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Der Sylter Walpfad: Die Standorte und Schwerpunkte

Wie bereits in diesem Blog berichtet, stehen seit dem 3. September 2018 an 22 Strandübergängen und Promenaden fast alle (die letzten werden gerade montiert) neue Informations-Einheiten zum Walschutzgebiet. Sylt NaturReporter veröffentlicht hier erstmals exklusiv die Standortliste. Besonders für Radler kann eine Tour zu allen Infopunkten ein interessanter und lehrreicher Ein-oder Zwei-Tagesausflug über die ganze Insel werden. Neben den Schweinswal-Infos erfährt der Besucher viel über Seehunde, Kegelrobben, Hochseevögel, Klimaschutz und Küstenschutz.

 

 

Der Ausflug läßt sich von Westerland aus in eine Nord-und Südtour teilen. Schauen Sie doch mal in meinen Natur-Radwanderführer „Natürlich Sylt“-dort finden Sie die besten Routen für Radler!

Hier die Liste der Info-Punkte und deren Hauptthemen:

Nordtour- Abschluss im „Erlebniszentrum Naturgewalten“ in List/Hafen. Dort erwartet Sie eine tolle Ausstellung mit spannenden Filmen zu allen Meeressäugern und einer Life-Cam, über die Seehunde in Echtzeit bei jedem Wetter ganz nah beobachtet werden können.

  1. Westerland Hauptübergang Friedrichstr. /obere Promenade: Whale- und Seawatching auf Sylt
    Ein Info-Pult neben dem Fernrohr.
  2. Westerland NordseeklinikGesundes Meer, gesundes Leben
    Ein Info-Pult.
  3. Wenningstedt, Seestraße:
    Meeressäuger im Nationalpark. 
    Robben und Wale
    Ein Info-Pult.
  4. Wenningstedt Hauptstrand-Treppe:
    Fischerei und Müllproblematik
    Ein Info-Pult.
  5. Wenningstedt, Berthin Bleegstr:
    Aus sylter Walfängern werden Walschützer.
    Ein Info-Pult auf der Aussichtsplattform.
  6. Kampen Strandübergang Campingplatz:
    Meeresschutzgebiete vor Sylt
    Ein Info-Pult.
  7. Kampen, Plattform Rotes Kliff:
    Klimaschutz ist Meeresschutz
    Ein Info-Pult. Nicht am Übergang sondern am Parkplatz der „Sturmhaube“
  8. List FKK-Strand:
    Meeresforschung 

    Ein Info-Pult.
  9. List Weststrandübergang:
    Das erste Walschutzgebiet Europas
    Ein Info-Pult direkt an der Strandtreppe
  10. List Ellenbogenberg:
    Freundliche Meeresbewohner Kleine Wale ganz nah.
    Wandern Sie ruhig mal hoch auf die Plattform. Dort wartet ein tolles Panorama auf Sie und eine grössere Info-Stele.
  11. List Mövenbergdeich Höhe Uthörn:
    Vögel und Seehunde
    Ein Info-Pult.
  12. List Mövenbergdeich Höhe Lister Haken:
    Königshafen
    Ein Info-Pult.
  13. List Hafen-Nordpromenade:
    Nationalpark Wattenmeer
    Ein Info-Pult.

Südtour- Abschluss in der „Arche Wattenmeer“ in Hörnum/Ortseingang. Dort erwartet Sie eine tolle Ausstellung der Schutzstation Wattenmeer mit Aquarien und Infos zu allen Meeressäugern.

  1. Westerland, Plattform Himmelsleiter:
    Meeressäuger und Meeresenten
    Es geht 100 Stufen hoch, aber der Blick lohnt sich. Auch auf das Info-Pult.
  2. Westerland Strandübergang Robbenweg:
    Whalewatching im Nationalpark
    Eine grössere Info-Stele direkt auf der Dünenkuppe am Meer.
  3. Rantum Hauptstrand:
    Schutz vor Unterwasserlärm
    Eine grössere Info-Stele direkt auf dem Panoramaplatz beim Restaurant „Strandmuschel“.
  4. Rantum Sansibar:
    Kinderstube der Kleinwale
    Ein Info-Pult.
  5. Strandübergang K4 (Bunker Hill):
    Unterwasser-Monitoring
  6. Hörnum Campingplatz:
    Grosswal-Strandungen
  7. Hörnum Plattform Hauptstrand:
    Sylter Schweinswalforschung führte zum Walschutzgebiet

    Ein Info-Pult.
  8. Hörnum Odde Südkap/Oststrand:
    Naturgewalten erleben
  9. Hörnum Odde, Ende Odde-Wai:
    Küstenschutz Im Nationalpark
    Den Oddewai in Richtung Strand gerade durch laufen. Dort kurz vor den Tetrapoden steht ein Info-Pult.

Neuer Walpfad auf Sylt eröffnet- der Kommentar

Matthias Strasser (NaturgewaltenSylt) und Matthias Kundy (Nationalparkverwaltung) an einem der neuen Walpulte (Hier in Wenningstedt).

Kommentar von von Mit-Initiator Lothar Koch

Audiobeitrag von Syltfunk

Lang hat es gedauert- um genau zu sein 18 Jahre, seid ich die Forderung nach mehr Information am Walschutzgebiet als Vertreter der Schutzstation damals formulierte.

2014 dann endlich das „Go“ vom LKN und die Bewilligung von Geldern aus dem Topf der Ausgleichsmittel für die Sandvorspülungen. 2016 standen die ersten 12 Info-Module und eine Geldsperre im Raum für die Fortsetzung des Vorhabens. Die konnte Dank eines Besuches des Umweltministers Robert Habeck dann überwunden werden und heute, nach vier Jahren intensiver Arbeit verschiedenster Experten, steht der Sylter Walpfad mit 22 Tafeln zwischen List und Hörnum.

Mit den Informationseinheiten zum Walschutzgebiet wird ein kleiner, aber überaus wichtiger Beitrag zum Schutz  des Meeresgebietes vor unserer Insel geleistet:

Das „Gesamtkunstwerk“ bringt das Anliegen des Meeresschutzes aus der Nische  geschlossener Infozentren raus ins Freie, wo der unmittelbare Kontakt zum Schutzgut möglich, ja direkt spürbar und sichtbar wird. Das reale Erlebnis (im Vergleich zum immer mehr um sich greifenden virtuellen) hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter und kann zu mehr Umweltbewusstsein führen. 

Gerade in dieser Ballungszone zwischen Touristenstrand und Schutzgebiet, sind nachhaltige Informationen von herausragender Bedeutung für den Meeresschutz und besonders effizient. und die Insel Sylt kann nun mit einem europaweit einzigartigen Wale-Lehrpfad als „Alleinstellungsmerkmal“ punkten.

Das Projekt geht über die normale Beschilderung eines Naturschutzgebietes weit hinaus: Die individuelle, interaktive  Ausführung jeder einzelnen Infostele machen dieses Projekt zu einem einzigartigen „Kleinwal-Lehrpfad“ an Europas Küsten. Damit haben wir auf Sylt ein weiteres Entdeckungsziel  vor allem für Radler geschaffen, das Gästen Lust macht, die ganze Insel -Westseite näher zu erkunden, und das Auto am Appartement stehen zu lassen. Der Walpfad ist also ist ein nachhaltiges Angebot für Natururlauber und Insulaner. Nachhaltig auch deshalb, weil die Tafeln so konstruiert sind, dass sie Jahrzehnte Wind und Wetter trotzen werden. Allein die Herstellungskosten von rund 75 000 Euro (ohne die Arbeitszeit der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Biologen) machen die Dimension des Projektes deutlich. Die Tafeln der ersten Tranche sollen zudem bis 2050 alle zehn Jahre erneuert werden. Das Geld dafür ist bereits bewilligt.

Eigentlich wird der Walpfad nie endgültig fertig: Ich rege an, dass Unternehmer, Gemeinden und Verbände das bestehende „Rückgrat“ der Nordseeinformation nun von sich aus nutzen, um es weiter anzureichern und zu beleben. Mit Skulpturen, Aktionen,  Spielideen und Audioelementen könnten die bestehenden Tafeln im Bereich der Promenaden ergänzt werden. 

Auch die Übernahme einer offiziellen und engagierten Schirmherrschaft der Sylter Gemeinden für „Wal- und Meeresschutz im noch relativ ungeschützten 150-Meter-Strand-Streifen wäre wünschenswert. Das käme in jedem Fall der Insel zu Gute, denn gute ökologische Badewasserquälität und biologische Vielfalt gehören zusammen und sind ein wichtiges Kapital.

 

Sylter „Walpfad“ jetzt mit 22 Stationen ausgestattet

Walpult am Hörnumer Südkap

Walschutzgebiet-Informationspult am Wenningstedter Hauptstrand

Sylt Insgesamt zehn neue Informationspulte zum Schweinswal-Schutzgebiet wurden in den letzten Wochen entlang der Sylter Küste an den Strandübergängen aufgestellt. Am Montag wurden die interaktiven Pulte offiziell eingeweiht. Dazu kamen die Initiatoren Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer und Matthias Strasser (Erlebniszentrum Naturgewalten) sowie Vertreter des Nationalparkamtes, des NABU Schleswig-Holsteins, der Naturschutzgemeinschaft Sylt, der Gemeinde Wenningstedt und der Gemeinde Sylt sowie der Söl`ring Foriining in Wenningstedt an der Haupttreppe zusammen.

 

Die interaktiven Module bieten Wissenswertes über Schweinswale, Trauerenten, Küstenschutz und die Ökologie des Sylter Walschutzgebietes. Sie informieren über den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer. Der Walpfad ist Teil des Besucherinformationssystems (BIS) im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

 

Die Firma „NaturErleben“ aus Kiel konzipierte den attraktiven Nordsee-Lehrpfad gemeinsam mit einer Expertengruppe der Nationalparkverwaltung, der Schutzstation Wattenmeer und des Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt. Überwiegend wurden Exponate in Pultform hergestellt, die optisch das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen und sich an der sturmreichen Sylter Westküste behaupten können.

 

In 2016 wurden die ersten zwölf Pulte montiert (wir berichteten), so dass der Sylter Walpfad nun insgesamt 22 Standorte umfasst. „Wir freuen uns, dass die tolle Idee des Walpfades nun vollendet werden konnte“, sagte Matthias Kundy von der Nationalparkverwaltung. Als „perfekte Ergänzung zur Ausstellung im Erlebniszentrum Naturgewalten“ bezeichnete dessen Leiter, Dr. Matthias Strasser, die Exponate und ergänzte: „Gäste können jetzt eigene Beobachtungen direkt mit Fachinformationen verknüpfen.“

Lothar Koch hob noch einmal die Besonderheit des Walpfades hervor. Jedes der insgesamt 22 Exponate ist ein Unikat. Die Informationen wurden speziell für den jeweiligen Standort zusammengestellt. Sylt erhält damit eine weitere, nachhaltige Attraktion für Natururlauber. Besonders für Radler dürfte der Walpfad ein lockendes Ausflugsziel zur Inselerkundung sein.“

 

INFOKASTEN

Das Walschutzgebiet

wurde1999 als Teil des Nationalparks Schleswig-HolsteinischesWattenmeer eingerichtet und ist das erstes Walschutzgebiet Europas. Zuständig ist das Land Schleswig-Holstein. Es erstreckt sich über 1562 qkm von der Dänischen Grenze bis südlich von Amrum und bis zur 12 Seemeilen-Landesgrenze entlang der Inselstrände in 150 m Entfernung der MTHW-Linie.

 

Die Schweinswale (Phocoena phocoena) sind Meeressäuger und werden bis 1,80 Meter lang, bei einem Gewicht von 50 bis 70 Kilogramm. Die Jungtiere kommen nach einer Tragezeit von rund elf Monaten zwischen Mai und August zur Welt und werden bis zu zehn Monate lang gesäugt. Das Walschutzgebiet ist Kalbungsgewässer und  „Kinderstube“ der Tiere.

 

In der Nordsee leben bis zu 300.000 Exemplare dieser zu den Zahnwalen zählenden Art. Gefährdet sind sie vor allem durch die Fischerei: Oft verenden sie als Beifang in den Netzen oder verfangen sich in Stellnetzen. Lärmbelastung im Meer und Schadstoffe können außerdem das Immunsystem beeinträchtigen. Schweinswale gelten generell als gefährdet und stehen in Europa unter Naturschutz.

PM der Nationalparkverwaltung und des Zentrum für Naturgewalten List, M. Steur

Gäste wollen Meer-Naturschutz am Urlaubsort Küste

Foto:Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Foto:Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Naturschutz ist gefragt bei Nationalpark-Urlaubern: 90 Prozent der Feriengäste im und am deutschen Teil des Weltnaturerbes Wattenmeer wollen vor Ort eine intakte Natur erleben, 93 Prozent ist es „wichtig oder sehr wichtig“, dass die Natur an ihrem Zielort geschützt wird. Diese und viele weitere Informationen gehen aus der zweiten Gästebefragung „Weltnaturerbe und nachhaltiger Tourismus“ hervor, die die Nationalparkverwaltungen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen beim Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT) in Auftrag gegeben haben. Ziel war es zu analysieren, inwieweit die gemeinsamen Anstrengungen für attraktive Naturerlebnisangebote und Information über den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer sich in Zahlen und darüber hinaus in hoher Zufriedenheit bei den Übernachtungsgästen widerspiegeln.

Und das tun sie – wobei die Ergebnisse in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sich nur minimal unterscheiden. So ist in beiden Wattenmeer-Nationalparks das Interesse an Naturerlebnisangeboten von Ausflugsfahrten bis zu Wattexkursionen groß: In beiden Bundesländern nahmen jeweils 47 Prozent der im vergangenen Jahr befragten Urlauber an einer geführten Wattwanderung teil. Die Gesamtzahl der Besucher in den über 50 Nationalpark-Informationseinrichtungen lag bei gut 1,6 Millionen. Der Welterbestatus ist 96 Prozent der befragten Nordseegäste bekannt, für rund ein Drittel ist diese Auszeichnung wichtig oder sehr wichtig für ihre Reiseentscheidung.

„Für uns ist es relevant zu überprüfen, ob wir mit unseren Angeboten die Menschen, die den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer besuchen, auch wirklich erreichen“, erläutert Christiane Gätje, in der schleswig-holsteinischen Nationalparkverwaltung zuständig für den Bereich nachhaltiger Tourismus. „Die Ergebnisse lassen erkennen, dass dem weitgehend so ist“, ergänzt Jürn Bunje, der die Studie seitens der niedersächsischen Nationalparkverwaltung fachlich begleitet, und: „Aufschlussreich für unsere Besucherlenkung ist, dass die Gäste vor allem klassische Informationsmedien wie die Nationalpark-Infotafeln nutzen“. Christiane Gätje resümiert: „Wir freuen uns über tolle und sensible Urlauber, die Wert auf Nachhaltigkeit legen und die Schönheiten der Natur sowie den Naturschutz in unseren Nationalparks zu schätzen wissen.“

Die Zahlen und Daten wurden im vergangenen Jahr erhoben, zum zweiten Mal nach 2013. Sie sind nach Überzeugung der Initiatoren nicht nur für die Nationalparkverwaltungen relevant, sondern liefern auch Touristikern und den Küstenkommunen wertvolle Hinweise über Urlauberwünsche und –ansprüche rund um das Thema Natur und Nachhaltigkeit.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Gästebefragung sind in einer Broschüre nachzulesen, die hier: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/sh/service/publikationen/2-gastebefragung-weltnaturerbe-wattenmeer-und-nachhaltiger-tourismus-2017 zum Download bereitsteht. Die Nationalparkverwaltungen in Schleswig-Holstein (Telefon 04861-96200) und Niedersachsen (Telefon 04421-911271) versenden auf Anfrage auch die Druckversion.

Heike Wells, LKN.SH

Nationalparkthemenjahr 2018: „Muscheln und Schnecken“ , Folge 4

100.000 Muschelarten gibt es auf der ganzen Welt, nur 15 davon im Nationalpark Wattenmeer. Trotzdem spielen die Weichtiere mit der harten Schale eine zentrale Rolle in diesem Ökosystem. Ihre wöchentliche Filterleistung entspricht dem gesamten Wasservolumen des Wattenmeeres, sie sind also eine große biologische Kläranlage. Anlässlich des Themenjahres „Muscheln und Schnecken“ wird Biologe Rainer Borcherding monatlich über die Welt der Weichtiere im Nationalpark Wattenmeer berichten.

 

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Pfeffermuschel, Foto R.Borcherding

 

Wo der Wattenmeerschlick am tiefsten ist, lebt eine durchaus häufige, aber kaum bekannte Muschel: Die Große Pfeffermuschel. Sie hat – wie ihr Name verrät – einen unangenehm scharfen Beigeschmack, weshalb sie nur in Notzeiten von Menschen gegessen wurde. Ihr Lebensraum sind die Schlickwatten an Europas und Nordafrikas Küsten. Hier steckt sie etwa zehn Zentimeter tief im Boden vergraben. Ihre relativ dünnen Schalen sind flach und rundlich und meist kalkweiß, mitunter auch gelblich. Allerdings können sie durch den schwarzen Schlickboden auch grau-blau bis tiefschwarz verfärbt sein.

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Spuren der Pfeffermuschel auf dem Wattboden

 

Wie fast alle Muscheln schlürft die Pfeffermuschel ihre Nahrung zusammen mit dem Wasser in sich hinein. Allerdings begnügt die Art sich nicht allein mit dem Plankton, das im Wasser verteilt ist, sondern sie frisst lieber Nahrhafteres. Schon vor Jahrmillionen hat die Art daher den Staubsauger erfunden: Ihr Einströmsipho, also der Hautschlauch, durch den sie Wasser einsaugt, ist beweglich und bis zu 30 Zentimeter lang. Die Muschel nutzt diesen Sipho, um den frisch auf der Wattoberfläche abgelagerten Schlick rund um ihren Wohnort einzusaugen (zu „pipettieren“). Auf dem Wattboden entstehen sternförmige Furchen, wenn die Muschel die nahrhafte oberste Schlickschicht mit ihrem Sipho einschlürft. Sind die verdaulichen Anteile entnommen, spuckt sie die Reste als kleine Schlickfontäne möglichst weit ins Wasser hinaus, damit die Strömung den Schlick fortspült.

 

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Pfeffermuschel in Lebensstellung Foto: R.Borcherding

Da die Pfeffermuschel etwa zehn Zentimeter tief vergraben lebt, hat sie recht wenige Fressfeinde. Nur der Große Brachvogel und manchmal ein Austernfischer kommen an die erwachsenen Muscheln heran. Ein gewisses Risiko besteht allerdings immer: Fische, Krebse und diverse Vögel schnappen gerne nach der beweglichen Siphospitze und beißen sie ab. Erwischen sie nur den letzten Zentimeter des Siphos, kümmert dies die Muschel wenig, denn sie kann den Sipho nachwachsen lassen. Wird ein längeres Stück abgebissen, ist sie einige Tage lang traumatisiert und schlürft nur sehr vorsichtig mit dem verkürzten Sipho. Falls sie allerdings gerade großen Hunger hat, steigt sie im Boden etwas empor, um trotz des verkürzten Siphos weiterhin einen großen Aktionsradius beim Schlicksaugen zu haben. Das erhöht jedoch ihr Risiko, von einem Vogel erstochert und gefressen zu werden.

 

Wenn sie Glück hat, kann die Pfeffermuschel 15 bis 18 Jahre alt und knapp sechs Zentimeter lang werden. Sie kommt mit sehr wenig Sauerstoff aus, verschwindet aber bei starker Wasserverschmutzung. 1980 bis 1992 fehlte die Art in Schleswig-Holstein, ist inzwischen aber wieder in allen Schlickwatten anzutreffen. Wenn man bei Sonnenschein leise vor einer Pfütze im Schlickwatt steht, sollte man schon bald die Staubsaugerrüssel in Aktion beobachten können.

 

Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer