Seltene Walart strandet im sylter Watt

Munkmarsch/Sylt

Der lateinische Name Hyperoodon ampullatus weist den nördlichen Entenwal als Mitglied der Familie der Schnabelwale unter den Waltieren (Cetaceen) aus.
Entenwale sind reine Hochseetiere und kommen nur in seltenen Ausnahmefällen in der südlichen Nordsee vor, weil dieses Habitat viel zu flach für die Nahrungsökologie der Schnabelwale ist, die gern nach Tiefseekalmaren (Gonatus fabricii.) tauchen. Nördliche Entenwale leben in den kalten Gewässern im Nordatlantik. Sie sind vom Nordosten der Vereinigten Staaten über Südgrönland bis vor Spitzbergen verbreitet. Man nimmt an, dass sie keine größeren Wanderungen unternehmen und mehr oder weniger ortstreu sind. hin und wieder gab es schon Irrläufer in der vergleichsweise tiefen Ostsee, aber der Fund von heute imSylter Watt bei Munkmarsch ist etwas extrem Außergewöhnliches.

Das Tier lebte gerade noch, als Seehundjäger Thomas Dietrichsen ihn im Watt bei der Munkmarscher Jückersmarsch entdeckte. Einige Tage zuvor soll es bereits schon einmal im Watt gestrandet sein; gelangte dann aber mit der Flut wieder in tieferes Wasser.

Der Zustand des Tieres war augenscheinlich erbärmlich: total abgemagert, verpilzte Schnautze und vermutlich eine neurologische Störung, wie sein Schwimmverhalten vermuten liess. Also wurde in Absprache zwischen Seehundjägern und zuständiger Tierärztliche Hochschule Hannover ein Gnadenschuss beschlossen, der dann auch unverzüglich ausgeführt wurde. Der seltene Meeressäuger wird demnächst von der Tierärztlichen Hochschule untersucht werden. „Mit ca 3,8 m Länge dürfet es ich um ein verlassenes Jungtier handeln, denn die Alttiere werden rund 8 m lang“, sagt Schnabelwal-Experte Fabian Ritter (s. auch Buch: Wir Wale, Penguin Verlag) und fügt hinzu: „Gut dass der Wal schnell von seinem Leiden erlöst wurde.“

Vor einigen Jahren kam es nach besonders hohen Temperaturen in der Arktis schon einmal zu Massenwanderungen von Tiefseekalmaren über die Norwegische Rinne in die südliche Nordsee. Damals folgten Pottwale der Nahrung und strandeten an der deutschen Küste. Es wäre interessant zu wissen, ob es diesmal einen ähnlichen Zusammenhang gibt.

Text: Lothar Koch
Fotos: Seehundjäger T.Dietrichsen

Wadden Sea under Pressure

List/ Sylt, 23 August 2025.


Heute reisen 16 Bachelor-, Master- und PhD-Studierende aus den drei Wattenmeerländern sowie aus weiteren Nationen nach List auf Sylt. Die Station ist Teil ihrer zehntägigen akademischen Summer School (18.–29. August 2025), die im dänischen Ribe begann und unter dem Motto „Wadden Sea under Pressure“ (Deutsch: „Wattenmeer unter Druck“) steht.

Im Fokus steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit in internationalen Teams, um Lösungsansätze für die komplexen Herausforderungen des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer zu entwickeln – von Klimawandel und Tourismus bis zum Erhalt der Biodiversität. Sylt bietet mit seiner Lage im UNESCO-Weltnaturerbe und den einzigartigen Dünen-, Watt- und Küstenökosystemen einen idealen Standort, um die Wechselwirkungen zwischen Naturschutz, Tourismus und Klimawandel unmittelbar zu erleben.

Der Lehrplan umfasst fundierte Vorlesungen von Expert*innen aus Umwelt-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie praxisnahe Exkursionen. Den Abschluss bildet der Besuch des Wattenmeertags in Wilhelmshaven – eine bedeutende Fach- und Netzwerkveranstaltung im Rahmen der Trilateralen Wattenmeer-Zusammenarbeit.

„Was wir mit der Summer School grundsätzlich versuchen, ist Verständnis und Begeisterung für die Einzigartigkeit des Lebensraumes Wattenmeer mit all seinen Facetten bei der nächsten Generation von Forschenden zu generieren,“ sagt Christian Buschbaum vom Alfred-Wegener-Institut. „Dies umfasst die Ökologie, aber auch das Wattenmeer als Kulturraum. Auf Sylt trifft das alles unmittelbar zusammen und die Insel ist damit ein Paradebeispiel für den Lebensraum Wattenmeer.“ Auf der Insel untersucht die Gruppe die Auswirkungen von Klimawandel und eingeschleppten Arten und führt Feldexperimente durch, die das wissenschaftliche Arbeiten im Wattenmeer verdeutlichen und einen Einblick in Beziehungen zwischen den hier lebenden Arten aufzeigen. Zudem erkundet sie die geologische und kulturelle Geschichte des Wattenmeers.

„Gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen wir es mit sogenannten ‚wicked problems‘, also hochkomplexen Problemstellungen, zu tun haben, möchten wir ein tiefes Verständnis für die vielschichtigen Aufgaben beim Erhalt, dem Gebietsmanagement und in der politischen Verwaltung des Wattenmeeres vermitteln“, sagt Anja Domnick vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat. „Gleichzeitig möchten wir den Studierenden eine Plattform bieten, um sich mit erfahrenen Fachleuten und Gleichgesinnten zu vernetzen – und so eine Gemeinschaft aufzubauen, die in der Lage ist, eines der bedeutendsten Naturerbe der Welt zu schützen.“

Die Summer School ist eine gemeinsame Initiative des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), der Fachhochschule-Westküste, des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats und der Waddenacademie. Unterstützt wird sie vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein und vom dänischen Nationalpark Wattenmeer sowie vom Trilateralen Programmausschuss für Wattenmeerforschung und dem Partnership Hub im Rahmen der Trilateralen Wattenmeer-Zusammenarbeit.

Über das Wattenmeer
Das Wattenmeer bildet das größte zusammenhängende Sand-Schlickwattsystem der Welt, in dem dynamische Prozesse in einem weitgehend ungestörten Naturzustand ablaufen können. Es erstreckt sich über 500 km entlang der Küstenlinie dreier Länder: Dänemark, Deutschland und der Niederlande.

2009 wurde das Wattenmeer für seine global herausragende geologische und ökologische Bedeutung in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Es beherbergt über 10.000 Pflanzen- und Tierarten, die sich an die wechselhaften Lebensumstände angepasst haben. Millionen von Zugvögeln sind auf das Wattenmeer als Zwischenstopp und Rastgebiet angewiesen. Um den Schutz des Wattenmeers zu sichern, arbeiten Dänemark, Deutschland und die Niederlande seit 1978 zusammen und übernehmen gemeinsam die Verantwortung dafür, dass dieses einzigartige Ökosystem zum Wohle jetziger und zukünftiger Generationen erhalten wird.

Annika Bostelmann | Communications & Outreach Officer
Common Wadden Sea Secretariat | Virchowstrasse 1 | D-26382 Wilhelmshaven
+49 (0)4421 9108-19 | +49 (0)170 2706274 | waddensea-worldheritage.org