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„Killermöwen“ entern Westerland

Pünktlich zu Ostern haben wir sie wieder: die Möwendiskussion von Westerland.
Möwensicherer Müllsack in Cornwall: Den Möwen Zufütterung zu entziehen ist die bessere Strategie als Vergrämung.
Möwensicherer Müllsack in Cornwall: Den Möwen Zufütterung zu entziehen ist die bessere Strategie als Vergrämung.

Mördermöwen, Horrorfilm, Raubvögel und schlimmere Bezeichnungen werden in dem Zusammenhang genannt. Der Grund: Auf den Flachdächern der hohen Häuser direkt an der Strandpromenade beginnt das Brutgeschäft von Silbermöwen.

Von Natur aus brütet diese Seevogelart in großen Kolonien von bis zu 15 000 Paaren. Sie benötigen vegetationsarme, überflutungssichere  Flächen, um ihre Nester zu bauen. Diese Flächen werden so ausgewählt, daß sie sicher vor Bodenfeinden, wie Fuchs und Marder sind und nah an nahrungsreichen Gebieten liegen.  Bevor der Mensch die Inseln bis an die Strandkante besiedelte, Dünen und Strände pausenlos für sich  zu nutzen begann und Brückenwege für Raubwild vom Festland baute (Hindenburgdamm), waren solche Flächen im Wattenmeer reichlich vorhanden. Mit zunehmender Besiedlung zogen sich die Möwenkolonien auf kleine, abgelegene „Vogelinseln“ zurück, wie Memmert, Norderoog oder Jordsand. Im Wattenmeer fischten sie nach Nahrung und flogen auf die sicheren Vogelinsel zurück, um ihren Nachwuchs zu füttern.

Offene Müllkippen in den 1960/70iger Jahren führten dazu, daß sich die Tiere zunehmend auch an Zivilisationsmüll auf den Inseln gütlich taten und sich dadurch stark vermehrten. Die Schliessung dieser Müllkippen in den 1980iger Jahren führte dann kurzfristig zu einer Hungerperiode des stark gewachsenen Bestands und er reduzierte sich wieder.

Bei den Möwen von Westerland an der Promenade dürfte es sich um Nahrungsspezialisten handeln, die über einige Generationen gelernt haben, daß zwischen Crepesbuden, Eisständen, Strandkörben und Mülleimern ein gutes Auskommen zu machen ist. Deshalb haben sie , mangels natürlicher Alternativen, die vom Menschen bereitgestellten Flachdachareale dankend angenommen.

Vorsorgliche Maßnahmen, die geeignet sind, sie dort erst gar nicht brüten zu lassen, sind allemal besser, als die Gelege später zu zerstören. Aber technisch ist das schwierig, da die Möwen immer dazulernen.
Wir haben den eleganten Seevögeln, die ja seit Tausenden von Jahren zum Meer gehören, sukzessive ihre angestammten Brutplätze genommen.  Das maritime Geschrei der Möwen gehört zur Küste wie der Wind. Wie wäre es denn mal nach dem Verursacherprinzip zu handeln und statt die Möwen zu vertreiben etwas zum Lärmschutz zu tun?
Schalldichte Bauweise, Ohropax und ähnliches könnte helfen– und vor allem ein entspannteres Verhältnis zur Sylter Nordseenatur.

Erschöpfte Gäste aus dem Hohen Norden

Papageitaucher

Papageitaucher

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Tordalk

Zu dieser Jahreszeit bringen Stürme bei uns seltene Arten an den Strand. Gestern fand ich einen Tordalk und einen Papageitaucher  Vögel die in Skandinavien und Schottland auf Felsen brüten. Leider sind die Tiere oft zu Tode erschöpft, oder kommen bereits leblos an.

Aasfresser, wie Möwen, Krähen und Füchse verwerten bei der Kälte jedes Gramm der Torfunde, wie bei der abgebildeten Trauerente.

Strandläufer können ihre Funde jetzt optimal mit der www.Beachexplorer.org App der Schutzstation Wattenmeer melden und für sich selbst eine Sammeldatenbank erstellen.

skelettierte Trauerente

skelettierte Trauerente

Weniger Rastvögel im Watt

Bericht über Bestandstrends von 34 Zugvogelarten im internationalen Wattenmeer

Die Möwe Jonathan

Zahl der Silbermöwen nimmt ab

vorgelegt

Wilhelmshaven, 1. Juli 2015:
Das internationale Wattenmeersekretariat veröffentlicht einen Bericht  über die Entwicklung der Rastvogelzahlen im Wattemeer.
Insgesamt werden 33 Arten überwacht. Dabei zeigt sich: Die Zahlen von 14 Arten nehmen ab, bei 13 Arten zeigen sie keine Veränderung und bei 6 Arten nehmen sie zu. Zu den Arten mit abnehmenden Beständen gehören Austernfischer, Dunkler Wasserläufer, Ringelgans und die Silbermöwe. Diese Arten sind zwar noch nicht ausgesprochen selten geworden,  aber ihre Zahlen gingen in den letzten 25 Jahren um bis zu 50% zurück. Auch die in großer Anzahl vorhandenen Arten wie  Alpenstrandläufer oder Lachmöwen zeigen klare rückläufige Trends. Zu den 13 beständigen Arten gehören z.B. Rotschenkel, Großer Brachvogel und Pfuhlschnepfe. Zahlenmäßig zugenommen haben Arten, wie z. B. Löffler und Weißwangengans.

Die Gründe für die unterschiedlichen Entwicklungen sind unklar. Es gibt Hinweise, dass garnelen- und fischfressende Arten wie Löffler und Kormoran und auch pflanzenfressende Arten wie die Weißwangengans zunehmen. Rastvögel, die Würmer und Schalentiere der Wattflächen auf ihrem Speiseplan haben, nehmen dagegen eher ab.

Die Gründe für die sich ändernden Rastvogelzahlen im Wattenmeer zu finden, ist eine Herausforderung, die nur interdisziplinär angegangen werden kann. Nationale Gesetze, europäische  Richtlinien und der Weltnaturerbe-Status des Wattenmeeres, die alle auch dem Schutz der Rastvögel dienen, erfordern eine Untersuchung der Ursachen für die Abnahme der Vogelzahlen. Wir müssen die ökologischen Zusammenhänge besser  kennen, bevor Initiativen ergriffen werden können, um die negativen Trends zu stoppen‘ sagt Karsten Laursen, leitender Wissenschaftler der dänischen Universität Aarhus und Vorsitzender der Joint Monitoring of Migratory Birds Group (JMMB), die mit dem Wattenmeersekretariat die Zählung der Rastvögel im Wattenmeer organisiert und auswertet.

 

Seit 25 Jahren werden jährlich regelmäßige systematische Rastvogelzählungen im Wattenmeer durchgeführt. Einige hundert ehrenamtliche Vogelzähler und professionelle Ornithologen aus verschiedenen Einrichtungen und Behörden nehmen daran teil. Die Zählungen sind Teil des ‚Trilateral Monitoring and Assessment Program‘ (TMAP), das gemeinsam von den Umweltministerien Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande zur Überwachung des Wattenmeers durchgeführt wird.

 

Seehunde leiden jetzt offiziell unter Vogelgrippe-Virus H10N7

Vögel picken Seehundkadaver auf und transportieren Viren so ggf. weiter

Das, was in Dänemark bereits seit Juli 2014 bei Seehunden von der Ostseeinsel Anholt herausgefunden wurde, ist nun heute nachmittag auch für Robben im schleswig-holsteinischen Nationalpark Wattenmeer bekannt gegeben worden. Die hier zuständigen Veterinäre und Virologen haben ebenso wie ihre dänischen Kollegen das Vogelgrippe-Virus H10N7 aus Kadavern isoliert, die in den vergangenen drei Wochen an Stränden Nordfrieslands eingesammelt wurden. Nähere Angaben dazu wurden nicht gemacht.

Deshalb hier mehr Details:
Für Experten ist das insofern interessant, als dass bislang noch nie europäische Seehunde mit Influenza Viren infiziert wurden. An der Küste Neuengland/USA wurde das jedoch erstmalig bereits Anfang der 1980iger Jahre festgestellt (1984, Hinshaw,V S, Geraci,JR et.al). Dort gab es dann einen weiteren Influenza-Ausbruch unter Seehunden im Jahre 2011.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Vögel den Virus direkt oder über ihre Ausscheidungen übertragen. Bei dem ersten Fall in Neuengland stellten die Virologen fest, dass gesunde Seehunde, die im Laborversuch mit dem Virus beimpft wurden, nur leichte Symptome im Atemtrakt zeigten, während die Wildtiere an dem Virus verendeten. Sie schlossen daraus, dass die Umweltbedingungen, in denen die Tiere leben einen großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben.

Die Viren schädigen wiederum zusätzlich das Immunsystem der Seehunde und machen sie so anfälliger für weitere Krankheiten.

Obwohl  in Ägypten vor einigen Jahren zwei Kinder an H10N7 erkrankten, die auf einer Geflügelfarm lebten, schätzen Wissenschaftler die Gefahr für den Menschen als relativ gering ein. Allerdings ist für Vogelgrippenviren bekannt, dass sie in neuen Wirten schnell Mutationen bilden können, die gefährlicher werden können. Deshalb sollten Seehundkadaver auf keinen Fall ungeschützt berührt werden. Melden Sie bitte jedes tote Tier den Behörden, den Seehundjägern oder Schutzstationen!

 

Lothar Koch

Der Unscheinbare

Andreas Trepte, www.photo-natur.de

Regenbrachvogel, Foto: Andreas Trepte, www.photo-natur.de

Möwen, Seeschwalben, vielleicht noch Kormorane und Sanderlinge, jene kleinen Strandflitzer- mehr Küstenvogelarten nehmen die meisten Spaziergänger auf Sylt gar nicht wahr.

Dabei flattert im Juli/August ein besonders schöner, aber doch auch unscheinbarer Watvogel durch die Sylter Dünen. Angelockt von den saftig-schwarzen Beeren der Krähenbeerenheide rastet der Regenbrachvogel in den tannengrünen Matten der Sylter Dünenlandschaft. Meist entdeckt man den braunweiss-gescheckten, gut angepassten Flieger erst mit Glück, vor allem wenn er durch freilaufende Hunde aufgeschreckt wird. Oft nicht einzeln, sondern in kleinen Trupps von 10-20 Individuen zieht er dann mit raschen Flügelschlägen vorbei. Wichtigstes Merkmal ist der lange, nach unten gebogene Schnabel. Den braucht er, wenn er Insekten aus der Salzwiese stochert, oder Würmer aus dem Watt zieht. Dort ist er jedoch leicht mit dem Grossen Brachvogel zu verwechseln, dessen Aufenthaltsschwerpunkt eher aussendeichs liegt. Der Regenbrachvogel ist etwas kleiner, der Schnabel etwas kürzer, der Bürzel kontrastreicher weiss und er besitzt den charakteristisch hellen Überaugenstreif, der dem Grossen Brachvogel fehlt. Letzterer kommt eher zur kälteren Jahreszeit auch in grossen Mengen vor,  ist aber kaum in den Dünen zu sehen. Der Regenbrachvogel macht auf Sylt Zwischen-Stop. Unterwegs von seinen schottischen, isländischen oder skandinavischen Brutgebieten nach Westafrika, locken hier die atlantischen Krähenbeeren, die es weiter südlich von Sylt und Amrum nicht mehr in nennenswerten Mengen zu finden gibt.