Europas Megatrawler auf Beutezug vor Afrika

Die EU zahlt jedes Jahr Millionen, damit ihre Flotte vor Afrika fischen kann. Die Meere leeren sich, heimische Fischer werden verdrängt.
Pikant ist: Immer wieder werden Schiffe, die sich Fischereirechte von der senegalesischen Regierung gesichert haben, beim illegalen Fischen erwischt. Erst Anfang März wurde der russische Trawler Oleg Naydenov nach Informationen von Greenpeace festgesetzt, weil er offenbar in den Gründen der Kleinfischer unterwegs war. Er zahlte eine Strafe von 45.000 Euro und durfte weiterfischen. „Der Regierung sind wirkungsvolle Kontrollen und Strafen egal.“Mitte März wurde wegen illegaler Fischerei ein litauischer Trawler festgesetzt. Litauen ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union.

Millionenschwere Fischereiabkommen
Umweltschützer und Fischereiexperten warnen seit Jahren vor den Problemen. Das Thema ist akut, weil die EU beim Beutezug vor Afrika mitmischt und zurzeit ihre Fischereipolitik reformiert. Die Reform dreht sich um Fangquoten, Überkapazitäten und handelbare Fischereirechte. Doch wer über Überkapazitäten streitet, der streitet auch über Fischereiabkommen. Diese schließt Europa seit Mitte der Siebzigerjahre mit afrikanischen und pazifischen Staaten.
Diese Verträge funktionieren nach dem Prinzip „Cash for Fish“: Die EU zahlt afrikanischen Staaten Geld und darf im Gegenzug in deren Fanggründen fischen. Schließlich sind die heimischen Bestände vor Europas Küsten zu mehr als drei Vierteln überfischt. Inzwischen stammen mehr als ein Viertel der Fische, die Europas Flotten jährlich fangen, aus Meeren außerhalb der EU.
Mit 13 Staaten unterhält die EU zurzeit die genannten Partnerschaftsabkommen. Sie sind Millionen wert. Allein die Verträge mit Mauretanien hatten im Jahr 2006, als das jüngste Abkommen mit dem Land in Kraft trat, einen Wert von 86 Millionen Euro. Rund 90 Prozent der Summe zahlen die europäischen Steuerzahler. Die Reeder beteiligen sich kaum an den Kosten. Im Gegenteil: Sie erhalten in der Regel sogar Subventionen für Schiffsneubauten und profitieren vom steuerfreien Treibstoff.
Nicht nur lokale Fischer, Umweltschützer und Politiker sind gegen die Abkommen. Auch der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) äußert Kritik. Denn de facto fischt Europa den Afrikanern den Fisch weg. Dabei darf nach internationalem Recht Europa nur Verträge mit Staaten eingehen, die ihre Überschüsse an Fisch verkaufen. Der SRU schreibt in dem Gutachten, er habe „Zweifel daran, dass eine ausreichende Überwachung der Fischereiaktivitäten durch die Drittstaaten wie auch die Einhaltung von strengen Nachhaltigkeitskriterien realistisch ist.“

Die EU zahlt Millionen, um ihre Fischereiflotte auszulasten
Der EU ist es Millionen wert, die überdimensionierte europäische Flotte auszulasten. Sinnhaftigkeit und der effiziente Einsatz europäischer Steuergelder scheinen dabei keine Rolle zu spielen. Das zeigt das Abkommen mit Guinea-Bissau, das der SRU in seinem Gutachten auseinandernimmt. Jährlich habe die EU sieben Millionen Euro gezahlt, damit EU-Schiffe vor der Küste Guinea-Bissaus fischen durften. Sieben Millionen Euro, um 470 Arbeitsplätze von EU-Bürgern auf See zu finanzieren. Für Guinea-Bissau sei das Abkommen im Gegenzug extrem wichtig: Im Schnitt macht es 7,3 Prozent des Staatsbudgets aus. „Wir exportieren unser Überfischungsproblem nach Afrika“, sagt Isabella Lövin, Grünen-Abgeordnete im Europaparlament, „und dann verschwenden wir auch noch Steuergelder dafür.“
Die Regierungen der westafrikanischen Staaten verkaufen  Fischereirechte auch direkt an Staaten wie Russland oder China.
Es sind Nationen, die unter Umweltschützern als Piratenstaaten verschrien sind. Sie fischen, was das Zeug hält – um im Zweifelsfall am Ende nur Fischmehl zu produzieren. Mindeststandards an Transparenz, an Quoten und Arbeitsbedingungen an Bord würden diese Verträge nicht kennen – das unterscheide sie von den EU-Abkommen. „Es war ein Fehler, die Verträge mit der EU aufzukündigen“, sagt Gueye heute und klingt zerknirscht. „Jetzt haben wir die Probleme mit den Russen.“

Quelle: Die Zeit / Greenpeace

Naturschutzgebiet im Tetrapak

Sandvorspülung beginnt am NSG Hörnum Odde

Fast 900 sechs-tonnenschwere Tetrapoden sind an der Steilkante der  Südspitze zwischengelagert worden. Bevor sie hakenförmig auf rund 160 Metern weiter draußen parallel zum Strand verbaut werden, soll ab dem 17.4. noch eine Sandvorspülung vorgenommen werden. Die Vorbereitungen dafür haben gestern vormittag mit dem Legen einer Spülleitung vom Hopperbagger zum Weststrand begonnen.

Die Sylter Südspitze gehört zu den gefährdeten „Hotspots“ der Insel. Auch diesen Winter gab es bei den rund 10 Winterstürmen wieder massive Sandverluste. Das Ende der 1960iger Jahre erbaute Tetrapodenquerwerk hat seinerseits durch Verursachung von Strömungswirbeln (Lee-Erosion) zum beschleunigten Abtrag beigetragen. Durch die Dämpfung der Wellenenrgie im Vorstrandbereich erhofft sich das zuständige Landesamt für Küstenschutz Linderung.

Insgesamt sollen in 2012 823 000 Kubikmeter Sand der Sylter Westküste vorgespült werden. 334 000 davon vor Hörnum.

 

 

Lothar Koch, Fotos: Koch/Timm

Neuer Naturerlebnisführer jetzt lieferbar!

Am 31.3. wurde in der Buchhandlung Klaumann unter Beisein des Verlegers Hendrik Asmus und dem Geschäftsführer der Sylt Marketing Gesellschaft Moritz Luft das Buch von Lothar Koch der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 


Zum Sylt -TV-Buchgewinnspiel

Hier seine Rede zur Buchpräsentation:

Ansprache von Lothar Koch zur Buchpräsentation „Natürlich Sylt“
in der Badebuchhandlung Klaumann,

Westerland der 31.3.2012

 

Liebe Freunde und Bekannte, sehr verehrte Damen und Herren,
lieber Buchhändler Rolf Klaumann,

Ich möchte mich ganz herzlich bei Dir und deinem Team dafür bedanken, das Du der Einladung des Feldhaus Verlages zur Buchpräsentation von Natürlich Sylt hier den richtigen Rahmen mit deiner Buchhandlung verleihst. Und Ihnen allen natürlich auch, für ihr Interesse an meinem Buch.

Wo könnte man besser die Geburt eines neuen Syltbuches begehen, als in diesem literarischen Kreißsaal einer Sylter Badebuchhandlung? Gleicht nicht die anheimelnde Enge zwischen Hunderten von Büchern einer Gebärmutter kurz vor der Niederkunft?

Ich habe es als Kind immer besonders urgemütlich gefunden,  in unserer kleinen Inselbuchhandlung Koch, dem Laden meiner Eltern auf Juist. Dort wuchs ich quasi hinter dem Vorhang auf, der mich nur optisch aber nicht akustisch vom Gewusel der Kunden, einer Geruchsmischung aus feuchtem Friesennerz, Büchern und Sonnenmilch und den Verkaufsgesprächen trennte. Ich habe also die Atmosphäre von Buchhandlungen und Büchern mit der Muttermilch aufgesogen, sodass es sich für mich hier wirklich wie zu Hause anfühlt.

Und es geht ja nichts über natürliche Hausgeburten!

Lasst uns später genauer auf das Baby schauen, auf das hier nach langer Reifezeit nun das Licht der Welt fällt. Ich kenne es so, in dieser leibhaftigen Buch-Form auch erst seit wenigen Stunden es liegt wirklich absolut druckfrisch vor uns: Ein vielseitiges, buntes und hoffentlich liebens- und lesenswertes Geschöpf, das von dieser kleinen Buchhandlung wie geschnitten Brot hinaus in die Welt gehen möge. Das wünsche ich in erster Linie dem Verlag, weil der ja die Produktion mit nicht unerheblichen Mitteln finanziert hat, aber auch besonders allen kleineren Buchläden wie diesem, die ja vom Verkauf einzelner Bücher leben und es, seit Amazon und Co, bestimmt nicht leichter haben. Das sagt jedenfalls mein Bruder und der muss es wissen, denn er führt inzwischen die kleine Buchhandlung meiner Eltern auf Juist weiter. (Er wird von diesem Sylter Reisebuch nicht wirklich profitieren können, schliesslich gibt es ja inzwischen einen gesunden Wettstreit zwischen den Inseln, welche die umweltfreundlichere Urlaubsdestination ist. Als autofreie Insel hat Juist in Sachen CO2- und Energieeinsparung und Umweltimage deutlich die Nase vorn, noch…. 🙂
Ja, und für mich selbst und für die Sache Sylt-Natur erleben/Sylt-Natur schützen wünsche ich es mir natürlich auch!

Neben mir als Schöpfer des Buches, gibt es freilich eine ganze Reihe von Schwangerschaftsberatern, Hebammen und sonstigen Geburtshelfern, die zum Gelingen dieses Sprösslings und seinem weiteren Lebensweg beigetragen haben und beitragen werden:

Da möchte ich zunächst mal den Fotografen/Innen danken:
Für das wunderbare Titelbild meiner Freundin Frauke Timm aus Kiel,

für viele beeindruckende Aufnahmen aus der Sylter Vogelwelt meinem Freund und  Sylter Augenarzt Thomas Luther,
Meinem langjährigen Biologen-Kollegen Rainer Borcherding stellvtr. für weitere Naturschutzwarte der SW: Malte Hoffmann, Ulrich Holst, Alexis Kivi, Toni Lück, und Stefan Menzel. Sie haben Aufnahmen aus Ihrer täglichen Naturschutzarbeit bereitgestellt.

Ebenso meinem bayrischen Weltenbummler-Freund Frank Hitzig, für den einen gelungenen Schnappschuss auf seiner Lieblingsinsel Sylt.

Ich freue mich, dass Wolf Wichmann eigens mit seiner Partnerin zu dieser Buchpräsentation angereist ist. Er ist einer der Chef-Taucher von Greenpeace. Ihm und  Ari Friedlaender dem international bekannten Walforscher von IFAW und  Cornelius Nelo dem Robbenexperten unter den Fotografen sei herzlicher Dank und grosse Anerkennung für hochprofessionelle Tierfotografie gezollt. Dabei will ich meine Freunde die den Kontakt zu manchen Fotografen herstellten nicht unerwähnt lassen: Ralf Sonntag, den Direktor von IFAW Deutschland und die Ex-Sylterin und Greenpeacekampaignerin Iris Menn sowie den Ornithologen der SW Klaus Günther.

Den bekannten Künstlern unter den Fotografen Peter Bialobrzeski aus Hamburg und meinem Freund Hans Jessel von Sylt danke ich für die Ehre ihre Bilder mit im Buch haben zu dürfen. Den Sylter Foto-Profis Brian Bojsen und Volker Frenzel  gebührt ebensolcher Dank für deren besonders eindrucksvolle Aufnahmen, gemeint ist die sagenhafte Syltwelle und das Dokumentarfoto von der Pallas. Herzlichen Dank auch dem Sylter Lars Rohde von der Firma Inselgrün für das wundervolle und akribisch erstellte Kartenwerk.

Nun zum Buch-Text:

Hans Jessel und Silke von Bremen sind mitverantwortlich, dass das Buch überhaupt entstanden ist. Weil ich 1994 am grossen Syltbuch mitschrieb, lernte ich über die beiden vor 15 Jahren einen Verleger kennen, der mir den Anstoss gab, doch mal ein naturorientiertes Sylt-Taschenbuch zu erstellen. Es wurde letztendlich aus verschiedenen Gründen damals nichts daraus, aber ein weitgehendes Manuskript entstand im Jahre 1997- es trug damals schon den Arbeitstitel „natürlich Sylt“.

Vor ziemlich genau einem Jahr nahm ich diesen Faden wieder auf, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich das Gefühl hatte, das das Thema Sylt-Naturschutz mal wieder einen deutlicheren Anstoss in der öffentlichen Wahrnehmung gebrauchen könnte. Also etwas Nachhaltigeres als es Leserbriefe vermögen, die ich gelegentlich zu aktuellen Sylter Umweltproblemen schreibe. Ich radelte alle Sylter Strecken nochmal ab und aktualisierte das Manuskript um die Eindrücke und Entwicklungen der letzten 15 Jahre. Zum Abschluss erhielt ich Anregungen und Tipps von Experten, vor allem zu den Themen Fischerei, Frühgeschichte und Geologie. Dafür gilt mein Dank:

Dr. Iris Menn, Prof. Joachim Reichstein und Dr. Ekkehard Klatt

Wenn alles für eine Er-Zeugung bereit ist, muss es natürlich auch zur Hochzeit mit einem Verlag kommen.

Die von Sylt stammende Journalistin Stefanie Wilke war es, die  im letzten August die Verbindung mit dem Hamburger Feldhaus-Verlag arrangierte. Dafür, deine Freundschaft und weitere Unterstützung sei dir herzlich gedankt, Steffi. Für mich bist du die Patentante des Buch-Babies.

Als Patenonkel hat sich das kleine Buch keinen geringeren als Moritz Luft, den Geschäftsführer der Sylt Marketing Gesellschaft ausgesucht. Ihm und seinem Team sei jetzt schon für die weitere Unterstützung des Heranwachsenden „Sylt-Botschafters für die Naturinsel Sylt“ gedankt. Eine ehrlich gemeinte und glaubhafte Verknüpfung von Umweltschutz und Tourismus auf Sylt, kann nur eine Win-win Situation ergeben, also etwas von dem beide Seiten, nämlich der Sylter Tourismus und die Sylter Natur profitieren können.

Unser vielseitiger Stammhalter wäre in seiner ganzen Pracht natürlich völlig undenkbar ohne den Verleger Hendrik Asmus und seine Mitarbeiter von Feldhaus. Lieber Hendrik, Dir herzlichen Dank für den Mut und das Vertrauen, in der zunehmend digital geprägten Welt, weiterhin das unternehmerische Wagnis zur Produktion von hochwertig gedruckten Büchern einzugehen und für die tolle Zusammenarbeit im letzten halben Jahr. Das Buch hat in Layout, Druck und Verarbeitung meine Erwartungen weit übertroffen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das vor allem auch ein Verdienst deines Mitarbeiters Alexandro Doulis. Für den Input bei der Buchgestaltung gebührt unser Dank natürlich auch der inzwischen preisgekrönten  „in medias.red.“ Agentur vom natürlichSylt Magazin der SMG.

 

Lieber Hendrik,

Danke, dass du keine Produktions-Kosten gescheut hast. Dank auch deinem guten Team, das sowohl die Buchproduktion, als auch diese Geburts-Veranstaltung möglich gemacht hat: Sabine Schmidt-Kruse, Stefanie Wilke und Alexandros Doulis.

Schliesslich Danke ich meiner Frau Anja für die wunderbare Unterstützung bei dem Gesamtprojekt,  das nicht selten meine ungeteilte Aufmerksamkeit beanspruchte, sogar im Urlaub.

Und damit Sie verstehen, weshalb für mich die Metapher einer Geburt bei dieser Buchpräsentation so nahe liegt, widme ich das Buch heute Lotta.

Lotta ist eine Sylterin, die zwar hier, aber noch nicht ganz da ist. Sie kommt voraussichtlich in den nächsten 48 Stunden, oder so, durch meine Nichte Bente zur Welt.

Sie gehört zur nächsten Generation von Sylter Kindern, denen ich wünsche, in einer ebenso natürlichen und intakten Nordseenatur aufwachsen zu dürfen, wie ich es als Kind erleben konnte. Um das zu gewährleisten, wird bei Tourismus, Wirtschaft und Politik bis hin zur Gastronomie (denken Sie nur an das Problem der Überfischung) und letztendlich jedem einzelnen Sylter und Sylturlauber noch einiges mehr an umweltbewusstem Verhalten erforderlich sein. Und ich selbst will mich da gar nicht ausnehmen.

In diesem Sinne wünsche ich mir, daß mein Naturerlebnisführer zur tieferen Entdeckung, Wertschätzung und zur Bewahrung unserer wundervollen Nordsee- und Inselnatur beitragen wird.

Herzlichen Dank!

Artikelfoto: Hans Jessel
Mehr zum Erlebnisführer hier:

www.natuerlich-sylt.com

 

 

 

Zugvögel zurück im Sylter Watt

Pünktlich zum Frühlingsbeginn kehren immer mehr Zugvögel aus den Überwinterungsgebieten in den Nationalpark zurück. Auch auf Sylt kann man  jetzt täglich grössere Trupps von Gänsen und Watvögel einfliegen sehen. Die dunklen Nonnengänse und ihre etwas kleineren Verwandten, die Ringelgänse erkennt man meist an der energiesparenden V-Flug-Formation am Himmel. Sie haben die kalte Jahreszeit an den milderen britischen und französichen Küsten verbracht und sind nun auf dem Rückweg ins sibirische Brutgebiet. Im Wattenmeer angekommen,  haben sie nur noch sechs Wochen, bis Mitte Mai Zeit, um sich auf den Salzwiesen im Nationalpark und mancherorts auch auf Grünlandflächen binnendeichs Fettreserven anzufressen. „Je wohlgenährter die Gänse vom Wattenmeer abziehen können, desto größer sind später ihre Chancen in den arktischen Brutgebieten, hauptsächlich auf der sibirischen Taimyr-Halbinsel erfolgreich Nachwuchs aufzuziehen“, sagt Biologe Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer, der das Rastvogelmonitoring im Nationalpark koordiniert. Knutts, Pfuhlschnepfen und andere Watvögel findet man inzwischen auch wieder in grossen Zahlen auf den Wattflächen östlich von  Sylt. „Pfuhlschnepfen sind die Rekordhalter im Non-Stopp-Flug“, berichtet Günther. 11.600 Kilometer ohne Zwischenlandung, Schlafen oder Fressen war eine Schnepfe neun Tage über dem Pazifik von Alaska bis Neuseeland unterwegs. „Ein kürzere Strecke, nämlich bis zu 5.000 Kilometer müssen die Schnepfen vom Wattenmeer in die arktischen Brutgebiete bis hin zur Taimyr Halbinsel fliegen. Aber auch das ist eine sehr beeindruckende Leistung“, meint Günther begeistert.  Mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit fressen sich die Schnepfen den notwendigen Flugtreibstoff an. Drei bis vier Wochen benötigen sie, um ihr Gewicht annähernd zu verdoppeln. Die Vögel müssen dafür mit ihrem zehn Zentimeter langen Schnabel genügend Krebse und Würmer im Wattboden erstochern. Hierbei hilft ihnen die druckempfindliche Schnabelspitze dabei, blind die Beute im tiefen Schlick aufzuspüren. Wer um diese Jahreszeit Vögel im Watt beobachtet, hat gute Chancen, den Alpenstrandläufer als häufigsten Zugvogel des Wattenmeeres zu entdecken. Den etwas irreführenden Namen bekam der starengroße Vogel von deutschsprachigen Vogelkundlern als Brutvogel der lappländischen Alpen, einer nordischen Gebirgsregion. Gut zur erkennen sind die Vögel im Sommer an ihrem schwarzen Brustfleck, den auch jetzt schon viele Tiere haben. „Sind die Wattflächen bei Hochwasser vom Meer überspült, können Vogelfreunde die Strandläufer zusammen mit anderen Watvögeln an besonderen Rastplätzen antreffen“, erklärt Vogelkenner Günther. Solche bevorzugten Sammelpunkte gibt es auf Sylt beispielsweise im Watt beim Lister Koog, bei den Keitumer Sandinseln, oder an der Hörnumer Nehrung. Für alle Besucher des Weltnaturerbes Wattenmeer hat Günther noch ein besonderes Anliegen: „Bitte halten Sie bei Ihren Beobachtungen ausreichend Abstand von Rastvogelschwärmen und respektieren Sie auch die abgesperrten Brut- und Rastgebiete. Jedes Auffliegen bedeutet für die Tiere einen unnötigen Energieaufwand.“ Gute Möglichkeiten, die Zugvögel im Nationalpark zu erleben, bieten auch die Führungen der Naturschutzverbände wie der Schutzstation Wattenmeer sowie der Nationalparkranger.   Quelle: Schutzstation Wattenmeer, Fotos SW-Archiv, Alpi von Ulrich Holst, SW