Die Sylter Heide blüht!
Was? die Sylter Heide blüht? Kann das sein? Zur Zeit sind doch alle Augen bewundernd auf die Vorgärten gerichtet, wo der Frühling endlich mit den gelb leuchtenden Osterglocken daherkommt. Blühende Heide erwarten die meisten doch erst so richtig im Juli.
Und doch es stimmt: Was blüht ist jedoch nicht die Glocken-oder Besenheide, die im Spätsommer die Dünen mit einem kräftigen Rosa überziehen, sondern die Krähenbeerenheide (Empetrum nigrum). Dieser meist tannengrüne Zwergstrauch von bis zu 50 cm Höhe überzieht den Großteil der Sylter Dünen. Über den Winter liegt die atlantische Heide schwarz-braun über der Landschaft.
Das was dem schnellen Autofahrer verborgen bleibt, können Wanderer und Radler jetzt entdecken. Die welk-braune Farbe hat sich in vielen Flächen in ein Auberginen-Violett oder Purpur verwandelt. Wer ganz genau hinschaut sieht dann die purpurnen Staubgefässe auf ca. 1 cm langen Stängeln die kleinen grünen Blättchen überragen. Krähenbeeren sind in der Regel zweihäusig. Eine Pflanze hat nur Stempel und eine andere nur pollentragende Staubgefässe. Bienen, Fliegen und Wind sorgen dafür, dass der Blütenstaub zu den stempeltragenden weitergetragen wird, um später Samen zu bilden und schliesslich schwarze fruchtige Krähenbeeren hervorzubringen. Bewegt man jetzt die Pflanze, kann man auch kleine Blütenstaub-Wolken sehen.
Die Krähenbeerenheide ist im Verbund mit Besenheide das natürliche Ende der Pflanzenentwicklung in den Sylter Dünen. Sie schafft es bei den widrigen Bedingungen (viel Wind, wenig Nährstoffe) auf dem Quarzsand zu siedeln und bis zu 80 Jahre alt zu werden. Leider ist sie trittempfindlich. Ein paarmal darübergelatscht stirbt sie schnell ab.
Lothar Koch
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