Friedhof der Muscheltiere jetzt verkleinert

Presseinformation


13.07.15  –  SCHUTZSTATION WATTENMEER

Muschelkompromiss im Wattenmeer

 
Umweltorganisationen, Muschelfischer und Minister Habeck vereinbaren weniger Eingriffe durch die Fischerei im Nationalpark
Kiel, 13.07.2015. Die Umweltorganisationen Landesnaturschutzverband, NABU, Schutzstation Wattenmeer, Verein Jordsand und WWF bezeichnen die heute in Kiel abgeschlossene Vereinbarung mit der Muschelfischerei als Durchbruch für den Schutz des Nationalparks Wattenmeer. Durch die Übereinkunft werde die Fischerei auf wilde Unterwassermuschelbänke erheblich verringert. Diese Saatmuschelfischerei ist künftig nur noch innerhalb von vier der großen Tidebecken des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres erlaubt, während vier andere dieser Gebiete für sie geschlossen werden. Zugleich wird die Fläche der künstlichen Miesmuschelkulturen auf 1.700 Hektar verringert, das sind 300 Hektar weniger als zuvor.
Die Umweltverbände sehen die Einigung, für die sich auch Schleswig-Holsteins Umwelt- und Fischereiminister Robert Habeck stark engagiert hatte, mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Sie bedeutet eine große Verbesserung für die empfindliche Natur des Nationalparks und gleichzeitig das Ende eines langjährigen Konflikts. Allerdings bleiben die Änderungen hinter den Forderungen der Umweltverbände zurück, die auf eine Einstellung der Fischerei auf Wildmuscheln gedrängt hatten. Ein Wermutstropfen ist auch, dass Saatmuschel-Gewinnungsanlagen künftig auf bis zu 250 Hektar der Muschelkulturfläche eingerichtet werden können und dort das natürliche Landschaftsbild des Nationalparks negativ verändern. „Insgesamt ist die Einigung jedoch ein großer Fortschritt für die Natur und deren ungestörte Entwicklung im Nationalpark. Es besteht nun Hoffnung, dass sich die Miesmuschelbänke in den kommenden Jahren erholen werden“, so die Umweltverbände.
Bevor die vereinbarten Eckpunkte wirksam werden können, müssen auf ihrer Basis noch detaillierte Zulassungsanträge gestellt werden und eine umfassende Verträglichkeitsprüfung muss zu dem Ergebnis kommen, dass diese mit dem Nationalparkgesetz und dem europäischen Naturschutzrecht vereinbar sind.
Seit Jahrzehnten hatten sich die Umweltorganisationen dafür eingesetzt, den Einfluss der Muschelfischerei auf das einzigartige Ökosystem des Wattenmeeres auf ein verträgliches Maß zu verringern. Diese führte vor allem dazu, dass die wie Riffe ausgeformten wilden Miesmuschelbänke, die das Wattenmeer unter und über Wasser prägten, immer seltener wurden. Heute umfassen sie nur noch einen kleinen Teil des ursprünglichen Vorkommens.
Bei aller Hoffnung für eine Bestandserholung bestehen für die Miesmuschelbänke aber auch weiterhin Gefahren: Das durch den Klimawandel wärmer werdende Nordseewasser und die eingeschleppte Pazifische Auster als Konkurrent könnten die Erholung der Bestände gefährden.
WWF, Verein Jordsand, Schutzstation Wattenmeer, NABU und der Landesnaturschutzverband erwarten nun eine zügige Umsetzung der Vereinbarung und hoffen, dass es mit ihr gelingt, den begonnenen konstruktiven Umgang zwischen den Beteiligten fortentwickeln zu können.
Ansprechpartner/innen:
Dr. Hans-Ulrich Rösner, WWF, 0151-12290848
Silvia Gaus, Landesnaturschutzverband, 0171-6327513
Harald Förster, Schutzstation Wattenmeer, 0151-56340564

 

Weniger Rastvögel im Watt

Bericht über Bestandstrends von 34 Zugvogelarten im internationalen Wattenmeer

Die Möwe Jonathan

Zahl der Silbermöwen nimmt ab

vorgelegt

Wilhelmshaven, 1. Juli 2015:
Das internationale Wattenmeersekretariat veröffentlicht einen Bericht  über die Entwicklung der Rastvogelzahlen im Wattemeer.
Insgesamt werden 33 Arten überwacht. Dabei zeigt sich: Die Zahlen von 14 Arten nehmen ab, bei 13 Arten zeigen sie keine Veränderung und bei 6 Arten nehmen sie zu. Zu den Arten mit abnehmenden Beständen gehören Austernfischer, Dunkler Wasserläufer, Ringelgans und die Silbermöwe. Diese Arten sind zwar noch nicht ausgesprochen selten geworden,  aber ihre Zahlen gingen in den letzten 25 Jahren um bis zu 50% zurück. Auch die in großer Anzahl vorhandenen Arten wie  Alpenstrandläufer oder Lachmöwen zeigen klare rückläufige Trends. Zu den 13 beständigen Arten gehören z.B. Rotschenkel, Großer Brachvogel und Pfuhlschnepfe. Zahlenmäßig zugenommen haben Arten, wie z. B. Löffler und Weißwangengans.

Die Gründe für die unterschiedlichen Entwicklungen sind unklar. Es gibt Hinweise, dass garnelen- und fischfressende Arten wie Löffler und Kormoran und auch pflanzenfressende Arten wie die Weißwangengans zunehmen. Rastvögel, die Würmer und Schalentiere der Wattflächen auf ihrem Speiseplan haben, nehmen dagegen eher ab.

Die Gründe für die sich ändernden Rastvogelzahlen im Wattenmeer zu finden, ist eine Herausforderung, die nur interdisziplinär angegangen werden kann. Nationale Gesetze, europäische  Richtlinien und der Weltnaturerbe-Status des Wattenmeeres, die alle auch dem Schutz der Rastvögel dienen, erfordern eine Untersuchung der Ursachen für die Abnahme der Vogelzahlen. Wir müssen die ökologischen Zusammenhänge besser  kennen, bevor Initiativen ergriffen werden können, um die negativen Trends zu stoppen‘ sagt Karsten Laursen, leitender Wissenschaftler der dänischen Universität Aarhus und Vorsitzender der Joint Monitoring of Migratory Birds Group (JMMB), die mit dem Wattenmeersekretariat die Zählung der Rastvögel im Wattenmeer organisiert und auswertet.

 

Seit 25 Jahren werden jährlich regelmäßige systematische Rastvogelzählungen im Wattenmeer durchgeführt. Einige hundert ehrenamtliche Vogelzähler und professionelle Ornithologen aus verschiedenen Einrichtungen und Behörden nehmen daran teil. Die Zählungen sind Teil des ‚Trilateral Monitoring and Assessment Program‘ (TMAP), das gemeinsam von den Umweltministerien Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande zur Überwachung des Wattenmeers durchgeführt wird.

 

Die Wurfzeit der Wale vor Sylt hat begonnen

Sylt/Rantum, 3.6.2015

Kampen 2.6.2015 Gabi Vogt

Kampen 2.6.2015
Foto: Gabi Vogt

Vor Sylt hat die Wurfzeit der Schweinswale begonnen. Das beweisen nicht nur vermehrte Sichtungen von Mutter/Kalb Gruppen, die sich nahe des vierzig Kilometer langen Sylter Strandes bewegen, sondern leider auch vereinzelte Torfunde.
So musste vor zwei Tagen ein ca 45 cm langes Walkalb vom Kampener Strand geborgen werden.
Unfälle in der Brandungszone sind über die Jahre immer wieder bei Kleinwalen beobachtet worden. Die Muttertiere schwimmen nicht selten in nur wenigen Metern vom Strand entfernt mit ihren frischgeborenen Kälbern. Wenn dann eine kräftige Welle hochschlägt, kann es schonmal zu einem Wurf des unerfahrenen Jungtieres an Land kommen, der dann meist tödlich endet.
Natürlich können auch Frühgeburte, Störungen der Mutter -kalb Gruppe durch Lärm und Verfolgung, oder andere Komplikationen Ursache für solche Strandungen sein.
Um zumindest negative Einflüsse seitens des Menschen zu minimieren, wurde bereits 1999 ein Walschutzgebiet vor der Insel Sylt eingerichtet.
Sollten Sie lebende oder tote Wale sichten, bittet die Schutzstation Wattenmeer um Benachrichtigung unter der Telefonnummer : 04651/881093.

Unter der gleichen Nummer können Sie sich auch bei Funden von Seehund-Heulern wenden. Die Seehunde gehen jetzt in die Hauptphase der Wurfzeit und in den nächsten Wochen ist mit Tausenden von Geburten zu rechnen. Auch von dieser Art landen oft Frischgeborene an Stränden. Sie sollten unter keinen Umständen durch Annäherung gestört werden. Hunde bitte sofort an die Leine!
Die Schutzstation leitet Ihre Meldung dann an den zuständigen Seehundbeauftragten weiter.

Diplombiologe Lothar Koch

Schutzstation Wattenmeer begrüßt die Installation von interaktiven Infotafeln am Sylter Walschutzgebiet

IMG_1998 List/Sylt

Nach 15 jährigem Bestehen des Walschutzgebietes, wurde heute auf Sylt im Beisein von Vertretern des LKN, der Gemeinde List, dem Landschaftszweckverband Sylt und den Naturschutzverbänden des Naturerlebniszentrums Naturgewalten Sylt, ein erster Prototyp von neuartigen, interaktiven, Informationstafeln zum Walschutzgebiet aufgestellt.

Insgesamt zwölf Informationselemente zu den Themen Nationalpark-Fauna der offenen Nordsee (speziell Trauerenten und Schweinswale) und Küstenschutz (Speziell Sandvorspülung) werden in dieses Jahr an zahlreichen Strandübergängen entlang der gesamten Sylter Westküste folgen.

IMG_1999

„Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt. Wir werden in den nächsten Wochen im ersten Schritt zwei Prototypen aufstellen, die bis April getestet werden.“erklärte Matthias Kundy vom LKN/Nationalparkverwaltung.

„Wir wollen jetzt bis zum Saisonbeginn sehen, inwieweit gerade die interaktiven Bedienelemente der extremen Sylter Witterung standhalten“, so Matthias Strasser vom Erlebniszentrum Naturgewalten, der das Projekt vor Ort betreut und zusammen mit Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer initiiert hat.

„Wir haben bei der Konzeption der Info-Stelen vor allem auf eine außergewöhnlich spielerische und urlauberfreundliche Darstellung hingearbeitet, die dennoch sturmtauglich und finanzierbar ist“, so Lothar Koch.
Neben einem reinen Erklärstück, inklusive Karte mit eingezeichneten Schutzgebieten, ergänzt ein Drehrad die Stele mit detaillierten Informationen zum Nationalpark,  Küstenschutz, den Schweinswalen und den Trauerenten.

Die Gesamtkonzeption und technische Umsetzung wurde Firma „NaturErleben“ aus Kiel durchgeführt. „Nun hoffen wir, daß es nach der besonderen Kenntlichmachung des Walschutzgebietes, auch politisch mit Verbesserungen für die Kleinwale weitergeht. Es gibt noch Verbesserungen hinsichtlich Fischerei, Befahrensregelungen und Lärmemissionen im Bereich des Wal-Kalbungsgebietes zu verbessern“, so Koch

Bereits im Dezember 1999 wurde das Walschutzgebiet vor der Westküste Sylts und Amrum ausgewiesen und ist Teil des Nationalparks Wattenmeer. „Die Beharrlichkeit der Sylter Verbände in dieser Sache hat sich gelohnt, wenn im Sommer alle Infoelemente stehen.“, so  der Biologe Lothar Koch.  Matthias Kundy ergänzt: „Schlussendlich haben wir jetzt eine gute Lösung gefunden, hinter der auch die Tourismusdirektoren der Insel stehen und somit kann unser Projekt Schweinswal-Infostelen in diesem Jahr endlich  umgesetzt werden.“

Finanziert wurde das Kooperationsprojekt durch fällige Ausgleichsgelder aus den Eingriffen ins Schutzgebiet wegen der jährlichen Sandvorspülungen. Eine schicke, aufrechte Stele mit Fundament soll Anfang März zusätzlich auf der Plattform Ellenbogenberg errichtet werden. Heute wird jedoch zunächst die Pultvariante auf die Brüstung des Geländers am Übergang Weststrandhalle in List angebracht.