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Weshalb wir Sylter zur Klima-Demo gehen sollten, um Pariser Klimaziele durchzusetzen

List Weststrand nach einem Orkan
  • weil wir direkt durch die Folgen des Klimawandels in der Substanz unserer Insel betroffen sein werden.
  • die Kosten für den Küstenschutz immens steigen werden
  • die Kosten für Reparaturen an Häusern und Infrastruktur immens steigen wird
  • Wetter extrem unzuverlässlich und extrem heftig werden wird- das wird den Tourismus beeinträchtigen
  • unsere ursprüngliche Inselnatur mit ihren Pflanzen und Tierarten gefährdet wird
  • mit zunehmender Gefährdung der Insel auch die materiellen Werte für unsere Kinder gefährdet sind
  • unsere Ressource Trinkwasser gefährdet wird
  • das Welterbe Wattenmeer „absaufen“ wird
  • wir mit unangenehmen Organismen im wärmeren Badewasser und anderswo zu rechnen haben (Giftalgen, Nesselquallen, Mückenplagen etc.)
  • weil bei einem plötzlichen Abrutschen des Grönlandeises Tsunamis die Insel zerschlagen könnten
  • weil wir solidarisch mit anderen Inseln und Küsten sein sollten, die weltweit schon massiv betroffen sind
Anstieg CO2 in der Atmosphäre seit 1700

Am 20.9. tagt das sogenannte Klimakabinett in Berlin. Unsere Regierung will an dem Tag ihren Masterplan zum Klimaschutz beraten. Dabei sollten die Damen und Herren die Stimme der Küste ganz laut im Ohr haben. Bislang hören sie offenbar nur die Stimmen der vergleichsweise wenigen Kumpel in den Braunkohletagebaugebieten, die an ihrer fossilen Idee der Kohlegewinnung festhalten wollen und uns an der Küste damit direkt gefährden. Während sich die Politik große Gedanken um deren Arbeitsplätze macht, schweigt die Küste über mögliche Gefährdungszenarien, die der Klimawandel mit sich bringen wird. Wieso eigentlich? Lasst uns endlich lauter unsere Interessen auf den Verhandlungstisch legen! So laut, dass es bis nach New York schallt, wo in rund zwei Wochen ein UN-Klimagipfel tagt, der sich um das Weltklima kümmern soll.

20.9.2019 Kommt zur Reizklima-Demo: Rathausvorplatz Westerland, Kundgebung 12:00 Uhr

Lothar Koch

Kreis verweigert Klimademo auf Sylt den Protest ausserhalb der Shopping Meile.

Ob in Hamburg, Berlin oder anderen Städten: stets sieht man Demo-Züge über die Strassen ziehen, wo sonst Autoverkehr herrscht- meist unter Polizeischutz. Auf Sylt  scheint jedoch alles anders zu sein, wundert sich Lothar Koch, Sprecher von Bündnis90/Die Grünen OV Insel Sylt. Er hatte am 27.8. bei der Kreisbehörde die Genehmigung einer friedlichen Familien-Klimademo im Rahmen des Fridays for Future Aufrufes zu einem Welt-Klima-Streiktag am 20.9. beantragt und seit dem 5.9. ein Schreiben der Behörde vorliegen. Darin wird dem Demozug des „Aktionsbündnis Reizklima“, dem die Grünen und fast sämtliche Inselkirchen und Umweltverbände der Insel angeschlossen sind, die gewünschte Streckenführung verweigert.„Und das nun schon das zweite Mal“, sagt Lothar Koch. „Ursprünglich wollten wir die Demo bei der Musikmuschel auf der Promenade starten. Das wurde uns vom ISTS Leiter Peter Douven abgelehnt. Dieses Veto hatten wir hingenommen, obwohl es rechtlich wahrscheinlich nicht standhalten würde, so Lothar Koch. Nun wollte das Aktionsbündnis um 12 Uhr vom Rathaus über Strand-, Friedrich- und Maybachstrasse in den Trift ziehen und von dort aus über die Post zurück zum Rathaus. Doch die Kreisbehörde verweigert es, die Verkehrsstrasse zu nutzen.“ Dabei richtet sich unser Klimaprotest insbesonders auch gegen den ungebremsten Autoverkehr. Wie sollen wir unser Grundrecht auf Demonstration effektiv wahrnehmen, wenn die Autofahrer uns gar nicht bemerken?“, fragt der Sprecher der Grünen. Und resümiert darüber, was  geschehen würde, wenn das Bündnis eine Fahrraddemo anmelden würde.  „Unser Aktionsbündnis möchte nicht in der Sylter Shopping Meile eingegrenzt werden. Schliesslich wollen wir ja nicht einkaufen gehen“, so Koch.Die Kreisbehörde beruft sich auf Bedenken Sylter Behörden,  die eine Störung des Autoverkehrs befürchten. Ob eine Verweigerung der Demonstrationsroute aufgrund solcher Argumente  mit dem Recht auf Demonstrationsfreiheit zu vereinbaren ist, werden wir nun prüfen lassen und ggf. Widerspruch einreichen, so Koch.

Jan Philipp Albrecht eröffnet Europawahlkampf auf Sylt

Bevor der Landes-Umwelminister am Montag an einer Bereisung des Landesamtes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresküste (LKN) teilnahm, hatte er am Sonntagnachmittag ganz privat, als Grüner Abgeordneter seinen ersten Termin zum Europawahlkampf mit den Sylter Grünen absolviert.

Der Ringelpullover wird zum Markenzeichen von JPA

Die Grünen nutzten das strahlende Sommerwetter zu einer Europa-Fotosession am Strand. Die Sylter legten dem Minister im Anschluss die Parole „Klimaschutz ist Küstenschutz“ ans Herz. 

Vorstandssprecher Lothar Koch überreichte Jan Philipp Albrecht im Anschluss einen Brief mit Sylter Themen und Anregungen, die das Umwelt-Ressort betreffen.

„Damit meinen wir“, so Lothar Koch von den Sylter Grünen, „dass Küstenschutz nicht bei Sandvorspülungen und Deichbau aufhören darf, sondern ursächlicher gedacht und gesichert werden muß.“


Fridays Demos- Hoffnung für Europa

300-400 Demonstranten versammelten sich vor dem Rathaus in Westerland zur Klimademo

Am vergangenen Freitag fand auch auf Sylt eine Demo zum Thema Klimaschutz statt. Aufgerufen hatte die Kampagne „Fridays for Future“, der sich weltweit hundertausende Menschen, vor allem Schüler anschlossen. Leider wird die Initiative der Kinder und Jugendlichen von vielen immer noch belächelt und kleingeredet. So auch von der Lokalpresse, die in einem Kommentar von 100 Demonstranten schrieb, obwohl 300-400 Jugendliche und Erwachsene waren, die sich in strömendem Regen dem Protestmarsch durch Westerlands Innenstadt anschlossen. Damit war diese Klimademo zahlenmässig die grösste Demonstration seit Jahren (wenn nicht seit Jahrzehnten), die in Westerland stattfand. Statt das junge Pflänzchen des politischen Engagements bei Jugendlichen zu begrüssen und zu fördern, sind manche immer noch der Meinung, Demonstrieren sei ja kein Engagement, sondern nur ein Vorwand, die Schule zu schwänzen. Dabei gilt das Recht auf Demonstration als höchstes Gut in unserer Demokratie- und das sollte besonders für Bevölkerungsgruppen gelten, die nicht zur Wahl gehen dürfen. Wie sollten sie sonst ihre Meinung, ihre Ängste und Sorgen artikulieren. Und: die Lokomotivführer, Fluglotsen, Gewerkschaftler etc. streiken und demonstrieren ja auch nicht in ihrer Freizeit oder am Wochenende- eben weil sie wissen, dass nur so politischer Druck entsteht.

Schliesslich führt die Vorbereitung und Durchführung einer Demo auch zur Auseinandersetzung mit der Thematik und nicht selten zu weiteren Arbeitsgruppen, in denen kreativ am Thema gearbeitet wird. Auch in den Schulen wird durch das Engagement der SchülerInnen viel tiefer über das Thema Klimawandel recherchiert, als zuvor.

Die Demos von Fridays for Future sollten also als ein Zeichen der Hoffnung für Europa verstanden werden in einer Gesellschaft die zunehmend apolitisch geworden ist und das Feld der Diskussion überwiegend rechten Populisten überlässt.

Lothar Koch

Jetzt auch im Wattenmeer: Insulaner klagen für Klimaschutz

Es ist soweit- an der deutschen Nordseeküste wird immer mehr Küstenbewohnern klar, daß der prognostizierte Klimawandel und einhergehende Meeresspiegelanstieg kein Pseudoproblem von übereifrigen Umweltschützern ist, sondern dramatische Auswirkunken auf Eigentum und Familie haben kann.

Silke Backsen von Pellworm (Foto: S.Bartel)

Zu allererst merkten das Leute wie Silke und Jörg Backsen…

Jörg Backsen ist der Sproß einer alten Bauernfamilie auf Pellworm. Eine Familie die dort seit 1703 einen Hof betreibt, der heute komplett auf „Bio“ umgestellt ist.

Wer eine so lange Familiengeschichte hinter sich hat, kann auch weiter in die Zukunft denken. Wer auf Pellworm in die Zukunft denkt, dem kann schon mal Angst und Bange werden. Schliesslich liegt die zu bewirtschaftende Grassnarbe Pellworms deutlich unter dem Meeresspiegel. Nur weil ein ca 8 m hoher Deich die Marscheninsel umschließt, kann dort eine kleinbäuerliche Landwirtschaft und etwas Tourismus existieren. Sollte der mal brechen, steht sofort alles unter Wasser, was nicht hoch genug auf einer Warft gebaut ist.

Backsens Frau Silke ist zwar vor 22 Jahren aus Dortmund zugezogen, hat aber durch ihr Biologiestudium und als ehemalige Ehrenamtliche bei der Schutzstation Wattenmeer in den vielen Jahren Inselleben längst die Kraft des Meeres verinnerlicht und weiss was der „Blanke Hans“ anrichten kann, wenn er entfesselt losschlägt.

Die Backsens haben jetzt zusammen mit zwei anderen Bauernfamilien Deutschlands Klage gegen die Bundesregierung eingereicht. „Wir tun es für unsere Kinder und dafür, daß endlich mehr Menschen aufgrüttelt werden, gegen den Klimawandel aktiv zu werden“, sagt die Mutter von drei Söhnen und einer Tochter.

Bei der Klage geht es um alles, oder besser um nichts. Es geht darum, daß die Bundesregierung nichts tut. „Den jahrelangen Ankündigungen zum Klimaschutz, der Auszeichnung „Klimakanzlerin“ etc. ist viel zu wenig Greifbares und Wirkungsvolles gefolgt, um das 2 Grad Ziel zu erreichen, das in Paris festgelegt wurde“, meinen die Backsens.

Unterstützt werden Sie dabei von kompetenter Seite. Greenpeace übernimmt die Organisation und die Kosten für die Musterklage und eine Hamburger Umweltjuristin zieht mit guten Argumenten vor den Kadi (mehr dazu auf Greenpeace.de). Am 25.10.2018 wurde die Klage eingereicht. Es bleibt spannend, wie sich das Verfahren nun entwickelt. Menschen, die ebenfalls vom Klimawandel bedroht sind-und dazu zählen alle Sylter, die nicht gerade hoch oben auf dem Geestkern siedeln, können die Backsens und Co unterstützen, indem sie sich für einen Antrag auf Beiladung zur Greenpeace-Klimaklage registrieren lassen. Das kostet und verpflichtet zu nichts, hilft aber eine breitere Basis von Betroffenen aufzuzeigen.

Viel Glück!

 

Lothar Koch