Die BIIKE naht- aber wird es auch ein Friesenfeuer geben?

Wäre die Situation, in der wir uns auf Sylt, an der Küste, ja weltweit befinden nicht Anlass genug ein Signal der Hoffnung von diesem Eiland auszusenden? Und ist nicht genau das immer der tiefere Sinn der BIIKE gewesen? Man sagt die Frauen hätten zu Walfängerzeiten dem uralten Brauch des Friesenfeuers diese Bedeutung zugemessen: Ein letzter hoffnungsvoller Gruß an die Sylter Seefahrer, die auf gefährliche Expedition ins Eismeer aufbrachen.

Heute stecken wir in der Coronakrise (und vielen weiteren) da täte so ein wärmendes Feuer allen gut. Aber noch ist nichts genehmigt. Aus Infektionsschutzgründen ist eine Beteiligung von grösseren Menschenansammlungen definitiv verboten. Ob eine kleine Delegation eines von sonst zahlreichen Inselfeuern stellvertretend entzünden darf, wird im Kreis noch beraten. Ich hoffe darauf!

Lothar Koch

Neuste Entwicklung in der SHZ zu lesen: Biike findet als Internetübertragung statt.

Und hier das neuste BIIKE Musikvideo von Merret reicht´s:


Wohlstand ist für die Natur mit „verheerenden“ Kosten verbunden

Von Helen Briggs, BBC Umweltkorrespondentin

Eine wegweisende britische Studie fordert, den Wert von Natur in unser wirtschaftliches Bruttosozialprodukt einzurechnen

Eine neuer, wegweisender Report der Universität Cambridge hat eine Veränderung unseres wirtschaftlichen Ansatzes in Bezug auf die Natur gefordert. Die lang erwartete Studie von Prof. Sir Partha Dasgupta besagt, dass menschlicher Wohlstand für die natürliche Welt „verheerende“ Kosten verursacht hat.

was für einen Wert hat ein Schweinswal?

In dem Bericht wird vorgeschlagen, die Natur als Aktivposten anzuerkennen und unsere Bewertungen für wirtschaftlichen Wohlstand zu überdenken. Es wird gefordert, dass die Agenda für die künftige britische Regierungspolitik anhand des Reportes festgelegt wird.

Im Zentrum steht die Idee, dass ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ein anderes Maß erfordert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). „Wirklich nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Entwicklung bedeutet anzuerkennen, dass unser langfristiger Wohlstand davon abhängt, dass wir unsere Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus der Natur mit ihrer Fähigkeit, sie zu liefern, in Einklang bringen“, sagte Prof. Dasgupta in einer Erklärung. „Es bedeutet auch, die Auswirkungen unserer Interaktionen mit der Natur auf allen Ebenen der Gesellschaft vollständig zu berücksichtigen.“ Covid-19 hat uns gezeigt, was passieren kann, wenn wir dies nicht tun, fügte er hinzu. „Die Natur ist unser Zuhause. Gute Wirtschaft erfordert, dass wir sie besser machen.“

Die Dasgupta-Überprüfung zur Ökonomie der biologischen Vielfalt wurde 2019 vom britischen Finanzministerium in Auftrag gegeben. Zum ersten Mal hat ein nationales Finanzministerium eine vollständige Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung der Natur genehmigt. Der Bericht, der mit dem einflussreichen Stern Review 2006 über die Ökonomie des Klimawandels verglichen wurde, zeigt auf, wie wir die Natur in Wirtschaft und Entscheidungsfindung berücksichtigen sollten. 

Empfehlungen umfassen: Nachhaltige Lebensmittel- und Energiesysteme durch technologische Innovationen und Strategien, die Preise und Verhaltensnormen ändern Investition in Programme, die eine bessere Familienplanung ermöglichen Erweiterung und Verbesserung des Einrichtens von Schutzgebieten, Implementierung umfangreicher und weit verbreiteter Investitionen in naturbasierte Lösungen zur Bekämpfung des Verlusts der biologischen Vielfalt Einführung von Naturkapital in nationale Rechnungsführungssysteme.

…oder eine Düne?

Premierminister Boris Johnson begrüßte die Überprüfung. Großbritannien ist Mitveranstalter der COP26 – des diesjährigen UN-Klimatreffens – und hat auch die Präsidentschaft der diesjährigen G7 inne. Herr Johnson sagte: „Wir werden sicherstellen, dass die natürliche Welt ganz oben auf der globalen Agenda bleibt.“ 

Sir David Attenborough, der das Vorwort zu der Rezension schrieb, sagte: „Dieser umfassende und äußerst wichtige Bericht zeigt uns, wie wir durch die Verbindung von Wirtschaft und Ökologie dazu beitragen können, die natürliche Welt zu retten und auf diese Weise auch uns retten. “ 

Der 600-seitige Bericht argumentiert, dass Verluste an biologischer Vielfalt die Produktivität, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Natur untergraben. Dies gefährdet wiederum Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen und das Wohlergehen. Jennifer Morris von The Nature Conservancy, einer gemeinnützigen Naturschutzbehörde, kommentierte die Studie als einen „Aufklärungsappell“ an die Staats- und Regierungschefs der Welt.

Premierminister Boris Johnson begrüßte den Report. „Wir müssen die Naturkrise im Zusammenhang mit dem Klimanotstand im Interesse unserer Wirtschaft, unseres Lebensunterhalts und unseres Wohlbefindens angehen – und zum Wohle zukünftiger Generationen „, sagte er. 

Die Studie wurde zu Beginn eines kritischen Jahres zur Bewältigung des Klimawandels und der Biodiversitäts- Krise veröffentlicht. 

Die biologische Vielfalt nimmt schneller ab als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Seit 1970 ist die Population von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Reptilien und Amphibien im Durchschnitt um fast 70% zurückgegangen. Es wird angenommen, dass eine Million Tier- und Pflanzenarten – fast ein Viertel der weltweiten Gesamtzahl – vom Aussterben bedroht sind.

Bürgermeisterwahl Sylt 2021- Briefwahl hat begonnen-die BürgerInnen sind jetzt gefragt!

Die Wahl des Bürgermeisters in der Gemeinde Sylt steht für den 7.3.2021 an. Alle Wahlberechtigte der Gemeinde Sylt können den Chef (leider hat sich keine Frau beworben) der Verwaltung für die kommenden sechs Jahre bestimmen, der auch mit zuständig ist für viele amtliche Vorgänge in den anderen Inselgemeinden. Vier Kanditaten stehen diesmal zur Wahl. Was ist die Aufgabe des Bürgermeisters?

BürgerInnen-Protest vor dem Sylter Rathaus in 2019

Ganz grundsätzlich ist der Bürgermeister (BGM) kein Politiker, sondern soll die von der Politik mehrheitlich beschlossenen Projekte umsetzen. In der Gemeinde Sylt ist der BGM ein hauptamtlicher Posten. Dazu steht hinter ihm eine Verwaltung mit über 120 MitarbeiterInnen, die überwiegend ausgebildete Fachkräfte für verschiedene Bereiche sind. Da die Verwaltung die Politik beraten soll und selbst bestimmt wie rasch und effektiv Projekte umgesetzt werden, hat der BGM schlussendlich doch erheblichen Einfluss auf die Art und Weise und die Geschwindigkeit mit der die Beschlüsse der ehrenamtlichen Politiker umgesetzt werden. Er kann beschleunigen, oder bremsen und nicht selten Projekte auch immer wieder ganz unten in den Arbeitsstapel verschieben. Er kann in Verhandlungen mit oberen Behörden und Fachgremien die Beschlüsse durchsetzen, oder auch nicht.

Deshalb ist es wichtig, genau zu überlegen, wer die Belange der Bürger in den kommenden Jahren seitens der Verwaltung vertreten soll. Bitte gehen Sie zur Wahl und bestimmen Sie mit!

Zur Erleichterung Ihrer Wahlentscheidung hier ein paar Gedanken und Anregungen, die wir aus unserer langjährigen Arbeit in der Gemeindevertretung  zusammengefasst haben:

Was brauchen wir in den kommenden sechs Jahren für eine Persönlichkeit, um die voraussichtlichen Aufgaben zu meistern?

Die Person sollte ausgleichende und verbindliche Qualitäten haben. Es braucht eine Person, die Reibungsflächen, auch zwischen den Inselgemeinden,  aufweicht.

Der BGM  muss in der Lage sein, schnell die Belegschaft der Verwaltung für sich zu gewinnen und ein gutes Verhältnis zu Selbstverwaltung pflegen.

Aus Sicht des Naturreporters soll die Person dafür brennen, die Insel auf einen klimafreundlichen, nachhaltigen Kurs zu bringen und den Ausverkauf von Dauerwohnraum zu bremsen, ohne Naturflächen zu opfern. Dazu muss sie ausreichend Standing und Charisma besitzen um mit Interessenvertretern aus Tourismus und Wirtschaft auf Augenhöhe zu verhandeln und umzusteuern. Ähnliches gilt auch für die Verhandlungen, die mit Kreis und Land erforderlich sind.

Sie muss die Kraft und den Willen haben, eingefahrene Strukturen verändern zu wollen und dabei alle mitzunehmen. Also sehr bürgernahe Verwaltungspolitik betreiben. Neben Fähigkeiten in der Verwaltungsarbeit, sollte die Person auch eine gute Ausstrahlung in die Öffentlichkeit haben.

Die Themen, die vorrangig anzupacken sind: Bauverwaltung, Insulares Denken, Stadt-und Ortsplanung, Mobilität, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Tourismuslenkung, Jugend, Senioren, Integration, Digitalisierung, Verwaltungsumzug

Die zur Wahl stehenden Kandidaten sind:
Nikolas Häckel (47)- derzeit amtierender Bürgermeister, Diplom Verwaltungswirt, gebürtiger Sylter
Lars Schmidt (50)- Vorsitzender der Fraktion Zukunft, gebürtiger Sylter
Clemens Raab (42)- wird von der CDU ins Rennen geschickt- Banker, seit rund zehn Jahren auf Sylt
Ralf Obluda-Kruber, (50)- parteiloser Einzelkandidat- Mitarbeiter im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf /Berlin, will nach Sylt ziehen

Im Internet sind alle Kanditaten zu finden, entweder mit eigenen Websites, auf Facebookaccounts oder über Zeitungsberichte.

Bitte gehen Sie zur Wahl- in diesem Jahr am besten per Briefwahl!

Schweinswale vor Sylt- Zahlen nehmen dramatisch ab.

Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat in einer wissenschaftlichen Studie jetzt veröffentlicht, dass die Zahl der Schweinswale westlich von Sylt und Amrum seit 2006  kontinuierlich abnimmt. Im Vergleich zu anderen untersuchten Gebieten in der südlichen Nordsee sei gerade hier der Rückgang mit 3,8% im Jahr besonders stark.

Zeichnung Martin Camm

Das ist besonders erschreckend, da 1999 vor Sylt das Walschutzgebiet im Nationalpark Wattenmeer eingerichtet wurde. 2004 folgten weitere Schutzgebiete westlich der Landesgrenze (12 Semeilengrenze) in Bundesgewässern. Dort liegt auch das FFH-Schutzgebiet “Sylter Aussenriff“ und ein FFH-Vogelschutzgebiet. Auf diese Schutzgebiete beziehen sich die Ergebnisse der Studie.

In ihrer Zusammenfassung kommen die Wissenschaftler, die sich seit Jahrzehnten mit den Meeressäuger-Beständen der Nordsee befassen, zu dem Schluss, dass: „Die zu Grunde liegenden Ursachen für die beobachteten Trends sind unbekannt und wahrscheinlich auf die kumulativen Auswirkungen zahlreicher Stressfaktoren zurückzuführen, für die wir größtenteils keine ausreichenden Daten haben. Wenn die Trends von anthropogenen Stressoren getrieben wurden, sollten diese schnell identifiziert werden und  geeignete Managementmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.“

Begibt man sich jedoch tiefer in die Studie, wird es deutlicher: Dort heisst es: „geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Fischereitätigkeiten im Schutzgebiet Sylter Aussenriff sind erforderlich und sollten bald umgesetzt werden, um Schweinswale und andere empfindliche Meeresbiota zu schützen.“

Im weiteren Verlauf der Studie präzisieren die Wissenschaftler:
Fischerei und Offshore industrie snd mögliche Verursacher

Die Nordsee ist durch eine Vielzahl menschlicher Ausbeutungen gekennzeichnet, die Schweinswale auf verschiedenen Ebenen betreffen. Obwohl die Managementpläne für die FFH Gebiete vor Sylt  seit Mai 2020 vorliegen, wird die Fischerei in den Gebieten noch nicht naturverträglich  geregelt. Es besteht ein hoher Fischereidruck von mobilen Bodenkontaktgeräten, z. Balken- und Otterschleppnetze, die sich negativ auf die empfindlichen Riffgemeinschaften auswirken können. 

Eine der Hauptzielarten im  Gebiet „Sylter Aussenriff“ sind Sandaale, die einen allgemein wichtigen Bestandteil der Schweinswalnahrung darstellen. Die Sandaalbiomasse in diesem Schutzgebiet   lag jedoch seit 2004 aufgrund des hohen Fischereidrucks wiederholt unter dem Referenzwert gemäß dem Vorsorgeansatz . 

In diesem Zusammenhang könnten die geschätzten negativen Trends der Schweinswale im Kerngebiet Sylter Aussenriff  ein Indikator für die Verschlechterung des  Lebensraums sein und auf einen Konflikt -Wettbewerb mit der Fischerei deuten, der für eine Art wie den Schweinswal besonders relevant ist, die Tag und Nacht von einer kontinuierlichen Nahrungsaufnahme abhängig ist.

Darüber hinaus wurden seit 2013 mehrere Windparks  in der Nähe des Schutzgebietes Sylter Aussenriff gebaut. In 2014 wurde der Windpark „Butendiek“ sogar innerhalb des Schutzgebietes erstellt. Während der Bauphase wurde für diese und andere Windparks in der Nordsee eine großflächige Störung von Schweinswalen gemeldet. Der Bau in der Nähe und innerhalb des Schutzgebietes erfolgte während der Haupt-Kalbungs-und Aufzuchtsaison von Schweinswalen im Juni und Juli.

Es wurde vorausgesagt, dass ein nahezu kontinuierlicher Bau von Windparks über mehrere Jahre in der Nähe wichtiger Kernbereiche von Schweinswalen, die sie z.B.für Nahrungssuche benötigen,  zu einem hohen Grad an Störung und einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führen würde. Das vorhergesagte Szenario ist vergleichbar mit der Situation Schutzgebiet Sylter Aussenriff. Obwohl der Rückgang der Schweinswalhäufigkeit bereits vor dem Bau der ersten Windparks begonnen hatte, fügte der Bau der Offshore Anlagen der bereits bestehenden Liste der auf die Schweinswalpopulaion einwirkenden Stressfaktoren eine weitere Störung hinzu und könnte daher ein zusätzlicher Störfaktor für den Rückgang sein.

Obwohl das direkt an Sylt undAmrum grenzende Walschutzgebiet im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in der Studie nicht erwähnt wird, bildet es mit dem Schutzgebiet Sylter Aussenriff, das weiter westlich liegt doch eine ökologische Einheit. Inzwischen sind die Schweinswale vor Sylt ein nicht mehr weg zu denkendes Phänomen für Insulaner und Urlauber und  von hohem Wert für das Erleben von Wildnis und Wildtierarten. Damit ein wichtiger, wirtschaftlicher Faktor in Hinblick auf einen nachhaltigen Resonanztourismus, wie er neuerdings von der Sylt Marketing Agentur angestrebt wird. Sylt sollte auch deshalb mit Engagement darauf hinwirken, dass Massnahmen ergriffen werden, die die Ursachen stoppende den  Rückgang der  Schweinswale vor unserer Haustür stoppen.

Lothar Koch

Licht ins Haifischbecken der Sylter Wohnungsbaupolitik

Die Großen fressen gern die Kleinen- so geschieht es von Natur aus im Meer vor unserer Haustür. 

Genau das gilt wohl auch auf dem Sylter Wohnungsmarkt. Mit einem  neuen Raumordnungsvertrag (ROV) will die Landesregierung das eingrenzen- aber kann das wirklich gelingen?  Wir versuchen im Folgenden ganz „fabelhaft“ etwas Licht ins Abkürzungswirrwarr der aktuellen insularen Grundsatzpolitik und damit hoffentlich mehr Verständnis dafür, dass sie den Landesvertrag vorerst ablehnten, der kommende Woche  von den vier Inseldörfern List, Kampen, Wenningstedt, und Hörnum unterzeichnet werden soll:

SylterInnen brauchen bezahlbaren Wohn- und Wirtschaftsraum auf der Insel. Das steht fest.

Um nichts weniger geht es, wenn aktuell in den Gremien mit Abkürzungen wie ROV, WEK oder LEP das Verständnis der BürgerInnen überstrapaziert wird. Das geschieht unter Zuhilfenahme eines ALP-Gutachtens, um einen weiteren sprachliche Stolperstein hinzuzufügen.

Lassen Sie uns diese Begriffe einmal ordnen und in ein tierisch verständliches Bild setzen, das uns Fischköppen den Durchblick leichter macht. LEP oder Ländlicher- Entwicklungs-Plan steht für die Beschreibung großer Raumordnungsziele im ganzen Land Schleswig-Holstein. Die aktuelle LEP-Vorlage allein ist 276 Seiten stark.

In einem  Haifischbecken stünde LEP nun für das große Wasser, welches alle dort lebenden Fische umgibt. 

Die nächste Ebene ist der ROV oder Raumordnerischer Vertrag. Mit dem ROV soll auf Sylt angepasst werden, was der LEP vorgibt. 

In unserer Fabel beschreibt der ROV die Form der erlaubten Schwimmflossen aller Fische, egal zu welcher Art sie gehören. Er beschreibt, wie Fische sich mittels ihrer Flossen wo bewegen dürfen. Er sagt jedoch nichts darüber aus, ob diese Fische in dem Becken geboren wurden, dort   aufwuchsen oder ob sie zu den Durchzüglern gehören, so wie die Haie, die im ganzen Meer umherwandern und unkontrolliert kleinen Fischen den Lebensraum streitig machen. Im ROV werden also quasi nur die Flossenformen geregelt.

Dieses Bild macht deutlich, wie gefährlich das Leben für einige kleine heimische Fische sein könnte, wenn sie sich nur auf den ROV verlassen sollten. 

Ist das WEK die Rettung der kleinen Fische?

Diese Abkürzung steht für das Sylter Wohnraum-Entwicklungs-Konzept. Dieses Konzept wurde unter Berücksichtigung des LEP, des Baugesetzbuchs und eines Regionalplans V vor fünf Jahren mit allen Sylter Gemeinden und dem Land erstellt. Das Ziel: Dauerwohnraum für die Sylter sichern und ausufernde Bebauung von Zweit- und Nebenwohnungen oder große Appartementanlagen zu begrenzen. 

In unserem Bild steht das WEK für den Versuch ein Schutzgebiet für kleine Fische einzurichten.

Das WEK will nicht nur über die Flossen bestimmen, sondern auch den Fisch als Ganzes in seiner Aufgabe und Nützlichkeit für das umgebende Wasser betrachten und entsprechend regeln. 

Einigen Immobilienhaien schien das nicht zu passen. Sie intervenierten offenbar auf höchster Ebene gegen das WEK, weil sie weiter frei umherschwimmen und ungebremst Beute machen wollen. Nur so ist es zu erklären, dass das Land ganz plötzlich  Jahre nach Bestehen des mühsam insular abgestimmten WEK  im September 2020 verkündet, dieses sei gar nicht gültig, weil damals kein interkommunaler Vertrag unterzeichnet worden sei. Deshalb sei das eigentlich bis 2025 gültige WEK nun obsolet und ein neues Planungswerk namens  ROV unentbehrlich.  

Was dabei verdächtig ist: nur mit diesem ROV ist es  möglich, die umfangreiche Bebauungsplanung „Dünenpark“ auf dem Gelände der ehemaligen Marine-Versorgungsschule in List rechtlich zu sichern. Dies wird von der Immobiliengesellschaft BIGFISH angestrebt, der man exzellente Kontakte zur Landesregierung nachsagt.  In einem sogenannten Zielabweichungsverfahren soll so die Begrenzung, die das WEK vorgibt, ausgehebelt werden.

Ein Paukenschlag im sylter  Haifischbecken! 

Mit einer bewährten Fangtechnik machen es die Haifische der heimischen Fischwelt schwer, hier den Durchblick zu behalten. Die besonders leckeren Köder in Form von Neubauten für Dauerwohner, Renovierung eines maroden Schwimmbades und die Schaffung von Kindergartenplätzen sollen die zu schluckende Kröte – den Neubau etlicher Ferienappartements- geschmeidiger machen. Doch wer erstmal den Köder schluckt hängt am Haken, und wer sich nicht geschickt befreien kann, landet womöglich auf dem Teller: Abgenagt und auf die Gräten reduziert ist es dann vorbei mit dem kleinen Fisch.

Haie sind eben geschickt und jagen im Team, sie treiben die heimische Fischwelt auseinander und machen so ordentlich Wirbel im Wasser.

Dieser Wirbel lässt beinahe vergessen, dass weder ROV noch WEK die Probleme der kleinen Fische lösen werden. 

Denn im ALP-Gutachten zum Wohnraumbedarf auf Sylt werden Fakten benannt, die aufzeigen, dass die aktuell so beklagten Wohnraum-Engpässe hier  schon seit über 30 Jahren andauern. Das beweist, dass diese Krise mit der üblichen Logik, ihr durch mehr Wohnungsbau zu begegnen, auch in Zukunft nicht gemeistert werden kann. Es brauch auch hier ein Umdenken hin zu neuen Definitionen von Wirtschaften unter den Stichworten „Nachhaltigkeit und Lebensqualität“. 

Seit Jahrzehnten die gleiche Entwicklung auf dem Sylter Wohnungsmarkt

Stadtplaner stellen im ALP klar, wie sich die Dinge seit Langem in nur eine Richtung entwickeln: Jahr für Jahr werden rund 100 Dauerwohnungen auf der Insel in Neben- oder Ferienwohnungen umgewandelt. Die Gemeinde Sylt baut mit ihrem Kommunalem Liegenschaft Management (KLM) dagegen an, kommt aber nicht nach. Diese Rate kann durch Neubauten für Dauerwohnraum niemals aufgefangen werden. Nur wenn wir unsere einmalige Naturlandschaft opfern würden, könnte das gehen- aber wollen wir kleinen heimischen Fische das wirklich? Wollen das unsere Gäste und Inselliebhaber?

LEP, ROV oder WEK mögen vielleicht aus einer guten Intention entstanden sein, aber sie lösen das Problem nicht, weil sie faktisch nur Lösungen aufzeigen, die zu einem weiteren Zubau von Inselfläche führen.

Sie folgen der alten Wachstumslogik. Eine Logik die erkennbar nicht ans Ziel führt, denn sie wird die kleinen Fische vertreiben und nur noch Haifische im Becken übrig lassen.

Doch die großen Fische lassen nicht locker, sie wollen, koste es was es wolle Mehr am Meer! Potenzialflächen für Bauland werden benannt, Ortsgrenzen sollen unter bestimmten Kriterien nun doch ausgedehnt werden und so haben die vier Sylter Gemeinden die aktuell den neuen ROV unterstützen, nun auch diese Tabu-Flächen für Wohnungsbau ins Auge gefasst. Sogar auf dem Naturgelände am Fliegerhorst soll eine Bebauung für Dauerwohnraum möglich werden. 

Deshalb hat sich die Gemeinde Sylt als einzige Kommune zu Recht gegen die Unterzeichnung des ROV ausgesprochen. 

Denn, abgesehen von der Vernichtung von Natur und der Verschlechterung der insularen Klimabilanz durch Beton-CO2, was würde denn nach dieser ROV-Logik geschehen?:

Erhalt von Dauerwohnraum: Ja! Ghettobildung: Nein!

Es würden neben dem grossen Haifischbecken lauter winzige, quadratisch praktische Sozial-Aquarien als Rückzugsbecken für die kleinen sylter Fische aufgestellt werden, während die Haie weiter ihr luxuriöses Poolbecken mit Bodenheizung und Reetdach bejagen dürften und bestehenden Dauerwohnraum in Appartements wandeln würden. Einmal täglich dürften dann die Putzerfische aus den kleinen Aquarien-Ghettos in die Swimming Pools ausschwärmen, um dort rationiert die Algen vom Fußboden abzunagen und den ein oder anderen Brand der Haie zu löschen.

Das wollen wir nicht, denn wer Flossen hat und hier zu Hause ist, dem gehört auch das Meer.

Wir hoffen nun auf eine Einsicht der Landesregierung, die Rahmenbedingungen für die Sylter Gewässer neu zu ordnen und damit für viele Fischgemeinden im ganzen Land, denen es ähnlich ergeht. Mögen sie die Haie wirksam in ihre Schranken weisen und die kleinen Fische unter Schutz zu stellen, anstatt sie in Goldfischgläsern zu halten. Land und Inselgemeinden mögen sich eine Bedenkzeit einräumen und den Abschluss des ROV-Vertrags mit den Amtsgemeinden verschieben, bis insulare Einigkeit auch mit der Gemeinde Sylt hergestellt ist.

zur Strecke gebracht?

zuerst veröffentlicht auf www.gruene-sylt.de