Die Wurfzeit der Wale vor Sylt hat begonnen

Sylt/Rantum, 3.6.2015

Kampen 2.6.2015 Gabi Vogt

Kampen 2.6.2015
Foto: Gabi Vogt

Vor Sylt hat die Wurfzeit der Schweinswale begonnen. Das beweisen nicht nur vermehrte Sichtungen von Mutter/Kalb Gruppen, die sich nahe des vierzig Kilometer langen Sylter Strandes bewegen, sondern leider auch vereinzelte Torfunde.
So musste vor zwei Tagen ein ca 45 cm langes Walkalb vom Kampener Strand geborgen werden.
Unfälle in der Brandungszone sind über die Jahre immer wieder bei Kleinwalen beobachtet worden. Die Muttertiere schwimmen nicht selten in nur wenigen Metern vom Strand entfernt mit ihren frischgeborenen Kälbern. Wenn dann eine kräftige Welle hochschlägt, kann es schonmal zu einem Wurf des unerfahrenen Jungtieres an Land kommen, der dann meist tödlich endet.
Natürlich können auch Frühgeburte, Störungen der Mutter -kalb Gruppe durch Lärm und Verfolgung, oder andere Komplikationen Ursache für solche Strandungen sein.
Um zumindest negative Einflüsse seitens des Menschen zu minimieren, wurde bereits 1999 ein Walschutzgebiet vor der Insel Sylt eingerichtet.
Sollten Sie lebende oder tote Wale sichten, bittet die Schutzstation Wattenmeer um Benachrichtigung unter der Telefonnummer : 04651/881093.

Unter der gleichen Nummer können Sie sich auch bei Funden von Seehund-Heulern wenden. Die Seehunde gehen jetzt in die Hauptphase der Wurfzeit und in den nächsten Wochen ist mit Tausenden von Geburten zu rechnen. Auch von dieser Art landen oft Frischgeborene an Stränden. Sie sollten unter keinen Umständen durch Annäherung gestört werden. Hunde bitte sofort an die Leine!
Die Schutzstation leitet Ihre Meldung dann an den zuständigen Seehundbeauftragten weiter.

Diplombiologe Lothar Koch

Schweinswalzeit beginnt auf Sylt!


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Schweinswale vor Sylt- das Video vom 10.4.2015

 

Bitte melden Sie Ihre Sichtungen hier

Schutzstation Wattenmeer begrüßt die Installation von interaktiven Infotafeln am Sylter Walschutzgebiet

IMG_1998 List/Sylt

Nach 15 jährigem Bestehen des Walschutzgebietes, wurde heute auf Sylt im Beisein von Vertretern des LKN, der Gemeinde List, dem Landschaftszweckverband Sylt und den Naturschutzverbänden des Naturerlebniszentrums Naturgewalten Sylt, ein erster Prototyp von neuartigen, interaktiven, Informationstafeln zum Walschutzgebiet aufgestellt.

Insgesamt zwölf Informationselemente zu den Themen Nationalpark-Fauna der offenen Nordsee (speziell Trauerenten und Schweinswale) und Küstenschutz (Speziell Sandvorspülung) werden in dieses Jahr an zahlreichen Strandübergängen entlang der gesamten Sylter Westküste folgen.

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„Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt. Wir werden in den nächsten Wochen im ersten Schritt zwei Prototypen aufstellen, die bis April getestet werden.“erklärte Matthias Kundy vom LKN/Nationalparkverwaltung.

„Wir wollen jetzt bis zum Saisonbeginn sehen, inwieweit gerade die interaktiven Bedienelemente der extremen Sylter Witterung standhalten“, so Matthias Strasser vom Erlebniszentrum Naturgewalten, der das Projekt vor Ort betreut und zusammen mit Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer initiiert hat.

„Wir haben bei der Konzeption der Info-Stelen vor allem auf eine außergewöhnlich spielerische und urlauberfreundliche Darstellung hingearbeitet, die dennoch sturmtauglich und finanzierbar ist“, so Lothar Koch.
Neben einem reinen Erklärstück, inklusive Karte mit eingezeichneten Schutzgebieten, ergänzt ein Drehrad die Stele mit detaillierten Informationen zum Nationalpark,  Küstenschutz, den Schweinswalen und den Trauerenten.

Die Gesamtkonzeption und technische Umsetzung wurde Firma „NaturErleben“ aus Kiel durchgeführt. „Nun hoffen wir, daß es nach der besonderen Kenntlichmachung des Walschutzgebietes, auch politisch mit Verbesserungen für die Kleinwale weitergeht. Es gibt noch Verbesserungen hinsichtlich Fischerei, Befahrensregelungen und Lärmemissionen im Bereich des Wal-Kalbungsgebietes zu verbessern“, so Koch

Bereits im Dezember 1999 wurde das Walschutzgebiet vor der Westküste Sylts und Amrum ausgewiesen und ist Teil des Nationalparks Wattenmeer. „Die Beharrlichkeit der Sylter Verbände in dieser Sache hat sich gelohnt, wenn im Sommer alle Infoelemente stehen.“, so  der Biologe Lothar Koch.  Matthias Kundy ergänzt: „Schlussendlich haben wir jetzt eine gute Lösung gefunden, hinter der auch die Tourismusdirektoren der Insel stehen und somit kann unser Projekt Schweinswal-Infostelen in diesem Jahr endlich  umgesetzt werden.“

Finanziert wurde das Kooperationsprojekt durch fällige Ausgleichsgelder aus den Eingriffen ins Schutzgebiet wegen der jährlichen Sandvorspülungen. Eine schicke, aufrechte Stele mit Fundament soll Anfang März zusätzlich auf der Plattform Ellenbogenberg errichtet werden. Heute wird jedoch zunächst die Pultvariante auf die Brüstung des Geländers am Übergang Weststrandhalle in List angebracht.

 

 

Seesternschwemme an Sylter Stränden

Foto: in Facebook gepostet

In der Silvesternacht habe ich natürlich zum „Vorglühen“ das Coldplay-Konzert im Fernsehen geschaut und seitdem begleitete mich im Kopf ein Stück der britischen Superband ganz besonders, sogar bei meinen Strandspaziergängen im neuen Jahr:
A Sky full of Stars.

Vorgestern stockte mir dann ganz schön der Atem, als ich an einen Strandabschnitt bei Westerland kam, der dicht übersät mit Seesternen war:
A Beach full of Stars.

Das war ein Bild, zwischen Erstaunen, Erschrecken und Faszination. Denn die Zig-1000 Sterne sahen ziemlich dekorativ aus, wie sie so am Strand lagen. Aber ich habe natürlich nicht vergessen, dass es lebendige Tiere sind. Nur leider ist Seesternen nicht so wie Robben zu helfen, wenn sie am Strand liegen. Nicht, daß mir die Sterne schnuppe wären, aber es gibt ja keinen „Seesternjäger“ mit Seesternrettungsstation, den man anrufen kann und eine geschützte Ruhezone würden den Seesternen wenig weiterhelfen. Tatsächlich verenden die Tiere auf dem Trockenen bei den herrschenden Temperaturen recht schnell. Sterne, die nicht einfach so sterben, werden von Möwenschwärmen vertilgt.

So ist also die Massenanspülung aus Sicht der Seesterne ziemliches Pech, aus Sicht der Möwen ziemliches Glück. Auch die miesen Muscheln (Miesmuscheln) lachen sich einen, denn aus ihrer Sicht sind Seesterne nichts anderes, als lästige Räuber, die auf den Muschelbänken den Weichtieren gern mal ihren ganzen Magen zwischen die Schalen stülpen, um sie in der eigenen Muschelschale vorzuverdauen und dann aufzuschlürfen.

Aber wie kommt es, dass Seesterne sonst recht selten hier gefunden werden und nun plötzlich massenhaft auftauchen? Der Grund ist, dass sie offensichtlich von starker Strömung oder starker Wellenbewegung beim ersten Neujahrssturm von den Muschelbänken gespült wurden, oder sich gerade auf Wanderschaft zwischen zwei Bänken befanden, als der Sturm kam. Seesterne gehen nämlich nicht selten hohe Risiken ein, um zur nächsten Nahrungsquelle zu wandern. Eine weitere Theorie, die noch überprüft werden muss, ist die einer Viruskrankheit zwischen den Seesternen (das gab es kürzlich an der Pazifikküste der USA).Seestern

Also jedenfalls muss man sich deswegen um die Tierart keine Sorgen machen. Solche Massenstrandungen gibt es alle Jahrzehnte wieder und haben bislang nicht zu deren Ausrottung geführt.

Sorgen machen muss man sich allerdings, wenn Sohn oder Tochter bergeweise Seesterne mit nach Hause, ins Appartement oder ins Hotel geschleppt haben und dort zum Trocknen auf die Heizung legten. Seesterne müssen fachgerecht präpariert werden, sonst fangen sie ganz schnell mörderisch an zu stinken- also ein guter Rat: Seesterne besser liegenlassen.

Lothar Koch

Zu Ehren der Sardelle

Ich wünsche mit zwei kleinen Silvestergedichten aus gegebenem Anlass allen meinen Blog Lesern einen guten Rutsch und ein entspanntes Neues Jahr!

Nehmen Sie sich Zeit für schöne Strandspaziergänge-da gibt es immer etwas Besonderes zu entdecken. Ich fand am Rantumer Strand kürzlich einen Fisch, der später von Experten der Schutzstation Wattenmeer als Sardelle  (Engraulis encrasicolus)  identifiziert wurde.  Die Sardelle kommt zwar in der Nordsee vor, wurde bislang aber selten von Sylt beschrieben.

Ihr zu Ehren und allen Strandwanderern zur Freude hier zwei Gedichte von mir:

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Die Delle
Immer mit dem Kopf voran,
neulich eine Sardelle schwamm,
von Biarritz über Brest
weiter nach Ost, statt nach West.
Schliesslich die Themse hinauf.
Gegen jeden Tidenhub,
nahm sie zum Schluss
ab Greenwich die Tube.
Das Letzte was sie erfasste,
war der Ruf durch´s Lokal:
„Bitte  Sardellenpaste!.“
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Pizza-Connection
Zwischen Hamburg, Köln und Nizza,
liegt die Sardelle gern auf Pizza.
Ich aber fand
die Sardelle am Strand.
Auf Sylt ist´s gewesen, sie konnt’
nicht genesen -so bracht ich sie,
zwecks guter Taten,
nach Rantum zur Pizza ins „Paten“.

Lothar Koch