Gemeinde Sylt beschließt Leitbild Verkehr

 

Wer breit Auto fährt sollte zusätzlich zur Kasse gebeten werden !

Wer breit Auto fährt sollte zusätzlich zur Kasse gebeten werden ! 

Am 20.10.2016 wurde auf der Ratssitzung der Gemeinde Sylt ein Leitbild zum Mobilitäts- und Verkehrskonzept einstimmig verabschiedet.

Das Leitbild wurde  auf der Grundlage eines im Jahre 2014 vorgelegten Verkehrsgutachtens für die Insel vorgelegt.
Über folgende Formulierung sollten die Ratsmitglieder den Finger heben

Radspuren auf Verkehrsstrassen könnten helfen, Autos zurückzudrängen und Radler zu fördern.

Radspuren auf Verkehrsstrassen könnten helfen, Autos zurückzudrängen und Radler zu fördern.

– Die Wege, die mit dem Umweltverbund (Zufußgehen, Radfahren und Öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV)) von Bewohnern, Touristen und Tagesbesuchern durchgeführt werden, sollen deutlich gesteigert werden. Durch die gezielte Stärkung des Umweltverbundes wird die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV-Anteiles) angestrebt.

Anmerk. d. Redaktion: Das heisst übersetzt, die Gemeinde verpflichtet sich selbst, attraktive Maßnahmen und Anreize zu schaffen, die Menschen auf der Insel motivieren, ihr Auto stehen zu lassen (am besten gleich zu Hause am Festland).

– Der Radverkehr soll einen deutlichen Qualitätssprung erfahren und sollte als ganzheitliche Systemplanung weiter entwickelt werden.

Anmerk. d. Redaktion: Dabei geht es nicht nur um geeignete, durchgängige und sichere Fahrradwege, sondern auch um Angebote für den Gast, wie zum Beispiel ein Fahrradverleihsystem „Sylt-Bike“, bei dem online gebucht werden kann und das Fahrrad an zahlreichen Stellen der Insel wieder abgegeben werden kann, sodaß man nicht wieder zum Verleih zurückkehren muss. (Die Ferienregion Usedom hat das bereits realisiert).

– Durch geeignete Maßnahmen soll ein störungsfreier und gesicherter Betriebsablauf im ÖPNV sichergestellt werden. Das heutige Angebot des ÖPNV sollte erhalten bleiben und nach Möglichkeit qualitativ verbessert werden.

– Die Nahbereichsmobilität soll gefördert werden. Flächen für Fußgänger sind zu schützen, weiter barrierefrei auszubauen und zu vernetzen.

– Die Verbesserung der regionalen und überregionalen Erreichbarkeit der Insel wird angestrebt durch:

– Verkürzung der Reisezeit im Bahnverkehr zwischen Hamburg und Westerland

– Durchgehende 2-Gleisigkeit der Bahnstrecke zwischen Niebüll und Westerland

– Elektrifizierung der Marschbahn mit Durchbindung von ICE-Zügen nach Westerland

In dem Verkehrskonzept Sylt haben die Gutachter der Gemeinde  sechs Handlungsfelder empfohlen, die teils nacheinander, teils parallel zueinander abgearbeitet werden sollten:

– ÖPNV
– Radverkehr
– Multimodalität / Mobilitätsmanagement / Mobilitätsberatung
– Motorisierter Individualverkehr (MIV) /Verkehrsmanagement / Ruhender Verkehr
– An- und Abreise
– Fußverkehr / Nahbereichsmobilität

Die Lenkungsgruppe „Verkehr“  empfiehlt den Verbesserungsschwerpunkt auf die Handlungsfelder ÖPNV, Radverkehr und Multimodalität (Sylt-MobilCard) zu legen und hierzu entsprechende Detailkonzepte zu erarbeiten.

Deshalb stimmten die Ratsmitglieder in der selben Sitzung auch gleich über die Erarbeitung eines Radverkehrskonzeptes ab. Es soll jetzt vom Amt der  Gemeinde Sylt intern erarbeitet werden und baldmöglichst zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Wie, wann und von wem die anderen wichtigen Detailkonzepte des Verkehrsgutachtens abgearbeitet werden, bleibt zunächst unklar.

Fremdenverkehr geht auch ganz ohne KFZ: die Insel Juist ist autofrei (Hier Fährankunft am Hafen)

Fremdenverkehr geht auch ganz ohne KFZ: die Insel Juist ist autofrei (Hier Fährankunft am Hafen). Man sieht Rollcontainer für Koffer, Fahrräder, Handkarren, Pferdefuhrwerke und Pferdebusse.

Lothar Koch

Auf der Sylter Piste- eine Radfahrerin berichtet…

Das Thema Verkehr ist in den vergangenen Wochen durch zahlreiche Baustellen auf der Insel weiter hochgekocht. Das ist gut, denn Leidensdruck ist der erste Anstoß zur Veränderung. Hier schreibt uns  Maren Börnke, eine Urlauberin, die Ihre Ferienzeit auf dem Campingplatz Rantum verbrachte einen kleinen Situationsbericht aus der Radlerperspektive.

Sylt- moderne Fahrradinsel oder rostiges Radierimage?

Sylt- moderne Fahrradinsel oder rostiges Radlerimage?

Sylt – das Fahrradparadies?
Es ist fast perfekt. Der traumhafte Strand in wenigen Minuten erreichbar auf einem wunderschönen Weg durch die Dünen, der Blick auf das Rantumbecken, ein tolles Campingplatzteam. Und: eine superlaute Straße zwischen Zelt und  Meer.
Camping à l`autoroute.
Gestern saß ich auf der Terrasse eines großartigen Cafés in Rantum – leckerer Kuchen, nette Menschen und hinter mir brausten die Autos, ohne Unterbrechung. Als Städterin empfinde ich Lärm im Urlaub als Stressor. Echt schade ich will mich doch erholen! Also schau ich mal wie es woanders ist auf dieser Insel – ein bisschen Bewegung tut ja gut, rauf aufs Rad und ab nach Westerland.
Ich verlasse den Campingplatz auf dem gleichen schmalen Weg wie die zahlreichen Fußgänger und andere Menschen auf dem Rad, die aus dem Campingplatz raus oder wieder rein wollen und sich an den Schranken für die zwei Spuren an den Autos vorbeidrängen.
Jetzt stehen wir alle an der Ampel. Die wird erfreulicherweise sehr schnell grün. Ein Auto kommt mit 120 angeschossen und kann leider nicht mehr halten – zum Glück hält die Mutter ihr Kind  reflexartig fest: das dachte es könnte losgehen bei Grün.
Nun bin ich unterwegs auf dem neu asphaltierten Radweg Richtung Westerland. Links die wunderbare Dünenlandschaft, ein angenehmer, leichter Wind, blauer Himmel, Sonnenschein. Es duftet nach Dünengras.
Ich fahre etwas langsamer als andere, weil mein Hund neben mir her läuft. Plötzlich zucke ich zusammen. Hinter mir ein lautes Klingeln. Ein E-Bike-Fahrer drängt sich laut schimpfend an mir vorbei zwischen die entgegen kommenden Radfahrer mit Anhänger und die beiden Fußgänger mit Kinderwagen und Hund. Zwei mit hoher Geschwindigkeit von vorn kommende E-Bike-Fahrer können gerade noch abbremsen. Alle sind erschrocken, Kinder weinen, Hunde bellen, Menschen halten die Luft an. Rattenkäfigphänomene – eine sehr typische Situation, die sich alle paar Meter wiederholt.
An uns vorbei rasen unaufhörlich die Autos, scheinen sich sogar Rennen zu liefern – die wenigen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 70 werden in der Regel ignoriert. Dazwischen noch lauter die Motorräder.
Ich überlebe ein paar Querstraßen (Zugang zu Strandparkplätzen) und fahre in die Kreuzung mit der Straße zum Westerland-Kurzentrum. Der deutlich rot angemalte Radweg, der die Straße quert hat sicherlich schon Leben gerettet. Die Autofahrer scheinen ihn – wenn auch in letzter Sekunde – wahrzunehmen. Die meisten halten.
Kurz danach ein Schild mit grünem Fahrrad und Pfeil nach rechts. Ich sehe mich um und frage mich, was mir das sagen soll. Rechts geht eine nicht gerade schmale Straße ab – ohne Radweg. Soll es da für Radfahrer weitergehen? Aber wohin? Nirgendwo ein Schild. Westerland scheint mir eher geradeaus zu liegen und ich folge weiter dem Radweg auf dem ich bin. Plötzlich höre ich die Vögel, es wird deutlich ruhiger neben mir – und ich sehe wenig später auch warum: die Straße ist gesperrt. Baustelle. Aha. Und jetzt? Irgendwie geht es weiter. Die Menschen die dort arbeiten sind freundlich und zeigen mir, wo ich durch kann.
Irgendwann kann ich rechts abfahren und atme auf. Zufällig treffe ich auf einen Weg, der scheinbar für Fußgänger und Radfahrer gemacht ist. Ich biege links ab und das Radfahren macht zum ersten Mal Spaß. Ich quere die ein oder andere Straße, bis es nicht mehr weiter geht. Auf einem Gehweg einer etwas größeren Straße komme ich zu stehen. Und jetzt? Rechts oder links? Ich entscheide mich warum auch immer für rechts und fahre auf dem Fußgängerweg (darf ich das?) – bis ich wie durch ein Wunder entdecke, dass links ein Fahrradweg abgeht. Freude!
Bald schon bin ich an der Autozug-Verladestation, und da sehe ich zum zweiten Mal ein Schild mit Pfeil und grünem Fahrrad. Ich fahre um die Kurve und befinde mich sofort in einem Riesenpulk von Menschen, die aus Bussen aussteigen. Ich bremse scharf und versuche, aus dieser Masse raus zu kommen und kann gerade noch eine Rauferei zwischen meinem Hund und einem anderen verhindern.
Was habe ich übersehen? Die Radstrecke führt doch nicht wirklich ungekennzeichnet über die Bussteige? Doch, offenbar tut sie das. Kurz danach, als ich an den Bussen vorbei bin, sehe ich zum ersten Mal grüne Fahrradschilder mit Ortsnamen und km-Angaben. Ich bin also richtig. Skurril für einen Urlaubsort, der sich als Fahrradinsel vermarkten will.
Ich gelange über die Busspur auf den Radweg entlang der Straße und warte mit gefühlt 1000 Fußgängern an der Ampel. Auf dem Radweg fahren ist wegen der Fußgänger unmöglich. Drüben angekommen, steht der Radweg mit weiteren Menschenmassen voll, die die nächste Straße überqueren wollen. Ich werde mit hinübergespült und stehe in der Fußgängerzone. Was nun? Viele sehr gemütlich schlendernde Menschen in Urlaubsstimmung. Will ich da jetzt durch? Mit Fahrrad und Hund? Wie um alles in der Welt komme ich Richtung Strandpromenade?
Zurück über die Straße geschoben, dieses Mal erreiche ich den Radweg Richtung Norden. Ich fahre im Schrittempo vorsichtig um die Fußgänger auf dem Radweg herum und sehe links eine Querstraße. Meine Chance, Richtung Strand zu kommen!? Zweiter Versuch: auf die andere Straßenseite, weiterfahren, Ende. Es ist Markt. Wieder Menschenmassen.
Also wieder zurück, über die Straße, weiter auf dem Radweg nach Norden. Ich muss ja auch gar nicht nach Westerland. Wenningstedt soll eh schöner sein. Also weiter.
Ich lande schließlich in Wenningstedt mit der Erfahrung, dass das Radfahren auf der Straße gar nicht geht, auch wenn der Bürgersteig nicht für Fahrräder zugelassen ist: mit aggressivem Hupen wird man dazu aufgefordert, sich in Luft aufzulösen. Ziemlich gestresst sehne ich mich nach meiner Großstadt, wo es vernünftige Regeln für´s Radfahren gibt und brauche Erholung. Ich versacke zuerst mit meinem spannenden Buch in einem gemütlichen Café, dann in einem Restaurant am Kliff.
Als ich später aufbreche, ist es schon fast dunkel. Durch Zufall entdecke ich jetzt eine andere Fahrradroute: von Wenningstedt nach Westerland-Kurzentrum durch die Dünen. Ähnlich abenteuerlich zwischen langsamen und schnellen Radfahrern, Fußgängern, Kinderwagen und Hunden in beide Richtungen, aber – und das ist wunderbar – ohne Autolärm.
Ich gelange irgendwie durch Westerland hindurch und bin irgendwann wieder an der Quasi-Autobahn Richtung Rantum, es ist inzwischen völlig dunkel. Ich sehe einen großartigen Sternenhimmel und bin nahezu alleine auf dem Radweg. Ich sehe genug mit meiner Fahrradlampe, wenn auch der Mond so gerade mal eine Sichel ist. Bis das erste Auto mit Fernlicht an mir vorbeischießt mich fast blind blended und  mich beinahe im Straßengraben landen läßt. Den Rest der Strecke fahre ich mit dem Arm über den Augen, um das Schlimmste zu verhindern.
Wieder zuhause, verkriecht sich mein Hund sofort auf sein Kissen.
Was genau meinen die Leute wenn sie sagen, auf Sylt könne man gut Fahrrad fahren? Hier fände man Ruhe und Erholung? Nach dieser Fahrradtour auf Sylt bin ich urlaubsreif. Für Erholung und Genuss nächstes Mal vielleicht doch lieber Amrum.
Maren Börnke

 

Wer springt denn da vom Muschelkutter?

 

Umweltminister Robert Habeck

Umweltminister Robert Habeck

 

Heute nachmittag am Hörnumer Hafen. Zwei riesige Muschelkutter der holländischen Flotte laufen ein. Einer hat den Chef an Bord: Adrian Leuschel. Herr über acht der begehrten Miesmuschellizenzen, die im Nationalpark vergeben werden. Lange gab es Streit um diese Fischereiart im Wattenmeer. Vor kurzem ist jedoch ein Kompromiss gelungen, dem nun alle Seiten zustimmen konnten: die Muschelfischer und die Naturschützer. Kurz gesagt: Die Muschelfischerei muss einige liebgewonnenen Wattareale komplett räumen, damit dort der ungestörte Ablauf der Naturvorgänge ablaufen kann, dafür darf sie in anderen Gebieten, wie dem Hörnum Tief ihre neuartige Muschelzucht in „Smartfarmen“, an aufgehängten Seilen intensivieren.

Vor wenigen Jahren wäre das heutige Bild noch nicht möglich gewesen: ein Grüner Umweltminister läßt sich von einem der großen Muschelkutter von Föhr nach Sylt schippern, ohne das protestierende Naturschützer ihn am Kai empfangen.

Heute Abend aber so geschehen, wie das Video beweist:Robert Habeck geht von Bord Umweltminister Robert Habeck springt mit einem gekonnten Sprung von Bord.

Dort wird er von mir und dem Landtagsabgeordneten Andreas Tietze bereits erwartet. Wir wollen mit dem Minister heute nicht über Fischerei reden, sondern über unser Sylter Projekt: Infostelen für das Walschutzgebiet. Dazu führen wir ihn an die tosende hörnumer Brandung und zeigen ihm eine der im Frühjahr aufgestellten interaktiven Waltafeln. Wir erläutern dem Minister unseren Plan zu den bestehenden zwölf Unikaten, mindestens weitere zwölf in 2017 hinzufügen zu wollen. Diesmal mit noch mehr Interaktivität. Um Deutschlands größtes Naturschutzgebiet wirklich allen Gästen bekannt machen zu können. Er ist begeistert. Allerdings hört er nun zum ersten Mal, daß der Geldfluß für das Projekt erstmal von Bedenkenträgern in Ämtern und Ministerien gestoppt wurde.

Nun hoffen wir, daß der Minister sich nach seinem Syltbesuch persönlich ganz aktiv für die Fortsetzung des wichtigen Projektes für die kleinen Wale einsetzt.

Der Besuch geht heute und morgen weiter: Gespräche in der Schutzstation Wattenmeer, Baggerfahren mit Sandvorspülern am Rantumer Strand und Besuch der wissenschaftlichen Projekte des AWI.

Lothar Koch

Hunde und Drohnen bleiben in Naturschutzgebieten an der Leine

Hunde müssen in Naturschutzgebieten generell angeleint bleiben und

freilaufende Hunde am Strand des NSG Hörnum Odde- bisher nur per Gebietsverordnung, nun  per Gesetz klar verboten.

freilaufende Hunde am Strand des NSG Hörnum Odde- bisher nur per Gebietsverordnung, nun per Gesetz klar verboten.

Drohnenflüge werden in NSGs nicht mehr genehmigt.

In der gestrigen Sitzung des Landschaftszwckverbandes erläuterte Franz Bramrink von der Kreis-Naturschutzbehörde diese und andere Klarstellungen, die eine Novellierung des Landesnatur-schutzgesetzes vom 27.Mai 2016 mit sich gebracht hat*.

„Wir haben kein neues Gesetz“, so Bramrink, „aber vieles ist klarer formuliert und vereinfacht Arbeitsabläufe für Behörden und Antragsteller.“

So gab es beispielsweise für die Anleinpflicht von Hunden zahlreiche „wenn, dann“ Formulierungen in unterschiedlichsten Schutzgebietsverordnungen, die nun per Gesetz klargezogen und vereinheitlich wurden. In den vergangenen Jahren wurde die Kreisbehörde von Anträgen zur Genehmigung von Drohnenflügen buchstäblich überschüttet  und musste jeweils zahlreiche Bedingungen abwägen. Nun ist klare Kante: keine Drohnenflüge in Naturschutzgebieten. Das gilt ab sofort.

Wer die Situationen in den Sylter Gebieten kennt wird gespannt sein, wer die neuen Regelungen des Landesnaturschutzgesetzes wohl wie kontrollieren und umsetzen wird. So bedeutet das beispielsweise für das Naturschutzgebiet Hörnum Odde ein „Aus“ für freilaufende Hunde am Strand und keine regelmässigen Luftbilder mehr von der Entwicklung der Odde.

Eine weitere Neuerung des Gesetzes ist die Einführung einer bisher nicht gekannten Biotopkategorie: „arten-und strukturreiches Dauergrünland“.

„Davon gibt es auf Sylt mehr, als im restlichen Kreisgebiet“, erläuterte Franz Bramrink. Was das Biotop genau auszeichnet können eigentlich nur Fachleute erkennen. Eine Kartierung für Sylt mit den entsprechenden zu schützenden Flächen (hauptsächlich in Sylt Ost) liegt dem Landschaftszweckverband vor.

Ein weiterer interessanter Punkt der Sitzung war die Frage, ob der Landschaftszweckverband ein Modellprojekt „autonomes Fahren“ für Sylt begrüssen solle. Nach einer ausführlichen Diskussion stimmten die Mitglieder bei einer Enthaltung dafür.

Lothar Koch wies für die Sylter Grünen darauf hin, daß der Landschaftszweckverband endlich für ein umfassenderes Modellprojekt zu alternativen Verkehrsmitteln und für ein insulares Verkehrskonzept eintreten müsse, statt immer wieder neu über kleinteilige Initiativen in dieser Richtung zu diskutieren.

„Wir werden sicherlich bald große Probleme mit dem Aufkommen von ungeübten, schnellen E-Bikes auf unseren schmalen Radwegen bekommen“, so Koch. Ein umfassendes Verkehrskonzept, das mit Perspektive auf  2020 alle neuen technischen Entwicklungsmöglichkeiten einmal bewertet und im Zusammenspiel für die Insel zuschneidet, sowie die Nutzung bestehender Strassen überdenkt, wäre bitter nötig, sagte der Autor des Zukunftsromans „Syltopia“.

Eine Unterstützung von autonom fahrenden Bussen oder Bahnen würde für ihn nur dann Sinn machen, wenn das zu einer realen Reduktion des Individualverkehrs führen würde.

Lothar Koch

* eine Broschüre zum novellierten Gesetz ist bei den Behörden erhältlich. Interessant daran ist, daß dort auch das Zusammenwirken mit dem Bundesnaturschutzgesetz gut dargestellt wird.

Bald mehr „Augen“ zum Schutz von Strand und kleinen Walen!

 

Rettungsschwimmer als "Augen für Meeresschutz"

Rettungsschwimmer als „Augen für Meeresschutz“

Strandarbeiter und Rettungsschwimmer können jetzt auch „Augen für sylter Meeresschutz“ sein. Naturschutzverbände schulen derzeit Mitarbeiter der Kurbetriebe.

Vieles, was am Weststrand in Sachen Natur- und Meeresschutz gemacht wird ist selbst den Strand-Mitarbeitern der Kurbetriebe nicht ganz klar. Weshalb werden ganz bestimmte Vogelarten registriert und Totfunde abgesammelt und andere nicht? Wann genau sollen Seehundjäger informiert werden? Und was hat es eigentlich genau mit dem Sylter Walschutzgebiet auf sich?

Die Idee, mehr Umwelt-Wissen und Zusammenhänge zwischen Strandpersonal und Naturschutzmitarbeitern zu vernetzen, kam im Arbeitskreis der Sylter  Naturschutzverbände auf und wurde umgehend umgesetzt. „Es fördert doch das Verständnis für unser Anliegen enorm, wenn Rettungsschwimmer, Strandkorbwärter und Kurkartenkontrolleure besser Bescheid wissen, was in ihrem Strandabschnitt an Meeres-und Strandschutzmaßnahmen wichtig sein könnte“, meint Margit Ludwig von der Naturschutzgemeinschaft Sylt.“

„Das macht wirklich Sinn“, so die Nationalpark-Rangerin Anne Schacht, „schließlich sitzen entlang des vierzig Kilometer langen Strandes ja über hundert Mitarbeiter der Kurbetriebe, die durchaus nebenbei ein „Umweltschutz-Auge“ auf Strand und Meer haben könnten.“

Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer in Hörnum ergänzt: „Das erste europäische Walschutzgebiet, das sich über die Landes-Nordseegewässer vor Sylt und Amrum erstreckt ist immer noch wenig bekannt. Dabei sieht man gerade in diesen Tagen überall kleine Schweinswale mit ihren frischgeborenen Kälbern auftauchen. An den Stränden liegen verstärkt Seehundsheuler. Es wäre gut mit geschulten Helfern die Sichtungsdaten zu sammeln und Wale und Robben vor menschlichen Störungen aller Art zu schützen.“

„Die Strand-Mitarbeiter der Kurbetriebe könnten über das Schutzgebiet und seine Bewohner in Gesprächen mit interessierten Gästen fachkundig Auskunft geben, wenn Sie mehr darüber wüssten. Deshalb setzen wir gemeinsam mit den Kurbetrieben zwischen Hörnum und List in diesen Tagen eine Veranstaltungsreihe um, die der naturschutzfachlichen Schulung dient. Wir freuen uns sehr, daß wir bald mehr Augen für den Sylter Meeresschutz haben“, meint Walter Körnig, der Beauftragte des NABU in List.

Dabei soll es nicht nur um Meeressäuger gehen, sondern auch um verschiedene Projekte zum Thema Plastikmüll im Meer und die Kontrolle von Strandverschmutzungen. Die Verbände erhoffen sich von interessierten Kurbetriebsmitarbeitern schnelle Weiterleitung von Informationen, wenn besondere Sichtungen oder Funde von naturkundlicher oder umweltschutztechnischer Bedeutung gesichtet werden.

Die Kurbetriebe der Insel haben das Angebot der Naturschutzverbände sofort dankbar angenommen  und ihre Strand-Mitarbeiter für die Teilnahme an einer einstündigen Info- Veranstaltungen der Verbände freigestellt. Die Teilnahme an den Infoverantstaltungen und am Strand-Beobachtungsnetzwerk sind für die Mitarbeiter natürlich freiwillig.

 

Lothar Koch

für die Schutzstation Wattenmeer eV., die Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V., den NABU, die sylter Nationalpark-Rangerin