Das kanarische „Oster-Ei“: Neuerscheinung auf La Gomera: Bildband & Lesebuch- Die Insel der Delfine

Heute mal etwas Schönes zu einer anderen wunderbaren Insel: La Gomera, die Zweitkleinste der Kanaren:

Buchtitel

Die Neuerscheinung aus Lothar Koch´s ClarityVerlag

 

 

NEUERSCHEINUNG 

Bildband und Forscher-Geschichten von La Gomera
Die Insel der Delfine – Begegnungen auf dem Meer vor La Gomera
vom Meeresbiologen und Walexperten  Fabian Ritter
mit einem Vorwort von Lothar Koch
Der Atlantik um die kleine kanarische Insel La Gomera gilt als eines der artenreichsten Meeresgebiete für Wale und Delfine (Cetaceen) und ist gleichzeitig einer der besten Plätze weltweit, wo man diese faszinierenden Meeressäuger in ihrem natürlichen Lebensraum begegnen kann.
Der Meeresbiologe Fabian Ritter hat nun in einem wunderschönen Bildband die eindrucksvollsten Erlebnisse und Fotografien aus zwei Jahrzehnten Forschungs- und Bildungstätigkeit auf den Kanaren veröffentlicht. Auf über 100 Seiten eröffnet sich Leser*innen und Betrachter*innen die Welt der Wale und Delfine vor La Gomera. Der Autor ist Verhaltensforscher und Walexperte, dementsprechend wird das Buch von der langjährigen Erfahrung mit den Tieren gespeist. Ritter schreibt jedoch nicht im Wissenschaftsstil, sondern erzählt von seinen ganz persönlichen „magischen Momenten“ auf dem Atlantik, bei denen er nicht selten Auge in Auge mit den „Giganten und Akrobaten des Meeres“ war.
Fabian Ritter illustriert seine spannenden und interessanten Forschergeschichten mit über 240 Fotos. Dazu gehören fantastische Portraits einzelner Tiere, Darstellungen seltener Verhaltensweisen und immer wieder einfach wunderschön anmutende Fotografien von springenden Delfinen, majestätischen Walen sowie faszinierende Landschaftsaufnahmen La Gomeras.
Ritter kam 1995 als junger Mann auf die kanarische Insel, um Daten für seine Diplomarbeit über Wale zu sammeln. Gleich im ersten Jahr gelangen ihm spektakuläre Unterwasser-Aufnahmen von Schnabelwalen: Die bis heute einzigen Fotos, die ein säugendes Schnabelwal-Kalb dieser scheuen Art zeigen.
Ritter führte  die ersten Forschungen an Walen und Delfinen vor La Gomera durch. Dies mündete auch in der Gründung des gemeinnützigen Vereins M.E.E.R., dessen Vorsitzender er ist. M.E.E.R. setzt sich seit 1998 für den Schutz des Meeres ein und leistet dabei immer wieder Pionierarbeit.(www.m-e-e-r.org)
Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, dass Ritter in „Die Insel der Delfine“ auch nachdenklich Töne anschlägt und darauf hinweist wie wichtig es heute ist, die Meere besser zu schützen. Er versäumt auch nicht in drei speziellen Exkursen neue Konzepte anklingen zu lassen, die sich aus der aktuellen Forschung ergeben: Haben Delfine und Wale Persönlichkeit, Selbstbewusstsein, ja sogar Kultur? Sind sie uns vielleicht ähnlicher, als wir das bisher vermutet haben? Und wenn ja: Was bedeutet das für unseren Umgang mit diesen faszinierenden Tieren?
Inzwischen ist Meeresbiologe Ritter zu einem der engagiertesten Walschützer Europas geworden. International setzt er sich mit M.E.E.R. für die Meeressäuger ein. Außerdem ist er als Campaigner für Whale and Dolphin Conservation (WDC) in nationalen und internationalen Gremien tätig. Darüber hinaus betreut er bei der Internationalen Walfang Kommission (IWC) die Datenbank zur Erfassung von Kollisionen zwischen Schiffen und Walen. Der Insel La Gomera ist er stets treu geblieben, dort leitet er jährlich Praktikumskurse für Studenten und treibt zusammen mit dem M.E.E.R.-Team das inzwischen preisgekrönte Projekt MEER La Gomera voran.
Der Zusammenklang von Forschungswissen aus erster Hand, den atemberaubenden Fotografien und der Begeisterung eines Biologen, der mit ganzem Herzen bei seiner Arbeit ist, lässt den Leser während der Lektüre selbst zum begeisterten Walbeobachter werden!
Konsequent erscheint auch die umweltfreundliche Produktion (FSC zertifiziertes Papier, mineralölfreie Druckfarben und CO2-neutraler Druck) dieses Bild- und Erzählbandes. Zudem fließt 1.- € pro verkauftem Buch in die Arbeit des gemeinnützigen Vereins M.E.E.R.
Die Insel der Delfine- Begegnungen auf dem Meer vor La Gomera
von Fabian Ritter
mit einem Vorwort von Lothar Koch
 gebunden, Großformat 29,7 x 21 x 1,3 cm
Seiten: 107
Abbildungen: 246, vierfarbig
Preis: 19,95 Euro
Erscheinungsdatum: 21.02.2018
ISBN 9783947274062
Jetzt direkt zu bestellen unter www.syltopia.de, www.clarityverlag.de, oder über jede Buchhandlung in Deutschland.
ClarityVerlag, Sylt
Germany
0049/4651201088
Auf den Kanaren ist das Buch zur Zeit nur im Valle Gran Rey auf La Gomera verfügbar. (El Fotograf, Oceano, Club del Mar, Bioladen Ansiria, Ökotors, Timah, Finca Argayall).
Kontakt zum Autor Fabian Ritter für Interviews und Lesungen:
meer.ritter@web.de
Tel: derzeit auf La Gomera: +34 64210 2482 (auf Gomera nur noch bis 4.4.)
Text auf der Buchrückseite:
 Drei Meilen vor La Gomera
»Weit entfernt der Insel dümpeln wir ruhig auf dem sattblauen Atlantik, um uns herum eine spritzig spielende Delfinschule oder lässig treibende Pilotwale, deren Atemgeräusche rund um das Boot von den Geheimnissen der Tiefe erzählen. Dann der Blick zurück auf das Eiland, das wie eine Fata Morgana mächtig aus dem Dunst aufragt. Seine vulkanischen Felsformationen ähneln von hier aus den Rückenfinnen von Walen und Delfinen. Als wären die herausragenden Basaltgrate eine Jahrmillionen alte Prophezeiung, dass La Gomera die Insel der Delfine ist.«               
Aus dem Vorwort des sylter Biologen und Walschützers  Lothar Koch
Der Sylter Autor und Biologe Lothar Koch ist bekannt für seine Engagement im Nordsee-Wal-Schutz..
Der Meeresbiologe Fabian Ritter 
studiert seit über 25 Jahren Wale und Delfine in der freien Wildbahn. Sein Hauptaugenmerk gilt dabei den Gewässern der kleinen Kanareninsel La Gomera, die eine unvergleichliche Vielfalt an Delfinen und Walen beherbergen. Mit eindrucksvollen Bildern und viel Sachkenntnis, aber auch mit dem poetischen Blick eines Naturliebhabers spricht dieser Bildband aus dem Herzen eines Biologen – voller Begeisterung für das Meer und seine Bewohner.
 

Nationalparkthemenjahr 2018: „Muscheln und Schnecken“ , Folge 3

100.000 Muschelarten gibt es auf der ganzen Welt, nur 15 davon im Nationalpark Wattenmeer. Trotzdem spielen die Weichtiere mit der harten Schale eine zentrale Rolle in diesem Ökosystem. Ihre wöchentliche Filterleistung entspricht dem gesamten Wasservolumen des Wattenmeeres, sie sind also eine große biologische Kläranlage. Anlässlich des Themenjahres „Muscheln und Schnecken“ wird Biologe Rainer Borcherding monatlich über die Welt der Weichtiere im Nationalpark Wattenmeer berichten.

Große Fadenschnecke Aeolidia papillosa auf einer Muschelschale

Große Fadenschnecke Aeolidia papillosa auf einer Muschelschale

Tier des Monats März: Frühling der Fadenschnecken

 In manchen Jahren sind ab März an Muschelbänken im Watt oder angespült am Strand seltsame zottige Tiere zu finden. Sie sind vier bis zehn Zentimeter groß und haben eine körperlange Kriechsohle, was sie als Nacktschnecken kennzeichnet. Meist sind die Tiere dicht graubraun punktiert, aber es gibt auch helle und sogar leuchtend gelbe Varianten.

Am Kopf der Fadenschnecke sitzen vier Fühler, auf ihrem Rücken viele kräftige Fransen. Diese Zotten enthalten Darmfortsätze, in denen funktionierende Nesselkapseln gespeichert sind, die aus der Nahrung der Großen Fadenschnecke stammen: von Seenelken und anderen Blumentieren.

Die Fadenschnecke kann aus einigen Zentimetern Entfernung ihre Beutetiere wittern. Kriecht sie auf das Nesseltier zu und berührt dabei die brennenden Fangarme, zuckt die Schnecke zunächst zurück. Sie scheint also durchaus den Schmerz der Nesseln zu spüren. Hat die Schnecke mindestens einen Tag lang nichts gefressen und ist somit hungrig, kriecht sie aber sofort wieder vorwärts. Bevorzugt beißt sie in den säulenförmigen Körper des Blumentiers. Dieses versucht seinerseits, sich von der Schnecke weg zu beugen oder sogar seine Unterlage ganz loszulassen und sich der Strömung anzuvertrauen. Es gibt auch Blumentiere, die in hektische Fluchtbewegungen ausbrechen und dabei die beachtliche Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Stunde erreichen. Dies reicht allerdings nicht aus, um vor der Großen Fadenschnecke zu fliehen. Sie verspeist die Blumentiere ganz oder teilweise und frisst dabei die in Schleim gehüllten und nicht explodierten Nesselzellen mit, um sie in ihre Rückenzotten einzulagern. Von vielen Meeres-Nacktschnecken ist bekannt, dass sie die Gifte ihrer Beutetiere zum eigenen Schutz nutzen.

Die Große Fadenschnecke ist im Frühjahr erwachsen und laicht auf Muschelbänken in Form spiraliger Eischnüre. Die winzigen Larven schwimmen im Plankton umher und müssen geeignete Muschelbänke mit Seenelken finden, um dort zu einer neuen Schneckengeneration heranzuwachsen. Bis vor kurzem nahm man an, die Große Fadenschnecke sei weltweit ziemlich verbreitet, von Chile bis Kanada. Mittlerweile weiß man aber, dass es sich um mehrere ähnlich aussehende Arten handelt. Schon an den Felsküsten Englands und Frankreichs lebt die ähnliche Gelockte Fadenschnecke, die auf der Stirn ein weißes „V“ trägt. Bei der nordamerikanischen Fadenschnecke stellten Forscher fest, dass in ihren Rückenzotten grüne Einzeller, sie sie mit den gefressenen Nesseltieren aufgenommen hat, weiterhin Photosynthese betreiben. Allerdings pflegt die Schnecke diese „Nützlinge“ offenbar nicht allzu sorgfältig: Lässt man die Schnecken zehn Tage hungern, sind danach alle Algenzellen verdaut. Fadenschnecken sind also bis auf weiteres Raubtiere, keine Kleingärtner mit Algenkulturen auf dem eigenen Rücken.

 

Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer

Naturschutz auf Sylt, Folge 6: Der Nössekoog – das grüne Herz von Sylt

Nössekoog Übersicht

In einer Serie stellt die Naturschutzgemeinschaft Sylt und die Söl’ring Foriining das Thema „Natur auf Sylt“ in seiner ganzen Bandbreite in der Sylter Rundschau dar. Erschienene Artikel werden auf natuerlichsylt.net veröffentlicht und archiviert. Es werden Institutionen und Vereine vorgestellt und auch  Menschen, die sich für die Sylter Natur einsetzen.

In der sechsten Folge gibt Dr. Thomas Luther, Vogelexperte und Augenarzt auf Sylt,  einen Überblick über die Entwicklung des Nössekooges (Tinnumer Wiesen).

 

 Von Tränkekuhlen, freiem Horizont und Kampfläufern

„Lasst uns zu den Kampfläufern fahren!“ – Früher haben viele Sylter ihre Kinder eingepackt und sind in die Wiesen zwischen Tinnum und Morsum gefahren, um im Frühjahr ein ganz besonderes Schauspiel zu beobachten: das Balzturnier des Kampfläufers. Hier lieferten sich auf den feuchten Wiesen zwischen Wollgrasbulten die ganz verschiedenfarbigen Männchen mit aufgestellten Halskrausen einen wilden Kampf um die Weibchen. Es flogen die Federn, als in hoher Geschwindigkeit gesprungen, ausgewichen und umherstolziert wurde. Leicht war es, diese Turniere mitzuerleben, da sich die Vögel auf den immer gleichen traditionellen Plätzen einfanden.

Kampfläufer

Das ist nun schon dreißig Jahre her, dass hier der letzte Kampfläufer seine Jungen aufzog, er ist inzwischen in Deutschland als Brutvogel fast komplett ausgestorben. Dennoch ist der Nössekoog noch immer ein sehr bedeutendes Brutgebiet für andere bedrohte Wiesenvögel.

Dieses grüne Stück Land, das sich von den Ostdörfern nach Süden hin bis zum Wattenmeer erstreckt ist 1936, auch im Zuge der Entstehung des Rantum Beckens eingedeicht worden. Es ist Marschland. Die alten Priele, die nun als Entwässerungssiele die Wiesen durchziehen und die Warften, auf denen viele der alten Häuser noch ruhen, erinnern an den früher regelmäßigen Kontakt mit der Nordsee.

Im Auto, bei Tempo 100 auf der Bäderstraße, lässt sich dieses Terrain nicht hinreichend erschließen. Wenn man zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs ist und sich Auge und Ohr langsam wirklich öffnen, der Morgennebel noch über den Flächen liegt, dann beginnt sich der Zauber dieser auf den ersten Blick eintönigen Wiesenlandschaft zu entfalten.

Über die Jahre wurde hier das anfänglich umgebrochene Ackerland vermehrt wieder zu Grünland, da durch die Nässe in den Niederungen der Ertrag zu gering und der Aufwand zu groß war. Heutzutage werden die Flächen größtenteils als Weideland für Robustrinder und Pferde und zur Heumahd genutzt. Im Gegensatz zum Watt oder zur Dünen- und Heidelandschaft ist der Nössekoog also keine Natur- sondern eine Kulturlandschaft, der erst durch die menschliche Nutzung zu diesem einzigartigen Lebensraum werden konnte. Regelmäßige, behutsame, also extensive landwirtschaftliche Nutzung ist absolute Grundvoraussetzung zum Fortbestehen dieser Landschaft. Würde sie unterbleiben, wüchsen innerhalb weniger Jahre Gebüsche und Gehölze so hoch, dass der ursprüngliche Charakter mit seinen freien Sichtachsen mit ungehindertem Horizontblick für Mensch und Tier verloren gehen würde.

Und dieser freie Blick über weite Distanzen ist unabdingbar für das Überleben der vielen seltenen Vogelarten. Zu den in Europa am stärksten gefährdeten Vogelgattungen, die eben gerade im Nössekoog beheimatet sind, gehören die Wiesenvögel wie Kiebitz, Austernfischer, Rotschenkel, Bekassine und Uferschnepfe. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Festland durch Intensivierung der Landwirtschaft, Trockenlegung und Umwandlung von Grünland in Ackerland (zum Beispiel zum Anbau von Mais zur Biogasgewinnung) sehr viele ihrer angestammten Brutgebiete verloren. Die Einbrüche sind verheerend, viele Wiesenvogelarten haben in den letzten dreißig Jahren über 90% ihres Bestandes eingebüßt. Viele Arten sind in Mitteleuropa ausgestorben oder stehen kurz vor dem Aussterben.

Der Nössekoog gilt als eines der zehn wertvollsten Gebiete für die Uferschnepfe Uferschnepfelandesweit. Während auf dem Festland die meisten der für die Wiesenvögel wichtigen Gebiete unter Schutz stehen, gilt für den Nössekoog weder Natur- noch Landschaftsschutz. Das Besondere ist hier, dass Landwirte freiwillig Wiesenvogelschutzprogrammen beitreten, in denen Düngung, Menge des Viehbesatzes und Mähtermine geregelt sind. Jäger verzichten aus freien Stücken auf Aufforstung; Ausgleichsmaßnahmen für Bauprojekte auf der Insel werden hier umgesetzt, der Bauhof reduziert die Gebüsche an den Wegen, um den ursprünglichen Charakter dieser Landschaft zu erhalten.

Es werden sogenannte Tränkekuhlen angelegt – flache Wasserstellen in den Wiesen, um das Nahrungsangebot für Jungvögel zu erhöhen, aber auch den selten gewordenen Amphibien  wie zum Beispiel dem Moorfrosch eine Heimstatt zu geben.

Der Bruterfolg aller Wiesenvögel in den letzten Jahren war sehr gering. Daher ist es so wichtig, die Chancen zur Aufzucht der Jungen zu verbessern. Jäger versuchen die Bestände der Bodenfeinde zu begrenzen und Nistmöglichkeiten für Krähen und Greifvögel sollten gar nicht erst entstehen.

Werden Schutzmaßnahmen konsequent umgesetzt, zeigen sich zum Beispiel am nahen Festland schon wieder erste Erfolge. Vielleicht können wir demnächst auch wieder unseren Kindern zurufen: „Lasst uns zu den Kampfläufern fahren!“

 

Zwischen Dieselporsche-Trecker und Wasserstoffboot klafft eine erschreckende Lücke

Radspuren auf Verkehrsstrassen könnten helfen, Autos zurückzudrängen und Radler zu fördern.

Sylt kommt nicht auf Spur bei E-Mobilität und umweltverträglichem Tourismus

Während die Republik noch hitzig darüber diskutiert, wie mit dem Urteil des BVerG zum Dieselverbot umzugehen sei, reagiert Sylt sofort: Die Rundschau berichtet im locker-flockigen Unterhaltungsstil, (völlig unkritisch, wie über eine Theateraufführung), dass für den Mai erstmal ein Innenstadt-Corso von alten Diesel-Porsche-Treckern geplan seit, die ihre Abgase bis auf die Strandpromenade ausfahren dürften.

Ähnliches sind wir ja schon vom jährlichen Harley-Treffen gewöhnt. Gehört das zur „zielgruppenorientierte Markenpflege“ des Sylter Strategiekreises für den Tourismus?
Gleich in der folgenden Ausgabe von heute gibt es dann in der SR das denkwürdige Statement: „Sylt wird zum Vorreiter in der Elektromobilität“-es folgt ein Artikel über verschiedene Firmen, die zu den Klimatagen ihre neuen „Spielzeuge“ aus der Wasserstofffahrzeug-Technik vorstellen wollen. Allesamt Prototypen, die noch jahrelang entfernt von einer Serienproduktion sind. Dazwischen klafft ein verkehrspolitischer Abgrung in der Realität, was die Infrastruktur für Elektromobilität auf der Insel angeht.
Eine beschämend kleine Anzahl von E-Mobilien ist hier gemeldet und das Netz von Lademöglichkeiten lückenhaft und teuer. In Sachen Umsetzung lang geplanter Verkehrs-und Radwegekonzepte schleicht Sylt jedoch wie eine Schnecke im Rückwärtsgang.
Zum Thema „Diesel-Urteil“ gab es von den Insel-Grünen deshalb kürzlich folgendes Statement:
„Wir begrüßen das höchstrichterliche BVG-Urteil, Fahrverbote zu ermöglichen und damit als Gemeinden notfalls handlungsfähig zu werden.
Das hohe Gerichte bezeugt, dass Gesundheitsgefährdung durch Autoverkehr entsteht. Grenzwerte sind jedoch meist politische Kompromisse und werden nicht unbedingt an der best-möglichen Gesundheitsqualität festgelegt.
Genau damit der macht Sylt aber Werbung: „Die Sylter Luft ist wie Champagner“ heisst es da. Zahlreiche gesundheitsfördernde Angebote für die Atemwege, sind in den Sylt-Prospekten zu finden. Alle Insel-Gemeinden in Strandnähe sind offizielle Nordseeheilbäder und Luftkurorte.
Gleichzeitig rollen pro Jahr über eine Million PKW und eine unbekannte Menge LKW über den Hindenburgdamm, zusätzlich 70 000 Autos über die Römö Fähre und 15000 insulare Fahrzeuge.
Die Züge selbst sind unglaubliche Diesel-Dreckschleudern, die Millionen von Litern allein auf der Autozugstrecke pro Jahr verbrauchen und einen Teil zwischen Morsum und Westerland abgasen. Wir Grünen fordern  vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtslage möglichst bis Pfingsten :
Die Einrichtung von Luft-Messstellen an den Verkehrsbrennpunkten der Insel und eine transparente Auswertung und Veröffentlichung der Daten.
Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob die  gerichtlich vorgegebenen Grenzwerte eingehalten werden, sondern darum, ob die Sylter Luft dem Anspruch der gesundheitsfördernden insularen Angebote des Tourismus über das Jahr entspricht.
 Wie gut jetzt ein Instrument zu haben, den überbordenden Autoverkehr notfalls in seine Schranken weisen zu können.
Die gemeinsame Aufgabe von Politik und Verwaltung bleibt nun, das längst verabschiedete Verkehrskonzept umzusetzen.
Weiterhin ist alles dran zu setzen, dem Busfahren Vorrang zu gewähren, die Elektrifizierung der Busflotte zu unterstützen,sowie die Subventionierung des kerosinlastigen Flugverkehrs zu überdenken.“
Lothar Koch

Naturschutz auf Sylt, Folge 4: Die Geestheide auf Sylt – eine alte Kulturlandschaft



In einer Serie stellt die Naturschutzgemeinschaft Sylt und die Söl’ring Foriining das Thema „Natur auf Sylt“ in seiner ganzen Bandbreite in der Sylter Rundschau dar. Erschienene Artikel werden auf natuerlichsylt.net veröffentlicht und archiviert. Es werden Institutionen und Vereine vorgestellt und auch  Menschen, die sich für die Sylter Natur einsetzen.

In der vierten Folge gibt Margit Ludwig, Geschäftsführerin der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. einen Überblick über die Geestheiden der Insel Sylt.

 

Weg durch die Braderuper Heide

Weg zwischen Braderuper Heide und Wattenmeer

Heiden gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen in Schleswig-Holstein. Waren um 1850 noch ca. 17 % der Landesfläche von Heiden bedeckt, liegt ihr Anteil heute landesweit unter 0,5 %, davon fast 50 % allein auf der Insel Sylt. Aber auch hier sind die Geestheideflächen in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpft.
Von der ehemals großflächig zusammenhängenden Heidelandschaft zwischen Kampen und Keitum ist neben kleineren Beständen in Morsum und am Flugplatz Westerland die Braderuper Heide als größter Komplex erhalten geblieben. Alle Flächen unterliegen dem Naturschutzrecht und sind darüber hinaus als Naturschutz- bzw. FFH – Gebiet besonders geschützt. Auf diese halbnatürlich vom Menschen geprägten Flächen, eine Heide-Pflanzengesellschaft mit der starken Präsenz der lila blühenden Besenheide (Caluna vulgaris), soll im Bericht eingegangen werden.

Nach der letzten Eiszeit (Weichsel), die vor ca. 10.000 Jahren endete, hatten sich auf den Altmoränen (Geest) weiträumige, nährstoffarme Sandböden gebildet, auf der sich Wälder entwickeln konnten. Um fruchtbaren Ackerboden und Platz für Felder zu schaffen, begannen die Menschen der Jungsteinzeit (ab 2.5000 v. Chr.) mit der Brandrodung des Urwaldes und mit Wanderfeldbau. Auf den aufgegebenen Brandflächen breiteten sich als Primärstadium der Sukzession Heidekrautgewächse aus, welche viel Licht benötigen, aber mit nährstoffarmen, sauren Böden zurechtkommen. Erstmals tauchten in Schleswig- Holstein größere Heideflächen ab dem frühen Mittelalter auf.

Geestheiden sind somit Teil der historischen Kulturlandschaft, die in der Regel durch vermehrten Holzeinschlag und Übernutzung entstanden sind. Im Rahmen der traditionellen „Heidewirtschaft“ wurden die Heiden früher durch Plaggenhauen, Beweidung oder Mahd regelmäßig genutzt, auf Sylt bis in die Nachkriegszeit. Das vom Lebenszyklus der Besenheide abhängige „heidetypische Aussehen“ ist so erhalten geblieben. Im Rahmen der Plaggenwirtschaft wurde die nährstoffreiche Humusschicht der oberen Bodenhorizonte (Plaggen) abgetragen und mit Mist vermengt auf die Felder und Wiesen zur Düngung gegeben. Dieser Vorgang wurde im Abstand mehrerer Jahre immer wieder auf denselben Flächen wiederholt, wobei es nach und nach zu einer Übernutzung kam, die die Regenerationszeit der Heideflächen verlängerte. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichten die Heideflächen Schleswig Holsteins ihre größte Ausdehnung, danach gingen sie durch das Aufkommen von Dampfflug und Dünger im Rahmen der Intensivierung der Landwirtschaft kontinuierlich zurück.

Viele oft auch kleine Heideflächen befinden sich auf Sylt größtenteils noch in Privatbesitz. Heideflächen auf dem Flugplatzgelände sind im öffentlichen Besitz der Gemeinde Sylt, die übrigen gehören häufig Privateigentümern. Als Überbleibsel der Allmende gibt es in den Norddörfern die Losinteressentschaften. Früher befanden sich Teile der Geestheideflächen im Gemeinschaftsbesitz („Allmende“) wobei jeder Dorfbewohner über unterschiedlich viele Anteile am Heideland verfügte. Die Anzahl an „Losen“ bestimmte, wie viele Tiere ein „Interessent“ auf der Allmende weiden lassen durfte. Ursprünglich hing die Zahl der „Lose“ vom Besitz an Pferden ab, die für das Pflügen der Äcker bereitstanden.
Auf Dauer sind Geestheiden heutzutage nur durch gezielte Pflege in ihrer typischen Ausprägung zu erhalten. Dafür besteht daher eine besondere Verantwortung.

Aufgrund seiner hohen landschaftlichen Vielfalt und Naturnähe sind die Geestheiden

Raupe der Grasglucke

Raupe der Grasglucke

Lebensgrundlage einer charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt von landesweit herausragender Bedeutung.
Fast die Hälfte der 95 im Gebiet nachgewiesenen höheren Pflanzenarten wird auf der Roten Liste für seltene Arten geführt. Besonders hervorzuheben sind dabei die Vorkommen von Arnika, Geflecktem Knabenkraut, Lungenenzian und der Niedrigen Schwarzwurzel.

Orchidee: Knabenkraut

Orchidee: Knabenkraut

Heilpflanze Arnika

Heilpflanze Arnika

Zu den charakteristischen Tierarten der Heideflächen gehören neben Hasen, Kaninchen und Fuchs die mehr im Verborgenen lebenden Zwerg-, Erd- und Feldmäuse, sowie Waldeidechsen und Kreuzkröten. Darüber hinaus findet man unter den weit über 1000 verschiedenen Insektenarten 219 Käfer-, 84 Spinnen- sowie 5 Heuschreckenarten.
Des weiteren bieten die Heiden einer vielfältigen Vogelwelt das ganze Jahr über geeignete Lebensräume. Sie sind Brutplatz für Feldlerchen und Wiesenpieper. Daneben nutzen viele gefiederte Gäste und Durchzügler die Heiden und Trockenrasenflächen zur Rast und Nahrungssuche. Die Bestandsrückgänge der letzten Jahre sind auch auf die Gefährdung der Brutplätze durch Überflutung, vor allem aber auf Störungen durch Spaziergänger und freilaufende Hunde zurückzuführen. Der allgemeine Rückgang bereitet Sorgen.

Steinschmätzer

Steinschmätzer

Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. ist der Erhalt der Geestheideflächen. Sie betreut die Naturschutzgebiete Morsum Kliff mit 43 ha seit 1977 und die 137 Hektar große Braderuper Heide seit der Unterschutzstellung 1979 im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein. Dank ihres Einsatzes haben der Verein und dessen Mitglieder bereits umfangreiche Pflegemaßnahmen auf den Weg gebracht. Ziel ist es, die Heideflächen vor Überalterung zu bewahren und Verbuschung zu verhindern. Damit werden die Artenvielfalt und der besondere Charme dieser Landschaft erhalten. Ohne regelmäßig wiederkehrende Eingriffe verbreiten sich nach einiger Zeit Gehölze, die sich langsam zum Wald entwickeln. Dieser Vorgang ist ein natürlicher Prozess, der durch die heutzutage erhöhte Stickstofffracht über den Regen noch gefördert wird.

Die Pflegemaßnahmen umfassen die extensive Schafbeweidung, das Mähen, Brennen und

Heidschnucken als Pflegemassnahme

Heidschnucken als Pflegemassnahme

Plaggen von Heideflächen. Der Fraß der Schafe regt bei der Besenheide das Wachstum neuer Triebe an. Bei der derzeit über 500 Tiere umfassenden Schafherde, die von April bis Oktober auf den Sylter Geestheideflächen ihrer Arbeit nachgeht, handelt es sich um eine norwegische Rasse, der Norsk Spaelsau. Es sind robuste, genügsame Tiere, die es auch schon in dieser Region gab, lange bevor Sylt zur Insel wurde. Sie werden nun als Wanderschafherde eingesetzt, halten sich tagsüber in zwei Schichten in den Heideflächen zum Grasen auf und verbringen den Rest der Zeit in ihrem „Nachtpferch“, wo sie ihr Futter wiederkäuen, es sich quasi ein zweites Mal durch den Kopf gehen lassen. Die Schafherde wird von den Sylter Gemeinden und vom Land finanziert.

Das Plaggen von Heide- und Grassoden beseitigt die Vegetationsdecke mit der Rohhumusschicht und lässt den Lebenszyklus neu beginnen. Maschinelles Abtragen oder Schälen der oberen Vegetationsschicht ahmt das frühere Plaggen von Hand erfolgreich nach. Dies ist die effektivste Maßnahme, die Verjüngung von Heideflächen zu fördern. Das Heidekraut entwickelt sich dabei aus der Saat, die viele Jahrzehnte im Boden überdauerte und auf ideale Bedingungen „gewartet“ hat. Bearbeitete Flächen sind derzeit in Kampen südlich der Kupferkanne, beim Parkplatz zwischen Kampen und Braderup und in Braderup bei Up die Hiir zu sehen. Es braucht einige Jahre Geduld, bis auf der Fläche im Spätsommer wieder eine lila Blütenpracht gedeiht.
Soll eine Heidefläche abgebrannt werden, geschieht dies in enger Zusammenarbeit mit

Pflegemassnahme: kontrolliertes Abbrennen alter Heide

Pflegemassnahme: kontrolliertes Abbrennen alter Heide

den Gemeinden, den freiwilligen Feuerwehren und unter Mitwirken eines Spezialisten, der im Legen kontrollierter Feuer geübt ist. Das Abbrennen von Heideflächen erfolgt, ebenso wie das Plaggen, auf Flächen, die in der Regel nicht grösser als ein Hektar sind. Für das Brennen von Flächen muss der Boden gut abgetrocknet sein. Windstärke, Windrichtung und Jahreszeit bestimmen den Tag des Brennens außerhalb der Brut- und Setzzeit. Schneller, aber nicht so effektiv sind die Mahd von Heideflächen und das Entnehmen von Bäumen und Büschen mit der Wurzel, das sogenannte Entkusseln. Dies bewahrt die Heide nicht vor Überalterung. Durch die beschriebenen Pflegemaßnahmen werden den Heideflächen also Nährstoffe entzogen und ein Chaos simuliert, wie es in früheren Jahrhunderten praktiziert wurde. Die Arbeiten erfolgen in der Regel im Winter zwischen Oktober und Anfang bis Mitte März.

 

Margit Ludwig, Geschäftsführerin der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V.