Rote Wolken im Badewasser sind ungefährlich

rosa Wolcken von Noctiluca scintillans

dieser Tage am Sylter Strand spazierengeht, oder bereits zu den Mutigen gehört, die sich angesichts der für Juli recht niedrigen Temperaturen doch schon ins Wasser traut, kann auf rosafarbene „Wolken“ im Wasser treffen, die sich bei ruhiger See (v.a. Ostwindlage) gern in Strandtümpeln und Prielen, oder direkt im Spülsaum bilden.

Dabei handelt es sich um sehr hohe Konzentrationen des einzelligen Dinoflagellates Noctilica scintillans. Die  Panzergeisseltierchen vermehren sich in nährstoffreichem Wasser unter bestimmten Wetterbedingungen besonders schnell und färben ihre Umgebung mit Stoffwechselprodukten rötlich. Durch Strömungen kann es dann geschehen, daß das Plankton an besonders ruhigen Stellen zusammengeschoben wird und das Wasser rosa-milchig eintrübt. Dieses als „Rote Tide“ bekannte Phänomen ist an unserer Küste ungefährlich, da die Stoffwechselprodukte von Noctiluca für den Menschen harmlos sind. In anderen Regionen der Welt werden Rote Tiden von anderen Einzellern hervorgerufen, die durchaus gesundheitliche Schäden hervorrufen können, wenn sie geschluckt werden.

Noctiluca scintillants gehört jedoch zu den besonders beliebten Meeresorganismen an unseren Stränden: schließlich verursachen die faszinierenden Einzeller das berühmte Meeresleuchten, welches an wenigen Sommerabenden nach Sonnenuntergang besonders bei Liebespaaren romantische Gefühle auslöst. Dafür ist es jedoch jetzt noch zu früh: Erstens wird es erst weit nach Mittagnacht so richtig dunkel und Zweitens ist es noch in diesem Jahr noch  viel zu kalt für romantische Nachtbäder mit Meeresflimmern.

Lothar Koch

 

Wenningstedt will monströse Strandtreppe bauen

Im Februar hatte der Leiter des Wenningstedter Tourismusservice über die Sylter Rundschau noch mitteilen lassen: „Wichtig ist Henning Sieverts, dass sich Treppe und Aufzug „harmonisch in das Landschaftsbild einfügen“.

Quelle:shz/Entwurf Schlumms und Franzen

Der nun vorgestellte Entwurf entspricht offenbar nicht dem Anspruch, der Sylter Landschaftsästhtik Vorrang zu geben (s.Foto: Entwurf Schlumms und Franzen, Sylter Rundschau). Die Stahl-Treppe wird wahrscheinlich über Kilometer weit für Strandspaziergänger sichtbar sein und das natürliche Dünen/Kliff Relief optisch massiv beeinträchtigen. Dabei hat Gosch es doch gerade mit seinem neuen Restaurant an der Wenningstedter Promenade vorgemacht, wie man groß, modern und dennoch optisch landschaftsverträglich bauen kann. Der neue Sitz des Sylter Fischpabstes verschwindet unter einem geschwungenen, grünen Grasdach und passt sich, gemessen an der Gesamtgrösse, relativ gut ein.

Offensichtlich haben wenningstedter Gemeinde-und Kurbetriebsvertreter trotz der Diskussion, die vergangenes Jahr um den Ausbau der Kampener Treppe am Roten Kliff geführt wurde, nichts Wesentliches in Sachen Natur/Syltverträglichkeit dazugelernt. Sie setzen weiter auf grösser, pompöser, aufwendiger, statt die natürliche Schönheit der Strand, Dünen-und Klifflandschaft an erste Stelle zu setzen und so sensibel wie möglich mit dem Naturerbe umzugehen.

Die Behörden entscheiden leider nicht nach Gesichtspunkten der Landschaftsästhetik, sondern lediglich danach, ob sich der Bau in einem Naturschutzgebiet befindet, oder nicht. Da das bei dem Standort der Treppe nicht der Fall ist, wird die ca. 900 000 Euro teure Konstruktion mit eingebautem Fahrstuhl wohl genehmigt werden-  wie lange die Technik an dem salz/sand/wasser-gebeutelten Standort dann hält und wie hoch die Folgekosten der Erhaltung werden, bleibt abzuwarten.

 

Wie finden Sie den Entwurf?

 

Lothar Koch

Keine Angst vorm Mutterkorn am Watt

Foto Nationalparkamt SH

Schlickgras mit Mutterkorn (Foto Nationalparkamt SH Wattenmeer)

Im Mai machte folgende Meldung der Universität Hannover bundesweit Schlagzeilen: Giftiger Parasit an der Küste entdeckt – Mutterkorn befällt große Schlickgras Flächen an der Nordsee

Die Aufregung darüber hat sich bei Küstenbewohnern inzwischen gelegt, bei Küstenexperten war sie nie entstanden. Wattkenner wissen, dass das sperrige Schlickgras an unserer Küste in der Regel in Horsten am äussersten, also dem Wattenwasser zugewandten Bereich der Salzwiese siedelt. Schon aus Gründen des Naturschutzes sind diese Salzwiesenflächen in der Regel nicht zugänglich, ausserdem ist es dort meist ziemlich schlickig. Daß also kleine Kinder dort längere Zeit verweilen ist relativ unwahrscheinlich. Daß sie dann auch noch die schwarzen Fruchtstände des Mutterkorns sammeln und aufessen, dürfte extrem unwahrscheinlich sein. Zumal die vornehmlich im Herbst gebildet werden. Die giftigen Micro-Pilze, die auch Getreide im Binnenland mal befallen, sind nur bei direktem Verzehr giftig.

An den Sandstränden der Inselküsten wächst überhaupt kein Schlickgras. Daß Teile davon aus dem Wattenmeer an die Nordseestrände verdriften kommt kaum vor.

Die Wahrscheinlichkeit, daß sich Menschen an Bärenklau, Eibe, Goldregen, Wildpilzen und ähnlichen Giftpflanzen an Land den Magen verderben, dürfte jedenfalls erheblich größer sein.

Insofern gilt: Bei Spaziergängen am und im Watt Schlickgraswiesen meiden und keine Pflanzenteile essen. Auch beim Sammeln von Muscheln und Bernstein in Watt-Spülsäumen nichts in den Mund nehmen. Damit dürfte die Gefahr gebannt sein.

Weitere Informationen dazu lesen Sie im Mitteilungsblatt des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Mutterkorn auf dem Schlickgras in der Salzwiese 130529

Lothar Koch

 


Was ist eigentlich das Problem mit Wohnungen für Sylter?

Statt eines Cartoons: Dieses  dieses Anzeigenpaar aus dem Sylter Spiegel sagt eigentlich alles:

Allein 11 Qadratmeter  als Dauerwohnraum anzubieten ist schon ziemlich dreist.

Hier zum Vergleich die gesetzliche Vorschrift für Hundehalter:
(2) In einem Zwinger muss
1. dem Hund entsprechend seiner Widerristhöhe (höchster Punkt des Rückens) folgende uneingeschränkt benutzbare Bodenfläche zur Verfügung stehen, wobei die Länge jeder Seite mindestens der doppelten Körperlänge des Hundes entsprechen muss und keine Seite kürzer als zwei Meter sein darf:

Bei einem Widerrist von 65 cm ist die vorgeschriebene Bodenfläche des Zwingers von 10 qm einzuhalten. Rechnet das mal für einen Menschen von 1,8 m Körperlänge um.

 

Lothar Koch

Wurfsaison der Seehunde läuft auf Hochtouren


Erste Heuler in der Aufzuchtstion Friedrichskoog gelandet

In den nächsten Wochen ist mit zahlreichen Heulern an den Stränden der Nationalparke Wattenmeer zu rechnen. Jedes Jahr bringen hier zwischen Ende Mai und Juli die Seehunde ihre Jungtiere zur Welt. Die traditionellen „Mutterbänke“ liegen fast alle in den besonders geschützten Ruhezonen des Nationalparkes und dürfen nicht von Ausflugsdampfern angefahren werden. Junge Seehunde werden in einer sekundenschnellen Sturzgeburt bei Ebbe geboren. Wenige Stunden später, wenn die Flut kommt, sind sie bereits schwimmtauglich. Auf Mutter- und Rastbänken säugen die Seehundweibchen in den kommenden Wochen ihren Nachwuchs mit fettreicher Muttermilch. Einige dieser Sandbänke liegen in unmittelbarer Umgebung von Sylt.

Leider kommt es trotz der Schutzzonen immer wieder zu Störungen dieses lebenswichtigen Prozesses. Zu tief fliegende Privatflugzeuge und Hubschrauber, militärische Aktivitäten, unbedachte Sportbootfahrer und Surfer, sowie unkundige Wattwanderer sind typische Störquellen im Nationalpark Wattenmeer, die immer wieder für Unruhe unter den Seehunden sorgen. Dabei ist bekannt, daß eine drastische Störung zur Entstehung von Seehundwaisen, sogenannten Heulern führt. Um dies von vornherein zu vermeiden, appellieren Naturschutzverbände wie die Schutzstation Wattenmeer auch an alle Wattenskipper und Surfer,  Seehundliegeplätze weiträumig zu umfahren und richtet die dringende Bitte an Piloten 2000 Fuß (600 Meter)  Höhe über dem Nationalpark einzuhalten.

Vor allem Sturmtage können dazu führen, daß die Jungtiere von den Mutterbänken vertrieben werden und dann irgendwo anlanden. So geschehen am Pfingstmontag. Da wurde auf Nordstrand der erste Wattenmeer-Heuler der diesjährigen Saison gesichtet und, weil es eine unterernährte Frühgeburt war, gleich in die Aufzuchtstation nach Friedrichskoog gebracht.

Passanten, die junge Seehunde entdecken, sollten sofort weiträumig Abstand halten, die Jungtiere auf keinen Fall berühren und freilaufende Hunde an die Leine nehmen. Dann sollte zügig eine der Schutzstationen (auf Sylt: 04651/881093), eine Polizeidienststelle, oder ein Seehundjäger informiert werden. Ein Abtransport in die Aufzuchtstation ist immer nur die zweitbeste Lösung. Erste Maßnahmen sollten darauf abzielen, dass die jungen Seehunde weiter in ihrem natürlichen Nordseebiotop bleiben und der Kontakt zum Muttertier bestehen bleibt. Das kann zum Beispiel eine zeitweise organisierte, großräumige Ruhezone mit Öffnung zum Meer sein, um dem Alttier die Möglichkeit zu geben, sein Junges ungestört abzuholen.

Lothar Koch