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Robbenschutz im Naturschutzgebiet Hörnum Odde

In letzter Zeit sieht man häufiger junge Robben am Strand des Naturschutzgebietes Hörnum Odde rasten. Grund sind einerseits die wachsenden Robbenbestände, andererseits die ideale Form der Südspitze. Robben rasten bevorzugt an steilen Stränden, wo sie sich schnell ins Wasser begeben können. Im Video wird eine Bestimmungshilfe zur Unterscheidung erklärt.

 

Gesunde Robben nutzen den West-und Oststrand des Naturschutzgebietes vermutlich überwiegend Nachts wenn kein Spaziergängerverkehr herrscht. Tagsüber rastende Tiere sind eher erschöpft oder verletzt, suchen trotz der Störungen Zuflucht und sind deswegen nicht fluchtbereit- oder fähig. In dem Fall richtet die Schutzstation eine flexible, kurzfristige Ruhezone ein, um dem rastenden Tier etwas Freiraum und Ruhe zu geben. Bitte bei Sichtungen die Schutzstation anrufen: Tel:04651/881093.

 

LOTHAR KOCH

 

Für mehr NATURSCHUTZ AM ENDE? der Insel Sylt !

Es muß ein Aktionsplan „Odde“ her
Gastbeitrag von Lothar Koch in der Sylter Rundschau vom 9.1.2016
Foto: Ralf Meyer, 2015

Foto: Ralf Meyer, 2015. Der 2014 erbaute Wellenbrecher(rects im Bild) macht Naturschützern Sorgen

Ist der Naturschutz am Südende Sylts mit seinem Latein am Ende?
Ein Aktionsplan für das Naturschutzgebiet Hörnum Odde muss her. Sonst droht bald ein Totalverlust der Dünenlandschaft. Viel Zeit zum Handeln bleibt nicht mehr. Eine Win-Win Situation für Sylt und das Welterbe wäre machbar, ganz im Sinne der „Strategie Wattenmeer 2100“ wie sie im Juni 2015 vom Landtag beschlossen wurde. Dazu müssten Gemeinde Hörnum, Landschaftszweck-verband, Touristiker, Küstenschützer und Naturschützer  an einem Strang ziehen, um Ämter und Politik zu raschem Handeln zu bringen.
44 Jahre nach der Unterschutzstellung ist die 157 Hektar Fläche des Naturschutzgebietes an der Südspitze um über 80  Prozent geschrumpft. Wir reden über den Verlust von uralten Heidedünen, die über Jahrhunderte brauchten, um den in Deutschland seltenen tannengrünen Überzug von Krähenbeeren, Silbergräsern und Flechtensteppen zu produzieren.
Die Erosion ist nur teilweise auf den natürlichen Küstenabtrag zurückzuführen. Einen erheblichen Anteil an den Verlusten haben die 1968 eingeführten  betonharten Küstenschutzmaßnahmen für die Kersigsiedlung.
Sicher, der Schutz der Ortslage hat Vorrang, aber muss das auf Kosten des Naturschutzgebietes geschehen?
Abbrüche an der Odde seit Gründung des Naturschutzgebietes in 1972

Graphik: LKN. Abbrüche an der Odde seit Gründung des Naturschutzgebietes in 1972

Ab 2005 begann der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) mit dem Tetrapodenbauwerk zu experimentieren und baute einzelne Bauteile um. Offenbar war dessen Schutzwirkung keine Erfolgsgeschichte. Ganz verabschieden will man sich von den Betonblöcken aber bis heute nicht, wohl weil schon zu viel Geld in diese zweifelhafte Technologie geflossen ist. Statt ganz auf dynamischen Küstenschutz mit Sandvorspülungen umzusatteln, wurde ein neuer Wellenbrecher geplant. Ziel: Besserer Schutz der Kersigsiedlung. Das sollte auch gelingen, aber auf Kosten des Naturschutzgebietes.

Seitdem das Bauwerk steht (2014) sind weitere 25 000 qm Dünen unterge-gangen.  In wenigen Jahren wird das Gebiet vermutlich bis kurz vor den Leuchtturm aufgerieben sein und von einem Betondeckwerk ersetzt werden. Schon jetzt ist klar: der Imageverlust Sylts könnte größer sein, als die eingesparten Landesmittel bei  einseitigem Küstenschutz. Der ökonomische Schaden für Hörnum und ganz Sylt wird folgen.
Was eine natur- und menschenfreundliche Lösung des Problems sein könnte, müssen Ingenieure vorschlagen. Bisher haben die ihr Augenmerk aber nur auf den Siedlungsschutz gerichtet, weil das Land ihnen wegen Sparmaßnahmen auch keinen anderen Auftrag erteilt hat. Um die Erosionsgeschwindigkeit am NSG zu drosseln müsste wohl ein Sandzufluss von Norden her in Richtung Odde wiederhergestellt werden. Könnte das durch Veränderungen in der Form des Wellenbrechers und mit Sandvorspülungen geschehen? Oder durch ein sehr großes Verschleiß-Sanddepot, ähnlich dem „Zandmotor“, der sich in Holland bewährt hat und die Tetrapoden ganz ersetzen würde?
Mit viel, viel Sand würde Hörnum einen breiteren Strand bekommen und die Lebensdauer des Naturschutzgebietes verlängert. Im NSG wäre eine Landschaft mit kleinen Wanderdünen und Strand-Biotoptypen die Folge. Das würde Robben und Vögel im Naturschutzgebiet begünstigen. Ungestörte Bereiche an der äussersten Spitze würde sehr schnell von Robben genutzt werden. Eine intelligente Besucherlenkung mit flexiblen Unterständen zum störfreien Beobachten der Wildtiere könnte den Sinn und Erlebnis-Charakter des Naturschutzgebietes stark aufwerten.
Mit diesem Konzept wäre dann auch ein Paket zu schnüren, dessen Finanzierung aus zusätzlichen Naturschutzmitteln gerechtfertigt wäre. Immerhin fallen jährlich Millionen an Ausgleichsgeldern aus den Sandentnahmemaßnahmen vor Sylt an, die bislang zum Ankauf von Naturflächen am Festland verwendet werden. Auch Ausgleichsmittel aus Windparks stehen zur Verfügung. Da sollten doch ein paar Extra-Aufspülungen für das Naturschutzgebiet an der Sylter Südspitze drin sein!
Es stimmt, der „Patient Hörnum Odde“ würde am „Sand-Tropf“ hängen. Die Natur würde weiter für ein gewisses Maß an Erosion sorgen und ständiger Nachschub wäre notwendig. Die Befürchtung, daß der Sand irgendwo im Watt versinkt ist aber kein Argument mehr. Die vom Landtag verabschiedete Strategie Wattenmeer 2100 fordert sogar künstlichen Sedimenteintrag ins Welterbe. Experten haben berechnet, daß die wichtigen Schlickflächen sonst wegen des Meeresspiegelanstieges für immer „absaufen“ und keinen ökologischen Nutzen mehr haben werden.
Fangen wir doch in 2016 mit dieser Strategie zur Rettung des Wattenmeeres am prominenten Südende Sylts an! Das dient allen: Wattenschutz, Artenschutz, Küstenschutz, Tourismus und der Sylter Heimat.
LOTHAR KOCH

2 vor 12 für das NSG Hörnum Odde

Vielleicht ist es auch schon „nach 12!“?

Am ersten Tag des Jahres wurden wir auf Sylt mit strahlendem Wetter beschenkt. Ich schnappte mir meine Kamera und nutzte die Gelegenheit für eine kleine Zusammenfassung der Sylter-Südspitz-Problematik:

 

Hier unterschreiben: Petition zur Hörnum Odde

Videobeitrag zur Hörnum Odde aus 2012

 

Mein Herzenswunsch für Sylt zum Neuen Jahr: Rettet die Hörnum Odde!

OK, ich höre schon viele sagen: Träum weiter! Aber wenn ihr mich fragt, was ich mir für Sylt im kommenden Jahr wünsche, dann steht für mich der Erhalt des Naturschutzgebietes Hörnum Odde ganz oben auf meinem Zettel.
Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Wer in diesen Wochen um die Sylter Südspitze wandert, wird das nachvollziehen können: Rapide frisst sich das Meer von Westen her immer weiter in das Naturschutzgebiet hinein. Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die seit 1968 längs und quer liegenden Tetrapoden die Sandbilanz an der Südspitze negativ beeinflusst haben und die 2012 gesetzte Längswerkverlängerung mit den Beton-Vierfüsslern alles noch schlimmer machte. Die Erosion ist also nur bedingt ein natürlicher Vorgang, sondern vor allem „menschengemacht“.

Seit Jahren fordern verschiedene Sylter Experten den Abbau bzw die Umlegung der Tetrapoden. Aber das Amt für Küstenschutz (LKN) bleibt hart wie Beton und die Abteilungen für Naturschutz ordnen sich unter. Das „Totschlag-Argument“ von der Sicherung der Hörnummer Kersigsiedlung steht im Raum. Natürlich geht Menschenschutz vor Naturschutz- aber das heisst doch nicht, daß man keine Lösungen für beides-Mensch und Natur finden kann! Eine Korrektur der Tetrapodenlage könnte eventuell schon die aggressive Strömung vom Inselkern weglenken. Oder, wie wäre es denn zum Beispiel mit einer massiven Sandvorspülung nördlich des Gebietes. Das könnte den Ort sichern und der Sand würde sich langsam nach Süden verteilen und das Naturschutzgebiet nähren- ein Prinzip , das zum Erhalt der Badestrände am ganzen Inselstrand praktiziert wird, aber nicht billig ist. Es kommt der Verdacht auf, daß in der Südspitzfrage Betonkopfdenken mit Sparwut gepaart ist. Aber wer bestimmt denn, was uns das Naturschutzgebiet Hörnum Odde wert ist?

Für die Hörnummer wäre ein Verlust des Gebietes auch ökonomisch eine Katastrophe. Schließlich gehört ein Ausflug zur Südspitze zu den wichtigsten Zielen eines jeden Sylturlaubes und lockt Gäste in den kleinen Hafenort.

Wenn nicht schnell gehandelt wird ist die Odde in wenigen Jahren komplett fortgeschwemmt  und der Wanderweg wird direkt am Hörnumer Leuchtturm enden. Dort wird dann wohl eine hässlichen “Igelpackung” aus Beton und Asphalt das Inselende absichern müssen.
Was ist uns die Natur wert? Die ist wohl unbezahlbar! Noch existiert ein Stück altes gewachsenes Braundünengebiet südlich des Leuchtturms, das allein wegen seiner atlantischen Krähenbeerenheide schützenswert ist. Für Kegelrobben und Seehunde hätte der Strand des Naturschutzgebiets ein hohes Potential als Wurf-und Rastplatz-wenn da nicht der permanente Strom von Spaziergängern und freilaufenden Hunden wäre, der eine Ansiedlung der scheuen Meeressäugern verhindert.

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Also zurück zu meinem Wunschzettel: Ich wünsche mir eine zügige, optimale Lösung des Südspitz-Problems für Natur und Mensch: Beton raus aus dem Gebiet, Sicherung der Siedlung und des NSG durch Sandvorspülungen und eine Besucherlenkung, die  dem Sinn des Naturschutzgebietes wieder gerecht wird: ein  sicherer Lebensraum für Pflanzen und Wildtiere zu sein.
Wie ist deine/ Ihre Meinung dazu? Ich freue mich über Zuschriften zu dem Thema!: Mails bitte an Lothar Koch, info@syltopia.de
LOTHAR KOCH

Kegelrobben werfen im Wattenmeer

Seit Mitte November hat die Kegelrobben-Wurfzeit zwischen den Nordfriesischen Inseln begonnen. Im Gegensatz zu Seehunden, kommen die hier viel selteneren Kegelrobben im Herbst und Winter zur Welt. Weil das Nordseewasser viel kälter als im Sommer ist, besteht bei den frischgeborenen Jungrobben besonders in den ersten Lebenstagen die Gefahr von Auskühlung. Deshalb wählen Kegelrobben zur Geburt ihres Nachwuchses normalerweise ungestörte, erhöhte Strände und Aussensände. Leider die sind im Wattenmeer sehr rar. Die Inselstrände werden selbst zur ruhigen Jahreszeit zu praktisch 100% von Spaziergängern, oft auch freilaufenden Hunden, genutzt. Der seit Ende der 80iger Jahre traditionelle Rastplatz Jungnamensand südlich von Sylt vor Amrum, ist durch Erosion immer mehr verflacht. Dennoch wird diese Sandbank weiter von den Tieren genutzt. Allerdings mit dem Risiko schon bei leichten Stürmen überflutet zu werden. Dann verdriften die schwimmfähigen Jungrobben häufig an die Inselstrände, wie zum Beispiel an den Strand des Naturschutzgebietes Hörnum Odde an der Sylter Südspitze. Erst kürzlich soll eine Kegelrobbe direkt auf dem Amrumer Weststrand geboren worden sein und auf „der Düne“ von Helgoland, ausserhalb des Wattenmeeres, beläuft sich der diesjährige Wurfrekord der Kegler auf ca. 300 Tiere!

Foto: Kegelrobbe mit Jungtier, Schutzstation Wattenmeer

Foto: Kegelrobbe mit Jungtier, Schutzstation Wattenmeer

diesjähriger Seehund Foto: A.Conrad

diesjähriger Seehund
Foto: A.Conrad

Zusätzlich zu den weissen Kegelrobben-Jungtieren sind momentan auch viele diesjährige Seehunde unterwegs, die nicht wesentlich größer als eine drei-vier Wochen alte Kegelrobbe sind, obwohl sie bereits im Mai/Juni geboren wurden. Diese jungen Seehunde sind zwar unerfahren, aber dennoch keine Heuler. Man könnte sie als Vagabunden bezeichnen, da die Mutter-Kind-Bindung längst gelöst ist und sie bereits selbst nach Nahrung suchen. Aus Unerfahrenheit rasten sie nicht selten am Strand.

Beachten Sie bei den Fotos den Unterschied zwischen Seehund und Kegelrobbe. Der Seehundkopf wirkt runder als der Kopf des Kegelrobbenjungtiers Das wirkt auch heller und wolliger.

In beiden Fällen, bei den Seehunden und bei den Kegelrobben, wäre ein Abtransport in eine Robbenaufzuchtstation völlig falsch. Am besten man hält mindestens 200 m Abstand und lässt die Tiere einfach in Ruhe rasten. Ein Anruf bei der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt oder dem Öömrang Ferian auf Amrum führt zu einer Bewachung der kleinen Robben (Tel. Sylt:04651/881093).

junge Kegelrobbe. Foto  Andreas Trepte, (CC BY-SA 3.0 DE), http://www.photo-natur.de

junge Kegelrobbe. Foto Andreas Trepte, (CC BY-SA 3.0 DE), http://www.photo-natur.de

LOTHAR KOCH