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Die Venus von Rantum

Vor ein paar Tagen fiel mir nach dem Baden eine kleine unscheinbare Muschelschale im

Lothar Koch mit der Venus von Rantum

Spülsaum meines Rantumer Badestrandes auf. Ich traute meinen Augen fast nicht, aber ich hielt tatsächlich eine kleine Venusmuschel in der Hand.

Ich kann mich nicht erinnern, so eine schon mal auf Sylt gesichtet zu haben. Wenn doch, muss es ewig her sein. Damals auf meiner Heimatinsel Juist war das häufiger der Fall und galt dennoch als relativ seltener Fund. Venusmuschelschalen sind an Nordseestränden fast nur in der fossilen Form zu finden, also Tausende von Jahren alt.  In ganz seltenen Fällen verirrt sich vielleicht mal eine lebende Venus die auf Treibgut haftet in unsere Breiten.

Im Süden kommen Venusmuscheln noch häufig lebend vor und gelten als Delikatesse. Doch die am Nordseestrand zu findenden Schalen sehen anders aus, als die aus der Paella. Sie besitzen zwar die feinen konzentrischen Rippen, die ihnen ein edles Aussehen verleihen, haben aber meist ihren porzellanartigen Glanz verloren. Meist erscheinen sie grau oder bräunlich. Manchmal recht hell mit Farbstreifen, die wie Sonnenstrahlen quer zur Rippung verlaufen.

Aus einer Venus soll die Göttin der Liebe geboren worden sein. (Obwohl diese göttliche Venus auf dem bekannten Ölgemälde von Botticelli einer Jakobsmuschel entsteigt).

Angeblich soll der Name von der Form des Schalenschlosses herrühren, welches von Aussen an den Bauchnabel und von Innen an die Vulva jener göttlichen Frau erinnern soll.Viel Spass beim Muschelsuchen und Finden!

Lothar Koch

Wenningstedt will monströse Strandtreppe bauen

Im Februar hatte der Leiter des Wenningstedter Tourismusservice über die Sylter Rundschau noch mitteilen lassen: „Wichtig ist Henning Sieverts, dass sich Treppe und Aufzug „harmonisch in das Landschaftsbild einfügen“.

Quelle:shz/Entwurf Schlumms und Franzen

Der nun vorgestellte Entwurf entspricht offenbar nicht dem Anspruch, der Sylter Landschaftsästhtik Vorrang zu geben (s.Foto: Entwurf Schlumms und Franzen, Sylter Rundschau). Die Stahl-Treppe wird wahrscheinlich über Kilometer weit für Strandspaziergänger sichtbar sein und das natürliche Dünen/Kliff Relief optisch massiv beeinträchtigen. Dabei hat Gosch es doch gerade mit seinem neuen Restaurant an der Wenningstedter Promenade vorgemacht, wie man groß, modern und dennoch optisch landschaftsverträglich bauen kann. Der neue Sitz des Sylter Fischpabstes verschwindet unter einem geschwungenen, grünen Grasdach und passt sich, gemessen an der Gesamtgrösse, relativ gut ein.

Offensichtlich haben wenningstedter Gemeinde-und Kurbetriebsvertreter trotz der Diskussion, die vergangenes Jahr um den Ausbau der Kampener Treppe am Roten Kliff geführt wurde, nichts Wesentliches in Sachen Natur/Syltverträglichkeit dazugelernt. Sie setzen weiter auf grösser, pompöser, aufwendiger, statt die natürliche Schönheit der Strand, Dünen-und Klifflandschaft an erste Stelle zu setzen und so sensibel wie möglich mit dem Naturerbe umzugehen.

Die Behörden entscheiden leider nicht nach Gesichtspunkten der Landschaftsästhetik, sondern lediglich danach, ob sich der Bau in einem Naturschutzgebiet befindet, oder nicht. Da das bei dem Standort der Treppe nicht der Fall ist, wird die ca. 900 000 Euro teure Konstruktion mit eingebautem Fahrstuhl wohl genehmigt werden-  wie lange die Technik an dem salz/sand/wasser-gebeutelten Standort dann hält und wie hoch die Folgekosten der Erhaltung werden, bleibt abzuwarten.

 

Wie finden Sie den Entwurf?

 

Lothar Koch

„Happy Bird Beach“ könnte neue Attraktion in List werden

Direkt vor dem Eingang des Zentrums für Naturgewalten am Lister Hafen entsteht gerade ein neuer Strand. Vor ein paar Wochen lagen dort nur alte Betonplatten, spitze Deckwerksteine, schmutziger Sand und Schlick. Nun erstreckt sich direkt hinter der Hafenmauer ein feiner, heller Sandstrand, der zusätzlich mit Sandfangzäunen besteckt ist, um im Laufe der Zeit kleine Sanddünen entstehen zu lassen. Im Herbst, wenn der Regen den frisch aufgespülten Seesand entsalzt hat, soll dann auch Strandhafer gesetzt werden. Das Ergebnis in ein /zwei Jahren könnte ein kleines Küstenbiotop sein, das auch Seevögel zum Brüten anlocken würde. Damit hätte das Zentrum für Naturgewalten quasi einen neuen, „open-air“ Ausstellungsteil. Einen „Happy Bird Beach*“, der die interessanten Wattenmeer- Informationen im Inneren des Gebäudes um eine wirklich lebendige Erfahrungsmöglichkeit bereichern würde. So könnte man aus der Vogelperspektive vom Dach der „Naturgewalten“ in Ruhe mit Ferngläsern das Brutgeschehen vor der Haustür beobachten- eventuell sogar direkt von der Hafenmauer aus. Vorher (Foto: A.C.Wright) Nachher (Foto: L.Koch) Voraussetzung ist jedoch, dass jetzt im Zuge der aktuellen Küstenschutzmaßnahme, dem eigentlichen Grund der Aufspülung, und auch nach deren Abschluß, der ca 150 m lange Sandstrand nicht betreten wird. Nur dann kann sich im Laufe der Zeit ein naturnahes Biotop entwickeln, das auch für Seevögel interessant ist. Wer jetzt befürchtet, dass Naturschützer hier den Menschen aussperren wollen, liegt jedoch ganz falsch. Das Ganze soll eine interessante, pädagogisch wertvoll aufbereitete Möglichkeit sein, Naturvorgänge hautnah besser zu verstehen und entspricht so ganz dem Konzept des Zentrums für Naturgewalten, das ja gerade dafür gebaut wurde, Natur an den Menschen heran zu bringen. Außerdem soll wenige Meter weiter, beim Strandhotel der dort entstandene Sandstrand für den Publikumsverkehr frei gegeben werden. Alles in allem also eine Küstenschutzmaßnahme, die mal so geplant wurde, dass neben dem Küstenschutz auch der Tourismus und der Naturschutz etwas davon haben! Nun wird sich zeigen, wie groß die Akzeptanz bei Listern und Touristen sein wird, das Betretungsverbot, welches übrigens in erster Linie  aus Küstenschutzgründen ausgesprochen wird, zu respektieren. Die Sandvorspülung war nötig geworden, weil die vor wenigen Jahren gebaute Hafenmauer, die Strömung so verändert hatte, dass im Norden des AWI-Geländes immer stärkere Landabbrüche erfolgten. * Der Begrifff „Happy Bird Beach“ wurde von der Studentin Anna Christin Wright geprägt, die als  Teilnehmerin an dem internationalen Studiengang Environmental Management beim Alfred Wegener Institut  ein Konzept für die Umsetzung als Master Arbeit schreiben will. Lothar Koch

Seeschwalben läuten den Frühling ein!

Stellt euch doch einmal an den Strand und schliesst für ein paar Minuten die Augen. Hörst Du dieses knarrend quietschend – kreischende Geräusch, das stark an ein rostendes Türscharnier erinnert? Wenn Du die Augen wieder öffnest, wirst Du weiße, elegante Vögel bemerken, die erst in der Luft rütteln und dann immer wieder sturzflugartig aus zehn, zwanzig Metern Höhe in die Nordseewellen herabstürzen.

Das sind keine Möwen, sondern Seeschwalben. Auf Sylt kündigen sie den Frühling an. Hier jagen sie kleinen Fischen nach, die sie zur Paarungszeit als „Hochzeitsgeschenk“ ihrer Auserwählten bringen.

Erst Mitte April sind sie von Südafrika nach Sylt zurückgekehrt. Sie werden bis zum Spätsommer bleiben. Ab Mai versuchen sie dann irgendwo im Umkreis von 1- 200 km zu brüten und ihre Küken, bis Ende Juni, großzuziehen. Zum Beispiel auf einer der Halligen, einem abgelegenen Außensand im Wattenmeer oder – mit ganz viel Glück – auch in einem der von Naturschützern bewachten Brutgebiete auf Sylt.
200 km? Für Seeschwalben ist das keine Entfernung. Schließlich legen viele der zierlichen Tiere jedes Jahr bis zu vierzigtausend Kilometer zurück. Manche verbringen unseren Winter sogar in der Antarktis und fliegen im Frühjahr noch viel weiter als Sylt, hoch bis in die Arktis.

Zwergseeschwalben wiegen dabei gerade einmal 45 Gramm und erreichen eine Länge von 20 cm. Die winzigen Langstreckenflieger sind bei uns besonders bedroht, weil sie ausnahmslos auf unbewachsenen Strand- und Kieswällen an der Küste brüten. Diese Stellen werden jedoch von Menschen zum Spazierengehen und Sonnen bevorzugt.

Zusätzlich machen Bodenfeinde, wie auf die Insel eingewanderte Füchse oder freilaufende Hunde den Bodenbrütern das Leben schwer. Daher siedelt diese Art heute fast nur noch auf unbewohnten Vogelschutzinseln oder in abgezäunten Naturgebieten. In ganz Deutschland gibt es weniger Brutpaare der Zwergseeschwalbe (ca. 600) als Einwohner in Hörnum auf Sylt (ca. 1000).

 

Seeschwalbenarten auf Sylt

Brandseeschwalben: XL, schwarze Füße, schwarzer Schnabel mit gelber Spitze, „Punkerfrisur“,

Küstenseeschwalben: L, rote Füsse, roter Schnabel, Flussseeschwalben: L, rote Füße, roter Schnabel mit schwarzer Spitze

 

Zwergseeschwalben: S, gelbe Füße, gelber Schnabel mit schwarzer Spitze, weiße Stirn

Lachseeschwalben: XL, schwarzer Schnabel, jagen oft in den Dünen nach Eidechsen.

Haltet den Sylter Strand autofrei!

Ok, als jemand der auf der autofreien Insel Juist aufgewachsen ist, bin ich vielleicht besonders allergisch gegen Motorfahrzeuge am Strand. Jedesmal, wenn ich den „National-Parkplatz“auf den Stränden von St. Peter Ording oder bei unserer dänischen Nachbarinsel Römö sehe, tränen mir innerlich die Augen.

Auch auf Sylt scheint die Hemmschwelle zur Strandbefahrung stetig zu sinken. Es ist kaum möglich noch einen Strandgang zu machen, ohne irgendwo Autospuren im Sand zu vorzufinden.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. ich befürchte nicht den Massentod der Sandlückenfauna durch das Befahren mit KFZ. Für mich ist das eher ein landschaftsästhetisches Ärgernis. Auf einem Naturstrand hat ein Auto und auch eine Autospur nichts zu suchen. Das mindert für mich das Naturerlebnis, genauso wie es für mich den Genuss beeinträchtigt, wenn auf einer Geburtstagstorte Fliegen sitzen.
Es gibt zahlreiche Genehmigungen für amtliche Fahrzeuge (Küstenschutz, Kurverwaltungen, Seehundjäger…) und Ausnahmegenehmigungen für Gastronomen, die Strandbars betreiben. Sicher ist manches notwendig und unerläßlich, aber die Strandfahrten sollten auf das Allernotwendigste begrenzt sein.
Sonst werden wir öfter das erleben, was heute mal wieder am Rantumer Strand zu sehen war. Ein Allrad-Jeep aus dem fernen Oldenburg (Kennzeichen:OL-RN …das komplette KFZ-Zeichen liegt der Redaktion vor) bretterte mir auf freier Strandfläche entgegen. Drinnen sassen offenbar zwei Touristen, die irgendwo südlich von Rantum auf den Strand gefahren waren, um ihr tolles Auto mal so richtig auszuprobieren.Die Schutzstation Wattenmeer wurde informiert.

Lothar Koch