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Sylter fordern anschauliche Information für das Walschutzgebiet

So informiert Südafrika über seine Wale

So informiert Südafrika über seine Wale

Während andere Urlaubsdestinationen ihre Vorzüge nicht selten an den Haaren herbeiziehen müssen, verschläft Sylt schon seit über 14 Jahren die Gelegenheit, mit einem echten „Alleinstellungsmerkmal“, also einem touristischen Knaller, umfassend für und mit seinem natürlichen Kapital zu werben. Gemeint ist das erste europäische Walschutzgebiet, das 1999  vor der Insel eingerichtet wurde. Die Info-Lücke liegt freilich nicht allein an den Prioritäten der Sylter Touristiker, sondern vor allem auch an der zuständigen Naturschutzbehörde, was die peinliche Tatsache umso mehr zur Posse macht.

Denn es wiegt noch schwerer, daß das Land Schleswig-Holstein damit ohne Not eine optimale Möglichkeit  verschenkt, Millionen von Besuchern über Sinn und Zweck des, für Deutschland aussergewöhnlichen, Walschutzgebietes im Weltnaturerbe zu informieren.

Der Sylter Biologe Lothar Koch kann ein genervtes Lied davon singen: „Vor zwanzig Jahren habe ich mit dem Nationalparkamt Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gemeinsam für die Einrichtung des Walschutzgebietes gekämpft. Heute ist es die Nachfolge- Behörde LKN (Landesamt für Küsten und Nationalpark), die schon seit Jahren eine angemessene, Information an den Strandübergängen und Promenaden der Insel ausbremst.“ Dabei sollen angeblich ausreichend finanzielle Mittel aus Ausgleichsmassnahmen der Sandentnahme in dem Schutzgebiet zur Verfügung stehen.
Grund scheint der Amtsschimmel zu sein, der hier weniger als schnelles Pferd, denn als schleichender Pilz daherkommt. „Von Jahr zu Jahr sind wir auf Sylt vertröstet worden, nach dem Motto: Die Sache wird bearbeitet. Geschehen ist jedoch nichts.“

Entwurf SMG

So könnten die Walschutzgebiets-Info-Elemente aussehen, wenn es nach SMG und Naturschutzverbänden auf Sylt geht.

Nach erneuter Anmahnung des Themas über den Grünen Landtagsabgeordneten Dr. Andreas Tietze (s. PM Wale), scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Am kommenden Mittwoch wird ein Gespräch mit Vertretern des Landesamtes für Meeres- und Küstenschutz (LKN), sylter Kurverwaltungen, der Sylter Marketing Gesellschaft, Naturschutzverbänden, dem Landschaftszweckverband und dem Freundeskreis -Naturerlebniszentrum Sylt stattfinden, um über konkrete Schritte zur Ausführung von Info-Stelen auf Promenaden zu sprechen. Die Sylter Gremien wünschen sich  spielerische und anschauliche Info-Elemente. 08/15- Texttafeln mit Pixelbildern kommen auf Sylter Promenaden nicht in Frage, heisst es aus Touristikerkreisen.

Die Idee aus dem Freundeskreis der Naturgewalten steht schön länger als Vorschlag im Raum: eine Sandwich-Tafel, bei der an einem Rad gedreht werden kann. Vorne kann man dann je nach Stand des Drehrades Bilder und Infos in Ausschnittslöchern betrachten. Wenig Text, viel Bild und Grafik. „Wir wünschen uns hinsichtlich der Infostelen Vielfalt. Der Gast soll nicht überall das selbe lesen, sondern immer wieder Neues entdecken können“, so Lothar Koch, Walexperte aus dem Freundeskreis. Ob diese Forderung beim Amt durchsetzbar ist wird sich zeigen. „Jedenfalls werden die Sylter Vertreter klar darauf drängen, dass ab Sommer 2015 die Infos für das Walschutzgebiet stehen“, so Koch.

 

Walschutz vor Sylt- Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen?

 

walschutz_sylt_tietze1

v.Links:Lothar Koch,Roland Klockenhoff, Andreas Tietze,Norbert Grimm

Naturschutzverbände fordern zum Artenschutz-Event der Grünen mehr Engagement und Information für Sylter Schweinswale von Bund und Land

 

 

Während im FFH-Schutzgebiet „Sylter Aussenriff“, rund  32 km nordwestlich der Insel, auf der Baustelle des Windparks Butendiek die Rammarbeiten mit Getöse weiter gehen, sorgen sich die Schutzstation Wattenmeer, die Naturschutzgemeinschaft Sylt und das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt, um besseren Schutz und mehr Information für die bedrohten Meeressäuger und Seevögel im Weltnaturerbe.

Obwohl seit März 2014 ein Firmenkonsortium in Sichtweite der Insel über 80 Rotoren von mindestens 150 m Höhe in den Meeresboden hämmert, gibt es auf Sylt keine umfassenden Informationen über das naturgefährdende Potential dieser Mega-Baumassnahme.

Auf Sylt weiss niemand Genaues, aber Mutmassungen gibt es viele: Z.B., dass weniger Schweinswal-Mutter-Kalb-Gruppen dieses Frühjahr vor dem Weststrand auftauchen, als in den Vorjahren. Um das wissenschaftlich abzuklopfen, müssten Walzählungen der vergangenen Jahre mit aktuellen Erhebungen verglichen werden. Inwieweit das seitens der Naturschutzämter verlässlich geschieht, ist auf Sylt nicht bekannt.

„Wir sind verunsichert und fordern mehr Transparenz und aktuelle Bürgerinformation von den Betreibern und den zuständigen Bundesämtern zu den Auswirkungen des Windparks auf die Meeresumwelt, sagt Dr. Roland Klockenhoff (Naturschutzge-meinschaft Sylt) im Gespräch mit dem Grünen Landtagsabgeordneten  Dr. Andreas Tietze.

Lothar Koch, Walexperte der Schutzstation Wattenmeer, mahnt an, daß auch die Landesregierung ihr Informationspotential hinsichtlich der bedrohten Tierarten im Weltnaturerbe Wattenmeer nicht optimal erfüllt.

„Das Walschutzgebiet wird auf Sylt seit 14 Jahren gut vor der Öffentlichkeit versteckt“ so Koch.  Bisher sind, trotz jahrelangen Bittens der Verbände und Sylter Gemeinden,  keinerlei attraktive Informationseinrichtungen zum Wal-und Meeresvogelschutz auf die viel frequentierten Promenaden und Strandübergänge der Insel  platziert worden. „Schleswig-Holstein verschenkt damit ohne Not eine optimale Möglichkeit, Millionen von Besuchern über Sinn und Zweck des ersten europäischen Walschutzgebietes im Weltnaturerbe zu informieren“, so der Biologe.

Dr. Matthias Strasser vom Zentrum für Naturgewalten Sylt erläutert: „Die Ausweisung von Schutzgebieten ist ein wichtiger Schritt, um den Lebensraum der Kleinwale zu sichern. Dieses sollte auch mit strategischen Inhalten gefüllt werden, wie beispielsweise durch die Aufstellung von naturschutzfachlichen Management- und Monitoringplänen für die kommenden Jahre.“!
Alle drei Verbände fordern zum Walschutzgebiet weitere flankierende Artenschutzmassnahmen, denn „weder Schallwellen, noch Wale halten sich an die offiziellen Gebietsgrenzen“.

Für die Verbände:

Naturschutzgemeinschaft Sylt, Schutzstation Wattenmeer und das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt

 


Pressetermin auf Sylt am 4.7.2014

Anlässlich des Artenschutz-Events der Grünen Landtagsfraktion/
Besuch von Landtagsabgeordnetem Dr. Andreas Tietze auf Sylt

Walschutz vor Sylt- Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen?
Sylter Naturschutzverbände fordern zum Artenschutz-Event der Grünen mehr Engagement und Information für Sylter Schweinswale von Bund und Land.

Dr. Roland Klockenhoff /Naturschutzgemeinschaft Sylt), Dr. Matthias Strasser (Zentrum für Naturgewalten Sylt) und Dipl.Biol. Lothar Koch (Schutzstation Wattenmeer) informieren im Gespräch mit Dr. Andreas Tietze zum
Thema „Schweinswalschutz im Walschutzgebiet“ – Stärken und Schwächen des großen marinen Schutzgebietes im Weltnaturerbe vor unserer Insel.

Treffpunkt:
15 Uhr, am Freitag den 4.7.2014
Fototermin am Nordseeschutzdenkmal auf der Promenade Westerland vor der Kurmuschel, Gespräch ebenda, oder ggf.im Restaurant „Luzifer“, unmittelbar dahinter.
Für die Verbände:
Naturschutzgemeinschaft Sylt, Schutzstation Wattenmeer und das Zentrum für Naturgewalten
mit freundlichen Grüssen,
Lothar Koch, Schutzstation Wattenmeer
info@natuerlichsylt.net, 04651/201088

Ent-täuschung am Horizont: Windpark ist sichtbar.

Nach weit über einem Jahrzehnt der Mutmassungen hat „Butendiek“ jetzt Fakten geschaffen. Von Westerland aus ist in 32 km Entfernung deutlich der schwimmende Baukran der Bremer Konstruktionsfirma am Horizont zu sehen. Und der ist „nur“ 82 Meter hoch. Das Endprodukt, der Windpark mit 80 Mühlen besteht aus Rotoren, die rund 200 m weit ins Firmament ragen werden, also noch knapp 50 m höher als der Kölner Dom (157 m). Dabei lieben doch Sylter und ihre Gäste so sehr den freien Blick der Friesen über das weite, weite Meer: „Rüm Hart, klar Kimmung“ ist der insulare Schlachtruf seit Alters her und bedeutet etwa: Weites Herz, klarer Horizont.

Damit ist es jetzt zumindest bei klaren Tagen und in Richtung Nordwesten vorbei. Doch wer jetzt enttäuscht ist sollte sich folgendes verdeutlichen. Die Naturlandschaft Nordsee ist schon längst zu einem Industriegebiet geworden. Hunderte von Ölplattformen stehen darin herum, Zig-Tausende von Kubikmetern Sand werden jährlich aus ihr für das Baugewerbe geschürft, die Fischerei durchpflügt statistisch pro Jahr drei Mal jeden Quadratmeter Nordseeboden mit Fanggeschirr, das Militär probt in und über ihr und aus unzähligen Quellen werden nach wie vor eine Menge Nähr-und Schadstoffe in sie hineingepumpt. Ganz zu Schweigen von der Schiffahrt, die dort immer noch Substanzen verklappen darf und mit schwer abbaubarem Bunker-C Öl ihre Schiffsdiesel betreibt. Da gehört die Erzeugung von Ökostrom zu den eher harmloseren Produkten auf See.

Die Idylle am Sylter Strand war also schon immer eine verklärte Sicht von Romantikern und Urlaubern, die viel für diesen freien Seeblick zahlen. Nun werden wir alle durch die Fakten in Stahlbeton ent-täuscht. Wie schön, denn wer will schon in Täuschung leben.

Die Urbanisierung findet eben nicht nur auf, sondern auch rund um die Insel statt, wie auch die Muschelzuchtanlagen im Industriestil vor dem Hörnumer Hafen zeigen.

Da der Windpark im Bau ist und nicht mehr verhindert werden kann, kann man sich nur weiter für die Naturverträglichkeit der Bau-und Betriebszeit einsetzen. Das ist wichtig für die Schweinswale, Seehunde, Kegelrobben und viele andere Tiere die hier im Walschutzgebiet zu Hause sind. Hoffentlich lassen sie sich durch den erheblichen Baulärm unter Wasser nicht aus der Region vertreiben!

Gottlob gelang es uns in 1999, gegen zahlreiche Stimmen auf der Insel, das Walschutzgebiet durchzusetzen. Sonst wäre die Butendiek-Baustelle jetzt wohl eher nahe der 3 Sm als  der 12 Seemeilenzone und damit voll im Blickfeld der Strandgänger.

Lothar Koch

Der Tag danach- in Rantum alles klar!

rantum2Heute morgen führt uns unser Morgenspaziergang über den Strandaufgang nahe des Sölring Hofes in Rantum. Der Übergang ist mit dem Schild „gesperrt- do not enter“ versehen. Dahinter reisst der Steg ab und man blickt gut 3 m in die Tiefe zum Strand. Xaver hat die Dünenkette sauber, wie mit einem Kuchenmesser abrasiert. Direkt vor dem nunmehr deutlich gefährdeten Luxushotel ist die Kante geschätzt 5 m hoch.

Kurzerhand springen wir runter auf den Strand. Also nachdem soviel Katastrophales über Orkan Xaver berichtet wurde, jetzt auch mal etwas Positives: Der Sylter Strand zählt heute morgen wahrscheinlich zu den Schönsten der Welt. Ein breiter, feiner Sandstrand, endlos bis zum Horizont, barrierefrei und blitzsauber! Kein bißchen Müll ist zu sehen., nur etwas zusammengerolltes Dünengras und Holz. Lediglich an wenigen, ausgebuchteten Stellen, wie den Muscheltälern der Hörnum Odde, hat Sturm Xaver seine „Ernte“ zusammengeschoben und aufgetürmt: ein Gemisch aus Holzbalken, Treppenstücken, Meersalat und und Plastikmüll.

Wenn ich die aktuelle Situation jedoch mit den “After-Storm-Stränden” der 70iger Jahre vergleiche (ich bin auf der ostfriesischen Insel Juist aufgewachsen) überkommt mich das befriedigende Gefühl, dass sich in den vier Jahrzehnten Nordseeschutz etwas Positives verändert hat. Als Kind bin ich nach solchen Tagen kilometerweit über Müllberge geklettert. Das war zwar spannend, weil immer etwas Brauchbares dabei zu finden war, aber aus Umweltsicht natürlich dramatisch- überwiegend Plastik, Öl-und Schmierstoffe, gefährliche Substanzen, Holz und Flaschen. Es waren genau diese Müllstrände, die mich zum Nordseeschutz motivierten,. In zahllosen Verhandlungen und Konferenzen, an denen ich zum Teil als Umweltschutz-Sprecher beteiligt war, wurden internationale und nationale Verbesserungen durchgesetzt, wie zum Beispiel das Abkommen zum Schutz der Nordsee vor Dünnsäure- und Ölverklappung (MarPol) und das Verbot Müll von Schiffen in die Nordsee zu entsorgen etc. Schliesslich wurden auch auf allen Inseln und der Küste biologische Kläranlagen gebaut.

 

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Das was an unserem Hausmeer an umweltpolitischen Maßnahmen durchgesetzt wurde, haben viele ausländische Urlaubsdestinationen noch vor sich. In Asien, beispielsweise, klagen Urlauber immer mehr darüber, dass sie in einer Flut von Plastik schwimmen müssen.
Fazit: Dennoch sollten wir nicht nachlassen für optimalen Meeresschutz einzutreten, denn schwarze Schafe gibt es auch hier leider immer noch genug.

Das starke Hochwasser hat noch etws Positives aus Naturschutzsicht bewirkt: Alle Salzwiesen wurden bis zum Anschlag komplett mit Meerwasser geflutet. Damit wurden die hochgelegenen Bereiche der Wiesen seit Jahren erstmalig mal wieder von eingewanderten Süss-Plfanzen bereinigt- ein Segen für das schützenswerte Biotop der Nationalparke Wattenmeer.

Lothar Koch