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Sylter Unternehmer wollen mehr!

Politik trifft auf Tourismus hiess das Motto der gestrigen Versammlung, in der die Sylt Marketing Agentur (SMG) gemeinsam mit den Sylter Unternehmern SU und weiteren Wirtschaftsverbänden die Inhalte ihres neuen Strategiekreises vorstellten.

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Grafik: Harro Falkenreck

Ziel war es, die Vertreter der Kommunalpolitik auf Linie des Arbeitskreises einzunorden und die Werte des Strategiekreises in die „Fläche“ zu bringen.

Die Unternehmer haben eine Vision: Sie wollen, daß Sylt die Nr.1 unter den europäischen Urlaubszielen wird, freilich nur aus Sicht der Deutschen, denn internationale Gäste machen bislang nur einen Anteil von knapp 3% der Gästeschar aus. Das wollen sie mit der Mission erreichen, den Gästen „auf leidenschaftliche Art ganz bewusst einzigartige Urlaubserlebnisse zu gestalten“ und dabei immer die „Extraportion Qualität“ mitliefern. Erste Ideen dazu wären: ein „Liebesromanfestival“ und „Matchmakertage für Singles“ beispielsweise mit der Firma „Parship“ zu veranstalten (Anm. des Autors: Legt zeitlich beides zusammen und das wird der Hammer :-).

So sollen nicht nur rückläufige Gästezahlen bei Pensionen, Appartements und Privatunterkünften (bei Hotels sind die um 57% gestiegen) aufgefangen werden, sondernde Übernachtungszahlen bis 2020 auf 7 Millionen gesteigert werden. Das wäre also in gut zwei Jahren eine Steigerung um rund 100 000 Übernachtungen gegenüber 2016.

Schaut man indes in die Statistiken des Marketingplans der SMG, kann man dort herauslesen, dass unter den Top 5 Reiseentscheidungen vier Plätze von Natur und Umwelt-Faktoren belegt sind wie: Klima/Luft, Landschaft/Lage,Strand/;Meer/Baden, Flora und Fauna. Die so hoch gelobte Gastronomie liegt beispielsweise mit 19% hinter diesen Punkten (Klima/Luft 72%) um bis zu 53% zurück.

Erstaunlicherweise bleibt die Strategiepyramide der Unternehmer in Bezug auf diese Natur und Umwelt-Themen äusserst dünn. Auf Nachfrage zu der Problematik, daß ca. 1 Million Autoverladungen nach Sylt gehen sagte SU Vorsitzer Karl-Max Hellner: „Sylt hat kein Verkehrsproblem, sondern ein Parkplatzproblem. Wenn die Gäste mal zehn bis zwanzig Minuten im Stau stehen, ist das für die, verglichen mit den Staus zu Hause, reinster Urlaub“.

Dass diese Denke komplett an den aktuellen Fragen des Klima-, Natur- und Landschaftsschutzes vorbeigeht, schien den Unternehmern nicht offensichtlich zu sein. Dementsprechend wäre eine tiefere Auseinandersetzung mit den Notwendigkeiten eines modernen Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes dringend erforderlich. Leider wurde bislang jedoch vergessen, einen Vertreter des Naturschutzes in das Strategiegremium zu berufen, um zur Visionsentwicklung der Insel beizutragen und von vornherein das „Schiff“ auf den richtigen Kurs zu bringen, der den Reisewünschen der Urlauber und den Bedürfnissen der Insel entspricht, auf deren Rücken das „Monopoly-Spiel“ gespielt wird.

Auf die Frage, wieviel des grossen Budgets die SMG denn in die Werbung für Langzeit-Urlauber stecken würde (im Gegensatz zu umfangreichen Kampagnen, die stressbringende Kurzurlauber locken sollen), mussten die Referenten passen: „Leider gar nicht“, gab Moritz Luft, Geschäftsführer der SMG zu, „dafür fehlt uns das Personal“.

 

Lothar Koch

 

Zukunftswerkstatt für Keitum

In Keitum läuft heute und morgen die Zukunftswerkstatt mit den Fragen:IMG_7066
Was fehlt in Keitum und was soll auf jedenfall bleiben?
Hier meine Antworten:
Es fehlen:
– kunsthandwerklich gestaltete Strassenschilder
Die Strassenschilder könnten das Ambiente des Kapitäns- und Kunsthandwerkerdorfes mehr zur Geltung bringen, wenn sie einzigartig originell gestaltet wären, statt diese blauen 08/15 Dinger von heute.
– Immer mehr fehlt der schöne Dorfcharakter
Alles was den Dorfcharakter optisch entwertet und eher in Richtung Urbanisierung deutet, sollte wieder verschwinden.
Zum Beispiel die überproportionierten Strassenverkehrsschilder rund um das Dorf, die wie Autobahnausfahrten wirken. Aber auch der Stil mancher Werbeschilder im Ort. Schön wäre es auch, da wo möglich, Asphalt zurückzubauen. Mehr hin zu Kopfsteinpflaster und ähnlichen „dorfgerechten“ Wegen. Orte auf der dänischen Insel Fanö können ein gutes Beispiel für Keitum sein.
– Ein gutes Fußgänger und Radwegekonzept:
Je attraktiver Keitum für Fussgänger und Fahrräder wird, um so besser. Kleine, lebendige Fussgängerzonen, gute Radabstellmöglichkeiten und -wege. Eventuell auch ein kleiner Keitum-E-Bus, der nur im Dorf verkehrt und kostenlos herumfährt, um die die Leute vom Park and Ride-platz am Dorfeingang abzuholen.
Ein Expertengutachten zum Thema E-Mobilität könnte aus Landesfördermitteln finanziert werde.
– Reaktivierung des Schöpfwerkes am Nössedeich
Das ehemals von der Schutzstation genutzte Schöpfwerk sollte in diesem Sinn wieder genutzt werden. Eine Sanierung des Gebäudes wäre Voraussetzung. Durch Biotopmaßnahmen in den Wiesen auf der Binnendeichseite könnte der Standort für Naturbegeisterte noch aufgewertet. werden. Dann in das Türmchen oben einen tollen Vogel- und Sternenhimmelkiek mit Aussichtsmöglichkeiten in alle Richtungen bauen (am Bestenl als „Glaskuppel“).
– Aufwertung aller Hünengräber im Gemeindegebiet, besonders am Tipkenhoog
Die Hünengräber im Gemeindegebiet wirken trotz des Lehrpfades der Sölring Foriining überwiegend noch recht lieblos behandelt. Jeder einzelne Standort sollte bedacht werden: Wie kann man die historische Bedeutung und die Mystik, die von diesen Orten ausgeht besser herausarbeiten und präsentieren?
– Mehr Kunsthandwerksbetriebe mit „offener“ Werkstatt.
Was soll bleiben:
-Natürliche Wattlandschaft, Reetdachhäuser, alte Kapitänshaüser. Kunsthandwerker, schöne Türen, Tante Emma Läden