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Glasperlenspiel und Wunderwelle

Wer derzeit am Sylter Weststrand wandert, kann sich am schimmernden Glasperlenspiel Seestachelbeerenauf dem Sand erfreuen. Tausende von kleinen, beerengrossen „Glaskugeln“ übersähen stellenweise den Spülsaum. Je nach Sonnenstand glitzert und funkelt es, besonders in den frühen Morgen- und späten Abendstunden, weil das Licht dann am besten durch die durchsichtigen Kugeln fällt. Es handelt sich dabei um Rippenquallen, die wegen ihrer Form auch Seestachelbeeren genannt werden. Die völlig harmlosen Glibber-Geschöpfe entfalten ihre volle Schönheit, wenn man sie in einem Salzwasseraquarium bewundern kann. Das ist meist in der Schutzstation Wattenmeer Hörnum, oder im Zentrum für Naturgewalten List möglich, oder auch in einem selbstmitgebrachten Einmachglas. Rippenquallen nutzen zwei längere Klebtentakeln, um Beute zu machen, also keine Nesselfäden, wie ihre eher unbeliebte Verwandtschaft. Die kugelrunden und Rippenqualleglasklaren Körper werden von irisierenden Flimmerhäärchenreihen gesäumt, mit denen die Tiere gemächlich als Großplankton durch die Wassersäule schweben. Anders als die viel grösseren Scheibenquallen (Medusen) entwickeln diese sich direkt aus im Wasser schwebenden Eiern und nicht aus festsitzenden Bodenpolypen. Jetzt im späten Frühjahr erreicht das Vorkommen der Rippenquallen hier seinen Höhepunkt. Schliesslich konnten sich die Tiere in den letzten Wochen am reichlich vorhandenen Mikroplankton laben, welches sich Dank Licht und Nährstoffen im Überfluss explosionsartig vermehren konnte („Algenblüte“). Aber die „Algenblüte“ verbraucht halt auch viel der vom Winter angesammelten Nährstoffe, sodass ab Juni wieder mit klarerem Badewasser gerechnet werden kann.

Nicht selten verspeisen die eleganten Rippenquallen auch Microplankton, das über einen Enzymprozess Kaltlicht erzeugen kann. Das  mikroskopisch kleine Meeres-Leuchten-Tierchen (Noctiluca scintillans) ist dieses Jahr besonders frühzeitig in so ausreichenden Dichten vorhanden, dass nächtliche Spaziergänger schon das Glück hatten, von funkelnden „Wunderwellen“ überrascht zu werden. Zu dem Abstrahlen des neonfarbenen Kaltlichtes kommt es, wenn die Panzergeisseltierchen durch Wellen- oder Schwimmbewegungen angeregt werden.

Wenn Rippenquallen genug von Noctiluca aufgefuttert haben funktioniert dieser Enzymprozess auch noch eine Weile nach dem Einverleiben. Die „Glasperlen“ funkeln dann sogar auch Nachts.

Eine Rippenqualle macht noch keinen Frühling

Was dem Binnenländer seine Mehlschwalbe, ist dem Insulaner die Rippenqualle. Kaum haben sich Eis und Schnee etwas verzogen, nehmen im Strandspülsaum die Funde von kleinen, glibberigen „Glasperlen“ wieder zu. Es handelt sich dabei um Rippenquallen, die wegen ihrer Form auch Stachelbeerquallen genannt werden. Die völlig harmlosen Glibber-Geschöpfe entfalten ihre volle Schönheit, wenn man sie in einem Salzwasseraquarium bewundern kann. Das ist meist in der Schutzstation Wattenmeer Hörnum, oder im Zentrum für Naturgewalten List möglich. Rippenquallen nutzen zwei längere Klebtentakeln um Beute zu machen, also keine Nesselfäden, wie ihre eher unbeliebte Verwandtschaft. Die kugelrunden und glasklaren Körper werden von irisierenden Flimmerhäärchenreihen gesäumt, mit denen die Tiere gemächlich als Großplankton durch die Wassersäule schweben. Anders als die viel grösseren Scheibenquallen (Medusen) entwickeln sie sich direkt aus im Wasser schwebenden Eiern und nicht aus Bodenpolypen. Nicht selten verspeisen die eleganten Tiere Microplankton, das über einen Enzymprozess Kaltlicht erzeugen kann (Meeresleuchten). Dieser Prozess funktioniert auch noch eine Weile nach dem Einverleiben der Beute durch den Räuber, sodass Rippenquallen nicht selten Nachts im Aquarium grün-bläulich leuchten.

Weitere Frühlingsboten der Meeresküste, die uns bald in ihren Bann ziehen werden, sind mit dem Paarungsritual und Brutgeschäft der Vögel verbunden: zum Beispiel balzende Silbermöwen, Austernfischer, die laut trillernd ihre Reviere abgrenzen oder Lachmöwen, deren Kopf sich schokoladenbraun färbt. Ein Farbsignal, das  später in der dichten Brutkolonie die Aggression der Nachbarn runterfahren soll.

 

SyltNaturReporter

Lothar Koch