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1.Sylter Klimawoche im Erlebniszentrum Naturgewalten angelaufen

Seit gestern laufen über den Tag verteilt zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Klimaschutz. Hier das Programm

Wichtigster Programmpunkt:

Podiumsdiskussion zur Offshore Windkraft

am Samstag um 19 Uhr/ Im Erlebniszentrum Naturgewalten oder bei gutem Wetter open air bei der Videowand am Hafen List.

Geladen ist Kim Detloff Vertreter des NABU, der gegen die Genehmigung des  Windparkes Butendiek vor Sylt klagt. Ein Vertreter der Offshore-Stiftung, der Bürgermeister von Helgoland und als Sylter Naturschutzvertreter Lothar Koch.

Um rege Beteiligung aus dem Publikum wird gebeten.

1. Sylter Klimawoche_Programm_16.-23.7

40 Jahre Schutzstation Wattenmeer auf Sylt

Das Norwegerhaus der Schutzstation Wattenmeer

Das Norwegerhaus der Schutzstation Wattenmeer

In kleiner, unauffälliger Runde verstrich heute ein Doppeljubiläum der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt: 40 Jahre am Standort Hörnum und Einjähriges für die neue Arche Wattenmeer, die vergangenes Jahr in die ehemalige katholische Kirche des südlichsten Inseldorfes gebaut wurde. Wegen des 50ig-jährigen Vereinsbestehens, das vergangenes Jahr größer zelebriert wurde, war der Vereinsvorstand wohl „feiermüde“. Man beliess es bei einem Tag der offenen Tür ohne Presse und Auflauf von Inselprominenz.

Eigentlich schade, hätte die alte „Bretterbude“ mit dem Schriftzug Schutzstation Wattenmeer und dem Indianerpfahl davor, wie das „Norwegerhaus“ neuerdings abschätzig genannt wird, doch mehr liebevolle Aufmerksamkeit verdient.
Immerhin leisteten dort seit 1974 hunderte von Zivildienstleistende und Praktikantinnen ihren engagierten Dienst für den Sylter Naturschutz und die pädagogische Arbeit mit Tausenden von Kindern aus den anliegenden Schulerholungsheimen.

Die Wirkung des Dienstes im Hörnumer Steintal war für die jungen Leute lebensprägend. In seinem  Diavortrag zur Historie berichtete Ex-Hörnum Zivi Rainer Borcherding (nun seit 18 Jahren hauptamtlicher Biologe bei der SW) heute auch, wie viele der Hörnumer Zivis inzwischen in hochrangigen Naturschutzpositionen als Biologen oder Verwaltungsfachleute gelandet sind.

Aber auch die Aussenwirkung der Hörnumer Station war überdurchschnittlich: Von der Aktion Braderup 8:01 1 Kopiealten „Bretterbude“ gingen zwischen 1988 und 2000 wesentliche Ideen und Impulse für die  naturschutzpolitische Arbeit der gesamten Naturschutzgesellschaft aus. Das lag zum Einem, daran, daß durch das erste Seehundsterben im Sommer 1988, Sylt zum Zentrum der Aufmerksamkeit des Nordseeschutzes wurde und zum Zweiten, daß ich dort, statt in der Geschäftsstelle in Rendsburg, im selben Jahr als erster hauptamtlicher Biologe meinen Dienst antrat. Da ich auch mit der Funktion des Verbandssprechers betraut wurde und die gesamte Medienarbeit von Hörnum aus aufbaute und durchführte, geriet die Schutzstation Sylt nicht selten bundesweit in die Schlagzeilen.

Dauerhafte Akzente wurden auch durch zwei Naturschutzprojekte gesetzt, die von hier aus koordiniert wurden: Das Kegelrobben-Schutzprojekt und das Projekt zum Schutz der Schweinswale. In beiden Fällen wurde von der Hörnumer Schutzstation aus wichtige Pionierarbeit geleistet, da beide Meeressäugerarten vor der Öffentlichkeitsarbeit dieser Projekte den Bundesbürgern und größtenteils sogar den Einheimischen weitgehend unbekannt waren. Die erste Pressemitteilung zur Sichtung lebendiger Schweinswale vor Sylt schrieb ich im November 1989 auf einer rostigen „Gabriele“ Schreibmaschine im Holzbüro des Norwegerhauses. Sie machte via Dpa bundesweit Schlagzeilen. Hunderte von Aktivitäten folgten, die schliesslich 1999 ganz wesentlich zur Einrichtung des ersten Walschutzgebietes Europas, ausgerechnet vor den Inseln Sylt und Amrum beitrugen.

Von Sylt aus startete ich mit motivierten Zivis zu vielen Aktionen, die teilweise bis nach Holland, Dänemark und England führten, um für internationalen Nordseeschutz zu agieren. Sämtliche Landesumweltminister statteten uns in Hörnum einen Besuch ab, von zahlreichen Promis aus Politik, Funk und Fernsehen, gar nicht zu reden. Das Wesentliche war der Charme des Hauses: eine Mischung aus Skihütte, Vogelwartromantik, Pfadfinderlager und Aktionscamp.

Norwegerhaus, wir haben dich geliebt! du bist wahrscheinlich die letzte Schutzstation alten Schlages und hast bald gänzlich ausgedient!?

Noch steht die alte Bretterbude und wird derzeit zu 80% als Unterbringung für Mitarbeiter genutzt (20% als Bernsteinwerkstatt). Die Nordsee-Ausstellung ist in die 100 m entfernte Arche umgezogen. Dort lohnt sich ein Besuch- sie setzt sich wohltuend von anderen Einrichtungen der Insel ab.

Was die SW Hörnum leider nicht mehr ausstrahlt, ist der Enthusiasmus und der Biss in aller Öffentlichkeit mit bunten Aktionen für Forderungen des Naturschutzes zu kämpfen-aber das liegt wohl zum einen an Bremsblöcken in der Verbandsverwaltung und zum anderen  auch am allgemeinen Zeitgeist. Derzeit ist wieder mehr naturkundliche Bestimmungsarbeit gefragt. Ein Grund, weshalb ich der Station die Replik eines umfassenden Schlüssels zur Identifikation von Algen der Nordsee zum 40.Geburtstag geschenkt habe (British Seaweeds-ein uraltes, aber sehr genaues Standardwerk).

Ich wünsche der Schutzstation weitere gute Jahrzehnte auf Sylt und stets eine fitte Naturschutztruppe, die etwas bewegen will.

Lothar Koch
(Stationsleiter von 1988-2003)

Walschutz vor Sylt- Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen?

 

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v.Links:Lothar Koch,Roland Klockenhoff, Andreas Tietze,Norbert Grimm

Naturschutzverbände fordern zum Artenschutz-Event der Grünen mehr Engagement und Information für Sylter Schweinswale von Bund und Land

 

 

Während im FFH-Schutzgebiet „Sylter Aussenriff“, rund  32 km nordwestlich der Insel, auf der Baustelle des Windparks Butendiek die Rammarbeiten mit Getöse weiter gehen, sorgen sich die Schutzstation Wattenmeer, die Naturschutzgemeinschaft Sylt und das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt, um besseren Schutz und mehr Information für die bedrohten Meeressäuger und Seevögel im Weltnaturerbe.

Obwohl seit März 2014 ein Firmenkonsortium in Sichtweite der Insel über 80 Rotoren von mindestens 150 m Höhe in den Meeresboden hämmert, gibt es auf Sylt keine umfassenden Informationen über das naturgefährdende Potential dieser Mega-Baumassnahme.

Auf Sylt weiss niemand Genaues, aber Mutmassungen gibt es viele: Z.B., dass weniger Schweinswal-Mutter-Kalb-Gruppen dieses Frühjahr vor dem Weststrand auftauchen, als in den Vorjahren. Um das wissenschaftlich abzuklopfen, müssten Walzählungen der vergangenen Jahre mit aktuellen Erhebungen verglichen werden. Inwieweit das seitens der Naturschutzämter verlässlich geschieht, ist auf Sylt nicht bekannt.

„Wir sind verunsichert und fordern mehr Transparenz und aktuelle Bürgerinformation von den Betreibern und den zuständigen Bundesämtern zu den Auswirkungen des Windparks auf die Meeresumwelt, sagt Dr. Roland Klockenhoff (Naturschutzge-meinschaft Sylt) im Gespräch mit dem Grünen Landtagsabgeordneten  Dr. Andreas Tietze.

Lothar Koch, Walexperte der Schutzstation Wattenmeer, mahnt an, daß auch die Landesregierung ihr Informationspotential hinsichtlich der bedrohten Tierarten im Weltnaturerbe Wattenmeer nicht optimal erfüllt.

„Das Walschutzgebiet wird auf Sylt seit 14 Jahren gut vor der Öffentlichkeit versteckt“ so Koch.  Bisher sind, trotz jahrelangen Bittens der Verbände und Sylter Gemeinden,  keinerlei attraktive Informationseinrichtungen zum Wal-und Meeresvogelschutz auf die viel frequentierten Promenaden und Strandübergänge der Insel  platziert worden. „Schleswig-Holstein verschenkt damit ohne Not eine optimale Möglichkeit, Millionen von Besuchern über Sinn und Zweck des ersten europäischen Walschutzgebietes im Weltnaturerbe zu informieren“, so der Biologe.

Dr. Matthias Strasser vom Zentrum für Naturgewalten Sylt erläutert: „Die Ausweisung von Schutzgebieten ist ein wichtiger Schritt, um den Lebensraum der Kleinwale zu sichern. Dieses sollte auch mit strategischen Inhalten gefüllt werden, wie beispielsweise durch die Aufstellung von naturschutzfachlichen Management- und Monitoringplänen für die kommenden Jahre.“!
Alle drei Verbände fordern zum Walschutzgebiet weitere flankierende Artenschutzmassnahmen, denn „weder Schallwellen, noch Wale halten sich an die offiziellen Gebietsgrenzen“.

Für die Verbände:

Naturschutzgemeinschaft Sylt, Schutzstation Wattenmeer und das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt

 


Pressetermin auf Sylt am 4.7.2014

Anlässlich des Artenschutz-Events der Grünen Landtagsfraktion/
Besuch von Landtagsabgeordnetem Dr. Andreas Tietze auf Sylt

Walschutz vor Sylt- Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen?
Sylter Naturschutzverbände fordern zum Artenschutz-Event der Grünen mehr Engagement und Information für Sylter Schweinswale von Bund und Land.

Dr. Roland Klockenhoff /Naturschutzgemeinschaft Sylt), Dr. Matthias Strasser (Zentrum für Naturgewalten Sylt) und Dipl.Biol. Lothar Koch (Schutzstation Wattenmeer) informieren im Gespräch mit Dr. Andreas Tietze zum
Thema „Schweinswalschutz im Walschutzgebiet“ – Stärken und Schwächen des großen marinen Schutzgebietes im Weltnaturerbe vor unserer Insel.

Treffpunkt:
15 Uhr, am Freitag den 4.7.2014
Fototermin am Nordseeschutzdenkmal auf der Promenade Westerland vor der Kurmuschel, Gespräch ebenda, oder ggf.im Restaurant „Luzifer“, unmittelbar dahinter.
Für die Verbände:
Naturschutzgemeinschaft Sylt, Schutzstation Wattenmeer und das Zentrum für Naturgewalten
mit freundlichen Grüssen,
Lothar Koch, Schutzstation Wattenmeer
info@natuerlichsylt.net, 04651/201088

Kommentar zur Ausstellung „Urbane Landschaften“ von Hans Jessel

In der Stadtgalerie Westerland ist noch bis zum 26.10. 2013 die neue Ausstellung von Hans Jessel (in Zusammenarbeit mit Prof. Hille von Seggern) zu sehen: 

Plädoyer für ein klares Nein zur Urbanisierung der Sylter Landschaft

Wer auf Sylt  mit offenen Augen spazieren geht, weiss, dass die hiesige Naturlandschaft eine so intensive Strahlkraft birgt, dass sie keinerlei Artefakte bedarf, um einen tiefen Eindruck in Auge und Seele des Betrachters zu hinterlassen. Gerade Hans Jessel hat uns das in der Vergangenheit mit seinen makellosen Landschaftsfotografien immer wieder gezeigt. Viele seiner Bilder kommen ohne einen Menschen oder eine zivilisatorische Spur aus, auf manchen setzen Naturmaterialien wie Holz und Reet Akzente. Deshalb faszinieren seine Aufnahmen. Sie sind begehrte Botschafter von Sylt und unser für kommende Generationen zu bewahrendes Weltnaturerbe.

Die Kunst, auf Sylt um Sendemasten, Baukräne,Toilettenhäuschen, Werbetafeln, Fahnenmasten, Verbotsschilder, Stromkästen,Reifenspuren etc., drumherum zu fotografieren scheint nun auch beim Profifotografen immer mehr an ihre Grenzen zu stossen. Das schockt jeden Syltliebhaber und sollte besonders Sylter Marketingexperten und vor allem Kommunalpolitiker und Behörden, die Eingriffe in Natur und Landschaft genehmigen, bzw. verhindern sollen, schwer zu denken geben!

Viele Sylter, die tagtäglich über die Insel fahren, haben sich an diese „Kleinigkeiten“ offenbar längst gewöhnt, die dem Fotografen das Natur-pur-Bild vermasseln. Genau dieses Landschaftsbild ist es aber, welches wir Syltliebhaber- egal ob hier zu Hause, zugereist oder auf Urlaub, gerne weiterhin „einatmen“ möchten. Gerade das, macht unbewusst einen Großteil unserer Lebensqualität aus und lässt viele, trotz steigender Preise und ausblutender Dörfer, an diesem privilegierten Lebensort festhalten.

Leider gilt das nicht für alle:  Immer wieder werden urbane Installationen ohne nennenswerten Protest der Sylter in die Landschaft gestellt  (z.B. Sendemasten), oder Planung realisiert, die hässliche „Wunden“ in die natürliche Landschaftsästhetik schlagen.

Hans Jessel dokumentiert das in seiner neusten Ausstellung künstlerisch gewohnt perfekt und fast schon wieder zu schön. Als ästhetischer Fotograf  kann er wohl nicht anders, als selbst aus der grössten Hässlichkeit noch ein Kunstwerk zu machen . Als Künstler, der wie kein anderer mit der Sylter Landschaft verbunden ist,  scheint ihm nur die „Flucht nach vorn“ zu bleiben, um seinen Zorn ob der meist schleichenden und manchmal auch schreienden Landschaftsverschandelung zu verarbeiten.

Wollen er und die Professorin für  Landschaftsplanung, Hille von Seggern, mit der Ausstellung  gegen Eingriffe in die Inselnatur protestieren, oder andeuten, daß urbane Einflüsse in Sylts Naturlandschaft  interessant, reizvoll, eventuell sogar faszinierend und damit als „erlaubt“ gelten könnten? Da würde ich mir eine klarere Aussage wünschen. Ich bin für ein  eindeutiges „Nein“ hinsichtlich der Frage, ob man in Sylter Landschaft Elemente der Urbanisierung tolerieren soll; – Auch nicht im Namen von Kunst und  Wissenschaft. Wer Industrieromantik wohlwollend bewundern oder künstlerisch verarbeiten will, oder mit akademischer Forschungsabsicht urbane Landschaft studieren möchte,  findet im Ruhrgebiet oder im flurbereinigten Restdeutschland ausreichend Anregung. Unsere ursprüngliche Natur braucht keine Land-Art , um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich finde, pure Sylt-Natur ist Kunstwerk genug – deshalb bitte keinen „Zuckerguss“ auf Hässlichkeiten giessen und weiterhin für Null Akzeptanz gegenüber Landschaftsverschandelung eintreten!

Schon seit 1920 setzten sich Künstler und Wissenschaftler  aktiv gegen eine schleichende Urbanisierung der ursprünglichen Naturlandschaft ein -so entstanden hier die ersten Naturschutzgebiete Deutschlands, von denen wir heute noch profitieren.  Deutschland hat nur noch wenig Prozent natürliche Fläche, geschweige denn Wildnis, zu bieten. Die paar Quadratkilometer, die auf und um diese Insel existieren und für die wir verantwortlich sein dürfen, sollen mit größter Aufmerksamkeit vor Urbanisierung geschützt werden! Hans Jessel hat sich mit seinen Bildern immer dafür  stark gemacht- ich wünsche ihm die Kraft, das auch weiter ganz konsequent zu tun.

Trutz, Blanker Hans!

Hintergründe zur Ausstellung

Lothar Koch