Flughafengesellschaft Sylt betreibt GREENWASHING

Nachhaltigkeits- und Klimaschutzanspruch des Sylt-Tourismus bleibt weiter unglaubwürdig

Erst vorigen Monat stellte das NIT-Tourismusforschungsinstitut zusammen mit etlichen bekannten Umweltorganisationen in einer Studie fest: „Nachhaltigkeit im Sylt Tourismus ist deutlich ausbaufähig.

Trotz erkennbarer Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit bei einigen Projekten der Sylt Marketing Agentur, werden auf der Insel leider auch immer wieder Aktivitäten unternommen, die einen gegenteiligen Effekt haben.
Aktuell ist es die Werbung der Sylter Flughafengesellschaft auf den öffentlichen Litfaßsäulen-Säulen des ISTS (Tourismus Westerland) in Sylter Strassen. Dort hängen Plakate aus, die für eine Anreise mit dem Flugzeug nach Sylt werben. Darunter auch solche, die mit den Mitteln der Statistik der Bevölkerung vorgaukelt, dass Fliegen besonders wenig klimaschädlich sei.

Flugwerbung neben Vortragswerbung zu Orkanschäden auf Sylt- so widersprüchlich werben Sylter Tourismusbetriebe

 Die Gemeinde Sylt und der Landschaftszweckverband haben sich in der Vergangenheit mehrfach für eine nachhaltige Entwicklung des Sylter Fremdenverkehrs ausgesprochen.  

 Insofern empfinden es Parteien, wie Bündnis 90/Die Grünen-Insel Sylt und die Umweltverbände als Missachtung der Nachhaltigkeits-Beschlüsse der demokratischen Gremien und als einen Affront, wenn Betriebe wie die Flughafengesellschaft und der ISTS auf diese Weise in den Strassen Sylts Werbung bringen, die ein Erreichen der Klimaziele der Insel, des Bundes und des Pariser Abkommens eher bremsen, als unterstützen.

Das Plakat stellt anhand von globalen Zahlen dar, dass der Flugbetrieb in Deutschland nur 0,3 Prozent der CO2 Emission verursachen würde. Damit soll suggeriert werden, dass die Nutzung eines Flugzeuges zur Anreise nach Sylt kein Problem hinsichtlich der Klimaschädlichkeit darstelle und der umweltfreundlichste Weg sei. Dies kann als „Greenwashing“ bezeichnet werden, also den Versuch „grüner und umweltfreundlicher zu scheinen, als man ist. Das Plakat vergleicht nämlich nur mit dem Autoverkehr. Die Bahnoption wird wohlweislich weggelassen. Die Urheber des Plakates bedienen sich dabei eines statistischen Tricks. Absolut mag der Wert von 0,3 % stimmen. Das liegt einzig daran, dass die Zahl der Reisenden, die bundesweit ein Flugzeug nutzen im Vergleich zur Zahl der Autofahrer eben doch noch sehr niedrig ist.

Flugwerbung mit manipulativer Statistik neben Werbung für Naturführungen zur Wattvogelwelt am Nationalpark

 Je mehr Menschen fliegen würden, um so schlechter würde diese Bilanz jedoch ausfallen, da auf die Strecke pro Kopf gerechnet, das Flugzeug erheblich klimaschädlicher als die Bahn ist. Deswegen ist es nicht nachhaltig, für die Anreise mit dem Flugzeug zu werben.

 Zum Beispiel liegt nach Berechnungen der Deutschen Bahn der CO2 Verbrauch eines Reisenden von München nach Westerland  mit dem Zug bei 12,9 kg CO2 (die Dieselwerte und Zugtypen auf der Strecke Itzehoe-Westerland sind beachtet). 

Für eine Reisende auf der gleichen Strecke fallen im Flugzeug 140,3 kg CO2 an. Dieser Wert muss jedoch noch mit dem Wirkfaktor 2-3 multipliziert werden, da sich die Freisetzung von Treibhausgase in grösserer Höhe klimaschädlicher auswirken, als am Boden. Das bedeutet, dass ein Reisender welcher mit einem Airbus von München nach Sylt fliegt eine rund 20 bis 30 – fache Klimaschädigung verursacht gegenüber einem Reisenden der die Bahn nutzt. Auch bei Flugzeugen mit Propeller (Dash), wie sie auf der Strecke von Düsseldorf zum Einsatz kommen fällt die Klimabilanz deutlich besser für die Bahn aus, obwohl dort der Wirkfaktor wegen der geringeren Flughöhe nicht angewendet werden muss. Gegenüber dem Auto schneidet das Fliegen tatsächlich nur mit einem Propellerflugzeug gut ab (Strecke Düsseldorf).

Vergleich der DB für die Strecke München-Westerland

 Abgesehen von der Missachtung der Nachhaltigkeitsprinzipien  müssen sich die Gemeinden und deren Marketingexperten fragen lassen, ob mit so durchschaubaren statistischen Verdrehungen nicht der gegenteilige Effekt einer guten Inselwerbung geschieht.

Lothar Koch

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