Aufruf zur Meldung von Gänsefunden am Strand!

Offenbar sind Dutzende von Blässgänsen am sylter Weststrand tot aufgefunden worden. Zur Feststellung der Ursache, bitte Fundort zeitnah an die Schutzstation Wattenmeer melden, oder Fund dort abgeben : hoernum@schutzstation-wattenmeer.de, (04651- 88 62 229) oder via beachexplorer.org. Es wäre denkbar, daß sie vor kurzem, in den Tagen dichten Nebels, auf dem Vogelzug mit etwas kollidiert sind (Offshore-Windkraftanlagen?). Mehr Aufschluß zur Todesursache könnten

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Untersuchungen an Kadavern bringen.

Lothar Koch

Robben im Wattenmeer stabilisieren sich auf hohem Niveau

IMG_1271Wilhelmshaven, den 2. November 2015:

Die Robbenbestände im Wattenmeer sind auch 2015 stabil geblieben. Dies meldet das Internationale Wattenmeersekretariat (CWSS) und das LKN-Schleswig Holsteins.

Seehunde

Trotz einer Anhäufung von Totfunden im Herbst und Winter 2014, ausgelöst durch den Influenza-H10N7-Virus („Grippevirus“), kann der Bestand, bei leichtem Rückgang um weniger als 1% im Vergleich zum Vorjahr, weiterhin als sehr solide bezeichnet werden.

Seit dem letzten großen Seehundsterben im Jahr 2002, dem fast die Hälfte der Population zum Opfer fiel, nahmen die Bestände bis 2013 kontinuierlich zu, die Experten schließen aber nicht aus, dass sich das Populationswachstum seither generell abgeschwächt hat.

Die Zählungen werden traditionell im August, während der Fellwechselperiode und den damit verbundenen häufigeren Landaufenthalten der Tiere, durchgeführt.

Zum Zeitpunkt der Zählungen konnten im dänischen, deutschen und niederländischen Wattenmeer 26.435 Seehunde erfasst werden. Diese verteilen sich wie folgt: 2.849 (bei 686 Jungtieren) Tiere in Dänemark, 8.293 (3.777) in Schleswig-Holstein, 7.627 (1.939) in Niedersachsen und Hamburg und 7.666 (2.082) im niederländischen Wattenmeer. Verglichen mit den Zahlen von 2014 ergab sich also ein minimaler Rückgang der Gesamt-zahlen, bei einem ebenso kleinen Anstieg (weniger als 1%) bei den Jungtieren. Im letzten Jahr war hier bereits eine Rekordzahl ermittelt worden. Regional betrachtet fällt auf, dass die Entwicklung der ermittelten Bestände durchaus unterschiedlich ausfällt. Während in Dänemark eine Abnahme von 15% und in Schleswig-Holstein von 10% zu verzeichnen war, sind die Bestände in Niedersachsen/Hamburg und in den Niederlanden um 9% bzw. 8% gewachsen. Diese Zahlen reflektieren auf den ersten Blick den Verlauf der Grippeinfektionen, genauere Angaben hierzu lassen sich aber erst aufgrund von Beobachtungen über mehrere Jahre treffen.

Weiterhin deuten Verschiebungen in der Population auf die hohe Mobilität der Tiere und der Gesamtpopulation hin, die so vermutlich auf Einflüsse wie verfügbare Nahrung, Fortpflanzungsbedingungen und etwaige Störungen reagieren. „Die Seehundbestände sind ein Indikator für eine erfolgreiche trilaterale Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres, die koordinierten Zählungen über vier Regionen ermöglichen es, ein Gesamtbild der Population für das Wattenmeer zu erstellen.“ ergänzt Sascha Klöpper vom CWSS. Da sich erfahrungsgemäß viele Seehunde während der Zählungen im Wasser aufhalten und somit nicht erfasst werden, korrigiert sich die Gesamtzahl nach wissenschaftlichen Erfahrungswerten rechnerisch auf 38.900 Tiere im Jahr 2015.

Kegelrobben

Die Kegelrobben waren von der Influenzaerkrankung gar nicht betroffen. Folglich ergibt sich ein leicht anderes Bild: Nach einem bemerkenswerten Anstieg der erfassten Kegelrobben im Jahr 2014, konnte 2015 ein Bestand von 4.521Tieren während der Fellwechselperiode ermittelt werden, was einen Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die gezählten Jungtiere belaufen sich auf 829, was einen weiteren deutlichen Zuwachs bedeutet. Bemerkenswert ist hierbei, dass zum ersten Mal spezifische Zählungen in Dänemark durchgeführt wurden, wobei auch gleich das erste dokumentierte Jungtier im dänischen Wattenmeer vermeldet werden konnte. Die Kegelrobbenpopulation scheint sich weiter im Wattenmeer zu etablieren und breitet sich nach Norden aus. Die Gesamtpopulation wird weiterhin von Tieren aus den Gewässern Großbritanniens beeinflusst, wie bereits aus früheren Jahren dokumentiert.

 

Starker Rückgang der Kreuzkröten auf Sylt

Die Schutzstation Wattenmeer e.V. sorgt sich um Amphibienbestände auf Sylt und

Kröten und Frösche: direkte Naturerfahrung für sylter Kinder

Kröten und Frösche: direkte Naturerfahrung für sylter Kinder

Amrum

In den Dünentümpel von Sylt und Amrum lebte bislang eine der größten Populationen der in Deutschland stark gefährdeten Kreuzkröte. Nun zeigen Untersuchungen der Sylter Naturschutzverbände und eines biologischen Gutachters, dass die Kreuzkröten kaum noch Nachwuchs und im Bestand stark abgenommen haben. Hierzu der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer: „Wir haben in der Balzzeit Anfang Mai nur noch einige Hundert rufende Krötenmännchen in den Dünentälern festgestellt. Nach dem feuchten Frühjahr müssten dort Tausende von Babykröten sein – aber es sind fast keine da.“ Auch auf Amrum sind kaum noch Kreuzkröten zu finden, auf Föhr ist die Art bereits ausgestorben.
Ursache für den Rückgang der Kreuzkröte ist nach Ansicht des Gutachters Florian Biebelriether von Amphi Consult eine Überalterung der Dünen und möglicherweise bereits die einsetzende Klimaerwärmung. „Die meisten untersuchten Dünentäler sind sehr trocken und wachsen mit Heidekraut zu. Gerade junge Kröten brauchen aber offene feuchte Sandböden, wo sie genug kleine Insekten finden“, erläutert Biebelriether.
Der langsame Anstieg der Jahrestemperatur führt zu höherer Verdunstung und mittelfristig wahrscheinlich auch zu einer Abnahme der Niederschläge. Margit Ludwig von der Naturschutzgemeinschaft Sylt erklärt die Veränderung der Dünenvegetation: „Wenn die Dünentümpel austrocknen, breitet sich die Glockenheide aus. Sie blüht zwar hübsch, unterdrückt aber seltene Pflanzen wie den Sonnentau. Und sie behindert die Babykröten bei der Nahrungssuche, so dass kaum welche heranwachsen.“
Der extrem nasse Winter und das kühle Frühjahr 2015 hatten zudem in vielen Dünentümpeln einen ungünstigen Effekt: Über Monate wuchsen schwimmende Torfmoos- und Algenteppiche heran, die sich nun beim Austrocknen der Dünentümpel wie eine Filzmatte auf dem Sand absetzen. Hierzu Rainer Borcherding: „Diese Pflanzendecke hat auf den Flächen, wo es für die Glockenheide noch zu nass ist, denselben ungünstigen Effekt für Jungkröten und seltene Pflanzen. Es gibt keine offenen Sandflecken mehr. Besonders in den Lister Dünen, wo bisher das „Gelobte Land“ für viele biologische Raritäten war, sieht es mittlerweile traurig aus.“
Da keine natürliche Verbesserung der Situation zu erwarten ist, halten die Naturschutzverbände Ausschau nach Fördermitteln für ein Biotopprojekt zur Klimaanpassung der Dünentäler. „Wir haben in Nordfriesland und besonders auf Sylt eine herausragende Verantwortung für die biologische Vielfalt der Dünen“, betont Sven Lappoen von der Sölring Foriining. „Bislang sah alles prima aus. Aber nun müssen sich Landeigentümer und Naturschutz zusammensetzen und Ideen entwickeln. Wir brauchen Kröten für die Kröten!“
Rückfragen: 
Dipl.-Biol. Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer 0173 242 01 04
Schutzstation Wattenmeer

Friedhof der Muscheltiere jetzt verkleinert

Presseinformation


13.07.15  –  SCHUTZSTATION WATTENMEER

Muschelkompromiss im Wattenmeer

 
Umweltorganisationen, Muschelfischer und Minister Habeck vereinbaren weniger Eingriffe durch die Fischerei im Nationalpark
Kiel, 13.07.2015. Die Umweltorganisationen Landesnaturschutzverband, NABU, Schutzstation Wattenmeer, Verein Jordsand und WWF bezeichnen die heute in Kiel abgeschlossene Vereinbarung mit der Muschelfischerei als Durchbruch für den Schutz des Nationalparks Wattenmeer. Durch die Übereinkunft werde die Fischerei auf wilde Unterwassermuschelbänke erheblich verringert. Diese Saatmuschelfischerei ist künftig nur noch innerhalb von vier der großen Tidebecken des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres erlaubt, während vier andere dieser Gebiete für sie geschlossen werden. Zugleich wird die Fläche der künstlichen Miesmuschelkulturen auf 1.700 Hektar verringert, das sind 300 Hektar weniger als zuvor.
Die Umweltverbände sehen die Einigung, für die sich auch Schleswig-Holsteins Umwelt- und Fischereiminister Robert Habeck stark engagiert hatte, mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Sie bedeutet eine große Verbesserung für die empfindliche Natur des Nationalparks und gleichzeitig das Ende eines langjährigen Konflikts. Allerdings bleiben die Änderungen hinter den Forderungen der Umweltverbände zurück, die auf eine Einstellung der Fischerei auf Wildmuscheln gedrängt hatten. Ein Wermutstropfen ist auch, dass Saatmuschel-Gewinnungsanlagen künftig auf bis zu 250 Hektar der Muschelkulturfläche eingerichtet werden können und dort das natürliche Landschaftsbild des Nationalparks negativ verändern. „Insgesamt ist die Einigung jedoch ein großer Fortschritt für die Natur und deren ungestörte Entwicklung im Nationalpark. Es besteht nun Hoffnung, dass sich die Miesmuschelbänke in den kommenden Jahren erholen werden“, so die Umweltverbände.
Bevor die vereinbarten Eckpunkte wirksam werden können, müssen auf ihrer Basis noch detaillierte Zulassungsanträge gestellt werden und eine umfassende Verträglichkeitsprüfung muss zu dem Ergebnis kommen, dass diese mit dem Nationalparkgesetz und dem europäischen Naturschutzrecht vereinbar sind.
Seit Jahrzehnten hatten sich die Umweltorganisationen dafür eingesetzt, den Einfluss der Muschelfischerei auf das einzigartige Ökosystem des Wattenmeeres auf ein verträgliches Maß zu verringern. Diese führte vor allem dazu, dass die wie Riffe ausgeformten wilden Miesmuschelbänke, die das Wattenmeer unter und über Wasser prägten, immer seltener wurden. Heute umfassen sie nur noch einen kleinen Teil des ursprünglichen Vorkommens.
Bei aller Hoffnung für eine Bestandserholung bestehen für die Miesmuschelbänke aber auch weiterhin Gefahren: Das durch den Klimawandel wärmer werdende Nordseewasser und die eingeschleppte Pazifische Auster als Konkurrent könnten die Erholung der Bestände gefährden.
WWF, Verein Jordsand, Schutzstation Wattenmeer, NABU und der Landesnaturschutzverband erwarten nun eine zügige Umsetzung der Vereinbarung und hoffen, dass es mit ihr gelingt, den begonnenen konstruktiven Umgang zwischen den Beteiligten fortentwickeln zu können.
Ansprechpartner/innen:
Dr. Hans-Ulrich Rösner, WWF, 0151-12290848
Silvia Gaus, Landesnaturschutzverband, 0171-6327513
Harald Förster, Schutzstation Wattenmeer, 0151-56340564

 

Weniger Rastvögel im Watt

Bericht über Bestandstrends von 34 Zugvogelarten im internationalen Wattenmeer

Die Möwe Jonathan

Zahl der Silbermöwen nimmt ab

vorgelegt

Wilhelmshaven, 1. Juli 2015:
Das internationale Wattenmeersekretariat veröffentlicht einen Bericht  über die Entwicklung der Rastvogelzahlen im Wattemeer.
Insgesamt werden 33 Arten überwacht. Dabei zeigt sich: Die Zahlen von 14 Arten nehmen ab, bei 13 Arten zeigen sie keine Veränderung und bei 6 Arten nehmen sie zu. Zu den Arten mit abnehmenden Beständen gehören Austernfischer, Dunkler Wasserläufer, Ringelgans und die Silbermöwe. Diese Arten sind zwar noch nicht ausgesprochen selten geworden,  aber ihre Zahlen gingen in den letzten 25 Jahren um bis zu 50% zurück. Auch die in großer Anzahl vorhandenen Arten wie  Alpenstrandläufer oder Lachmöwen zeigen klare rückläufige Trends. Zu den 13 beständigen Arten gehören z.B. Rotschenkel, Großer Brachvogel und Pfuhlschnepfe. Zahlenmäßig zugenommen haben Arten, wie z. B. Löffler und Weißwangengans.

Die Gründe für die unterschiedlichen Entwicklungen sind unklar. Es gibt Hinweise, dass garnelen- und fischfressende Arten wie Löffler und Kormoran und auch pflanzenfressende Arten wie die Weißwangengans zunehmen. Rastvögel, die Würmer und Schalentiere der Wattflächen auf ihrem Speiseplan haben, nehmen dagegen eher ab.

Die Gründe für die sich ändernden Rastvogelzahlen im Wattenmeer zu finden, ist eine Herausforderung, die nur interdisziplinär angegangen werden kann. Nationale Gesetze, europäische  Richtlinien und der Weltnaturerbe-Status des Wattenmeeres, die alle auch dem Schutz der Rastvögel dienen, erfordern eine Untersuchung der Ursachen für die Abnahme der Vogelzahlen. Wir müssen die ökologischen Zusammenhänge besser  kennen, bevor Initiativen ergriffen werden können, um die negativen Trends zu stoppen‘ sagt Karsten Laursen, leitender Wissenschaftler der dänischen Universität Aarhus und Vorsitzender der Joint Monitoring of Migratory Birds Group (JMMB), die mit dem Wattenmeersekretariat die Zählung der Rastvögel im Wattenmeer organisiert und auswertet.

 

Seit 25 Jahren werden jährlich regelmäßige systematische Rastvogelzählungen im Wattenmeer durchgeführt. Einige hundert ehrenamtliche Vogelzähler und professionelle Ornithologen aus verschiedenen Einrichtungen und Behörden nehmen daran teil. Die Zählungen sind Teil des ‚Trilateral Monitoring and Assessment Program‘ (TMAP), das gemeinsam von den Umweltministerien Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande zur Überwachung des Wattenmeers durchgeführt wird.