die grossen Player der Windindustrie wie EON, RWE, EnBW, Vattenfall und viele andere Investoren mussten also ein Heer von Experten beauftragen, um ein genaues Bild der naturkundlichen und meeresökologischen Rahmenbedingungen festzustellen.
Ökologen, Ozeanographen, Ornithologen, Meeresbiologen, Walforscher und Robbenexperten sorgen seitdem für eine Fülle von Daten und Erkenntnissen, die inzwischen nachgewiesen haben, dass die Nordsee vor unserer Haustür ein sensibles Netzwerk vieler gesetzlich geschützter Arten und Biotope ist.
Inzwischen gibt es vermutlich wenige heimische Naturbereiche, die einem so intensiven Monitoring unterzogen werden, wie die Deutsche Bucht. Mit Schiffen, Flugzeugen, Schalldetektoren, Messgeräten, Bodenrobotern, Infrarot Kameras, Sonaren u.v.a.m. wird die offene Nordsee im Planungsgebiet der Windenergiefirmen minutiös untersucht. Nicht nur im Auftrag der Industrie selbst, sondern auch seitens der zuständigen deutschen Bundesämter, wissenschaftlichen Institute und Universitäten.
Inzwischen stehen hier 1.306 rund 130 m hohe Windmühlen, gebündelt in 24 Windparks. Einer davon, der besagte Butendiek, sogar in einem ausgewiesenen Vogel- und Naturschutzgebiet. Allein diese Menge führt bereits zu zahlreichen Konflikten mit den zu schützenden Artengruppen Wale, Robben, Seetaucher, Meeresenten und dem Ökosystem der südlichen Nordsee an sich, welches sich durch dynamische Schlick- und Sandböden sowie Sandriffbereiche auszeichnet und ausser dem roten Felsen von Helgoland bis zum Bau der Anlagen fast keine festen Substrate aufwies- und damit auch keine felsenähnlichen Strukturen an denen manövrierunfähige Containerschiffe und Tanker zerschellen könnten.
Wird der Nordseeschutz dem Klimaschutz zum Opfer fallen?
Nun aber, so schallt es ziemlich undifferenziert von nationalen Regierungsbänken, einschliesslich des Grünen Wirtschaftsministers, soll der eigentliche Bauboom da draussen hinter dem Horizont erst richtig losgehen. Und bei den anderen Nordseeanrainerstaaten genauso- wenn nicht noch intensiver.
Bis 2045 will allein Deutschland 70 GW Windstrom in der südlichen Nordsee und deutschen Ostsee erzeugen.Das wären bei heutigem Mühlenstandart rund weitere 14.000 Turbinen. Derzeit existieren rund 1.600 Mühlen in beiden Hausmeeren zusammen, die knapp 7.700 MW produzieren. Inzwischen ist in europäischen Planungspapieren sogar von einem 300 GW-Ausbau allein in der Nordsee die Rede. Das wird die Hausmeere für die kommenden 25 Jahre in eine lärmende Dauerbaustelle verwandeln und hörempfindliche Arten wie Robben und Schweinswale besonders hart treffen. Obwohl inzwischen wesentlich leisere Gründungen von Windmühlen möglich und marktreif sind, bleibt die Schwerindustrie bislang beim lautstarken Einhämmern der WKA-Fundamente.
Die Naturschutzverbände der Nationalpark-Küste sind alarmiert: „Wir sind sehr besorgt, dass die notwendigen Rahmenbedingungen zum Schutz der Artenvielfalt, insbesondere von Meeressäugern und Seevögeln, angesichts des Krisenmodus auf der Strecke bleiben, wenn die Planung der Bundesregierung im Nordseeraum umgesetzt wird“, sagt Kim Detloff vom NABU-Deutschland.
„Die im neuen Windenergie-auf-See-Gesetz fixierten 70 GW in der deutschen AWZ sind unseres Erachtens nicht annähernd naturverträglich darzustellen“, ergänzt der Biologe. „Die angedachten 300 GW stellen für uns sämtliche bisherigen staatlichen naturschutzpolitischen Ziele des Nordseeraumes in Frage. Vor dem Hintergrund, dass aktuell ein LNG-Terminal in den Ostsee-Nationalpark Jasmund bei Rügen genehmigt wurde, befürchten wir nun auch weitere Entwertungen der Meeresschutzgebiete in der Nordsee.“
Dabei steht schon jetzt ein Drittel der Arten in Nord- und Ostsee auf der Roten Liste und internationale Abkommen sowie europäische Richtlinien geben vor, was längst zu tun wäre. Aber statt die Meeresschutzgebiete wirkungsvoll vor Nutzungen zu schützen und optimal auszustatten, sollen nun Umweltstandards weiter aufgeweicht werden. Wir sägen am eigenen Ast. Das aus dem Weg räumen des Naturschutzes zur Beschleunigung von erneuerbaren Energien wird für nachfolgende Generationen sehr teuer werden. Völlig ignoriert werden die Leistungen natürlicher Kohlenstoffsenken im Meer.
Naturschutzverbände und Wissenschaftler schlagen Alarm
Der NABU hat eine umfassende wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben die nach dem Ampel-Prinzip die Flächen der AWZ hinsichtlich der Naturverträglichkeit von Windparks bewertet. Mit viel „Bauchschmerzen“ bleibt bestenfalls ein schmaler, grüner Streifen der AWZ zur Energieerzeugung übrig (s.Karte, Bericht).
Die Studie verdeutlicht, dass die Vorstellung davon, dass am Reissbrett abgezirkelte Schutzgebietsgrenzen ausreichen, um die Populationen bedrohter Tierarten zu sichern eine falsche Hoffnung weckt. Vielmehr handelt es sich bei den Schutzgütern überwiegend um wandernde Arten, die unterschiedliche Aufenthaltsorte im Jahres- und Lebenszyklus nutzen und dazu barrierefreie, ungestörte Wanderkorridore zwischen den von Ihnen benötigten Biotopen brauchen.
Auch die Meeres-Wissenschaftler schlagen Alarm angesichts des europaweit proklamierten Offshore-Windkraftbooms. Im September 2023 trafen sich rund 200 von Ihnen zu einer Konferenz in Stralsund, die vom Bundesamt für Naturschutz organisiert wurde. Deren Fazit wurde in 52 detaillierten Aktions-Punkten zusammengefasst, die helfen könnten, trotz eines weiteren, sanften Ausbaus der Windenergie, die Artenvielfalt in Nord-und Ostsee zu erhalten.
Das generelle Fazit lautet:
Mehr Meeresschutzgebiete ausweisen in denen die Biodiversitätsstrategie der EU wirklich Anwendung findet, wobei 30% der Fläche unter Schutz und 10 % unter strengem Schutz stehen sollte (Null-Nutzung).
nur einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie genehmigen und
dringend die Effekte der Fischerei auf das Meeresökosystem vermindern, wie etwa umweltschädliche Fangmethoden wie Grundschleppnetze langfristig in besonders sensiblen Gebieten zu verbieten
Was ist zu tun? Wer macht es?
Wenn auch sehr spät, haben Naturschützer und Meereswissenschaftler nun ausreichend detaillierte Vorschläge und Forderungen auf den Tisch gelegt, um den Ausbau der Windkraft auf See in Deutschland in naturverträgliche Bahnen zu lenken. Angesichts der des gewaltigen Zeitdrucks, der seitens der Politik und verschiedener Interessengruppen zum Thema Klimaschutz aufgebaut wird ist jedoch kaum damit zu rechnen, dass diese noch rechtzeitig und voll umfassend umgesetzt werden. Dabei ist es einfach unklug und alles andere als nachhaltig, die Klimakrise gegen die Biodiversitätskrise auszuspielen.
Wer aber wird die Forderungen umsetzen? In der Politik sieht es in dieser Hinsicht magerer denn je aus, seit die Grünen sich zur Speerspitze des technologischen Klimaschutzes erklärt haben. Viele hoffen auf die Grüne Umweltministerin Steffi Lemke, die der Meeresnatur stets verbunden war und seit je her eine den Meeresschutz stärkende Position vertritt – aber wird sie sich gegen den Klima- & Wirtschaftsminister Habeck aus der eigenen Partei durchsetzen können?
Einladung zu neuem Denken: AWZ wird MWZ
Ein erster symbolischer Schritt könnte die Umbenennung der „Ausschliesslichen Wirtschaftszone (AWZ)“ in „Marine Wildnis Zone (MWZ)“ sein. Manchmal können so kleine verbale Veränderung ein grundsätzliches Umdenken initiieren. Und genau das ist wohl nötig um aus dem Dilemma Klimaschutz versus Naturschutz herauszukommen. Es braucht ein neues Denken, einen grundsätzlichen Systemwechsel der zu Energieeinsparung und breiter, landesweiter Diversifizierung alternativer Energien führt. Weg von Gigantomanie an einem Ort hin zu kleineren Lösungen überall. Denn frei nach Einstein können Probleme bekanntlich nicht mittels derselben Denkweisen gelöst werden, die diese Probleme ursprünglich entstehen liessen.
Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat in einer wissenschaftlichen Studie jetzt veröffentlicht, dass die Zahl der Schweinswale westlich von Sylt und Amrum seit 2006 kontinuierlich abnimmt. Im Vergleich zu anderen untersuchten Gebieten in der südlichen Nordsee sei gerade hier der Rückgang mit 3,8% im Jahr besonders stark.
Zeichnung Martin Camm
Das ist besonders erschreckend, da 1999 vor Sylt das Walschutzgebiet im Nationalpark Wattenmeer eingerichtet wurde. 2004 folgten weitere Schutzgebiete westlich der Landesgrenze (12 Semeilengrenze) in Bundesgewässern. Dort liegt auch das FFH-Schutzgebiet “Sylter Aussenriff“ und ein FFH-Vogelschutzgebiet. Auf diese Schutzgebiete beziehen sich die Ergebnisse der Studie.
In ihrer Zusammenfassung kommen die Wissenschaftler, die sich seit Jahrzehnten mit den Meeressäuger-Beständen der Nordsee befassen, zu dem Schluss, dass: „Die zu Grunde liegenden Ursachen für die beobachteten Trends sind unbekannt und wahrscheinlich auf die kumulativen Auswirkungen zahlreicher Stressfaktoren zurückzuführen, für die wir größtenteils keine ausreichenden Daten haben. Wenn die Trends von anthropogenen Stressoren getrieben wurden, sollten diese schnell identifiziert werden und geeignete Managementmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.“
Begibt man sich jedoch tiefer in die Studie, wird es deutlicher: Dort heisst es: „geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Fischereitätigkeiten im Schutzgebiet Sylter Aussenriff sind erforderlich und sollten bald umgesetzt werden, um Schweinswale und andere empfindliche Meeresbiota zu schützen.“
Im weiteren Verlauf der Studie präzisieren die Wissenschaftler: Fischerei und Offshore industrie snd mögliche Verursacher
Die Nordsee ist durch eine Vielzahl menschlicher Ausbeutungen gekennzeichnet, die Schweinswale auf verschiedenen Ebenen betreffen. Obwohl die Managementpläne für die FFH Gebiete vor Sylt seit Mai 2020 vorliegen, wird die Fischerei in den Gebieten noch nicht naturverträglich geregelt. Es besteht ein hoher Fischereidruck von mobilen Bodenkontaktgeräten, z. Balken- und Otterschleppnetze, die sich negativ auf die empfindlichen Riffgemeinschaften auswirken können.
Eine der Hauptzielarten im Gebiet „Sylter Aussenriff“ sind Sandaale, die einen allgemein wichtigen Bestandteil der Schweinswalnahrung darstellen. Die Sandaalbiomasse in diesem Schutzgebiet lag jedoch seit 2004 aufgrund des hohen Fischereidrucks wiederholt unter dem Referenzwert gemäß dem Vorsorgeansatz .
In diesem Zusammenhang könnten die geschätzten negativen Trends der Schweinswale im Kerngebiet Sylter Aussenriff ein Indikator für die Verschlechterung des Lebensraums sein und auf einen Konflikt -Wettbewerb mit der Fischerei deuten, der für eine Art wie den Schweinswal besonders relevant ist, die Tag und Nacht von einer kontinuierlichen Nahrungsaufnahme abhängig ist.
Darüber hinaus wurden seit 2013 mehrere Windparks in der Nähe des Schutzgebietes Sylter Aussenriff gebaut. In 2014 wurde der Windpark „Butendiek“ sogar innerhalb des Schutzgebietes erstellt. Während der Bauphase wurde für diese und andere Windparks in der Nordsee eine großflächige Störung von Schweinswalen gemeldet. Der Bau in der Nähe und innerhalb des Schutzgebietes erfolgte während der Haupt-Kalbungs-und Aufzuchtsaison von Schweinswalen im Juni und Juli.
Es wurde vorausgesagt, dass ein nahezu kontinuierlicher Bau von Windparks über mehrere Jahre in der Nähe wichtiger Kernbereiche von Schweinswalen, die sie z.B.für Nahrungssuche benötigen, zu einem hohen Grad an Störung und einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führen würde. Das vorhergesagte Szenario ist vergleichbar mit der Situation Schutzgebiet Sylter Aussenriff. Obwohl der Rückgang der Schweinswalhäufigkeit bereits vor dem Bau der ersten Windparks begonnen hatte, fügte der Bau der Offshore Anlagen der bereits bestehenden Liste der auf die Schweinswalpopulaion einwirkenden Stressfaktoren eine weitere Störung hinzu und könnte daher ein zusätzlicher Störfaktor für den Rückgang sein.
Obwohl das direkt an Sylt undAmrum grenzende Walschutzgebiet im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in der Studie nicht erwähnt wird, bildet es mit dem Schutzgebiet Sylter Aussenriff, das weiter westlich liegt doch eine ökologische Einheit. Inzwischen sind die Schweinswale vor Sylt ein nicht mehr weg zu denkendes Phänomen für Insulaner und Urlauber und von hohem Wert für das Erleben von Wildnis und Wildtierarten. Damit ein wichtiger, wirtschaftlicher Faktor in Hinblick auf einen nachhaltigen Resonanztourismus, wie er neuerdings von der Sylt Marketing Agentur angestrebt wird. Sylt sollte auch deshalb mit Engagement darauf hinwirken, dass Massnahmen ergriffen werden, die die Ursachen stoppende den Rückgang der Schweinswale vor unserer Haustür stoppen.
Die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC eröffnet am 10. Juli 2019 gemeinsam mit der Arche Wattenmeer und dem Erlebniszentrum Naturgewalten ein neues Geocaching-Projekt auf Sylt. Die spannende „digitale Schatzsuche für Kleinwale“ orientiert sich dabei am Sylter Walpfad, vermittelt Wissen über den heimischen Schweinswal und macht darauf aufmerksam, dass die scheuen Tiere von Land aus beobachtet werden können. Deutschlands einziger heimischer Wal ist von zahlreichen Gefahren bedroht. Mit dem Geocaching-Projekt als spannende Freizeitbeschäftigung werden nun neue Zielgruppen über den Schweinswal aufgeklärt.
Vor Sylt lassen sich bei guten Bedingungen zwischen April und November Schweinswale vom Strand aus beobachten. Nun kann man dem Schweinswal auch per Geocaching auf die Spur zu kommen. Der erst vor kurzem erweiterte Sylter Walpfad erstreckt sich entlang der Westküste der Insel und wirbt für die Beobachtung der scheuen Tiere von Land aus. 22 Infopunkte entlang der Inselküste liefern geballtes Wal- und Nordseewissen. Die Schweinswal-Geocaches sind in der Nähe von zehn der Infotafeln zu finden und somit auch an Stellen, von denen aus man die Tiere erspähen kann.
Lothar Koch und Fabian Ritter bei Antenne Sylt
Lothar Koch und Fabian Ritter bei Carsten Köhte von RSH
„Wir wollen mit unserem Projekt das Bewusstsein der Inselbesucher*innen und begeisterter Geocacher*innen für die Belange der Schweinswale schärfen. Die wenigsten Urlauber*innen wissen, dass es vor der Insel ein spezielles Walschutzgebiet als Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gibt. Doch die einzigen bei uns in Deutschland heimischen Wale brauchen dringend eine größere Lobby. Sie sind bedroht durch Fischerei, Umweltverschmutzung und Lärm im Meer – auch in Schutzgebieten!“, erläutert WDC-Meeresbiologe Fabian Ritter.
„Die digitale Schnitzeljagd verknüpft auf spielerische Weise das geballte Wissen der zahlreichen Wal-Info-Tafeln entlang des Sylter Weststrandes. Davon erhoffen wir uns die Ansprache ganz neuer Zielgruppen“, sagt der Sylter Naturschützer Lothar Koch, der den Walpfad mit initiiert hat.
Für das Projekt wurden zwei Touren angelegt: eine Nord- mit vier und eine Süd-Tour mit fünf Caches. Beide Touren können gemeinsam oder unabhängig voneinander absolviert werden. In den Caches befinden sich Fragen, die nur mithilfe der jeweiligen Infotafel zu lösen sind. Wer sie gelöst hat, erhält ermäßigten Eintritt in den Informationszentren (Süd-Tour bei der Arche Wattenmeer in Hörnum, Nord-Tour beim Erlebniszentrum Naturgewalten in List). Außerdem erhalten erfolgreiche Geocacher*innen einen plastikfreien Schweinswal-Schlüsselanhänger von WDC.
„Ich hoffe, dass durch diese Initiative mehr Menschen etwas über diese schöne Tierart lernen und noch respektvoller mit dem Meer umgehen. Ich freue mich schon die ersten Geocasher*innen bei uns in der Arche begrüßen zu dürfen!“ sagt der Sylter Stationsleiter Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer.
„Die spannende Outdoor-Exkursion mit der App passt prima zu den Ausstellungsinhalten unserer Sylter Naturerlebniszentren“, meint Dr. Matthias Strasser, der Leiter des Zentrums Naturgewalten Sylt in List.
Die Koordinaten für die komplett plastikfreien Caches sind ab 5.7.2019 frei auf Deutschlands zweitgrößter Geocaching-Onlineplattform www.opencaching.de gelistet.
Das Geocaching-Projekt wurde mit Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie verwirklicht.
Radiobeiträge auf RSH Sylt Teil 1 und 2
Über Whale and Dolphin Conservation (WDC)
WDC, Whale and Dolphin Conservation,istdie weltweit führende gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Walen und Delfinen widmet. Gegründet 1987 in Großbritannien sind wir seit 1999 mit einem Büro in Deutschland vertreten. Weitere Büros befinden sich in Argentinien, den USA und in Australien. Im Rahmen von Kampagnen, politischer Überzeugungsarbeit, Bildung, Beratung, Forschung, Rettungs- und Schutzprojekten verteidigen wir Wale und Delfine gegen die zahlreichen Gefahren, denen sie heute ausgesetzt sind. WDC-Wissenschaftler*innen arbeiten in nationalen, europäischen und internationalen Arbeitsgruppen, sind in allen relevanten internationalen Foren vertreten und haben direkten Einfluss auf maßgebliche Entscheidungen zur Zukunft von Walen und Delfinen. Wir sind Ansprechpartner*innen für Entscheidungsträger*innen, Medien und Öffentlichkeit. WDC ist eine als gemeinnützig anerkannte Körperschaft. Wir arbeiten politisch unabhängig und finanzieren uns über Spenden und Stiftungsmittel.
Unsere Vision: Eine Welt, in der alle Wale und Delfine in Freiheit und Sicherheit leben.
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