Welterbe Geburtstag mit immer weniger Wattvögeln

Naturschützer besorgt um Fortbestand des Weltnaturerbes Wattenmeer 

Seit zehn Jahren ist das grenzüberschreitende Wattenmeer von den Niederlanden bis Dänemark durch die UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Naturschützer sehen anlässlich des Jubiläums am 26.06.19 trotz vieler Erfolge gravierende, ungelöste Probleme in dem Ökosystem.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Region seit 2009 in einem Atemzug mit der Serengeti oder Yellowstone genannt wird, leider ist dieser einmalige Naturraum aber in seiner Existenz gefährdet“, sagt Harald Förster, Geschäftsführer der Schutzstation Wattenmeer.

Die größte Bedrohung ist nach Einschätzung der Naturschützer der Klimawandel: Großflächige Wattgebiete können schon in wenigen Jahrzehnten mitsamt ihrer Tier- und Pflanzenwelt für immer verschwunden sein, wenn keine Trendwende erreicht wird. „Neben den allgemeinen Anstrengungen zur CO2-Vermeidung muss auch die Wattenmeer-Region ihren Beitrag leisten und endlich klimaneutral werden“, fordert Förster. 

Die negativen Folgen anderer ökonomischer Einflüsse auf das Wattenmeer seien ebenfalls nicht zu übersehen. 40 Millionen Tagesgäste mit all ihren Auswirkungen besuchen jährlich das Wattenmeer und eine weitere Steigerung ist zu erwarten. „Auf Dauer muss sich der Tourismus nachhaltiger entwickelt“, sagt Förster. Erste gute Ansätze sieht er in der Entwicklung von integrierten Angeboten für den öffentlichen Nahverkehr, wie sie derzeit in Nordfriesland und Dithmarschen in der Planung seien. Auch müssten die Wattenmeerhäfen verstärkt in eine nachhaltige Wirtschaftsweise investieren.

„Schädliche Eingriffe in das Ökosystem Wattenmeer sind konsequent zu vermeiden“, fordert der Schutzstation-Geschäftsführer. So passe die nach wie vor bestehende Förderung fossiler Rohstoffe im Wattenmeer nicht zu einem Welterbegebiet. Er begrüßt die Überlegungen, in den Niederlanden aus der Erdgasförderung im Wattenmeer auszusteigen.  

Sorge bereitet den Wattenmeer-Schützern die Bestandsentwicklung bei vielen Küstenvogelarten, wie beispielsweise dem Knutt. Der Bestand dieses typischen Zugvogels hat sich in wenigen Jahrzehnten im Wattenmeerraum nahezu halbiert. Begrüßenswert sei die „Flyway- Initiative“, die durch eine enge Zusammenarbeit mit westafrikanischen Staaten den Schutz der dort überwinternden Zugvögel verbessern soll. Im Wattenmeerraum selber sieht er noch viele Aufgaben: „Europäische Vogelschutzgebiete müssen stärker geschützt sowie Einträge durch die Landwirtschaft in die Marschgebiete vermieden werden“, sagt Förster. Die Naturschützer fordern die Einführung eines konsequenten Prädationsmanagements und eine nachhaltige Reform der Landwirtschaft in den Marschgebieten mit einem Pestizidverbot im Nationalparkgebiet.

„Für die nächsten zehn Jahre gibt es genug zu tun“, resümiert der Geschäftsführer der Naturschutzgesellschaft, damit der Fortbestand dieses einmaligen Naturraums auch für kommende Generationen gesichert ist.

Pressemitteilung der Schutzstation Wattenmeer e.V.