Beiträge

Südspitze: von allen guten Geistern verlassen?

Luftbild_Sylter Rundschau Loch eins zwei drei_Süd_2015_11_26

Foto: Thomas Heyse/shz

Das Naturschutzgebiet Hörnum Odde von Süden her durch eine Drohne gefilmt
(© Thomas Heyse/shz, Ende November 2015).

Das NSG Hörnum Odde ist sowohl vom Naturschutzamt, als auch vom Küstenschutzamt offenbar aufgegeben worden. Johnannes Oelerich, der Chef des Landesamtes für Küstenschutz, Meeresschutz und  Nationalpark sagt im Interview des NDR, daß eine Stabilisierung des Naturschutzgebietes Hörnum Odde, also der Dünenlandschaft auf der Südspitze Sylts, derzeit nicht geplant ist.

Zum Radiobeitrag des NDRinfo von Sebastian Parzanny (27.11.2015):

oder in der NDR-Mediathek

Hintergrund können Sparmassnahmen sein, sowie die Haltung, dass ja nur eine natürliche Sandumlagerung stattfinden würde. Letzteres hält einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand: Erstens ist die natürliche Dynamik hier durch menschliche Bauwerke stark beeinflusst (Tetrapoden, Hindenburgdamm) und zweitens driftet der Sand ins Hörnum Tief und ist für immer verloren. Es kommt also nicht zu einer Umformung der Südspitze, sondern zu einem Totalverlust des Naturschutzgebietes.

Luftbild_Sylter Rundschau Strömung Süd aus Südwest_2015_11_26

Foto: Thomas Heyse/shz

Der Sylter Kai Klint hat eine Petition zum erhalt der Odde auf den Weg gebracht, die hier unterzeichnet werden kann

 

NSG-Odde-Verlust: Küstenschutz versus Naturschutz?

IMG_2566Ein Kommentar von Lothar Koch

Hat sich der Naturschutz beim Management des Naturschutzgebietes Hörnum Odde vom Küstenschutz vorführen lassen? Mir scheint es so: Hinter dem Plan, nur die Ortslage Hörnum vor dem „Blanken Hans“ zu schützen, nicht aber das NSG, scheint der alte Streit von Küstenschutz versus Naturschutz im Wattenmeer zu stehen. Die Naturschützer plädierten immer dafür, möglichst die natürlichen Abläufe gewähren zu lassen. So floss diese Forderung dann auch in § 2 des Nationalparkgesetzes ein. Der Küstenschutz war meist dagegen und setzte in der Regel auf ein Eingreifen gegen das „Gesetz der Wildnis“ durch.

Nach der Zusammenlegung von Küstenschutz und Nationalpark unter das Dach eines Landesamtes (LKN) rückten beide Positionen verwaltungstechnisch zusammen. Ich vermute, der Küstenschutzbereich hat dem Nationalparkbereich vermittelt: OK- ihr bekommt bei der Odde, was ihr euch immer gewünscht habt-Natur Natur sein lassen (das ist ja auch kostengünstiger). Aber nur, wenn wir unsere Tetrapoden-Quer-und Längswerke weiter oben setzen dürfen. Dass genau dieser Eingriff aber den natürlichen Ablauf soweit stört, daß in wenigen Jahren das ganze Naturschutzgebiet weggespült wird, sagten sie  der Bevölkerung offenbar nicht.

Nun wird man vermutlich bald hören und lesen, der Naturschutz sei für den Verlust der Odde verantwortlich, weil die Wattenschützer  ja Natur Natur sein lassen wollten. Das wäre wieder Wasser auf die Mühlen des Küstenschutzes, nach dem Motto: da habt ihrs, was passiert, wenn wir die Natur gewähren lassen!

Schliesslich wird das Amt dann einen schönen Asphaltdeich oder eine Kunstdüne kreiern um die Ortslage nach Süden abzuschliessen-natürlich mit Fahrradweg oben drauf.

Auffällig ist bei der ganzen Sachlage, das nichts vom Naturschutzamt des Kreises NF und auch vom Sylter Landschaftszweckverband zu hören ist. Die sind eigentlich für das NSG Hörnum Odde zuständig und kämpfen sonst um jeden Quadratmeter Heidefläche. Hätten diese Institutionen nicht das Management vom LKN rechtzeitig in Frage stellen müssen?

Auch von der Schutzstation Wattenmeer und der Gemeinde Hörnum hätte ich mehr Widerstand gegen die erosionsfördernden Tetrapoden erwartet.

Ich bin pro Natur in Wildnisbereichen, aber nur, wenn auch tatsächlich natürliche Abläufe geschützt werden und nicht wenn künstliche Elemente falsche Rahmenbedingungen setzen. Im Fall der Odde, hätte man Ortslage und NSG gleichermassen schützen müssen. Nicht nur wegen des Wertes der Naturflächen, sondern auch, weil die Südspitze als Wanderweg eine wichtiges, Naturerlebnisziel für Urlauber und Einheimische war.

Lothar Koch

Sylter Südspitze: Das Ende ist nah!

IMG_2583

Blick auf die südlichste Restdüne der Inselspitze

Hörnum, 14.11.2015

Das südliche Ende von Sylt rückt leider immer näher an den Ort Hörnum heran. Nicht nur

 

Ostseite des NSG Odde

Ostseite des NSG Odde

für Naturliebhaber  ist es ein trauriger Anblick mit anzuschauen, wie täglich Wellen gegen den ungeschützten, westlichen Dünenfuß spülen und von Oben der Sand und Heidepflanzen nachrutschen.

An dem heutigen Starkwindtag (von Sturm konnte noch keine Rede sein) hat der äusserste Inselzipfel wieder stark gelitten. Die knapp 200 m Strecke zwischen der äussersten Spitze mit der südlichsten Düne und der noch zusammenhängenden Braun-und Graudünenfläche des Naturschutzgebietes wurde zeitweise vom Wasser komplett

IMG_2579

Odde, Westseite

überspült. Der Restinselzipfel wurde abgeschnitten und weiter zermahlen. „Mehr als zwei, drei Stürme gebe ich der äußersten Odde-Düne nicht mehr“, so Biologe Lothar Koch, der das Gebiet seit 1987 beobachtet. Damals verlief der Strand geschätzt Hundert Meter weiter westlich und die Odde war sicher einen guten Kilometer länger. Wir brauchten zwei Stunden, um sie vom Ort Hörnum aus zu umrunden. Heute ist das ein Spaziergang von maximal einer knappen Stunde geworden“.

IMG_2572

Wassereinbruch von Westen her

Von Westen her spülen die Brecher Holz, Pflanzenmaterial und jede Menge Plastikmüll ins Naturschutzgebiet. Der Salzwassereinbruch lässt die Heide absterben und die nächsten Hochwassermassen haben noch leichteres Spiel.

Das zuständige Küstenschutzamt scheint das Naturschutzgebiet aufgegeben zu haben. Auch von einer Besucherlenkung durch den ansässigen Naturschutzverband ist ausser ein paar hilflos aufgestellter Schilder nichts zu sehen. Gegen die Naturgewalten sind alle machtlos. Es gibt wohl keine angemessen bezahlbare Methode mehr, um das Naturschutzgebiet in der Fläche zu erhalten. Mit den voriges Jahr ausgebrachten Beton-Tetrapoden soll lediglich die Siedlung Hörnum geschützt werden. Leider, so sind sich viele Sylter einig, scheint die Tetrapodenkette den Abtrag des Naturschutzgebietes durch Wirbelbildung noch zu beschleunigen.

Für Sylt wird in den kommenden Jahren ein Gang um die Südspitze, eines der beliebtesten Wanderziele von Einheimischen und Touristen, leider immer unattraktiver werden. Es bleibt spannend, wie die Gemeinde und der Landes-Küstenschutz am Ende die südlichste Inselspitze Sylts befestigen wird. Hoffentlich bleibt uns der Einsatz von Beton und Asphalt erspart, wie es bei einigen anderen Nordseeinseln zu sehen ist (zum Beispiel auf der Nordseeinsel Norderney schon vor Jahrzehnten geschehen.).

Lothar Koch

Videos zur Odde-Entwicklung von Kai Klint

Der „andere Deich“ in Lister Schutzgebiet fertiggestellt

Der neue Mövenbergdeich in List

 

Rund 30 Jahre hat es gedauert, seit den ersten Forderungen der Lister bis zur Fertigstellung einer optimalen Ostsicherung der Gemeinde vor Sturmfluten. Gründe für den langen Weg bis zum neuen Mövenbergdeich gab es sicher viele: andere Landesprioritäten, Geld und Fördermittelmangel und vor allem schwierige Rahmenbedingungen seitens des Naturschutzes. Schliesslich musste der Deich in ein FFH Gebiet (Lister Koog) und an die Grenze zur Zone 1 des Nationalparkes SH-Wattenmeer gebaut werden (Königshafen).

Nach langen Planfeststellungsverfahren und teils wutentbrannten Diskussionen zwischen den Fronten ist nun die Kompromisslösung gestern offiziell von Alfred Mordhorst, dem Leiter des Landesamtes für Küstenschutz (LKN), abgenommen worden. Es handelt sich um einen ganz besonderen, 6, 5 m hohen und ca. 2,5 km langen Deich, der hinter dem Erlebniszentrum für Naturgewalten mit einer 350 m langen, künstlichen Düne beginnt. Um sensible Schutzgebiete, die Lister Nehrung und Uthörn, sowie den Lister Koog, möglichst wenig in Mitleidenschaft zu ziehen, wurde auf die Standartbauweise verzichtet. So fehlen hier der Deichverteidigungsweg (binnendeichs) und der Treibselabfuhrweg (aussendeichs). Damit der Deich aber dennoch motorisiert gewartet werden kann, ist die Deichkrone asphaltiert und damit befahrbar.

Die Deichböschungen wurden mit einem Mastix-Schotter- Deckwerk auf Heißbitumensand befestigt. Die offenporige Struktur dieses Materials erlaubt es, das die derzeit noch tiefschwarze Außenböschung mit der Zeit zusandet und sich selbst mit der heimischen Flora begrünt. Die Innenböschung wird unmittelbar nach Fertigstellung zusätzlich mit Boden abgedeckt und begrünt.

Die 8 m hohe Hochwasserdüne wurde mit Sand aus der Nordsee aufgespült. Wind und Wetter sollen im kommenden Winter der Düne einen natürlichen Ausdruck verleihen. Sie soll dann mit Strandhafer beflanzt werden.

Inwieweit die für Sylt so wichtigen Vogel-und Seehundrastplätze östlich des Deiches unter der Maßnahme leiden werden, kann wohl erst in einigen Jahren beurteilt werden. Hoffen wir, dass der Kompromiss auch zu Gunsten des Naturschutzes gelungen ist.

Skizze:LKN

Lothar Koch

Naturschutzgebiet im Tetrapak

Sandvorspülung beginnt am NSG Hörnum Odde

Fast 900 sechs-tonnenschwere Tetrapoden sind an der Steilkante der  Südspitze zwischengelagert worden. Bevor sie hakenförmig auf rund 160 Metern weiter draußen parallel zum Strand verbaut werden, soll ab dem 17.4. noch eine Sandvorspülung vorgenommen werden. Die Vorbereitungen dafür haben gestern vormittag mit dem Legen einer Spülleitung vom Hopperbagger zum Weststrand begonnen.

Die Sylter Südspitze gehört zu den gefährdeten „Hotspots“ der Insel. Auch diesen Winter gab es bei den rund 10 Winterstürmen wieder massive Sandverluste. Das Ende der 1960iger Jahre erbaute Tetrapodenquerwerk hat seinerseits durch Verursachung von Strömungswirbeln (Lee-Erosion) zum beschleunigten Abtrag beigetragen. Durch die Dämpfung der Wellenenrgie im Vorstrandbereich erhofft sich das zuständige Landesamt für Küstenschutz Linderung.

Insgesamt sollen in 2012 823 000 Kubikmeter Sand der Sylter Westküste vorgespült werden. 334 000 davon vor Hörnum.

 

 

Lothar Koch, Fotos: Koch/Timm