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BGM Wahl: Häckel führt und geht mit Raab in die Stichwahl

Für zwei Kanditaten der Sylter Bürgermeisterwahl sind die Würfel schon gefallen: Ralf Obluda – Kruber und Lars Schmidt sind raus.
Nikolas Häckel (parteilos) und Clemens Raab (CDU) dürfen sich hingegen noch bis zum 28.3. weiter um den Posten bemühen. Häckel hat dabei die Nase weit vorn. Die absolute Mehrheit (51%) verpasste er um nur 3,3%.

Dabei hatte der Kandidat Lars Schmidt sich über die vergangenen Tage immer mehr aufgeladen und am Tag vor der Wahl noch mit einem „Enthüllungs-Video“ versucht seinen Konkurrenten Raab aus dem Rennen zu werfen. Das kam offensichtlich aber entweder zu spät, oder einfach nicht gut an. Lars Schmidt hatte dort im Wesentlichen das Engagement von Raab in der erzkonservativen Paneuropäischen Union unter die Lupe genommen – leider versackte seine Kritik aber in vielen anderen Vorwürfen, die er in das Video hineinpackte, wie angebliche Seilschaften zwischen Raab, Vertetern der Landes-CDU , Ex-BGM Petra Reiber und einer freien Kirche.

Dem Kanditaten Obluda-Kruber ist als kompletter Neuling auf Sylt zwar kein grosser Wurf gelungen, er hat sich mit seinem sozial orientierten Wahlkampf dennoch auf Sylt einen guten Namen gemacht. Man wird in Zukunft noch von ihm hören.

Hier das vorläufige Wahlergebnis auf der Website der Gemeinde Sylt

und das Ergebnis:

13120 Wahlberechtigte, Wahlbeteiligung 52,2%

Nicolas Häckel: 46,7 %

Clemens Raab: 32,5 %

Lars Schmidt: 14,8 %

Ralf Obluda-Kruber: 6,0 %

vorläufiges Endergebnis

Bürgermeisterwahl Sylt 2021- Briefwahl hat begonnen-die BürgerInnen sind jetzt gefragt!

Die Wahl des Bürgermeisters in der Gemeinde Sylt steht für den 7.3.2021 an. Alle Wahlberechtigte der Gemeinde Sylt können den Chef (leider hat sich keine Frau beworben) der Verwaltung für die kommenden sechs Jahre bestimmen, der auch mit zuständig ist für viele amtliche Vorgänge in den anderen Inselgemeinden. Vier Kanditaten stehen diesmal zur Wahl. Was ist die Aufgabe des Bürgermeisters?

BürgerInnen-Protest vor dem Sylter Rathaus in 2019

Ganz grundsätzlich ist der Bürgermeister (BGM) kein Politiker, sondern soll die von der Politik mehrheitlich beschlossenen Projekte umsetzen. In der Gemeinde Sylt ist der BGM ein hauptamtlicher Posten. Dazu steht hinter ihm eine Verwaltung mit über 120 MitarbeiterInnen, die überwiegend ausgebildete Fachkräfte für verschiedene Bereiche sind. Da die Verwaltung die Politik beraten soll und selbst bestimmt wie rasch und effektiv Projekte umgesetzt werden, hat der BGM schlussendlich doch erheblichen Einfluss auf die Art und Weise und die Geschwindigkeit mit der die Beschlüsse der ehrenamtlichen Politiker umgesetzt werden. Er kann beschleunigen, oder bremsen und nicht selten Projekte auch immer wieder ganz unten in den Arbeitsstapel verschieben. Er kann in Verhandlungen mit oberen Behörden und Fachgremien die Beschlüsse durchsetzen, oder auch nicht.

Deshalb ist es wichtig, genau zu überlegen, wer die Belange der Bürger in den kommenden Jahren seitens der Verwaltung vertreten soll. Bitte gehen Sie zur Wahl und bestimmen Sie mit!

Zur Erleichterung Ihrer Wahlentscheidung hier ein paar Gedanken und Anregungen, die wir aus unserer langjährigen Arbeit in der Gemeindevertretung  zusammengefasst haben:

Was brauchen wir in den kommenden sechs Jahren für eine Persönlichkeit, um die voraussichtlichen Aufgaben zu meistern?

Die Person sollte ausgleichende und verbindliche Qualitäten haben. Es braucht eine Person, die Reibungsflächen, auch zwischen den Inselgemeinden,  aufweicht.

Der BGM  muss in der Lage sein, schnell die Belegschaft der Verwaltung für sich zu gewinnen und ein gutes Verhältnis zu Selbstverwaltung pflegen.

Aus Sicht des Naturreporters soll die Person dafür brennen, die Insel auf einen klimafreundlichen, nachhaltigen Kurs zu bringen und den Ausverkauf von Dauerwohnraum zu bremsen, ohne Naturflächen zu opfern. Dazu muss sie ausreichend Standing und Charisma besitzen um mit Interessenvertretern aus Tourismus und Wirtschaft auf Augenhöhe zu verhandeln und umzusteuern. Ähnliches gilt auch für die Verhandlungen, die mit Kreis und Land erforderlich sind.

Sie muss die Kraft und den Willen haben, eingefahrene Strukturen verändern zu wollen und dabei alle mitzunehmen. Also sehr bürgernahe Verwaltungspolitik betreiben. Neben Fähigkeiten in der Verwaltungsarbeit, sollte die Person auch eine gute Ausstrahlung in die Öffentlichkeit haben.

Die Themen, die vorrangig anzupacken sind: Bauverwaltung, Insulares Denken, Stadt-und Ortsplanung, Mobilität, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Tourismuslenkung, Jugend, Senioren, Integration, Digitalisierung, Verwaltungsumzug

Die zur Wahl stehenden Kandidaten sind:
Nikolas Häckel (47)- derzeit amtierender Bürgermeister, Diplom Verwaltungswirt, gebürtiger Sylter
Lars Schmidt (50)- Vorsitzender der Fraktion Zukunft, gebürtiger Sylter
Clemens Raab (42)- wird von der CDU ins Rennen geschickt- Banker, seit rund zehn Jahren auf Sylt
Ralf Obluda-Kruber, (50)- parteiloser Einzelkandidat- Mitarbeiter im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf /Berlin, will nach Sylt ziehen

Im Internet sind alle Kanditaten zu finden, entweder mit eigenen Websites, auf Facebookaccounts oder über Zeitungsberichte.

Bitte gehen Sie zur Wahl- in diesem Jahr am besten per Briefwahl!

Wer wird Millionär?- Sechs ringen um das höchste Amt auf Sylt

Isch kandidiere! Quelle:Sylter Rundschau

Isch kandidiere!
v.l.o.:Reinartz,Pauli,Schmidt,
Ballentin,Wagner,Häckel
Quelle:Sylter Rundschau

Die gestrige „Elefantenrunde“ der Kandidaten für das Sylter Bürgermeisteramt fand im Grossen Kursaal Westerland statt und war in vielfacher Hinsicht aufschlussreich.

Die beste Nachricht zuerst: Es versammelten sich fast 800 Bürger im Zuhörersaal. Wer hätte gedacht, dass das politische Interesse unter der Inselbevölkerung doch so groß ist?!

Karsten Kock, der bekannte RSH-Radiomoderator, führte professionell und mit viel Witz durch das über dreistündige Programm, in dem der Souverän, also der gemeine Wähler, alle sechs Kandidaten nochmal hinsichtlich ihrer Spontanität und Persönlichkeit kennenlernen sollte. So ging es also auch weniger um harte, inhaltlich- programmatische Verlautbarungen und Streitkultur, als vielmehr um die persönliche Schwingung jedes einzelnen Kandidaten vor grossem Publikum.

Kock versuchte, nicht nur mit Fragen zur Inselpolitik, sondern auch mit anderen Mitteln die Kandidaten aus der Reserve zu locken. Beispielsweise liess er Zettel ziehen, mit Fragen wie: Wenn Sie ein Tier, eine Blume, ein Gewürz, ein Werkzeug, ein Schreibgerät, eine Fernsehserie, oder eine Farbe wären, was wären Sie dann? Oder: Sie bekommen als Bürgermeister 10 Millionen Euro in die Hand- was machen Sie damit?

Die Antworten und die Art und Weise, wie sie beantwortet wurden, liessen Zwischentöne im allgemeinen Wahlkampfgetöse hör- und sichtbar werden.

So fühlt sich Dr. Gabriele Pauli nach eigener Aussage als Füchsin, während Bernd Reinartz  als „mittelscharfer Senf“ daherkommt. Nikolas Häckel findet sich irgendwo zwischen Sonnenblume und Schraubendreher wieder, und Robert Wagner als reich gedeckter Esstisch. Lars Schmidt sieht sich als sturmgepeitschte Öljacke an der Computertastatur und Polizist Markus Balentin identifiziert sich mit „Baywatch“.

Auf die „10 Millionen Frage“ gingen fast alle Antworten in Richtung Rettung der Sylter Geburtenstation und Ankauf von mehr  Wohnraum für Sylter. Nur Nicolas Häckel will jeden Cent komplett in die Verwaltung stecken.

Bei mir persönlich kamen die Kandidaten so rüber:

Dr. Gabriele Pauli- die Blenderin: (Fürth) Die Diskrepanz zwischen dem ihr nachgesagten Ruf als kompetente Medienfrau und ihrem tatsächlichen Auftreten, kam mir auch bei dieser dritten Veranstaltung mit ihr, die ich verfolgte, wieder in den Sinn. Bei genauem Zuhören und näherem Hinschauen, bleibt von der scheinbar glanzvollen  Politikerin und schlauen Füchsin nicht viel mehr übrig, als sich wiederholende Phrasen und nettes Geplauder. Die in der Presse veröffentlichten, ganz offensichtlich auf „jung“ bearbeiteten Portraitfotos deuten in dieselbe Richtung: Mehr Schein als Sein.

Nikolas Häckel- der Verwalter: (Kronshagen,Sylt) Ein Lächeln wie eine Sonnenblume, ein Denken wie ein Schraubendreher. Er würde die Gemeindeverwaltung straff nach seinem Gusto organisieren- leider ist nichts von kreativen Visionen zu spüren- aber der Mensch (die Bürger) lebt ja bekanntlich nicht vom Brot ( verwaltet werden) allein.

Markus Ballentin- der Farblose: Der Kandidat aus Köln hat gute Absichten und einen interessanten Backround als Stratege aus einer grossen Polizeiorganisation. Auch seine Idee, ein familienorientiertes Gesamtkonzept für Sylt zu erarbeiten, ist nicht verkehrt. Doch für ein Bürgermeisteramt, das auch weit über die Insel strahlen soll, kommt er mir zu farblos rüber. Pluspunkt: er war der Einzige! der das Stichwort Natur-und Umweltschutz konkret erwähnt hat.

Lars Schmidt- der Nervige: Lars Schmidt (Sylt) überraschte durchaus positiv mit seinen  wohl durchdachten Thesen zur Inselentwicklung, seinem Sinn für Humor und seiner engagiert kämpferischen Art des Vortrages. Der Mann kann sicher Leuten so lange auf die Nerven gehen, bis er bekommt was er will- und das meine ich gar nicht negativ. Aber genau deshalb gehört er nicht auf den Stuhl des Bürgermeisters, sondern als „Nervling“ in den Gemeinderat.

Robert Wagner- die kämpferische Frohnatur: (Aachen) Wenn er ein Eßtisch wäre, wäre er wohl ein runder Tisch. Keinem der KandidatInnen gelang es so perfekt, die Lacher ganz positiv auf seine Seite zu bringen. Der Aachener Karneval liegt ihm irgendwie im Blut. Er kam sehr authentisch und glaubwürdig rüber. Nicht zuletzt weil er den Mut hatte, vor versammeltem Wahlvolk schonmal, wie einst der regierende Bürgermeister von Berlin, seine homophile Ausrichtung offenzulegen. Er will es jetzt wirklich – das Amt. In Sachen Natur-und Umweltpolitik braucht es noch etwas Nachhilfe. Wagner hat sich freigeschwommen und kommt offenbar an, ohne einer bestimmte Seilschaft auf der Insel Rechenschaft abliefern zu müssen.

Bernd Reinartz- der Besonnene: Der sylter Rechtskanzlei-Mitarbeiter präsentierte sich als ruhiger Verwalter ohne grosses Charisma und eigene Vision. Die Visionssuche will er den Bürgern überlassen. Erfahrung im Führen einer grossen Mitarbeiter-Schaar bringt er nicht mit, dafür aber seinen Fanclub aus der CDU, die ihm dann später sicher „helfen“ werden. Wenn er in Zukunft seinen Senf dazu gibt, wird der allenfalls mittelscharf sein. Grosse Skandale wird es mit ihm nicht geben- aber wahrscheinlich auch keine grossen Würfe.

Mein Fazit: Als Zuhörer hatte ich plötzlich folgende Vision: Karsten Kock macht mit seinem Sender eine vorweihnachtliche Spenden-Aktion unter dem Motto: „10 Millionen für Sylt“.
Mit diesem Geld kaufen wir uns locker alle Kandidaten der Vorstellungs-Runde für die nächsten 18 Jahre zusammen ein. Sie bilden dann ein Bürgermeister-Konsortium aus den unterschiedlichsten Typen. Die müssen sich stets einigen und es kommt am Ende  für alle ein guter Kompromiss dabei heraus.

Leider nur eine Vision.

Wenn ich alles, was ich bisher von den KandidatInnen so wahrgenommen habe zusammenlege, hat zur Zeit Robert Wagner leicht die Nase vorn. Er ist hoch engagiert und bürgernah und wahrhaftig. Alt genug, Verantwortung übernehmen zu wollen, jung genug um frischen Wind in die Sylter Politik zu bringen, hat Erfahrung in Verwaltung und Politik gesammelt und bringt Humor mit. Ob er an seiner Aufgabe wachsen würde und bei Zeiten die notwendige Gelassenheit und Würde für das Amt entwickeln könnte, kann nur die Zukunft zeigen.

Lothar Koch